GOUNOD, Charles Franςois: POLYEUCTE

  • Gounod Charles Franςois ( 1818 – 1893 )

    Polyeucte


    Oper in vier Akten
    Libretto: Michel Carré und Jules Barbier nach Corneille
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1878


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Polyeucte, armenischer Prinz, Tenor
    Felix, Gouverneur von Armenien, Bass
    Pauline, Tochter von Felix und Ehefrau Polyeuctes, Sopran
    Sévère, römischer Prokonsul, Bariton
    Néarque, Polyeuctes Freund, Bariton
    Albin, Hohepriester und Freund des Felix,
    Siméon, ein älterer Christ, Bass
    Sextus, römischer Patrizier, Tenor
    Stratonice, Zofe Paulines, Mezzosopran
    Gefährtinnen Paulines, Armenier, Römer, Offiziere, Diener


    Ort und Zeit der Handlung: Mélitène 1) in Armenien, 3. Jahrhundert


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    1. Bild: Paulines Zimmer
    Der Chor der Gefährtinnen begrüßt die beginnende Nacht. Stratonice fragt Pauline nach dem Grund ihres Kummers. Diese erzählt von einem schrecklichen Traum: Ihr Gatte, Polyeucte hätte sich christlich taufen lassen. In diesem Augenblick hätte Jupiter einen Blitz gesandt und Polyeucte wäre tot vor ihre Füße gefallen. Stratonice und die Gefährtinnen versuchen vergeblich, sie zu beruhigen. Als Polyeucte eintritt, entfernen sie sich.
    Polyeucte erzählt, dass der Hohepriester Albin bei Morgengrauen einige alte Leute und Kinder, die dem neuen Glauben angehören, den Göttern opfern will. Pauline, die den christlichen Glauben für Blasphemie hält, hat zwar Mitleid mit den Opfern, meint aber, die vergessenen Götter müssten gerächt werden. Polyeucte nennt das ein Verbrechen, aber sie warnt ihn, er solle sich darüber nicht erregen und sich nicht zu deren Verteidiger machen. Sie berichtet, dass sie böse Vorzeichen gehabt habe. Als er er mitteilt, dass das Fest zu Ehren des zurückgekehrten Sevère, des Gesandten des Kaisers von Rom, stattfinden soll, ist sie erstaunt, dass dieser Totgeglaubte noch lebt und bekennt, dass sie diesen einst geliebt habe und beinahe seine Ehefrau geworden wäre, ihr Vater aber aus politischen Gründen Polyeucte vorgezogen habe. Doch sie versichert ihm, dass sie nur noch ihn liebe.
    Stratonice kommt und meldet Polyeucte, dass Néarque auf ihn warte. Pauline wundert sich, was dieser, der doch ein Christ sei, von ihm wolle. Er versucht sie zu beruhigen und verabschiedet sich für kurze Zeit, aber ihre Vision lässt sie nicht los.


    2. Bild: Öffentlicher Platz in Mélitène
    Das Volk jubelt Sévère zu, der in einem Festzug auftritt. Er verkündet, dass Rom seine Feinde besiegt habe und dafür den Göttern ein Opfer gebracht werden solle. Felix heißt ihn willkommen. Dann erfährt er von Pauline, dass Polyeucte ihr Gatte sei. Alle bemerken, dass er erbleicht. Der Akt schließt mit einen Festchor.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Ein Garten mit Vesta-Tempel. Sonnenuntergang
    In den Kulissen hört man einen Chor junger Leute ein Liebeslied singen. Sévère tritt auf. Er hat sich vom Fest zurückgezogen und klagt, dass Pauline verheiratet ist.
    Pauline kommt mit ihren Gefährtinnen, um im heiligen Hain zu beten. Er zieht sich zunächst in den Hintergrund zurück. Aus ihrem Gebet erfährt er, dass sie Polyeucte auf Wunsch ihres Vaters geheiratet hat. Er glaubt, das sie ihn noch immer liebe und fällt ihr – nachdem die Gefährtinnen im Tempel verschwunden sind – zu Füßen, doch sie bekennt, dass sie nur noch für Polyeucte lebe. Mit ihrer Heirat habe sie ihre Gefühle für ihn aus dem Gedächtnis gestrichen. Er möge sie auch vergessen. Dann bekennt sie, dass sie Sorgen um Polyeucte habe und fleht Sévère an, um der Götter Willen, ihren Gatten zu beschützen. Er verspricht, seine Pflicht den Göttern gegenüber zu erfüllen. Dann bittet sie ihn, sie nicht wiederzusehen, nimmt Abschied von ihm und geht in den Tempel.
    Sévère hört Schritte und verbirgt sich. Er belauscht nun, wie Néarque und Polyeucte kommen und dieser seinem Freund Mut zuredet.


    2. Bild: Ein Platz in freier Natur mit Felsen, Bäumen und einer Quelle. Mondschein
    Eine Stimme (Sextus) hinter der Kulisse beschwört die Nymphen und Geister der Nacht. Eine Barke mit jungen Leuten gleitet vorbei. Dann entfernt sich die Stimme.
    In diesem Augenblick tritt Simeon und nach ihm eine Gruppe von Christen auf. Simeon wünscht, dass die falschen Götter ebenso wie diese Barke entschwinden möchten. Dann fordert er die Christen zum Gebet auf.
    Néarque bringt Polyeucte und erklärt, dass dieser die Taufe begehre. Nachdem er die üblichen Gelübde abgelegt hat, wird er von Simeon getauft. Sévère ist heimlich gefolgt und hat die Zeremonie beobachtet.


    DRITTER AKT
    1. Bild: Saal in Felix' Palast
    Der Hohepriester Albin fordert die Ausrottung der Christen, die Götter wollen gerächt sein. Sévère versucht, sie zu verteidigen. Felix kann zwar auch keine Verbrechen bei den Christen erkennen, will aber das Urteil den Göttern überlassen. Sévère warnt ihn, in seiner eigenen Familie gäbe es einen Christen, doch er gibt dessen Namen nicht preis. Felix und Albin begeben sich fort zum Tempel.
    Polyeucte, der bei dem Gespräch anwesend war, bedankt sich bei Sévère für seine Großzügigkeit, erklärt aber, dass er das Schicksal auf sich nehmen wolle, dass Gott ihm bestimmt habe. Sévère tadelt seine Verblendung. Er selbst habe Pauline geliebt und liebt sie immer noch, aber er müsse verzichten. Nun solle Polyeucte für sie leben.
    Nachdem Sévère gegangen ist, trifft Polyeucte auf Néarque. Dieser bittet ihn, zu fliehen, doch Polyeucte erklärt, dass er in den Tempel gehen werde, um die Statuen der Götter umzuwerfen, auch wenn er dort den Tod fände. Nach einigem Zögern erklärt sich auch Néarque bereit, mit ihm zu gehen.


    2. Bild: Öffentlicher Platz in Mélitène mit Jupitertempel und Götterstatuen.
    Zu Marsch und Chorgesang schreitet eine Prozession zu Ehren der Götter vorbei, voran Albin mit Felix, Sévère, Polyeucte, Néarque und Pauline. Ein Teil des Zuges zieht in den Tempel ein. Polyeucte und Néarque sondern sich vom Zug ab.
    Es folgt ein Ballett mit Pan, Bellona 2), Venus und Bacchus.
    Albin tritt aus dem Tempel und bricht das Ballett ab. Er verkündet, die Götter hätten ihm böse Vorzeichen gesendet und wollten gerächt werden. Da tritt Polyeucte vor und bezichtigt ihn der Lüge. Er und auch Néarque bekennen ihren Christenglauben. Alle - außer Sévère - sind entsetzt. Sie flehen Jupiter an, sich zu rächen, während Pauline diesen bittet, die Gotteslästerer zu verschonen. Polyeucte reißt sich los und wirft zusammen mit Néarque die Götterstatuen um, die am Boden zerschellen. Höhnend fordern die beiden Christen Albin auf: „Nun räche deine Statuen!“
    Während das Volk nach Rache schreit und ihren Tod fordert, stürzt sich Albin auf sie. Pauline und Sévère mit seinen Soldaten stellen sich schützend vor Polyeucte. Néarque wird von Albin geschlagen, fällt auf die Tempelstufen und stirbt. Polyeucte will mit ihm sterben, doch Pauline, Sévère und seine Soldaten verhindern es. Der Vorhang fällt.


    VIERTER AKT
    Im Gefängnis
    Polyeucte hat mit der Welt abgeschlossen. Der Himmel ersetze ihm alle ihre Freuden, sogar Pauline. Da erscheint diese, versucht, ihn zu bewegen, dem gottlosen Kult abzuschwören und erklärt ihm noch einmal ihre Liebe. Doch er weigert sich, fleht Néarque im Himmel an, dass er ihm helfe, nicht wieder in Versuchung zu geraten und rezitiert Stellen aus der Bibel. Allen ihren Entgegnungen, dass dies vergebliche Illusionen und seltsame Verblendungen seien, hält er entgegen, dass es für ihn himmlische Wahrheit und ewige Klarheit sei.
    Dann kommt auch Sévère und will ihn zur Flucht mit seiner Hilfe überreden. Pauline verspricht, ihm überall hin zu folgen. Schließlich tritt auch Felix mit Garden auf und will seinen Schwiegersohn, um ihn zu retten, zur Rückkehr zu den alten Göttern überreden. Doch er bleibt standhaft: „Ich bin Christ“
    Ergriffen von seiner Standhaftigkeit bekennt sich nun Pauline ebenfalls zum Christentum, um mit ihm in den Tod zu gehen. Alle schreien: „Zu Tode mit ihnen!“ Das Glaubensbekenntnis sprechend werden beide abgeführt. Das Gitter schließt sich hinter ihnen.


    1) heute Malatya
    2) römische Kriegsgöttin


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    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Anmerkung: Der Inhaltsangabe liegt das französische Libretto der revidierten Fassung von
    1887 zugrunde. Die ursprüngliche Fassung umfasste fünf Akte wobei der vierte Akt mit dem Auftritt des Felix und der Abführung von Polyeucte endete. Der fünfte Akt spielt auf einem öffentliche Platz mit Arena, wo die Menge den Tod der Christen fordert. Pauline vereinigt sich erst dort mit ihm und bekennt sich zum Christentum, bevor beide in die Arena geführt werden.
    Gesamtaufnahme gibt es auf CD:
         

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „GOUNOD, Charles Francois: POLYEUCTE“ zu „GOUNOD, Charles Franςois: POLYEUCTE“ geändert.