• Ich habe diese Überschrift für meinen neuen Thread gewählt, weil ich durch einen Zufall entdeckt hatte, dass die drei Boxen, die zusammen alle 26 Verdi-Opern enthalten, von unserem Partner aus Georgsmarienhütte für 49,99 € das Stück angeboten wurden statt für 130 oder gar 140 €. Da habe ich schnell zugegriffen, und da kam mir auch die Idee zu diesem Thread, in dem ich in chronologischer Reihenfolge alle Verdiopern vorstellen möchte, allerdings nur die Aufnahmen dieser Gesamtausgabe, jeweils eine Oper in einem Beitrag, in dem ich eine kurze Inhaltsangabe vorausschicken möchte und dann einen Hörbericht anschließe, den ich, soweit möglich, wie bisher in meinen Opernhörberichten, mit Abbildungen der Protagonisten versehen werde.
    Bei den Abbildungen und Inhaltsangaben werde ich mich, ebenfalls so weit möglich, auf die Artikel in Wikipedia stützen.


    Dies ist kein Diskussionsthread!!

    Oberto Conte di San Bonifacio


    Oberto Conte di San Bonifacio (Oberto, Graf von San Bonifacio) ist eine Oper in zwei Akten von Giuseppe Verdi nach einem Libretto von Antonio Piazza und Temistocle Solera. Die Uraufführung fand am 17. November 1839 an der Mailänder Scala statt. Oberto ist Verdis erste aufgeführte Oper.


    Historischer Kontext und Vorgeschichte


    Ezzelino da Romano (1194–1259) war einer der Anführer der kaisertreuen Ghibellinen in Italien, die den staufischen Kaiser Friedrich II. bei seinem Konflikt mit dem Papst unterstützten. Ezzelino hatte ererbte Besitztümer in Treviso, eroberte aber bald weite Teile Venetiens dazu. Im Jahr 1228 hatte Ezzelino auch ein Schloss bei Bassano, in dem die Handlung der Oper spielt.
    Aus Rückblenden in der Oper geht folgende Vorgeschichte hervor: Ezzelino hatte mithilfe der Veroneser Familie Salinguerra den Grafen von San Bonifacio, namens Oberto, besiegt. Dieser wurde verbannt und floh nach Mantua, ließ aber seine Tochter Leonora bei seiner Schwester in Verona zurück. Anschließend hatte sich Riccardo Salinguerra unter falschem Namen Leonora genähert und sie verführt, verließ sie aber, weil er sich in Cuniza, die Schwester Ezzelinos, verliebt hatte. Ezzelino war mit einer Heirat seines Parteigängers Riccardo und seiner Schwester einverstanden. Leonora, die von der bevorstehenden Hochzeit gehört hatte, reiste zu Ezzelinos Schloss, um Riccardo zur Rede zu stellen und seinen Treuebruch zu enthüllen. Die Oper spielt am Tag der geplanten Hochzeit von Riccardo und Cuniza.


    Erster Akt


    Erstes Bild: Eine liebliche Landschaft bei Bassano


    Nach der Ouvertüre (Sinfonia) begrüßt ein Chor der Hofdamen, Ritter und Vasallen den Bräutigam, der zur Hochzeit angereist ist. Bei seinem Dank enthüllt Riccardo, dass er sich von der Hochzeit einen Machtzuwachs verspricht. Nachdem Riccardo mit dem Chor in Richtung Schloss abgetreten ist, betritt Leonora die Bühne. In einer Szene und Kavatine beklagt sie ihr Schicksal und will Rache. Auch Oberto ist trotz seiner Verbannung angereist, um seine Tochter zu suchen und ihre verlorene Ehre zu rächen. Beide treffen unvermutet aufeinander. Oberto gibt seinen Schmerz über Leonoras Fehltritt zu erkennen, versöhnt sich aber mit ihr. Beide eilen dem Schloss entgegen, um Rache zu nehmen.


    Zweites Bild: Prächtiger Saal in Ezzelinos Palast


    Ein Chor besingt die glückliche Braut. Cuniza dankt ihnen. Als sie mit Riccardo allein ist, wird sie von Vorahnungen geplagt. Riccardo versucht, ihre Sorgen zu zerstreuen. Nachdem beide abgetreten sind, trifft Leonora ein, die Imelda um ein Gespräch mit Cuniza bittet. In der anschließenden Szene enthüllt Leonora, dass sie die Tochter Obertos ist. Cuniza ist noch unschlüssig, bis auch Oberto hinzukommt. Nachdem Cuniza von Riccardos Treulosigkeit erfahren hat, ruft sie im Finale den gesamten Hof zusammen, um Riccardo mit Leonora zu konfrontieren. Riccardo versucht zunächst Leonora zu beschuldigen, aber Cuniza ist endgültig von seiner Niedertracht überzeugt. Oberto fordert Riccardo zum Zweikampf mit dem Schwert.


    Zweiter Akt


    Erstes Bild: Gemach der Fürstin


    Im Beisein Imeldas versucht Cuniza, sich noch einmal an die glücklichen Stunden mit Riccardo zu erinnern, aber sie kann nicht länger Liebe zu ihm empfinden. Ihr Entschluss ist gefasst. Riccardo soll zu Leonora zurückkehren.


    Zweites Bild: Einsamer Ort in der Nähe der Schlossgärten


    Oberto erfährt vom Chor der Ritter von Cunizas Entschluss, aber er will trotzdem Rache und einen Zweikampf auf Leben und Tod. Riccardo verweigert zunächst den Zweikampf, aber Oberto bezeichnet ihn als Feigling. Auch Cuniza und Leonora kommen hinzu. Cuniza erklärt ihren Verzicht und entscheidet, dass Riccardo zu Leonora zurückkehren soll. Oberto zischelt Riccardo zu, dass dieser zum Schein darauf eingehen soll, aber wenn er kein Feigling ist, soll er sich zum Zweikampf stellen. Beim Zweikampf hinter der Bühne ersticht Riccardo den alten Oberto. In einem Verzweiflungsanfall erkennt Riccardo seine Schuld, bereut und betet. Er hat seinen Entschluss gefasst und flieht. Cuniza erfährt vom Tod des alten Grafen und dass Leonora ohnmächtig neben der Leiche ihres Vaters niedersank. Leonora, die inzwischen aus der Ohnmacht erwacht ist, wird zu Cuniza geführt, wo sie sich selbst die Schuld am Tod ihres Vaters gibt. In diesem Moment erscheint ein Bote mit einem Brief Riccardos an Cuniza, den sie vorliest. Riccardo will aus Italien fliehen, bittet Leonora um Verzeihung und überträgt ihr seine Güter. Leonora beschließt in ihrer Verzweiflung, ins Kloster zu gehen.

    Giuseppe Verdi: Oberto, Conte di San Bonifacio


    UA. 17. 11. 1839, Scala, Milano
    Cuniza ......................Mariana Pentcheva
    Riccardo ...................Fabio Sartori
    Oberto.......................Giovanni Battista Parodi
    Leonora.....................Francesca Sassu
    Imelda .....................Giorgia Bertagni
    Orchestra e Coro del Teatro Regio die Parma
    Antonello Allemandi
    AD: 18. & 23. 10. 2007, Teatro Verdi di Busseto


    Beim Verfassen meines Berichtes ergab sich, dass es unmöglich sei, diesen von der ganzen Oper an einem Abend zu erstellen, jedenfalls so, wie ich mir das vorstelle. Deswegen werde ich heute nur über den ersten Akt sprechen.




    Erster Akt:


    Ouvertüre:
    In dem kleinen Theater von Busseto (300 Plätze):

    erhebt sich beim Erscheinen des Dirigenten Antonello Allemandi:

    vornehmer, etwas zurückhaltender Beifall. Aus dem kleinen Orchestergraben ertönt vom ersten Takt an kraftvolle, höchst melodiöse und rhythmische Musik, so, wie wir sie von Verdi schon immer kennen. Doch diese zündende Ouvertüre des Mittzwanzigers Verdi lässt mich unwillkürlich an den jungen Beethoven denken, der in vergleichbarem alter mit seiner ersten Klaviersonate, seinem ersten Klavierkonzert und seiner ersten Sinfonie, aber auch seinem ersten Streichquartett sogleich Meisterwerke präsentierte.
    Das Orchester, das ich schon von einigen Aufführungen aus dieser Reihe kenne, präsentiert sich auch hier voll auf der Höhe seines Könnens, und der Dirigent, den ich noch nicht kannte, versteht sein Handwerk auch auf das Vortrefflichste. Als Höre ist man bei diesen Klängen sofort "zu Hause". Die Kameraführung tut ein Übriges, um den vorzüglichen akustischen Eindruck optisch noch zu verstärken. Großartig schon hier die häufigen Rhythmus- und Tempowechsel. Die Instrumentalisten strahlen pure Spielfreude aus.
    Der Applaus am Ende der Ouvertüre gibt leider nicht annähernd die Qualität der Aufführung wieder.


    Erstes Bild:


    Im Eingangschor "Di vermiglia, amabil luce" ist die versammelte Gesellschaft in Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit von Cuniza, des Herzogs Ezzelino da Romano, mit Riccardo, dem Herzog von Salinguerra. Der Coro del Teatro Regio di Parma singt mit warmem Ton, exakten Einsätzen und großer dynamischer Flexibilität. Am Ende ruft er Riccardo herbei, der mit großer Vorfreude erwartet wird. Die Bevölkerung ist kriegsmüde und erhofft sich von der Verbindung den lange ersehnten Frieden.
    Am Ende des Chores tritt Riccardo, (Fabio Sartori):

    Hier ein Szenenfoto)
    auf und singt eine Cavatina: Son fra voi". Seine Worte: "Già sorto è il giorno che affrettaro i desir miei" (Dies ist der Tag, den ich so lange ersehnt), sind doppeldeutig, denn er erhofft sich von der Heirat einen Machtzuwachs. Der Chor antwortet ihm auf seine Aussagen.
    Fabio Sartori zeigt in dieser Cavatina m. E., dass er über die stimmliche Power für diese Partie und eine sichere Höhe verfügt. Sein mächtiger Resonanzkörper (!) ist ohnedies nicht zu übersehen. (Wie ich gelesen habe, wird er in Berlin an der Deutschen Oper in der Norma singen und an der Staatsoper in der Tosca sowie an der Scala die Milano den Troubadour.
    In dieser zweiteiligen Cavatina (2. Teil: "Gia parmi udire il fremito") überzeugt er mich durch seinen mitreißenden Gesang. Am Ende der Cavatina treten alle ab. Der Applaus hat sich allerdings noch nicht wesentlich gesteigert.
    In der zweiten Szene tritt Leonora auf, die Tochter Obertos, des Herzogs von San Bonifacio. Leonora, (Francesca Sassu):

    Hier auch ein Szenenfoto!
    beklagt ihr Schicksal, da sie von Riccardo unter falschem Namen und falschen Versprechungen verführt und dann verlassen wurde: "Ah sgombro è il loco alfin!" Sie hat die vorige Szene unbemerkt beobachtet. Sie ist Riccardo nachgereist, um sich zu rächen. Auch Francesca Sassu gefällt mir mit ihrem Gesang sehr gut. Allerdings weiß ich die Gestik der Protagonisten, (hauptsächlich Abwehrgesten), die mir schon in der ersten Szene aufgefallen sind, (noch) nicht zu deuten. Wohl wissend, dass ihr vorehelicher Fehltritt den Vater sehr betrüben wird, bekräftigt sie nochmal ihre Rachegelüste..
    Eine wunderbare musikalische Eingebung Verdis ist m. E. die Arie "Sul mio ciglio", in der sie ihre erste Begegnung mit Riccardo schildert sowie die anschließende Schmach, die sie erlitt.
    Im anschließenden "Oh potessi nel mio core soffocar" bedauert sie, dass sie das Geschehene nicht rückgängig machen kann.
    Ich empfinde es als immer wieder mitreißend, dass Verdi, anders als Cherubini auch solche traurigen und bedrückenden Inhalte, wie auch hier, durch eine mitreißende, vorwärtsdrängende Musik ausdrücken kann.
    Auch der Schluss dieser Szene ist musikalisch einfach grandios, und tatsächlich höre ich jetzt die ersten Bravorufe.
    Als Leonora abgetreten ist, erscheint ihr Vater Oberto (Giovanni Battista Parodi):

    Ein Szenenfoto aus Oberto
    der als im Krieg Unterlegener in der Verbannung war, aber nun in seine Heimat zurückgekehrt ist, auch, um die verlorene Ehre der Tochter zu rächen; "O patria terra, alfin ti rivedo" (O Heimat, endlich sehe ich dich wieder), singt Oberto, der zwar seiner Tochter noch böse ist wegen ihres Fehltritts, sich aber doch, als sie aufeinandertreffen, mit ihr in einem sehr anrührenden, teilweise auch dramatischen Duett mit ihr versöhnt: "Un ampesso ricevi ... Affidata del padre.."
    Auch dieses Duett endet mit einer großartigen Steigerung.


    Zweites Bild:


    Der Chor ist wieder halbkreisförmig um eine kleine Empore in der Bühnenmitte versammelt und besingt die glückliche Braut Cuniza (Mariana Pentcheva):

    Hier ein Szenenfoto mit Fabio Sartori
    die mit ihrer Vertrauten Imelda (Giorgia Bertagni) auf der Empore steht:

    Pentcheva links, Bertagni rechts, in der geschilderten Szene.
    Dieser Brautchor hat m. E. etwas durch und durch Pastorales und wird sehr anmutig vorgetragen.
    Cuniza bedankt sich bei ihren Freunden : "Basta, basta, o fedeli" und entlässt sie dann.
    Dann tritt Riccardo auf, der versucht, ihre bösen Vorahnungen zu zerstreuen. Mariana Pentcheva verfügt m. E. über einen gesunden Mezzo mit einer sicheren Höhe und einer flexiblen Dynamik und einem herrlichen Piano. Das Duett endet mit einer grandiosen Steigerung mit der anscheinenden Zerstreuung aller Bedenken Cunizas.
    Bei diesem furiosen Ende müssten die Zuhörer doch eigentlich ausrasten, doch nach wie vor gemessener Beifall -- seltsam!


    In der nächsten Szene, der insgesamt siebten, tritt Leonora auf und bittet Imelda, sie bei Cuniza zu melden. Sie habe wichtige Neuigkeiten. Oberto hat sich verborgen, kann aber mithören . Als Cuniza erscheint, gibt sich Leonora als Tochter Obertos zu erkennen. Dann tritt Oberto auf, hofft auf ihr Erbarmen und offenbart Cuniza, was seiner Tochter widerfahren ist. Leonora soll dann den Namen des Unholds benennen, doch der Vater tut es, und Cuniza erweist sich als sehr stark, was Mariana Pentcheva souverän rüberbringt. Sie strahlt sowieso eine große Kraft aus.
    Mit den Worten "Su quella fronte impressa, la verita tu vedi" bekräftigt Oberto die Wahrheit des Gesagten.
    Cuniza will ihn beschwichtigen, ihm klarmachen, in welcher Gefahr er schwebt und sagt, das Leonora nicht das einzige Opfer einer unglückseligen Liebe sei. Das Terzett am Ende dieser Szene ist m. E. schon ein absolutes frühes Meisterstück Giuseppe Verdis: und welch eine mitreißende Stretta an seinem Ende!
    Im Finale des ersten Aktes versucht, Riccardo, als er voller Entsetzen Leonora erblickt, zunächst, sie der Untreue zu bezichtigen, doch niemand glaubt ihm mehr. Dann tritt Oberto auf und fordert Riccardo zum Duell mit dem Schwert: Non basta una vittima..."
    Auch hier: welche musikalische Steigerung: aus dem anfänglichen Duett wurde erst ein Terzett, dann hier ein Quintett mit Chor- Grandios" und eine weitere Steigerung gesteht m. E. in einer unglaublichen Stretta aller Beteiligten am Ende des 1. Aktes- welch ein Ausrufezeichen hat Verdi gleich in seiner ersten aufgeführten Oper gesetzt!


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Oberto, Conte die San Bonifacio



    Giuseppe Verdi: Oberto, Conte di San Bonifacio
    UA. 17. 11. 1839, Scala, Milano
    Cuniza ......................Mariana Pentcheva
    Riccardo, ..................Fabio Sartori
    Oberto......................Giovanni Battista Parodi
    Leonoras..................Francesca Sassu
    Imelda .....................Giorgia Bertagni
    Orchestra e Coro del Teatro Regio die Parma
    Antonello Allemandi
    AD: 18. & 23. 10. 2007, Teatro Verdi di Busseto





    2. Akt:


    1. Szene
    Der Chor der Damen besingt in einem sehr berührenden Satz nach einer melancholischen Einleitung des Orchesters das traurige Schicksal Cunizas: "Infelice! Nel core tradito (Unglückselige! Düstere Gedanken bestürmen ihr betrogenes Herz). Imelda teilt Cuniza mit, dass Riccardo sie sprechen möchte. Cuniza erinnert sich an ihre glückliche Zeit, aber sie weiß, dass diese vorbei und ihre Liebe gestorben ist.
    In einer wunderschönen Arie beklagt sie dann den Verlust ihres Glücks. "Oh, qui torna l'ardente pensiereo?" (Oh, wer gibt mir die innigen Gedanken zurück?)
    Der Damenchor kniet derweil regungslos im Halbrund und lauscht ergriffen (und auch ich dem wunderbaren Gesang), mit dem sie nicht nur mühelos die hohen Koloraturen singt, sondern auch die tiefen Lagen mit Volumen füllt.
    Als Imelda fragt, wie es weitergehen soll, verlangt Cuniza, dass Riccardo zu Leonora zurückkehren soll, und sie selbst will Leonora zu Riccardo führen.
    Sie bringt dann im "Piu che i vezzi e lo splendore" ihre generöse Haltung zum Ausdruck. Sie stellt die -Freundschaft auf eine Stufe mit der Liebe.
    Musikalisch faszinierend sind die vielen Intervallsprünge, die Mariana Pentcheva in dieser Szene mühelos zu Wege bringt. Am Ende dieser grandiosen Szene geht das Publikum zum ersten Mal so richtig aus sich heraus, völlig zu Recht, wie ich finde, aber es hätte es ruhig schon früher tun können.


    2. Szene


    Nun tritt der "Coro die Cavalieri" nach einer Einleitung der tiefen Streicher auf mit dem "Dov' e l'astro nel cielo..." (Wo ist der Stern, der am Morgen so hell erstrahlte?) Dabei wird in einer Choreografie durch vier Herren das bevorstehende Duell zwischen Oberto und Riccardo angedeutet, indem sie zwei Schwerter in den Boden stecken.
    In seinem Lied beklagt der Chor, wie schnell sich das verheißene Glück gewandelt hat und dass Glück und Unglücke Hand in Hand gehen. Auch dieser Chor zeigt schon früh den großen Melodiker Verdi, und die Herren des Coro del Teatro Regio di Parma setzen dies adäquat um.


    3. Szene


    Nun tritt Oberto auf, der nach wie vor auf Blutrache sinnt: "E i tarda ancor" (Er verspätet sich schon wieder) - "L'orror del tradimento..." (Der schrecklicher Verrat muss...)
    Auch der herbeieilende Chor, der Oberto vom Entschluss Cunizas in Kenntnis setzt, ihn von der Verbannung zu befreien und ihm die Freiheit zu schenken, kann Obertos Entschluss nicht ändern.
    Als der Chor abgetreten ist, stimmt er die Arie an: "Ma tu, suprbo giovane" (Aber du, stolzer Jüngling".
    Diese Arie Giovanni Battista Parodis hätte m. E. wieder mehr Beifall verdient. Aber, so klein das Publikum ist, so schwerfällig scheint es auch zu sein.


    4. Szene


    Riccardo tritt auf, der sich zunächst weigert, in das ihm von Oberto angetragene Duell einzuwilligen:
    Doch Oberto provoziert ihn so lange, bis sie zu kämpfen beginnen.


    5. Szene:


    In diesem Moment treten Leonora und Cuniza auf, die den Kampf zunächst beendet: "Ferma!- Ah troppo in questa terra.."
    Bei Leonoras Anblick bereut Riccardo, was er ihr angetan hat: "La vergogna ed il dispetto" und auch Leonora gesteht sich ein, dass sie den Verräter wieder lieben könnte. In dem nun anhebenden fulminanten Quartett befiehlt Cuniza Riccardo, zu Leonora zurückzukehren: "A questa misera giura l'antiquo amor".
    Die am Ende dieser Szene einsetzende, sozusagen "in zwei Strophen" gesungene Stretta dieses formidablen Quartetts stellt in ihrem unglaublichen Tempo und Drang natürlich das voraufgegangene Quartett in den Schatten, und die Protagonisten singen wiederum grandios. Dann treten sie ab.

    Leonora und ihr Vater Oberto in dieser Szene


    6. Szene


    Der Chor der Herren tritt wieder auf und berichtet von dem inzwischen Gesehenen und den Befürchtungen, dass das Duell nun doch stattfinden könnte: "L i vedeste". Dann singt der Chor davon, dass Jesus am Kreuze vom Frieden gesprochen hat und der Mensch mit tauben Ohren nur Freude am Blutvergießen hat und bekräftigt die Forderung, dass nun endlich Frieden herrschen muss. Plötzlich ertönt Kampflärm, und die Männer verlassen eilends die Szene, um nach dem Rechten zu sehen.


    7. Szene


    Riccardo tritt auf mit dem blutigen Schwert in der Hand, mit dem er gerade Oberto erstochen hat und singt: "Ciel! Que feci!.. Di qual sangue ho machiato il brando mio!... (Himmel, was habe ich getan? Mit welchem Blut habe ich mein Schwert getränkt?)
    In der nun folgenden Romanze betet er dann zu Gott und bittet ihn, ihn in seiner Barmherzigkeit zu erretten.


    8. Szene


    Zuerst treten Cuniza und Imelda auf, dann der Chor. Cuniza, die wieder von bösen Vorahnungen geplagt wird, singt. "Dove son?" (Wo sind sie?). Der Chor verkündet schließlich, dass man Oberto tot im Wald gefunden hat und dass Leonora, die auch zum Kampfeslärm geeilt war und wohl noch das Ende miterlebt hat, ohnmächtig neben ihrem toten Vater zusammengesunken sei. Die Szene endet mit dem Ausspruch aller: "O spettacolo d'orror!" (Oh fürchterliches Spektakel)


    9. Szene


    Cuniza bietet der sich nun wie erstarrt nähernden Leonora an, sich fortan um sie zu kümmern; "Vieni, o misera, cresciutta..." und beginnt damit eine beeindruckende Ensembleszene, die mit "Adagio" überschrieben ist. In dieser erschütternden Szene gibt sich Leonora die Schuld am Tode ihres Vaters.


    10. Szene (Scena ultima):


    In diesem Moment erscheint ein Bote mit einer Briefschaft, die er Cuniza aushändigt und die sie verliest. Darin kündigt Riccardo an, dass er aus Italien fliehen will, bittet Leonora um Verzeihung und überträgt ihr alle seine Güter. Sie aber weist das von sich und beschließt ins Kloster zu gehen.
    In einem großartigen Ensemble endet diese meisterliche erste aufgeführte Oper Verdis.
    Den größten Schlussbeifall erhalten Mariana Pentcheva als Cuniza und Fabio Sartori als Riccardo. Doch auch Antonello Allemandi als Dirigent erhält endlich seinen verdienten Lohn.


    Diese erste aufgeführte Oper hat meinen Appetit auf die lange Reise durch Giuseppe Verdis Opernkosmos vollends geweckt.


    Als nächste Oper werde ich in den nächsten Wochen die Oper "Un giorno di regno" (König für einen Tag) (UA: 5. 9. 1840) hier vorstellen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).