Baumberger Orgelsommer 2017

  • Konzert am 10. September 2017, 18.00 Uhr in St. Jakobi Coesfeld


    Iris Rieg, Orgel


    Programm:


    - Georg Philipp Telemann: Ouvertüre TWV 32:11
    - Johann Sebastian Bach: Fantasie und Fuge in g-moll BWV 542
    - Louis Vierne: Impromptu aus Pièce de Fantaisie
    - Ludger Vollmer: Toccata
    - Gaston Litaize: Lied aus Douse Pièces de grand orgue
    - Olivier Latry: Salve Regina


    Kurz-Vita Iris Rieg:


    Iris Rieg, * 18. 6. 1972, ist eine deutsche Kirchenmusikerin, Konzertorganistin und Komponistin:


    Nach dem Abitur studierte sie zunächst Schul- und Kirchenmusik in Stuttgart und Detmold und schloss mit Konzertexamen und Orgeldiplom ab, u. a. bei Bernhard Haas, Gerhard Weinberger und Renate Zimmermann.
    Durch ein Stipendium konnte sie ihre Ausbildung am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Paris bei Olivier Latry und Michel Bouvard vervollständigen.
    Bei verschiedenen Wettbewerben gewann sie Preise, so in Fürth, Laubach, Linz und Brixen.
    Nach ersten Kirchenmusikstellen in Düsseldorf und Köln ist sie seit 2011 freiberuflich tätig als Dozentin, Organistin, Pianistin und Pädagogin.
    Sie fühlt sich neben Bach und Reger auch, wie dass o. a. Programm zeigt, der französischen symphonischen Orgelliteratur verpflichtet.
    Sie ist auch als Improvisatorin und natürlich als Organistin im In- und Ausland tätig und lehrt außerdem seit 2012 an der Universität zu Köln.
    Auf der o. a. CD sind aus dem o. a. Konzertprogramm die Werke von Vierne, Vollmer, Litaize und Latry enthalten.


    Ich bin hauptsächlich in dieses Konzert gegangen, weil ich die neue Orgel, zu deren Einweihung wir vor einigen Jahren gesungen haben, einmal im Konzert hören wollte.
    Der Baumberger Orgelsommer findet seit mehreren Jahren statt, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich zum ersten Mal in einem Konzert dieser Reihe war. dabei hätte ich im ersten Konzert dieses Jahres Olivier Latry erleben können, aber da hatte ich noch unter den Nachwirkungen meiner Herzerkrankung zu leiden.
    Iris Rieg kannte ich auch noch nicht, aber ich hoffe nach diesem Konzert, dass ich ihr noch öfter begegnen werde, denn sie ist ja auch in Köln tätig, dem Hauptziel meiner Konzertbesuche, und es gibt dort ja auch eine Orgelreihe.


    Mit der anmutigen und leichtfüßigen Ouvertüre TWV 32:11 von Telemann eröffnete sie das Programm, und da merkte ich schon, dass sie das Instrument beherrschte. Außerdem war diese mir bis dato völlig unbekannte Ouvertüre von Telemann auch so etwas wie ein "Türöffner" nicht nur für mich in der recht gut besuchten Kirche.


    Mit dem zweiten Stück, Bachs, Fantasie und Fuge in g-moll BWV 542, war ich schon vertrauter, da ich sie schon öfter von Marie Claire Alain und Kay Johannsen gehört. Auch den Bach spielte sie mit Bravour.


    Auch das Impromptu aus den Pièces de fantaisie von Vierne habe ich schon von Mme Alain gehört. Aber es ist doch etwas ganz Anderes, wenn man es im Konzert hört, hat aber auch in Iris Riegs Lesart mein Liebe zur französischen Orgelmusik bestätigt.


    Auch die Toccata des deutschen Komponisten Ludger Vollmer beeindruckte mich. Vollmer wurde bekannt durch Opern wie "Gegen die Wand" und "Lola rennt". Das ist keine zufällige Namensgleichheit mit den gleichnamigen Filmen, sondern Vollmer hat diese Opern nach den Filmen von Fatih Akin und Tom Tykwer komponiert.


    Das "Lied" aus den Douze Pièces pour grand orgue von Gaston Litaize hat mir auch sehr gefallen, wie überhaupt die letzten drei Stücke aus dem späteren 20. Jahrhundert bzw. das Letzte sogar aus dem 21. Jahrhundert erstaunlich tonal waren, und das letzte,


    "Salve regina" von Olivier Latry, sozusagen das Hauptwerk des Abends, war schlichtweg überwältigend und wurde von Iris Rieg adäquat interpretiert, soweit ich dies beurteilen kann. Jedenfalls habe ich es so gefühlt, und ich denke, die meisten anderen Besucher auch, wie man dem reichen Beifall am Ende entnehmen konnte.


    Über das "Salve regina" lohnte sich ein eigener Bericht, aber da ich das Stück nun überhaupt nicht kenne, stelle ich hier den entsprechenden Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel ein:


    Geschichte


    Latry, Organist an Notre Dame in Paris, ist als Improvisator bekannt. Der verwendete traditionsreiche Marienhymnus ist in der katholischen Kirchenmusik, nicht zuletzt auch am zentralen Pariser Kirchenbau oft bearbeitet worden. Er erlaubt zudem kompositorische Ansätze, Elemente des Gregorianischen Gesangs (etwa die Stimmführung in Quintparallelen) und moderne Kirchenmusik miteinander zu verknüpfen.
    Latry begann mit solchen Ansätzen zuerst 1999 mit Improvisation in Lawrence an der University of Kansas. Der Komponist spielte das Werk erstmals an der Grand Orgue von Notre Dame am 9. Oktober 2007, mit dem Sänger Emmanuel Bouquet und der Schola der Maîtrise Notre Dame de Paris. Es wurde im Verlag Gérard Billaudot gedruckt. Latry nahm es auf, verbunden mit anderen neuen Komposition mit Bezug zu Maria. Unter anderem wurde Yves Castagnets Messe Salve Regina gemeinsam mit Latrys Instrumentalstück aufgenommen und veröffentlicht. Die Rezensentin einer Aufführung am 7. November in St. Bonifatius, Wiesbaden, in der Interpretation von Gabriel Dessauer beschrieb die Tonsprache des Werks als „erstaunlich rückwärtsgewandt“ und erwähnte, dass es „den gesamten Kosmos des Menschlichen nachempfinden ließ, einschließlich der Grausamkeit und Gewalt, aus der in diesem Gebet um Errettung gebeten wird“.
    Aufbau


    Jeder der sieben Sätze reflektiert eine Zeile des Hymnus, der jeweils zuvor gesungen werden kann, wahlweise von einer Sängerin, einem Sänger, einer Schola oder einem Kinderchor. Die Sätze sind kontrastreiche Charakterstücke.


    I Salve Regina – Avec la liberté du chant grégorien
    II Vita dulcedo – Calme
    III Ad te clamamus – Martelé, sauvage
    IV Ad te suspiramus – Sombre, implacable
    V Eia ergo – Profond
    VI Et Jesum – Comme une lente procession
    VII O clemens
    Latry unterstreicht die gegensätzlichen Gefühle der Rufe zu Maria durch Vortragsbezeichnungen, die nicht nur das Tempo, sondern die Stimmung betonen. Salve Regina (Sei gegrüßt, Königin, Mutter der Barmherzigkeit) hat die Freiheit des Gregorianischen Gesangs. Vita dulcedo (Unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt) ist ruhig. Ad te clamamus (Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas) ist ein Aufschrei, der hämmernd und wild zu gestalten ist. Ad te suspiramus (Zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen) erscheint dunkel und unerbittlich. Eia ergo (Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu) ist als tief charakterisiert. Et Jesum (Und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes) erscheint wie eine langsame Prozession. Der letzte Ruf O clemens (O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria) trägt keine Bezeichnung. Er endet wie Glockengeläut.
    Vergl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Salve_Regina_(Latry)


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).