David Diamond - Die Streichquartette

  • David Diamond (1915-2005) war ein US-amerikanischer Komponist, der vor allem für seine 11 Symphonien bekannt geworden ist. Er gilt zusammen mit Aaron Copland, Roy Harris und William Schuman als einer der Väter der amerikanischen Symphonik. Einige seiner Werke gehören zum Besten, was diese Symphonik hervorgebracht hat. Sie wurden von Dirigenten wie Mitropoulos, Bernstein und Gerard Schwarz uraufgeführt.


    Diamond studierte am Cleveland Institute of Music und an der Eastman School of Music in Rochester bei Bernard Rogers. Weiteren Unterricht erhielt er bei Roger Sessions in New York City, und er gehört zur großen Gruppe amerikanischer Komponisten, die bei Nadia Boulanger in Paris Stunden nahmen. Von 1951 bis 1953 unterrichtete er an der Universität Rom und lebte anschließend als freischaffender Komponist in Florenz. 1965 übernahm er eine Professur an der Manhattan School of Music in New York City. Später lehrte er – bis 1997 – an der Juilliard School. Zu seinen Schülern gehörte Eric Whitacre. Im Jahre 2005 starb Diamond in seinem Haus in Brighton (Monroe County, New York) an Herzversagen. (Quelle: wikipedia)


    Neben seinen 11 Symphonien komponierte Diamond 11 Streichquartette, die zwischen 1938 und 1968 entstanden. Sie gehören laut Verlagswerbung zum Besten, was die amerikanische Musik in diesem Genre hervorgebracht hat. Im Gegensatz zu denen von Charles Ives, Samuel Barber oder Elliott Carter sind sie aber bisher weitgehend unbekannt geblieben. Anfang der 2000er Jahre hat sich das in Washington, D.C. beheimatete Potomac String Quartet dieser Werke auf 4 CDs diskographisch angenommen. Wenn auch die Werbepartner diese Aufnahmen teils nicht mehr listen, so sind sie offensichtlich noch direkt vom Label Albany Records lieferbar.

  • Das Concerto for String Quartet ist Diamonds erstes Streichquartett, dem noch 10 nummerierte Quartette folgen sollten. Das Werk entstand 1936 in Europa um die Zeit herum als Diamond Schüler von Boulanger war. Er hatte den Komponisten Albert Roussel kennengelernt und hörte in Paris einen Beethoven-Zyklus durch das Lener Quartett, beides inspirierte ihn, diesen Erstling zu komponieren, der auch Roussel gewidmet ist.
    Das Werk hat 4 Sätze und dauert gut 17 min. In jedem Satz steht eines der vier Instrumenet im Vordergrund, dies ist in der Partitur wohl auch schon optisch sichtbar. Besonders ohrenfällig ist dies im langsamen 3. Satz, wo das Cello das Geschehen dominiert, das unter den Händen von PSQ Gründer Steven Honigberg wunderbar aussingt.
    Zwei Dinge sind bei diesem Werk eines 21-Jährigen sofort offenkundig:
    1. Der Mann kann Streichquartette schreiben und
    2. Er hat sofort eine ganz eigenständige Tonsprache, die man nicht einfach als Synthese von Komponist, X, Y und Z beschreiben kann.
    Ein eindrucksvolles Werk, das gespannt darauf macht, wie Diamond über die 11 Werke seine Tonsprache weiterentwickelt.
    Das PSQ spielt engagiert und tadellos, die Aufnahmetechnik tut ihr übriges, um die Aufnahme zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.

  • Das vierte Streichquartett von David Diamond entstand 1951. Es ist mit 39 min Spiellänge sein wohl längstes, zudem eines der wenn nicht das komplexeste. Ich würde es vom Höranspruch her mit Schönberg 1 oder Zemlinsky 2 vergleichen, spieltechnisch ist es mindestens ebenso anspruchsvoll wie diese beiden. Am äußersten Rande der Tonalität, erster und dritter Satz eher harsch in der Tonsprachen, der zweite und 15-minütige vierte Satz etwas moderater und teils auch mit sehr schönen Passagen. Insgesamt ein Werk, dass man sich wohl erarbeiten muss, aber ich habe nach einem ersten Hördurchgang das Gefühl, die Arbeit könnte sich lohnen. Das Werk wurde 1965 (!) für einen Grammy nominiert, musste sich aber der vierten Symphonie von Charles Ives geschlagen geben.

  • Das 2. Streichquartett von Diamond entstand 1943/44 in New York wurde aber erst 1961 uraufgeführt. Warum, weiß der Teufel, es ist für mich eines der schönsten Streichquartette des 20. Jahrhunderts, der langsame Satz ist zum Niederknien. Grandiose Musik, grandios interpretiert. Mit dieser CD, die heute eintraf, habe ich die Quartette von Diamond endlich komplett. Über die französische website des Werbepartners sind noch alle vier Folgen erhältlich.