• Ich glaube, dieses Thema passt am besten in die allgemeinen Klassikthemen, weil es nicht ausschließlich um Sänger geht, obwohl ich glaube, dass es gerade in diesem Bereich besonders ausgeprägt ist.


    Was haltet ihr von Starkult generell?


    Ich selbst bin, ganz ehrlich gesagt, kein großer Freund davon. Wenn wir bei den Sängern bleiben: ich bin vor allem daran interessiert, dass eine Figur, eine bestimmte Rolle einfach möglichst gut interpretiert wird. Wie derjenige heißt, der interpretiert, wie bekannt und berühmt er ist, ist mir eigentlich ziemlich egal. Deswegen "verehre" ich auch keine Sänger, keine Instrumentalisten, keine Dirigenten - für mich zählt ausschließlich die künstlerische Leistung, nicht die Namen und der Hype dahinter.


    Wenn mir eine bestimmte Interpretation gefällt, dann habe ich natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, wenn ich den Sänger in einer anderen Partie höre, aber dennoch würde ich nicht von vornherein sagen "Das wird so oder so großartig, weil der Sänger ist ja ein Star und mein Liebling".


    Ich kann mich an eine Amazon-Rezension für eine Opernaufnahme erinnern, die aus vielleicht 2 oder 3 Sätzen bestand. Darin hieß es lediglich, dass für diese Aufnahme lauter berühmte SängerInnen verpflichtet wurden. So als wären sie, nur weil sie berühmt sind, automatisch auch eine ideale Besetzung für diese Oper. Davon abgesehen, dass solche Rezensionen für mich sowieso keinen Wert haben, halte ich das auch für nicht sehr klug, wenn man sich von großen Namen blenden lässt und nicht mehr kritisch ist.
    Was ist einem wichtiger? Den großen Star XY singen/spielen zu hören, oder eine bestimmte Rolle/ein bestimmtes Stück großartig interpretiert zu hören?


    (Stephen King meinte in einem Interview, dass er einen schönen Spruch für seinen Grabstein hätte: "Die Geschichte zählt, nicht der, der sie erzählt")




    LG,
    Hosenrolle1

  • Das sehe ich ähnlich. Ich habe nur sehr selten berühmte Sänger auf der Bühne erlebt, was ich mir auch garnicht leisten konnte. Dafür habe ich viele Sänger erlebt, die ihre Rolle in werkgerechten Inszenierungen gut bis sehr gut verkörperten. Ich würde auch nicht in eine Vorstellung des Regisseurstheaters gehen oder mir eine Aufzeichnung solcher Inszenierung kaufen, nur weil ein berühmter Sänger dort auftritt. Bekannte Sänger habe ich allerdings bei den jährlichen Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft kennengelernt, und das waren bisher alles natürliche und bescheidene Leute. Von Starkult, wie er heute bei einigen Berühmtheiten betrieben wird, habe ich nie viel gehalten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Als Liebhaber der Alten Musik stellt sich die Frage mir nicht. Bevor ich mir eine Karte für Netrebko kaufe, ist erst mal Dorothee Mields, Hana Blazikova und Stephen McLeod dran. Sänger und Instrumentalisten der Alten Musik sind immer hervorragend, selbst, wenn man den Namen der Sänger nie gehört hat. Bei der letzten Marienvesper in Dortmund im Maschinenraum einer stillgelegten Zeche kannte ich nur Dorothee Mields und den Dirigenten Philippe Herreweghe. Trotzdem waren alle Sänger und Instrumentalisten von einer mitreißenden Wucht. Das Geheimnis von Herreweghe scheint mir, dass es keine Trennung von Chor und Solisten gibt; d.h., dass die Solisten alle Chorstücke mitsingen und alle Choristen mindestens kleine Soloauftritte haben.
    Beispiel: die Matthäuspassion in Köln 2010. Die kann man komplett bei YouTube einsehen.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die Matthäuspassion habe ich, lieber Dottore, in der gleichen Besetzung in Essen erlebt, ich weiß nur nicht mehr, ob es vor oder nach der Kölner Aufführung war, ich weiß nur noch, dass es die beeindruckendste Matthäuspassion war, die ich je live erlebt habe. Sie wurde ja früher (noch unter Günter Wand) jedes Jahr an Karfreitag mit Gürzenichchor und -orcvhester aufgeführt, einer seiner Nachfolger, Markus Stenz, hat sie dann im jährlichen Wechsel mit der Johannes-Passion aufgeführt. Dort habe ich die Matthäuspassion zweimal miterlebt, auch mit Pregardien. Aber an die Aufführung mit Herreweghe sind sie nie herangekommen.


    Ich überlege noch, ob ich nächstes Jahr am Karsamstag die Passion unter Christoph Poppen in Köln besuchen soll.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein berühmter Interpret - ob Sänger oder Dirigent, Pianist oder Geigenvirtuose (bei anderen Solisten ist das abenso - vielleicht allerdings nicht so stark ausgeprägt) ist zunächt einmal eine "Marke".
    Mann kennt ihn hat ihn schon öfter gehört - will ihn wieder hören.
    ER ist (idealerweise) deshalbt berühm geworden, weil bisherige Leistungen erwarten liessen, das auch künftige außergewöhnlich sein würden.
    Klassikfreunde sind üblicherweise nicht besonders flexibel, sie lieben das Bekannte (ich mache hier kaum eine Ausnahme)
    Sie wollen keine Risiken eingehen und greifen immer wieder zu Aufnahmen ihrer Lieblinge, selbst wenn die gar nicht mehr unter den Lebenden weilen.


    Das hat logischerweise Konsequenzen - und zwar in vielerlei Hinsicht.
    Die "prominenten" werden immer wieder besetzt, selbst wenn ihr Zenith bereits überschritten ist, ebenso werden sie "falsch besetzt", bis dahin wo Pianisten und Sänger zu dirigieren beginnen
    Opernsänger sind beispielsweise - von Ausnahmen abgesehen - nicht ideal für Operetten - denoch werden sie immer wieder eingesetzt, weil die OperttenSänger von heute kaum jemand kennt. Wenn jemand bei der Vorstellung einer neuen Operngesamtaufnahme lediglich die Besetzungsliste nennt, dann halte ich das nicht unbedingt für verwerflich. Es ist dann eben keine Kritik, sondern eine Kurzinformation.


    Eine weitere Konsequenz (gilt nur für den Bereich Oper) ist, daß manche Opernaufführungen in der Tat nur wegen der berühmten Namen besucht werden, weil die Leute eben ihren Lieblingdirigenten oder Lieblingssänger HÖREN wollen. Da wird dann über gewisse moderne Inszenierungen hinweggesehen.
    Andrerdeits kann der Prunk und die tolle Aufmachung schon über stimmliche Defizite hinwegtäuschen. Das gilt auch für Solistenabende anderer Bereiche. Pianist X füllt beispielsweise die Säle. (Lebende Künstler haben ja das Glück, daß sich das an sich perfekte "Welte.Mignon" System nie wirklich durchgesetzt hat. scheinbar wirkt ein automatisch spielender Konzertflügel auf viele ein wenig unheimlich und beklemmend.)
    Gilt es aber eine Tonträgeraufnahme zu erwerben, denn geht man auf Nummer sich und kauft (z.B.) lieber Gilels, Rubinstein, Horowitz, Haskil, Kempff oder Backhaus.
    Ich werde mich hüten hier lebenden Berühmtheiten zu nennen, weil ich notwendigerweise welche auslassen muß.


    Die Tonträgerfirmen wissen all das und agieren dementsprechend mit ihrer Veröffentlichungspolitik.
    Allerdings ist ihnen oddensichtlich nicht bewusst, daß es einen "Starkult" wie er bis ca 1970 noch existierte kaum mehr gibt, und daß man in der Regel nicht mehr so hohe Verkaufzahlen auf einen Neo-Star veranschlagen darf. Ebenfalls ist es IMO weitgehend sinnlos einen Neuling zu "pushen" - denn solche "Stars" entpuppen sich oft als Seifenblasen, die zehn Jahre später niemand mehr kennt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Starkult verhindert eine funktionierende Gemeinschaft. In den Zielsetzungen der Gottlob-Frick-Gesellschaft ist festgelegt, dass jegliche Überhöhung, also dominante Herausstellung unseres Namensgebers, unterbleiben soll. Weil wir von Anfang an Kolleginnen und Kollegen und alle anderen Gäste aus dem künstlerischen Bereich absolut gleichberechtigt behandeln und präsentieren, kommen so viele Sängerlegenden zu uns und sind Mitglieder der Gesellschaft geworden. Auch in der Gottlob-Frick-Gedächtnisstätte ist mindestens die Hälfte des Raumes dem Gedenken möglichst vieler Sängerpersönlichkeiten gewidmet. Das jährliche Künstlertreffen wendet sich ebenfalls an einen breiten Kreis und an diesen Tagen dreht sich wirklich alles um unsere Gäste aus dem künstlerischen Bereich. Sänger, die in ihrer Künstlerlaufbahn oft jahrzehntelang Menschen Freude und Kunstgenuss geschenkt haben, deren Gedenken wollen wir erhalten und sie alle ehren. Das klappt hervorragend. Bei uns sind auch die sogenannten Stars einfach nur Kolleginnen und Kollegen, die sich problemlos in die Gemeinschaft einordnen. Für manche Taminos ist es der Grund, zu unseren Treffen zu kommen, dass sie alle Künstler hautnah und ganz offen erleben können. Oft sind Gäste restlos erstaunt, wie kontaktfreudig, kommunikativ und unkompliziert selbst große Sängerdiven sind und wie sie sich im persönlichen Kontakt und Gespräch öffnen. Also jeder Starkult, würde den familiären Charakter der Gottlob-Frick-Gesellschaft, der Veranstaltungen und Treffen stören oder überhaupt nicht aufkommen lassen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • In der Wiener Staatsoper sind gestern Abend bei der Trovatore Aufführung auch viele Plätze leer geblieben, da Frau Nebtreko abgesagt hat. Anstatt das man den Einspringern eine Chance gibt und trotzdem hingeht, läßt man die bezahlen Karten lieber verfallen. So etwas kann und werde ich nie verstehen.

  • Zitat

    Oft sind Gäste restlos erstaunt, wie kontaktfreudig, kommunikativ und unkompliziert selbst große Sängerdiven sind und wie sie sich im persönlichen Kontakt und Gespräch öffnen.


    Ich kann das nur bestätigen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, waren alle Sänger, mit denen ich persönlich sprechen konnte (sie waren Kunden in einem Photogeschäft ind der unmittelbaren Nähe der Wiener Staatsoper, wo ich zwischen 1973 und 1983(?) arbeitete. Eine Besonderheit diese Geschäfts war, daß Prominente, dort nicht als solche behandelt wurden, sondern wie normale Menschen. Das hat sie eher angelockt als verwundert.
    "Stars" werden vor allem in der PR-Abteilung von Tonträgerfirmen geboren. Und natürlich gibt es -wie überall - auch im Opernbereich Leute die an maßloser selbstüberschätzung leiden. Sir Rudolf Bing (1902-1997) , einst Generalmanager der MET, beschreibt das in seinem nur mehr antiquarisch erhältlichem Buch "5000 Abendein der Oper", das seine Memoiren enthält. Ein hochinteressantes Buch wo er schonungslos aber zugleich witzig über schwierge "Stars" berichtet , sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Damals gabe es in der Tat mehr Stargehabe und Starkult als heute - die Zeiten haben sich geändert.


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Starkult ist nichts für mich. Auch eine Sache aus deren Alter ich raus bin. 8| Aber man sollte nicht vergessen, dass es für viele Leute am Anfang leichter ist eine CD mit bekanntem Namen zu kaufen, weil man die Sicherheit hat, oder glaubt sie zu haben, dass man etwas gutes gekauft hat. Einfach aus Unsicherheit in der Materie. Mit irgendwas muss man Anfangen sich für Klassik zu interessieren. Und ich vermute es wird viele Leute geben, deren Interesse einfach nicht über dieses Anfangsstadium hinausgekommen ist, und die eben deshalb bei diesem "Starkult" bleiben. Nicht wegen dem Star, sondern damit sie sich nicht bewegen müssen. :stumm:


    Lg, Friese


  • Lieber William,
    ich kann dir nur zustimmen!

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Ich mag Stars!! Ich wäre gern selbst einer, schon wegen der finanziellen Vorteile. Leider habe ich nicht die Voraussetzungen dazu.


    Also wäre ich lieber ein Spatz. Oder ein kleines Licht!!


    Herzlichst La Roche


    PS - allerdings habe ich z.B. Editha Gruberova mehrmals erlebt und möchte diese Erlebnisse (z.B. konzertant in den Puritanern u.a.) keinesfalls missen!!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In der Wiener Staatsoper sind gestern Abend bei der Trovatore Aufführung auch viele Plätze leer geblieben, da Frau Nebtreko abgesagt hat. Anstatt das man den Einspringern eine Chance gibt und trotzdem hingeht, läßt man die bezahlen Karten lieber verfallen. So etwas kann und werde ich nie verstehen.


    Ich ebenfalls nicht, lieber rodolfo39.


    Ich hätte die Leute am liebsten gefragt, ob sie enttäuscht sind, dass sie Anna Netrebko nicht live erleben können, oder weil sie ihre Stimme in dieser Partie nicht hören können.


    Ich traue mich fast auf ersteres zu tippen: man will die Berühmtheit live sehen. Weniger berühmte Namen - egal wie toll die sein könnten - interessieren nicht.




    LG,
    Hosenrolle1

  • man will die Berühmtheit live sehen. Weniger berühmte Namen - egal wie toll die sein könnten - interessieren nicht.


    Zumindest im Bereich der klassischen Musik ist es nicht möglich, aus jemand der nichts kann einen Star zu machen. Somit ist es logisch, dass der Star etwas kann. Aber der Star kann einmal einen schlechten Tag haben und ein Star kann altern; dann kann er noch eine Weile von seinem redlich erworbenen Ruf zehren und lässt sich auch noch eine gewisse Zeit gut vermarkten.


    Nur ein einziges Mal hatte ich einen Star erlebt, der seinen Zenit längst überschritten hatte, was auch bei größtem Wohlwollen nicht zu überhören war.


    Als ich die im fortgeschrittenen Alter befindlichen Sänger Carlo Bergonzi und Hermann Prey hörte, dachte ich im Vorfeld des Konzertbesuchs, da musst du Abstriche machen - Prey hatte ich ja in allen Lebensabschnitten gehört - konnte jedoch erfreut feststellen, dass die Herren eine Top-Leistung boten.
    Das war auch bei Peter Schreier der Fall, den ich in einem seiner letzten Liederabende hören durfte, vierzig Jahre vorher hörte ich ihn zum ersten Mal, natürlich klang die Stimme damals jünger, aber eine gewisse Qualität war da immer vorhanden.


    Und was die weniger bekannten Interpreten angeht - in meinem Genre höre ich mir praktisch alle an und respektiere fast alle Darbietungen, auch wenn sie nicht begeisternd sind. Da sind aber vereinzelt auch Leistungen von Weltniveau darunter, die man für den Rest seines Lebens nicht vergisst.


    Nach meinem Sprachgefühl passt auch der Begriff »Star« nicht so recht zu einem ernstzunehmenden Künstler der klassischen Musik. Die ersten Stars waren US-amerikanische Filmschauspieler, in diesem Metier hätte man diesen Begriff auch lassen sollen.


    Wikipedia sagt: Ein Star ist eine prominente Persönlichkeit mit überragenden Leistungen auf einem bestimmten Gebiet und einer herausgehobenen medialen Präsenz.


    Dies trifft zum Beispiel auf Dietrich Fischer-Dieskau hundertprozentig zu, es wäre mir nie in den Sinn gekommen, ihn als Star-Sänger zu bezeichnen - das passt wie die Faust aufs Auge ...

  • Starkult ist überflüssig. Die eher stillen Stars sind mir sowieso die liebsten. Sie lassen einfach ihre Leistung für sich sprechen. Verstorbene Künstler können sich gegen den posthumen Kult, die um sie getrieben wird, nicht mehr wehren. Viele, die beispielsweise die herrliche Stimme Fritz Wunderlichs einmal gehört haben, werden ihr wahrscheinlich ein Leben lang verfallen sein. Verehrer neigen ja dazu, sich an Superlativen zu überbieten und man ist selbst davon oft nicht völlig frei, wenn man ehrlich ist. Ob allerdings der dem Vernehmen nach bescheidene Mann sich selber als Star im heutigem Sinne gesehen hat, können diejenigen, die ihn erlebt haben , sicher am besten beurteilen. Ich vermute mal nein.


    Gruesse...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

    Einmal editiert, zuletzt von MDM ()

  • In der Wiener Staatsoper sind gestern Abend bei der Trovatore Aufführung auch viele Plätze leer geblieben, da Frau Nebtreko abgesagt hat. Anstatt das man den Einspringern eine Chance gibt und trotzdem hingeht, läßt man die bezahlen Karten lieber verfallen. So etwas kann und werde ich nie verstehen.


    Das kann ich nachvollziehen. Ein Teil des Publikums kauft die Karte für Anna Netrebko und nicht allgemein für den "Troubadour". Es soll also drinnen sein, was drauf steht. Wenn in einem Supermarkt die gesuchte Butter ausverkauft ist, nehme ich doch stattdessen auch nicht Margarine. ;) Ich will Butter haben. Vor vielen Jahren hatte ich eine Eintrittskarte für den Liederabend eines sehr berühmten Sängers mit einer Programm ergattert, auf das ich ganz wild war. Als er absagte, verzichtete ich auch auf den Ersatz. Seien wird also gütig.



    Nach meinem Sprachgefühl passt auch der Begriff »Star« nicht so recht zu einem ernstzunehmenden Künstler der klassischen Musik. Die ersten Stars waren US-amerikanische Filmschauspieler, in diesem Metier hätte man diesen Begriff auch lassen sollen.


    Wikipedia sagt: Ein Star ist eine prominente Persönlichkeit mit überragenden Leistungen auf einem bestimmten Gebiet und einer herausgehobenen medialen Präsenz.


    Ja, ja, heute gibt es alle möglichen Starts. Starfriseure, Starvisagisten, Starköche, Starmoderatoren, Stardirigenten, Leinwandstars, Serienstars, Starbühnenbilder usw. Das ist natürlich absurd. Mit derlei Kult wird auch gern kompensiert, was an wirklicher Leistung nicht vorhanden ist. Die Erhebung in den Starstatus kommt mir vor wie die billige Ausgabe eines Adelstitels im Medienzeitalter. Mir reicht der Name.


    Starkult ist überflüssig. Die eher stillen Stars sind mir sowieso die liebsten.


    Das sehe ich auch so.


    Bekannte Sänger habe ich allerdings bei den jährlichen Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft kennengelernt, und das waren bisher alles natürliche und bescheidene Leute.


    Nach meiner Erfahrung sind Sänger besonders natürlich und bescheiden, nachdem sie ihre Karriere beendet haben. Aber nicht nur. Beruflich bedingt bin ich auch immer mal wider Sängern begegnet, die es durch Leistung zu Berühmtheit gebracht haben. Sie waren fast alle sehr zugänglich. Vor allem dann, wenn sie als "normale Menschen" wahrgenommen wurden und nicht mit devoter Geste. Sie erkennen schnell, wer sich in ihrer Kunst genau auskennt oder wer sich nur in ihrer Gegenwart sonnen will. Als ziemlich abweisend habe ich nur Hermann Prey in Erinnerung, was auch Zufall gewesen sein kann. Eine vor allem in Wien und an der Met geiferte Sopranistin sagte mal in einem Interview unter drei: "Ich bin mir schon bewusst, das leere Leben meiner Fans zu füllen."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Zitat

    Ja, ja, heute gibt es alle möglichen Starts. Starfriseure, Starvisagisten, Starköche, Starmoderatoren, Stardirigenten, Leinwandstars, Serienstars, Starbühnenbilder usw.


    Nicht zu vergessen den Starforianer


    An alten Zeiten ist man das durch msassenhaft fundierte Beiträge geworden, oder aber auch durch angenehmes Verhalten, einschmeicheln beim Administrator - etc, etc
    Tempi passati
    Heute nützt das alles nicht s mehr - oder - positiver formuliert - es ist nicht mehr notwendig.


    Unsere Schnelllebig Zeit erfordert andere Maßnahmen, man kann nicht zehn Jahre seines Lebens damit verbringen sich zum Starforianer emporzuarbeiten, immer im Hinterkopf, durch ein falsches Wort den Oberforianer zu vergrämen und so die Abeit von Jahren mit einem Streich zunichte zu machen.
    WEg mit geheimen Mauscheleien und Korruption.


    Heute funktionier das alles ganz anders.
    Man kann den Starruhm selbst erwerben - und zea mit barer Münze


    Man steigt nicht mehr als "Neuling" ein sondern als veryfied Tamino-User. Im nächsten Monat kann man dann die nächste Stufe des Ruhmes erklimmen. Jede Stufe ist erst erwerbbar, wenn man im Besitz der nächstniedrigen ist.


    verified Tamino User Euro..............500.--
    certified Tamino User Euro.............750.--
    certifiied Tamino VIP User Euro...1.000.--
    certivied Tamino VVIP User Euro 3.000:--
    Tamino Oberforianer Euro...........5.000.--
    Tamino STAR -FORIANER.....10.000.-- (Limitiert auf maximal 3 Mitglieder


    FAQ: können Ex Mitglieder aus anderen Foren auch Tamino STAR Forianer werden ?
    Antw: JA - aber zum doppelten Preis :hahahaha::hahahaha:


    Bestre Grüße aus Wien
    Alfred


    Nachtrag; Das Verkaufen von Forentiteln ist nicht meine Idee gewesen, Engelbert hat einst sowas allen Ernstes vorgeschlagen
    Allerdings haben wir über Preisgestaltung nicht gesprochen...

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Gedanke des erarbeiteten Ranges im Tamino-Klassik-Forum ist nicht so abwegig. Allerdings sollte er nicht käuflich sein. Mitglieder, die ganz besondere Leistungen für das Forum bringen, sollten wenigstens anerkennend erwähnt werden. Diese Anerkennung könnte sich dann in einer noch zu definierenden Anerkennungsstufe ausdrücken. Ohne groß nachzudenken wäre William B. A. für seine enorme Arbeit für uns alle, Helmut Hofmann für seine ständigen außergewöhnlichen Beiträge auf zu wenig beachtetem Gebiet, Caruso der uns immer mit neuen Stimmen bereichert, Hart für seine Fleißarbeit zum Sängergedenken und seicento für kreative, aussergewöhnliche Ideen und Beiträge, für mich Kandidaten, die in irgendeiner Form ein Sternlein bekommen sollten. Auch Moderatorenleistungen sollten auf diese Art erwähnt werden. Würdigung verdient auch, wer durch Mitgliedergewinnung oder Öffentlichkeitsarbeit wirkungsvoll für das Forum wirbt.
    Ich wäre dankbar, wenn weitere Vorschläge in dieser Richtung kämen, die diskutiert und von der Forenleitung ernsthatft auf Realisierung geprüft werden sollten. "Anders als alle Anderen zu sein" heißt die Devise. Überall wo für uns ein Alleinstellungsmerkmal (USP) erworben werden kann, haben wir einen Vorsprung und gewinnen an Attraktivität.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber prägender Forenuser operus ;) , wir haben doch schon einen erarbeiteten Rang durch die Zahl der verfassten Beiträge. Jeder andere, von Alfred verliehene Ehrentitel würde nur zu Eifersucht und Verletzungen führen ("warum der und ich nicht"). Nein, damit gewinnt man nichts, sondern schürt nur Unfrieden. Es sei denn, jeder bekommt irgendeinen Titel, so wie in Österreich. :hahahaha:


    Die Idee, den Status käuflich zu machen, ist ja ganz nett, aber es muss dafür auch Privilegien geben. Wenn ich Geld ausgebe, will ich auch einen Gegenwert haben. Die Star-Forianer zum Beispiel könnten einmal im Jahr zu einem Abendessen mit Alfred Schmidt eingeladen werden - das sollte einem doch 10.000 Euro wert sein. :D

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich erinnere mich gut, daß ich schon seinerzeit bei Enngelbert das Ansinnen abgelehnt habe. Es ist zwar verlockend besonders eifrige Mitarbeiter zu belohnen. Aber ich habe noch in Erinnerung wotu das im Handel führte: Ein andauernder Kampf der Mitarbeiter untereinander. Wir wollen keine Stars, wurde gesagt und das ist auch gut so. Mitglieder, die sich durch besondere Aktivitäten hervortun werden sowieso geschätzt und umschmeichelt - aber auch angegriffen. Das ist etwas, das ich den Betroffenen nur schwer vermitteln kann, daß man, so man im Mittelpunkt steht, eine ideale Zielscheibe darstellt.
    Forenbetreiber hierfür prädestiniert.
    Zurück zu den Opernstars und Interpreten. Ich habe zahllreiche von ihnen kennengelernt, sie waren Kunden in der Wiener Innenstadt, mit einigegn hat man dann auch ein paar Worte gewechselt - selten über ihren Beruf. Ich kann mich an keine Starallüren erinnern.
    Ich erinnere mich, als eines Tages eine Dame Filme zum Entwickeln abgab. Ich fragte Sie Nach dem Namen: "Leonskaja"
    "Wie die Pianistin ?" "JA - das bin ich" "Aber sie sind doch aus Russland ?" - "Ja - aber ich lebe jetzt in Wien" Ich hatte sie ein paar Wochen zuvor in einem Konzert gehört- aber natürlich nicht wiedererkannt.
    ALLE Künstler, die ich kenenlernte waren nett und bescheiden - und froh, NICHT angehimmelt zu werden.
    Die Sucht nach Stars ist ein wenig in Teilen der Publikuns zu suchen, aber FORCIERT wird der Starrummel durch die Tonträgerinduistrie (und früher durch die Impresarios)...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Ohne groß nachzudenken wäre William B. A. für seine enorme Arbeit für uns alle, Helmut Hofmann für seine ständigen außergewöhnlichen Beiträge auf zu wenig beachtetem Gebiet, Caruso der uns immer mit neuen Stimmen bereichert, Hart für seine Fleißarbeit zum Sängergedenken und seicento für kreative, aussergewöhnliche Ideen und Beiträge, für mich Kandidaten, die in irgendeiner Form ein Sternlein bekommen sollten.


    Hier bin ich auch der gleichen Meinung wie Alfred. Diese Leute leisten sehr viel für das Forum und ihre Mühe sollte auch entsprechend belohnt werden. Es sollte aber u. A. unser Operus (Hans) nicht vergessen werden, der sich außerordentlich große Mühe gibt, das Forum zusammenzuhalten und neue Mitglieder zu werben.

    W.S.

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  • Wenn ich die Beiträge von William B.A. lese, der mit ungeheurem Fleiß eine Arbeit fortsetzt, muss ich auch immer wieder an unseren leider verstorbenen Harald Kral denken, dessen Domäne diese Arbeit war. Kurz vor seinem Tode hatte er den Ehrgeiz, die 15000 Beiträge noch voll zu machen, was er leider nicht mehr ganz geschafft hat, und dem im Nachhinein ebenfalls ein Sternchen gebührt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Starkult ist überflüssig. Die eher stillen Stars sind mir sowieso die liebsten. Sie lassen einfach ihre Leistung für sich sprechen. Verstorbene Künstler können sich gegen den posthumen Kult, die um sie getrieben wird, nicht mehr wehren. Viele, die beispielsweise die herrliche Stimme Fritz Wunderlichs einmal gehört haben, werden ihr wahrscheinlich ein Leben lang verfallen sein. Verehrer neigen ja dazu, sich an Superlativen zu überbieten und man ist selbst davon oft nicht völlig frei, wenn man ehrlich ist. Ob allerdings der dem Vernehmen nach bescheidene Mann sich selber als Star im heutigem Sinne gesehen hat, können diejenigen, die ihn erlebt haben , sicher am besten beurteilen. Ich vermute mal nein.
    Gruesse...MDM


    Der Star wird mMn doch erst von der Presse zu jenem gemacht, ob er sich so fühlt glaube ich nicht so ganz, denn die allermeisten haben doch alle mal ganz klein angefangen bis sie zu dem wurden was sie waren/sind, und das ist nicht jedem gegönnt. Ein gutes Beispiel ist hier Edita Gruberova, welche Entbehrungen sie auf sich genommen hat und wieviel harte Arbeit dahintersteckt bis sie zu dem Star wurde, und somit hat sie es auch verdient von ihrer Fangemeinde geliebt zu werden. Ich habe viele der Fans kennengelernt aber über Kult wurde nie gesprochen. Die vielen auf und abs musste sie auch erst einmal verkraften, aber sie hat tapfer durchgehalten. Wieviel Kult für jeden einzelnen Hörer drinsteckt muss jeder für sich allein ausmachen. Ich habe nie die Sänger für mich als Kult angesehen denen ich verfallen war.
    Oder z.B. Beverly Sills, die zog schon lange durch die Lande ohne größeren Hype bis zu dem großartigen Giulio Cesare, der ihr dann alle Türen öffnete.
    Auch ich habe/hatte viele Lieblinge denen ich auch quer durch Europa nachgereist bin, aber einen Kult habe ich nicht betrieben, ich kann auch mit dem Wort Starkult nichts anfangen.
    Ich habe auch eine große Freunde an Sängern die noch nicht das sind was sie sein könnten/sollten ihrer Leistung wegen, und es gibt diejenigen die ein guter Potenzial hatten, sich aber nicht weiterentwickelt haben und somit auf der Strecke blieben.
    Auch die Netrebko hatte ein sehr gutes Ausgangspotenzial, und hatte dann das Glück von der Presse gehypt zu werden (gutes Aussehen, schöne Stimme) hat dann aber auch ihre Stimme kontinuierlich weiterentwickelt, ob immer in die richtige Richtung sei mal dahingestellt! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die Problematik beim Erwähnen der Verdienste einzelner Mitglieder ist dieselbe wie bei den "Stars":
    Immer werden einige ungerechtfertigterweise "vergessen" und kränken sich dann im Stilllen, bzw fahren ihre Aktivitäten dann wegen vermeintlich versagter Anerkennung zurück. Es ist nun mal so, daß gewisse Sparten - und damit ihre "Spezialisten" mehr - oder andere weniger - beachtet werden.
    Das gilt für alle Bereiche. Es ist aber auch so, daß manch einer, der hier gar nicht so auffällt, im Web seine Fans hat, was er aber natürlich nie erfahren wird.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !