"Cavalleria rusticana" / "Pagliacci"Premiere am 3.6. in Straßburg

  • Mit etwas Verspätung stelle ich jetzt doch noch die Straßburger Premiere ein, vor allem, um mich (und vieleicht noch einige) von dem deprimierenden Saarbrücker Tannhäuser zu befreien., den ich am Tag drauf über mich ergehen lassen musste.
    Der gute Geist der Neuproduktion war der Italiener Daniele Callegari, der vom Pult aus das Geschehen in jedem Augenblick beherrschte und die Akzente an den richtigen Stellen setzte - soweit die Sänger das zuließen. Das war nicht durchgehend der Fall. Besonders die Santuzza (Géraldine Chauvet) sang und spielte nur brav ihre Rolle und blieb dieser unglücklichen Figur die tragische Größe schuldig. Noch blasser wirkte ausgerechnet der Alfio von Elia Fabbian, der weder die stimmliche Statur noch das Temperament für den Fuhrmann besaß. Doch rettete das kontrastierende Liebespaar den ersten Teil des Abends: Die verführerisch singende Lola von Lamia Beuque und - vor allem - der bestens disponierte Turiddu von Stefano La Colla: ein fast idealer Spinto-Tenor, der diesen Homme à femmes ebenso elegant wie kraftvoll servierte, sodass man erwartungsvoll in die Pause ging und sich auf seinen Canio freute.
    Im folgenden tragischen Komödiantenstück überwog dann vollends das Positive: Zunächst blieb Elia Fabbigan im Prolog noch farblos mangels baritonaler Präsenz, doch in den letzten Takten der Glanznummer riss da ein Knoten, und er krönte die Schlussphrase mit einem erstaunlichen hohen As. Im weiteren Verlauf sparte er wieder mit Schmelz, hatte sich aber darstellerisch aufgerafft und ging der Nedda temperamentvoll an die Wäsche. Die zeigte mit einem ausdrucksvoll-lyrischen Vogellied überzeugend, dass auch der Verismo nicht frei von Belcanto sein muss, erwies sich aber auch als starke Frau mit energischem Freiheitsdrang. So wurde ihr Liebesduett mit dem ebenso lyrischen wie höhensicheren Silvio von Vito Priante zu einem Vollbad in reinem Wohlklang. Den dramatischen Kontrast dazu setzte La Colla, der in Canios Klage heldentenoral über sich hinauswuchs. Der Dirigent beglaubigte erneut mit einem starken Intermezzo, dass es jetzt ernst wird, und führte Solisten, Chor und Orchester zu einem hochdramatischen Gänsehaut-Finale.
    Zur Regie nur so viel: Kristian Frédric hatte sich von Bruno de Lavenère ein mobiles Multifunktionshaus bauen lassen, das mit Hilfe der gut geölten Drehbühne gute Dienste als Wohnhaus, Kirche und Komödienstadl verrichtete. Als die Leichen der beiden Liebenden die Bühne in Blut tränkten, konnte Tonio nicht nur dem Bühnenpublikum, sondern auch dem voll besetzten Opernhaus mit zynischer Süffisanz verkünden: La commedia é finita.
    Die Produktion der Opéra du Rhin ist wärmstens zu empfehlen, besonders für Opernfreunde, die gern die Fetzen fliegen sehen - und hören - meint Sixtus

  • Danke, Knuspi, sehr aufmerksam!


    Bühnenbilder, von denen man oft nur träumen kann...


    Jetzt fehlt mir nur jemand, der mir hilft, den zweiten Text zu löschen, den ich versehentlich gestartet habe, weil dieser plötzlich verschwand.


    Maledizione!

  • Danke lieber Sixtus für den interessanten Bericht. In absehbarer Zeit wird ja Frau Kleinitz Intendantin in Straßburg. Da werden wir dann öfters in dieser schönen Stadt und in diesem erstaunlich lesitungsfähigen Opernhaus sein.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • der bestens disponierte Turiddu von Stefano La Colla: ein fast idealer Spinto-Tenor

    Ich habe ihn im letzten Jahr als Kalaf in Puccinis "Turandot" erlebt - da hat er mir auch schon sehr gut gefallen.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano