Dieses Streichquartett wurde schon im Thread „ Franz Schubert - die frühen Streichquartette“ von mir behandelt. Da ich indes plane, in Zukunft jedem Streichquartett von Franz Schubert einen Thread zu widmen, wird sich einiges wiederholen, was ich damals geschrieben habe, allerdings haben wir dann die Möglichkeit diese Einzelthreads auf Jahre hinaus aktuell und ausführlich zu halten. Ursprünglich waren die frühen Quartette nur selten auf Tonträger zu haben, das dürfte sich aber allmählich ändern....
Auf Grund der neuen Nummerierung der Quartette – die noch dazu nicht von allen Tonträgerlabeln übernommen wurde habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen mich auf die Nummern des Deutsch-Verzeichnisses zu beschränken.
Gestern Nacht, - besser gesagt heute Früh - hatte ich das Vergnügen D94 in der Interpretation des Diogenes Quartetts zu hören, was mich dazu animierte dem Quartett einen eigenen Thread zu spendieren.
Ich schrieb einst im Sammelthread über Schuberts frühe Streichquartette unter anderem folgendes:
D94 ist, ein eindrucksvolles Werk - allerdings musste ich es des öfteren hören, bis mir das bewusst wurde. Besonders angetan hat mir persönlich der erste Satz. Ein beinahe unscheinbares Thema wird vorgestellt, welches den Hörer den gesamten Satz über allmählich in seinen Bann zieht und erst allmählich seinen Ohrwurmcharakter offenbart. Immer wieder gibt es Unterbrechungen, nach denen das Thema in anderer Form wieder auftaucht, mal lyrisch in sich gekehrt, dann spielerisch tänzelnd, fordernd, feurig aufbrausend - und immer wieder verharrend - bis am Ende das Thema bescheiden ins Nichts verklingt - wie es gekommen ist.
Heute würde ich den Beginn des Werkes anders beschreiben;
Aus einem geheimnisvollen Raunen entwickelt sich ein von Liebreiz geradezu überschäumendes Thema , welches uns im gesamten ersten Satz immer wieder begegnen wird.
Die Interpretation des Diogenes Quartett ist zeitlich nicht stark von jenem des Kodaly Quartets abweichend – aber welch unterschiedlicher Eindruck!! Während die Ungarn eine klangschöne, gediegene und ausgewogene Darstellung ohne besondere Eigenarten abliefern, fallen beim Diogenes Quartett sofort die dynamischen Kontraste und die Verve auf mit der gespielt wird.
Im ersten Satz fand ich eine Stellen geradezu „trotzig“ rhythmisch stampfend, voll Angriffslust und Übermut. Bemerkenswert dabei ist, dass dennoch der schöne Klang dabei nicht auf der Strecke bleibt – Ein Paradoxon. Quasi als Kontrast – und Kontrast ist generell eine der Haupttugenden dieser Aufnahme – sind die ruhigeren Passagen betont lieblich und einschmeichelnd angelegt.
Schuberts frühen Streichquartetten wird gerne als Makel angelastet, dass er sich hier noch an Mozart und Haydn orientiert habe. Abgesehen davon, dass ich persönlich das nicht als Makel empfände, ist diese Behauptung speziell in dieser Aufnahme nicht wirklich überzeugend, bei aller Liebe zu Mozart und Haydn, so feurig und temperamentvoll wie hier habe ich bislang noch kein Streichquartett der beiden in Erinnerung. Die Interpreten scheinen hier das (mutmaßliche) Alter Schuberts (er war etwa 15) in ihre Lesart mit einbezogen zu haben.
Eine wunderbare Aufnahme, die derzeit sowohl einzeln (links oben) als auch in einer sehr günstigen 7-CD Sammelbox mit allen Streichquartetten Schuberts erhältlich ist.
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred