Frida Weber-Flessburg mit dem nervösen "Bibber"

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    Frida Weber-Flessburg stammt aus Krakau, wo sie am 16. November 1890 geboren wurde. Sie studierte am renommierten Stern’schen Konservatorium in Berlin. Ihre Anfänge als Sängerin liegen im Dunkeln. Erst nach ihrer Heirat mit Alexander Flessburg, der sich vornehmlichen in leichten, unterhaltenden Genres betätigte, wurde sie bekannt. Unter ihrem Doppelnamen war sie regelmäßig im Rundfunk zu hören und nahm auch zahlreiche Platten auf. Grenzen zwischen den musikalischen Richtungen waren ihr fremd. Duette aus der Operette "Der liebe Augustin" von Leo Fall spielte sie gemeinsam mit ihrem Mann ein. Der Operettenforschen Kevin Clark charakterisiert sie so: Die Timbre der Weber-Flessburg ist eine ganz markantes und typisches für die 1920er Jahre: Man hört diesen leicht nervösen "Bibber" im Ton, eine mädchenhafte Unschuld gemischt mit einem Hauch von Frechheit/Keckheit. Als ein Koloratursopran besitzt die Flessburg nicht den stimmlichen Glamour einer Gitta Alpar; ihre Top-Noten haben nicht diesen umwerfenden Effekt ihrer ungarischen Kollegin. Eher findet man hier eine gewisse Fritzi-Massary-Qualität in ihrem Klang, nicht jedoch im Stil. Was vielleicht erklären mag, warum die Flessburg in den späten Zwanzigern – angesichts von so vielen anderen superlativen Konkurrentinnen – es nicht in die erste Reihe der Stars schaffte. Aber sie nahm massenhaft auf und bewegte sich problemlos zwischen der Oper, Operette und den Schlagern hin und her. Ende des Zitats. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 endete die erfolgreiche Karriere der gebürtigen Jüdin schlagartig. Bei Ausbruch des Krieges musste die Sängerin in der Rüstungsindustrie arbeiten. In der Nacht vom 18. zum 19. Januar 1943 wurde sie mit zwei anderen Hausbewohnern aus ihrer Wohnung in der gutbürgerlichen Hektorstraße 3 in Berlin, einer Seitenstraße des Kurfürstendamms, von der Gestapo verschleppt und wenig später ins Vernichtungslager Auschwitz verfrachtet. Dort wurde sie vermutlich am 30. Januar 1943 ermordet.


    Auf Youtube kann ihre Stimme gehört werden - beispielsweise im Duett "Du kannst so liebenswürdig sein" von 1931. Ihr Partner ist der Tenor Max Mensing.


    Die Frida-Leider-Gesellschaft hat der Weber-Flessburg eine CD gewidmet, die wärmstens zu empfehlen ist - wenn man denn solche Sängerinnen wie sie zu schätzen weiß:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent