Jiří Bělohlávek (1946 - 2017)


  • Geboren am 24. Februar 1946 in Prag
    Gestorben am 31. Mai 2017 ebenda


    Jiří Bělohlávek studierte bei Sergiu Celibidache. Von 1972 bis 1978 leitete er die Brünner Philharmoniker und von 1977 bis 1989 die Prager Sinfoniker. In den Jahren 1990–92 war er als Nachfolger von Vaclav Neumann Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. 1994 gründete er das Philharmonia-Orchester Prag (Pražská komorní filharmonie), dem er nach seinem Abschied 2005 als Ehrendirigent verbunden blieb. 2003/04 war er zugleich Chefdirigent der Slowakischen Philharmonie in Bratislava. Von 2006 bis 2012 leitete er das BBC Symphony Orchestra in London, dessen erster Gastdirigent er 1995–2000 war. In den Jahren 2007, 2010 und 2012 dirigierte er dieses Orchester bei der traditionellen Veranstaltung "The last Night of the Proms" in London, dem jeweiligen Abschlusskonzert einer Saison der populären Proms. Ab Herbst 2012 war er erneut Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie.
    Für seine Verdienste erhielt Jiří Bělohlávek im Jahr 2012 den Order of the British Empire (Commander, CBE).


    Am stärksten beeindruckt haben mich seine Dirigate der Sinfonien von Bohuslav Martinu mit dem BBC Symphony Orchestra auf dem britischen Label Onyx:



    Ebenfalls mit dem BBC Symphony Orchestra, aber auf dem Label Chandos, erschienen seine herausragenden Dirigate von Orchesterwerken von Josef Suk:



    Seine wohl letzte Aufnahme war das erst kürzlich erschienene Stabat Mater von Antonin Dvorak auf Decca:


  • Nicht nur im tschechischen Repertoire, sondern auch bei Mozart, Mendelssohn und Brahms hat Jiri Belohlavek einige Spuren hinterlassen:



    Bei Mozart scheint mir Belohlavek sehr an struktureller Ausgewogenheit und Klarheit aller Stimmen und Linien interessiert zu sein. Es herrscht ein eher weiches und rundes Klangbild vor. Forcierte Zuspitzungen gibt es nicht. Besonders bekommt dieser Ansatz m.E. den Mittelsätzen, in denen besonders die tschechischen Holzbläser wunderbar zur Geltung kommen. Für meinen Geschmack könnten die Ecksätze mehr Dramatik und Spannung vertragen.



    Hier bietet sich ein ähnliches Klangbild wie bei Mozart. Wahre Wunder vollbringt das Orchester aber besonders in den Mittelsätzen der "Italienischen". Das ist wirklich unglaublich feinsinnig, empfindungstief und erfüllt dargeboten.



    Seinen Brahms habe ich in sehr guter Erinnerung, wobei mich besonders die Dritte beeindruckt hat. Sie gehört zu den besten Einspielungen, die ich kenne.