Georg Schumann: Sinfonien und Orchesterwerke

  • Es ist immer schwierig Komponisten vorzustellen die einer breiteren Klassikgemeinde unbekannt sind und die Aufteilung der Threads zu bestimmen
    Macht man einen allgemeinen Thread oder lieber doch Aufteilungen ?
    Im konkreten Fall habe ich mich auf Grund des relativ umfassenden kompositorischen Schaffens für zweiteres entschieden, notabene, da sich cpo, BR Klassik und die Georg Schumann Gesellschaft für diesen Komponisten einsetzt – und das zu recht.
    So beginnt dieser Orchesterwerke-Thread mit einer kurzen Vorstellung des Komponisten. Georg Schumann wurde 1866 in eine musikalische Familie hineingeboren, schon Vater und Großvater waren Musiker gewesen. Er lernte schon im Kindesalter das Klavierspiel, ebenso wie jenes der Violine. Schon früh spielt er er im Orchester seines Vater aushilfsweise Violino oder aber auch Pauke
    Ebenso komponierte er schon in seiner frühesten Jugend und er konnte das Interesse von Carl Reinecke gewinnen, welcher sein Lehrer wurde. Mit 19 komponiert er bereits eine Sinfonie (nicht auf Tonträger verfügbar), welche am Leipziger Konservatorium aufgeführt wurde.
    Um Fragen vorzubeugen: Georg Schumann ist mit Robert Schumann nicht verwandt, er hatte allerdings Brüder , die ebenfalls Musiker wurden, Camillo, Alfred und Clemens Schumann
    Die hier vorliegenden Sinfonie op 34 in h-moll stammt aus dem Jahre 1887, ist also ebenfalls das Werk eines jungen Komponisten. Die wurde vonAnbegin von der Kritik sehr gelobt und gewann ihm Rahmen eins Preisausschreibens 1888 unter 57 Einsendungen den ersten Preis. Solche
    Preisausschreiben für Kompositionen waren damals üblich und die presigekrönten Werke
    Bekamen dann eben auch noch den Beisatz „Preis.-Sinfonie“, was teilweise sogar auf den Konzertzetteln vermerkt wurde.
    Nach soviel Einleitung kommen wir zu der Frage, wie denn eigentlich die Musik Georg Schumann klingt.
    In kurzen Worten würde ich die Sinfonmie als sehr eingängig, mit starkem Einsatz der Hörner bezeichen, als sehr „romantisch“ gefärbt. Ich habe auch darüber nachgedacht, wie sich das Werk im Verhältnis zu Mahlers Sinfonien verhält. Gibt es da Berührungspunkte ?
    Nein – oder doch ? Eigentlich wesentlich konservativer gestrickt gibt es Stellen die entfernt an die Stimmung erinnert, die sich (bei mir) beim Hören von Mahlers 1. Sinfonie einstellt – aber auch nur dort. Sie Sinfonie hat einen „singenden“, stellenweise auch „choralartigen“ Unterton. Wenn ich einerseits Mahlers Erste genannt habe, so ist hier auch der Geist Mendelssohns zu spüren. Ich habe auch nach Ähnlichkeiten zu Raff gesucht, und abgesehen von der ebenfalls vorhandenen Eingängigkeit eher keine Gemeinsamkeiten gefunden, Raffs
    „volkstümlicher“ Ton fehlt hier vollkommen.
    Der Zeitgenössische Kritiker sprach die Sinfonie freu von jeglichem Bombast. Dem würde ich nicht unwidersprochen beipflichten. Man höre das Finale des ersten Satzes. Aber mich hat ein Hauch von Bombast oder plakativer Attitüde noch nie gestört…
    Umso stärker dann der Kontrast zum lieblich verträumten zweiten Satz, der allerdings in der Mitte etwas an Dynamik gewinnt
    Der dritte Satz ist - nach eine kurzen Einleitung - tänzerisch angelegt.
    Der Finalsatz strotzt zu Beginn geradezu von Übermut und Fröhlichkeit, im weiteren Verlauf wird der Übermut stellenweise leicht gebremst, die fröhliches Stimmung bleibt indes.
    Fazit: Eine mehr als hörenswerte Sinfonie, teilweise Ohrwurmverdächtig. Für mich waren es 44 Minuten Hörvergnügen pur….


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieses Werk hätte ich mir auf YouTube gerne angehört, leider ist die Aufnahme aus rechtlichen Gründen gesperrt.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Georg Schumann hat leider nur zwei Sinfonien geschrieben, wobei eine davon erst neulich auf CD erschienen ist. Sie ist auf meine November-Bestelliste enthalten wird also voraussichtlich zwischen 10. und 15, November bei mir einlangen. Glücklicherweise hat Georg Schumann doch einige orchestrale Werke geschrieben die über die geringe Anzahl an Sinfonien hinwegtrösten mögen.
    So ist beispielsweise auf der in Beitrag abgebildeten Cd mit der "Preis-Sinfonie" eine "Serenade für großes Orchester" op 34 enthalten.
    Mit der habe ich mich heute ein wenig befasst.
    Uns sofort fühle ich mich veranlasst ein Statement in Beitrag Nr 1 zu korrigieren, bzw zu realtivieren, Dort schrieb ich nämlich, Schumanns Musik erinnere nicht wirklich an jene von Raff. Das würde ich an anhören der Serenade nicht mehr sosagen. Sie pendelt gewissermaßen zwischen Mendelssohn und Raff.
    Die Serenade hat auch ein von Schomann erklärtes Programm, und jeder ihrer Fünf Säzer hat einen eigenen Titel


    1) Auf dem Wege
    2)Nächtlicher Spuk
    3)Ständchen (mit Klarinettensolo)
    4)Intermezzo
    9 Finale


    Lat dem Komponsten handelt es sich hier um einen abgewiesenen Liebhaber, man hört den Hinweg zur Verehrten, die spöttelnden Gegener, das eigentliche Ständchen, die abweisende Antwort und den Rückzug.


    Ich gesteh, daß ich mit "beschreibender Musik" (in dieser Eigenschaft) nichts anfangen kann, ebensowenig wie mit Pantominme und Ballet, soll heißen ich mag die Musik schon, aber mit symbolischen Ausfrucksformen bin ich auf Klriegsfuß.
    JEder mag das halten wie er will, auf jeden Fall ist diese knapp dreißig Minuten dauernde Serenade aus dem Jahre eine Bereicherung für die Klassikwelt.
    Der letzte Satz enthält hier übrigens ein kurzes Zitat des Liedes "Es wohnt' ein Müller an jenem Teich, lauf Müller lauf....."


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin nun schon seit einiger Zeit im Besitz der 2 Sinfonie f-moll op. 42 von Georg Schumann und habe sie mir heute angehört. Der erste Eindruck war nicht berauschend. Schumann bringt viel Unruhe ins Spiel ohne, daß hier Feuer entsteht, und wo er das nicht macht, da weicht er in die Düsternis aus. Die Sinfonie ist vor allem im ersten Satz unruhig , wechselt andauernd die Stimmungen ohne wirklich etwas zu sagen, Ich finde hier weder besondere Originalität, noch tolle Orchestrierung, liebreizende Melodik noch sonst etwas, das eine große Sinfonie ausmacht. Die erste Sinfonie hat damals einen wesentlich besseren Eindruck bei mir hinterlassen. Der Fairness halber sei gesagt, daß sich dies gegen Ende der Sinfonie bessert. Allerdings wurde die Sinfonie schon bei der Berliner Uraufführung (1905) unter Felix Weingartner eher kühl aufgenommen. Georg Schumann wurde von den Zeitgenossen eher als moderner Komponist gesehen, heute stuft man ihn in die Nachfolge seines Namensvetters Robert Schumann (mit dem er NICHT verwandt ist) ein und bringt ihn in die Nähe von Johannes Brahms. Dies kann ich allerdings beim besten Willen nicht bestätigen. Ein kurzer Blick in die französische Wikipedia, die üblicherweise über unbekannte deutsche Komponisten mehr weiß als die deutsche, erwies sich als Fehlanzeige: Dort kennt man ihn nicht....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !