Russische Komponisten im 17./18. Jahrhundert

  • Hallo, liebe Foren-Teilnehmer.


    Ich war jetzt längere Zeit nicht da, aber in Zukunft wird sich das hoffentlich wieder ändern. ;)


    Nun aber zum Thema:


    Welche russischen Komponisten gab es am Zarenhof im 17./18. Jahrhundert bzw.: welche ausländische Komponisten waren dort tätig?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und hier noch eine:




    Music at the Court of St. Petersburg Vol. 6


    die Serie ist allerdings vom Repertoire sehr gemischt so wie es aussieht, vom 17. bis ins 19. Jahrhundert...aber auch nicht mehr alle Folgen lieferbar :rolleyes:


    hier noch eine CD mit typischen Repertoire des 18. Jahrhunderts:



    Salon des Femmes


    Musik am russischen Hof Ende 18. Jahrhunderts:
    Cimarosa, Manfredini, Koslovski, Galuppi u.v.a.


    diese CD werde ich mir wohl auch zulegen :D

  • Danke, wie liebenswer, Monsieur Lully, auf Euch ist immer Verlaß. :)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • von 1787 bis 1791 war Domenico Cimarosa auch am russischen Hof verpflichtet, bis er dann Salieris Nachfolge in Wien antrat.
    Katharina II. hatte ihn selbst eingeladen.


    Eventuell mache ich mal einen Threat zu diesem Mann, denn er hatte ein sehr bewegtes und interessantes Leben, desweiteren halte ich ihn für einen der größten Komponisten des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

  • Lieber Felipe,


    folgende Aufnahme kann ich Dir empfehlen:


    "The Powers of Heaven. Orthodox Music of the 17th & 18th Centuries"


    Namen wie Bortniansky (1751 - 1825), Titov (ca. 1650 - ca. 1715) oder Diletsky (ca. 1630 - ca. 1680) kennt man hierzulande wirklich kaum, daneben noch einige Komponisten italienischer Herkunft: Giuseppe Sarti (1729 - 1802) oder Baldassare Galuppi (1706 - 1785).


    Das Beiheft informiert prägnant und kompetent über die Ursprünge und den Charakter der russischen Musik und geht auch auf den Widerstreit zwischen der orthodoxen Tradition und den westlichen Einflüssen ein; dieser Dialusmus war für die gesamte russische Geschichte seit Peter dem Großen kennzeichnend , lässt sich aber in der Musik besonders gut fassen.


    Noch eine Bemerkung zum Ensemble: Der Estnische Philharmonische Kammerchor unter Paul Hillier liefert eine tadellose Leistung ab. KLar transparent ohne dabei kühl zu wirken:



    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Eventuell mache ich mal einen Threat zu diesem Mann


    [Oberlehrermodus an] Das Wort heißt thread, threat bedeutet Bedrohung, und Du willst doch sicherlich die schon verstorbenen Komponisten nicht im Grabe bedrohen ;) [Oberlehrermodus aus]

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  • Salve Caesar,


    Die große Katharina war sehr darauf bedacht, nicht nur Italiener an ihren Hof zu holen, sondern sie hat auch russische Komponisten ins Ausland geschickt, damit sie dazu lernen.


    Aus der Vor-Glinka-Zeit wären drei Namen zu nennen:


    Der wichtigste ist Jevstignei Fomin (1761-1800) mit seiner musikalischen Tragödie "Orpheus". Die Bilder des Zwei-Personen-Melodrams sind übertitelt: Monolog des Orpheus, Orpheus im Tartarus, Orpheus und Euridice, Tanz der Furien. Der Text wird gesprochen, nicht gesungen. aber es gibt einen Bass-Chor. Das Werk ist äußerst reizvoll.


    Genau so wichtig ist Dmitri Bortnyanski's Oper "Der Falke".
    Sie erzählt die Geschichte eines russischen Edelmannes, der Gut und Geld verschwendet, um einer Frau zu gefallen, die eigentlich gar nichts von ihm wissen will. Dem Mittellosen bleibt nichts anderes übrig, als sich in seine Berghütte zurückzuziehen. Nun besitzt er einen Falken, der ihn regelmäßig mit Nahrung versorgt, aber nicht immer hat der Falke Jagdglück. Völlig unerwartet taucht die Angebetete mit ihrer Zofe bei ihm auf und will über Nacht bleiben. Was gibt es zum Abendessen?
    Der Gastgeber bricht auf, um etwas zu holen. Etwas später hören der Diener und die beiden Gäste einen Schuss. Der Schütze kommt bald zurück und zum Abendessen gibt es Wildbret. Ein entfernter Nachbar kommt mit seiner kleinen Tochter noch dazu und hat eine Flasche Wein dabei. Der Abend wird ganz nett, aber die Gräfin bedrückt etwas und sie will mit der Sprache nicht heraus. Die Zofe ist resolut und erzählt, dass der kleine Sohne sehr krank sei und sich dringend ein Geschenk wünscht. "Was soll es für ein Geschenk sein." "Deinen herrlichen Falken will er haben". Der Gastgeber erbleicht: "Das geht nicht" "Wieso nicht" "Den Falken haben wir soeben zu Abend gegessen".


    Noch älter ist Vasili Paschkevitsch. Seine komische Oper in zwei Akten "Der Geizige" hält sich an Moliére. Gesungen wird russisch, was nicht besagen muss, dass die Urfassung auch in der Landessprache gehalten ist. Die Oper klingt äußerst amüsant.


    Gruss Engelbert

  • Nach einiger Recherche ist, gibt es keine besonders guten Nachrichten, was das Thema betrifft.



    In Russland scheint es ein professionelles Musikleben im Bereich der weltlichen Musik erst ab der Regierung Peters des Großen zu geben.
    Aber selbst aus dieser Zeit sind (bisher) keine Komponisten russischer Abstammung bekannt, bzw. ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.


    Peter importierte italienische und französische Musiker, die dann eben die europäische Musik mitbrachten.
    Genauso wie er es mit der Mode, der Malerei, der höfischen Kultur und der Architektur tat.


    Aber anscheinend bevorzugte Peter stets die Italiener, was Architektur und Musik betrifft.


    Erst mit den Komponisten Maxim Berezovsky (ca. 1745 - 1777) scheint es ein eigenständiges russisches Musikleben zu geben.



    Denn alle anderen russischen Komponisten schrieben zuvor ausschließlich für die Russisch-Orthodoxe Kirche (Berezovsky ebenso)
    seine Violinsonaten gehören zu den ersten eigenständigen russischen Instrumentalmusiken überhaupt.


    Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, konnte aber in die Hofkapelle als Sänger aufgenommen werden und wurde Schüler von Galuppi.
    Er reiste mit der Fürsprache Galuppis nach Italien wo er bei Martini studierte.
    Seine Oper "Demofoonte" war ein beachtlicher Erfolg, aber zurück in Russland litt er unter höfischen Intrigen, musste den Hof verlassen und verfiel dem Alkohol.
    Sein Leben beendete er mit einem Suizid.



    In jedem Fall gehört er zu den ersten Komponisten Russlands von internationalen Rang und zur Zeit gelten seine Kompositionen als der Grundstein der russischen instrumentalen Kunstmusik.


    Alles andere vorher dürfte nur mündlich übertragen worden sein.


    In jedem Fall steht eine Sichtung der Archive und eine intensive Auseinandersetzung mit der Russischen Musikgeschichte noch aus.

  • Von zwei Komponisten sind sogar Einspielungen erhältlich, welche ich mir demnächst auch zulegen werde:




    Maxim Berezowsky [27.10.1745 in Gluchow - 2.4.1777 in Petersburg]
    Er komponierte unter anderem Demofoonte, Opera seria in 3 Akten
    nach Metastasio, 1773, Uraufführung: Livorno 1773.


    Sinfonia in C major (1770-1773) - The First Russian symphony
    Aria of Timante "Prudente Mi Chiedi" from "Il Demofonte" opera (1773)
    Aria of Timante "Misero Pargoletto" from "Il Demofonte" opera (1773)
    Sonata in B flat major for Harpsichord [4:52]
    Sonata in C major for Harpsichord [4:17]
    Sonata in F major for Harpsichord [in two parts]
    Sonata in C major for Violin and Harpsichord [1772]
    Quartet "Cast Me Not Off In The Time Of Old Age" [before 1769]
    [transcription for Strings by P. Serbin, 2003]



    Dmitri Bortnyansky [1751 in Gluchow - 10.10.1825 in Petersburg].
    Er komponierte 5 Opern, z.T in frz. Sprache, ein Klavierkonzert und Kammermusik.


    Sinfonia from "Il Quinto Fabio" opera [1778] in C major
    Aria "Cara deh torna in pace" from "Il Quinto Fabio" opera for soprano and orchestra
    Canzonetta "Ecco quell fiero istante" for soprano and string quintet
    Aria "Vas orner le sein de Themire" [1778] for soprano and strings
    Fuga [Studio] "Amen" for four-part choir and strings
    Motet "In convertendo dominus" [1777] for soprano, alto, basso and strings
    In convertendo
    [Aria] Converte Domine
    [Aria] Qui Semi
    Gloria Patri
    Motet "Ave Maria" [1775, Napoli] for soprano, alto and orchestra
    [Aria] Benedicta
    Sancta Maria
    Motet "Salve Regina" [1776] for soprano and orchestra
    Motet "Montes valles resonate" [1778] for soprano, alto, chorus and orchestra


    G. Knysh, E. Pozhidaeva,
    the soloists of The Russian Patriarchate Choir,
    the soloists of The Moscow Boys Capella,
    Pratum Integrum Orchestra
    World Premiere Recording



    March in C major for two oboes, two horns and bassoon. Transcription of
    the"Marche composee pour S.A.I. Monseigneur le Grand Duc de Russie…a
    Gatchina. 1787 in B-flat major for two clarinets, two horns and bassoon

    Sinfonie concertante… composee pour Son Altesse imperiale Madame La Grande
    Duchesse de Russie. 1790 in B-flat major for pianoforte, harp ad libitum, two
    violins, viola da gamba, bassoon and cello

    Three keyboard sonatas from the "Varie Sonate di cembalo Scritte per Sua
    Altezza Imperiale Gran Duchessa di Russia…"


    "Sonata di cembalo" No. 3 in F major
    "Sonata di cembalo" No. 1 in B-flat major
    "Sonata di cembalo" No. 2 in C major

    Quintetto… Composto per Sua Altezza imperiale Gran Duchessa di Russia… St Petersburg, l'anno 1787 in C major for pianoforte, harp, violin, viola da gamba and cello

    Concerto di Cembalo Per Sua Altezza Imperiale Gran Duchessa di Russia - the first movement of the vanished harpsichord concerto in D major. Reconstruction based on clavier manuscript with orchestra arrangements and accompaniments version by P. Serbin, 2003


    PLATINUM INTEGRUM ORCHESTRA
    [auf Originalinstrumenten]


    Außerdem sind bei jpc Kammermusik, geistliche Chormusik [Vol. 1-6] sowie seine Oper Alcide [leider ohne Cover] zu finden...

    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • ja die CD's hab ich mir auch schon vorgemerkt.
    Ich hab eine ganze Liste mit CD's von Russischer Musik des 18. jahrhunderts, die ich in einigen Wochen abarbeiten werde - da gibt es einige Einspielungen ja recht günstig.



    Meine Entdeckungen werde ich dann hier vorstellen.
    Das was man teilweise an Samples hören konnte ist wirklich beeindruckend.





    die Oper muss ich auch haben :D

  • Zitat

    Original von der Lullist
    die Oper muss ich auch haben :D


    ...und ich erst... :pfeif:


    Bei jpc ziemlich derber Preis, bei amazon derzeit nicht lieferbar [vielleicht bei amazon.ru ?]. So sieht sie jedenfalls aus:



    :hello:


    P.S. Wär das was für das Cover-Rate-Spiel?

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)