Deutsche Oper am Rhein Don Pasquale Premiere: Sänger von Weltformat in einer wundervollen Inszenierung.

  • Gestern Abend war in Düsseldorf die Premiere von Donizettis Don Pasquale. Das Haus war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Inszenierung von Rolando Villazon spielt in den 70 Jahren. So ist Don Pasquale ein Kunstsammler , der in einem Loft mit großen Fenstern wohnt und im Hintergrund kann man den Eiffelturm erkennen. In diesem Loft gibt es viele Gemälde von alten Meistern, wie z.B. der Mona Lisa Sein Neffe Ernesto ist Pop Art Künstler und Norina seine Muse . Die zweite Szene spielt in Edward Hoppes Nighthwak Bar, wo die Kellner mit Rollschuhen bedienen. Während der Overtüre sieht man, wie ein Einbrecher versucht, eine Statue zu klauen und natürlich erwischt wird. Dieser Einbrecher taucht immer wieder auf z.B. wenn er sich von der Decke abseilt. Am Ende , wenn er von Don Pasquale erwischt wird, stellt dieser sich als Frau heraus, in die sich Don Pasquale sofort verliebt. Der Notar ist ein ständig bekiffter Hare Krischna Jünger. Am Ende sieht man auf der Bühne den Chor sitzen, als Mona Lisa Double.
    Nicolas Carter dirigierte die Overtüre etwas holprig , steigerte sich aber und dirigierte einen flotten und sängerfreundlichen Don Pasquale. Exellent wie immer der Chor, der nur leider nach seiner Szene keinen Applaus bekam. Lucio Gallo war ein Bilder Buch Don Pasquale. Meiner Meinung nach ist er eher ein Bass Bariton als ein reiner Bariton , da seine Stimme viel dunkler und fülliger klang , als die von Mario Cassi. Dieser konnte mit einem gutgeführten und höhensicheren Bariton aufwarten. Ein hervorragender Ernesto war Ioan Hotea , dessen Tenor sicher geführt war und der in den Höhen auch keine Probleme hatte. Star des Abends war aber Elena Sancho Pereg als Norina. Sie war ein reiner Wirbelwind und ihr Sopran hatte auch keine Probleme in den hohen Logen . Alle Sänger waren auch darstellerisch hervorragend.auc
    Am Ende gab es 15 Minuten stehende Ovation Und ich wollte noch wissen, wie viele Zuschauer er denn befragt hat.
    Kleiner Nachtrag zu einem Kontrapunkt Bericht von Peter Bilsing im Opernfeind. Dort bezeichnet er die Rheinoper als provinziell und zweitklassig. Auch würde sie kaum noch wahrgenommen. Das Premieren Publikum hielt er für dumm, da er behauptete, daß die meißten davon ausgehen, daß Rolando Villazon den Ernesto singt, obwohl in den Printmedien genügend darüber bericht worden ist, daß er Regie führt. Ich habe ihm darauf hin eine Mail geschrieben, daß ich es verstehen kann, daß man als Opernkritiker lieber in Berlin, München oder Wien arbeiten würde. Wenn ihm die Rheinoper zu provinziell sei, dann braucht er ja auch keine Freikarte anzunehmen , oder kann einen Kollegen hinschicken. Außerdem wollte ich wissen, wieviel Zuschauer er denn befragt hat. Ich werde am Dienstag mal mit der Rheinoper Kontakt aufnehmen, daß man sich in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mal diesen Bericht durchlesen sollte.

  • Lieber Rodolfo
    Vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Es freut mich für Dich, daß Du für Dich ein beglückendes Theatererlebnis hattest.
    Die Sänger von Weltformat, das nehme ich Dir noch ab. Aber eine "wundervolle Inszenierung" (???), die kann ich anhand Deiner Beschreibung nicht entdecken.
    Aber wahrscheinlich muß der arme Don Pasquale überall für verrückte Ideen irgendwelcher Leute, die meinen Regisseur zu sein, herhalten.
    So war es auch bei mir: Von all´den vielen hervorragenden Inszenierungen, die ich in 4 1/2 Jahren in Liberec /Reichenberg erlebt habe, war nur der Don Pasquale mißraten.
    Dort hatte man die Handlung in ein Krankenzimmer verlegt, was ich auch völlig daneben und mißlungen fand. Allerdings, auch hier war das Ensemble hervorragend.


    Herzlichst
    CHRISSY


    Falls es Dich interessiert, hier kannst Du Dir ein Bild von der "tollen Liberecer Inszenierung" machen:


    http://www.saldovo-divadlo.cz/…redstaveni/r/don-pasquale

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,
    Rolando Villazon hat seine Inszenierung unter dem Motto gestellt : alte Meister oder neue Kunst und das alles schließlich im Auge des Betrachters liegen würde. Vielen Dank für den Link . Wollte einen einen Link der Bilder Garlerie zu Don Pasqaule kopieren, hat aber nicht geklappt. Du findest die Bilder wenn du im Kalender der Rheinoper die nächste Aufführung von Don Pasquale am 3. Mai anklicktst. Dann siehst du, daß es keine Inszenierung ist , vor der Mann Angst haben muß, daß man sich eine ansteckende Krankheit holt. Und etwas Klamauk ist ja auch nicht verkehrt . Außer im Operfeind wird diese Inszenierung in der PResse überall positiv aufgenommen.

  • Ich habe gestern Abend auf arte mir "Lohengrin" angesehen, mit Netrebko und Beczala. In Krefeld wird das auch gespielt, da werde ich sicher nicht hingehen. Bei arte habe ich nach dem 1. Akt abgeschaltet, weil alles so langweilig war. Die Inszenierung war so traditionell, dass ich mich nach Regietheater gesehnt habe. Daher möchte ich Rodolfo hier unterstützen,
    eine absolute Werktreue ist bei "Don Paquale" nur zum Gähnen. Es ist mit diesen Opern ja so wie mit Molière, dessen Humor
    heute auch nicht mehr zündet.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Es war witzig. Es war albern. Man hatte seinen Spaß. Aber war es Don Pasquale? Nein! Insofern ist Rolando auch kein guter Regisseur. Er bewegt sich eben auf dem Niveau, das heute Standard ist. Ein Stück wird so lange verändert bis es der Regisseur händeln kann. Hätte er es den Librettoangaben gemäß spritzig und witzig über die Rampe gebracht, so würde ich mich tief verneigen.

  • Die Inszenierung war so traditionell, dass ich mich nach Regietheater gesehnt habe

    Lieber Dottore,


    ich habe diese Inszenierung 3x gesehen, mit verschiedenen Sängern. Ich fand sie schon zu modern, z.B. bei der Ankuft des Schwanes war es mir zu viel Technik, und auch der Schluß hat mir nicht gefallen. Von all den vielen sauschlecht (für meinen Geschmack) inszenierten Lohengrins war das eine derjenigen, die sich meinen Erwartungen wenigstens etwas angenähert hatten, nach all den Schulbänken, Ratten, Epilieptikern usw. Sonst wäre ich niemals 3x nach Dresden gefahren. Aber nun ists eigentlich genug, jetzt will ich das nicht mehr sehen und mich jedesmal an den gleichen Stellen wieder ärgern zu müssen.


    Aber genau wie Du und viele andere die Anhänger traditioneller Inszenierungen uns nicht verstehst und das sogar langweilig findest, begreife ich nie, was man an den genannten Ratten, Geisteskranken u.a. so toll finden kann.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Der Don Pasquale war witzig und unterhaltsam und der Don war endlich mal kein seniler alter Trottel. Also ist es mal wieder das anwesende Publikum, daß keinen Sachverstand hat und dem die Aufführung sehr gut gefallen hat.

  • Lieber LaRoche, ich bin gar kein Anhänger des Regietheaters, sondern so in der Mitte wie Rodolfo auch. Das kannst du in allen RT-threads nachlesen. Was ich nicht abkann, da treffen wir uns, sind die Obszönitäten und Peinlichkeiten, die die Musik überlagern. Zudem: außer der Ouvertüre, die toll ist, finde ich den Lohengrin langweilig. Dabei habe ich schrecklichen Texte noch nicht mal im Auge. Am besten gefiel mir, wie einmal die Kamera hinter der Bühne die Präparation des Schwanes zeigte, und Beczala den Daumen reckte. Ich fand übrigens, dass er für diese Rolle zu wenig Volumen hat, aber das sollen hier andere bewerten.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Wollte einen einen Link der Bilder Garlerie zu Don Pasqaule kopieren, hat aber nicht geklappt.


    Vielleicht darf ich behilflich sein: Don Pasquale an der DOD. - Könnte mir übrigens auch gefallen!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.