Bon Appétit!

  • Hör mal, das ist ja grauenhaft. Bislang hatten die doch immer noch sehr moderate Inszenierungen. Was soll das denn sein? Voll geschmacklos.

  • Lieber Figaroo, was soll´s? Man wird uns wieder sagen, man müsste die Inszenierung erst gesehen haben, um ein Urteil abzugeben. Ich weiß allerdings
    nicht warum ich nach Passau fahren sollte, um ein überdimensionales Klo zu sehen. So etwas, wenn auch kleiner, habe ich zu Hause, und Gott sei Dank, ohne lebendes Inventar. Das Publikum soll ja begeistert gewesen sein. Wenn man die Leute nur noch mit so etwas in die Oper locken kann, dann ist in meinen Augen die Oper als Kunstform gestorben... ach nein, heute wird ja jeder Murks als Kunst akklamiert... :thumbdown::thumbdown: Aber vielleicht möchte man die Oper so vom Ruch des "Elitären" befreien.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ja, ja, da kann man sich nur noch an den A.... fassen - der Kopf ist zu schade dafür!
    (Dieter Hildebrandt, 1927-2013)


    :thumbdown:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich weiß allerdings nicht warum ich nach Passau fahren sollte, um ein überdimensionales Klo zu sehen. So etwas, wenn auch kleiner, habe ich zu Hause, und Gott sei Dank, ohne lebendes Inventar.

    Ganz musikalisch: Thema und Variationen


    Lieschen Müller meint: Warum sollte ich ins Museum gehen und mir dort den nackten Mann an der Wand anschauen, den habe ich doch Gott sei Dank als lebendes Inventar zuhause im Bett!!! :D


    Mich reizen diese Bilder einfach nur zum Lachen. Ob das nun aber freillig oder unfreiwillig komisch ist, kann ich allerdings nicht beurteilen, dazu müsste ich diese Inszenierung in der Tat gesehen und mich mit dem Stück und seiner Inszenierung ausführlich beschäftigt haben...


    ... aber Tamino stiftet mit so einem Thread auf jeden Fall Heiterkeit. Jedem das Seine eben! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieschen Müller meint: Warum sollte ich ins Museum gehen und mir dort den nackten Mann an der Wand anschauen, den habe ich doch Gott sei Dank als lebendes Inventar zuhause im Bett!!!


    Lieschen Müller meint: Was den nackten Mann angeht, kommt es auf die jeweilige Attraktivität an. Anderseits - Klo ist Klo...

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Lieschen Müller meint: Was den nackten Mann angeht, kommt es auf die jeweilige Attraktivität an. Anderseits - Klo ist Klo...

    Dann hat Lieschen Müller es aber schlicht nicht geschafft, die Schwelle von der vormodernen zur modernen Kunst zu überschreiten. Vormodern ist die Auffassung, dass über den Kunstcharakter die "Erhabenenheit" des Gegenstandes der Darstellung entscheidet. Beispiel:



    Hier wird der flötespielende deutsche Kaiser gezeigt - also ein erhabenes Objekt. Ganz anders dieses Bild desselben Künstlers, das zum Skandal wurde:



    Dagegen wurde damals protestiert: Proletarier in einem Eisenwalzwerk zu zeigen, sei kein würdiger Gegenstand für die Kunst. Den alten Fritz mit der Flöte fand man attraktiv, das Eisenwalzwerk dagegen unattraktiv und abstoßend. Man hat also nach dem Prinzip geurteilt: Es gibt Gegenstände und Sujets, die sind per se kunstwürdig und solche, die sind es nicht. Es spielt nun keine Rolle - denn es ist immer dieselbe Denkweise - ob das Unwürdige und vermeintlich kunstlose Darstellungsobjekt nun Menzels Eisenwalzwerk oder Monets Heuhaufen oder ein Klosett auf der Bühne ist. Wer so argumentiert, ist einfach im Kopf noch nicht bei der modernen Kunst angekommen. Das Prinzip der Moderne ist nämlich: Über den Kunstcharakter entscheidet nicht das Was, sondern einzig und allein das Wie der Darstellung. Somit kann im Prinzip jeder Gegenstand zum Gegenstand der Kunst werden. Maurice Maeterlinck, von dem das Libretto zu Debussys "Pelleas et Melisande" stammt, hat das mal so ausgedrückt: Wenn man ein Stück Müll, eine Glasscherbe von der Straße, aufhebt und sie gegen das Himmelsblau hält, dann wird daraus erhabene Kunst.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Mich reizen diese Bilder einfach nur zum Lachen. Ob das nun aber freillig oder unfreiwillig komisch ist, kann ich allerdings nicht beurteilen, dazu müsste ich diese Inszenierung in der Tat gesehen und mich mit dem Stück und seiner Inszenierung ausführlich beschäftigt haben...

    Stimmt - man sollte die ganze Inszenierung gesehen haben, ehe man kritisiert. Wir können jedoch nur nach dem urteilen, was wir sehen können. Zumindest in dem eingestellten Video scheint das Ganze aneinander gereihter Klamauk zu sein. Als verbindendes Stilmittel ein überdimensionales Klosett. Das stinkt sicherlich vielen Musikfreunden. Ob diese Inszenierung im bürgerlich, frommen Passau ankommt? Zu Gunsten vordergründiger, aufmerksamkeitsheischender Effekte und Gags wird hier - so weit zu sehen - wieder einmal die Chance verspielt, eine gelungene moderne Inszenierung zu gestalten. Schade! So wie es sich darstellt, sollte man ganz schnell die Taste am KLo drücken und den Murks hinunterspülen, in die Kloake, wo er wahrscheinlich hingehört.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Hier wird der flötespielende deutsche Kaiser gezeigt


    ?(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich war immer der Meinung, dort wird Friedrich der Große gezeigt, und der war bekanntlich kein deutscher Kaiser, sondern König von Preußen.

    Diese Richtigstellung ist natürlich angebracht, ändert allerdings grundsätzlich nichts an der Argumentation.

  • Stimmt - man sollte die ganze Inszenierung gesehen haben, ehe man kritisiert. Wir können jedoch nur nach dem urteilen, was wir sehen können.

    Wir müssen aber nicht urteilen, wenn wir dafür nicht genug gesehen haben, und sollten dies auch nicht tun.

  • Wir müssen aber nicht urteilen, wenn wir dafür nicht genug gesehen haben, und sollten dies auch nicht tun.


    Bei einigen scheint allerdings das Betrachten bestimmter Bilder eine Zwangshandlung auszulösen :P

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe einige gelungene Inszenierungen gesehen, die einige hier als "Regisseurstheater" bezeichnen würden. Darunter eine sehr gute von Peter Konwitschny (sic), nämlich "Peer Gynt" von Werner Egk, und zuletzt die "Lady Macbeth von Mzensk" von Matthias Hartmann, die in die Stalin-Zeit der 30er Jahre verlegt wurde. Beide waren trotz der dezenten Aktualisierung doch durch eine Ästhetik geprägt. Bei der "Lady Macbeth" war es gerade im letzten Bild die Ästhetik des Hässlichen (so würde es Holger wohl treffend nennen).


    Wenn ich mir indes diesen (zugegebenermaßen kurzen) YouTube-Clip hier ansehe, kann ich nur sagen, dass ich mir diese "Klobürsten-Inszenierung" nicht antun würde. Das ist einfach nur unästhetisch und in einer Weise sogar abartig. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes gegen das Werk von Rameau gebürstet. Rameau, ein immer noch ziemlich vernachlässigter Komponist, hat uns herrliche Musik hinterlassen. Zu Beginn der laufenden Spielzeit war es mir vergönnt, ein komplettes Rameau-Konzert unter Currentzis zu erleben.


    Es gibt eben auch beim Regietheater die gelungenen, die weniger gelungenen und die misslungenen Beispiele. Bei der hier vorgestellten Produktion scheint es sich um letzteres zu handeln.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lustig, dass ich so früh nach dem Aufstehen noch ohne Tee den preußischen König gleich zum deutschen Kaiser geadelt habe. Das werden mir hoffentlich alle eifersüchtigen Habsburger aus Wien verzeihen... :D :D :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat von »musikwanderer«
    Ich war immer der Meinung, dort wird Friedrich der Große gezeigt, und der war bekanntlich kein deutscher Kaiser, sondern König von Preußen.

    Ich möchte mich nicht mit falschen Federn (= Zitaten) schmücken und schon gar nicht von anderen geschmückt werden. Diese Ehre kommt in diesem Fall einzig und alleine Stimmenliebhaber zu...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER