Mit etwas stressbedingter Verspätung nun doch noch ein Bericht über den Saisonabschluss in Straßburg, der mich vom deprimierenden Saarbrücker Tannhäuser (am folgenden Pfingstsonntag) hoffentlich befreit.
Der gute Geist dieser Premiere war unüberhörbar Daniele Callegari, der diese beiden Klassiker des Verismo so sicher im Griff hat, dass sich Sänger und Publikum geborgen fühlen konnten. Nicht alle waren ihren Aufgaben gleichermaßen gewachsen. Die Santuzza der Géraldine Chauvet gab ihre Partie korrekt wieder, aber sie besaß weder den glutvollen Sopran dafür noch die tragische Größe dieser unglücklichen Frau. Ihre Indiskretion gegenüber Alfio löste auch nicht die nötige emotionale Explosion bei ihm aus, die die Katastrophe vorantreibt; denn auch der Bariton wirkte stimmlich indifferent und beiläufig. Zum Glück traf das nicht auf das leichtlebige Liebespaar zu: Die Lola von Lamia Beuque betörte nicht nur Turiddu mit sinnlichem Mezzo, und Stefano La Colla ließ seinem gut fokussierten Spinto-Tenor, der für diese Partie wie geschaffen ist, freien Lauf. Sein finaler Abschied von der Mutter ließ die Temperatur des Hauses deutlich steigen, und der erste Teil des Abends war gerettet.
Die folgende blutige Komödie ließ sich zwar zäh an, nahm aber bald Fahrt auf: Tomio (wieder Elia Fabbian) begann den Prolog noch etwas blass, sang sich aber in der Schlussphrase frei und schleuderte ein imponierendes hohes As in den Saal. In der Folge spielte er sich auch darstellerisch frei und ging der Nedda von (Brigitta Kele), die ihn durch ihr verführerisches Vogellied die Kontrolle raubte, rasant an die Wäsche. Ihr folgendes Liebesduett mit dem schönstimmigen Silvio von Vito Priante wurde zu einem Höhepunkt. Den Kontrast dazu lieferte La Colla mit einer Klage von heldentenoralem Zuschnitt. Das folgende Intermezzo ließ keinen Zweifel mehr am blutigen Ende aufkommen. Dieses baute der Dirigent auch konsequent zu einem atemberaubenden Finale aus, dem die Sänger samt Chor (und Publikum) begeistert folgten. Die blutigen Leichen der beiden Liebenden gaben Tonio schließlich das Zeichen für die zynische Information, dass die Komödie zu Ende ist.
Wesentlichen Anteil am begeisterten Schlussapplaus hatte die Regie von Kristian Frédric, der sich von Bruno de Lavenière ein mobiles Multifunktionshaus bauen ließ, das sich für mit Hilfe der gut geölten Drehbühne für jede Gelegenheit nützen ließ: als Wohnung, als Kirche oder als Shaubühne samt Logen.
Ein veristischer Opernabend, den ich guten Gewissens empfehlen kann - meint Sixtus (noch 4 Vorstellungen im Juni).