Max Reger: Romantische Suite op. 125

  • Die Romantische Suite op. 125 komponierte Max Reger im Mai und Juni 1912 in Meiningen. Dort war er von 1911 bis 1914 Direktor der Hofkapelle. In dieser Zeit entstanden die meisten Orchesterwerke. Ursprüngliche sollte die Suite Nachtmusik heißen. Einflüsse von Debussy, mit dem sich Reger gleichzeitig beschäftigte, sind spürbar. Als literarische Anregung dienten Gedichte von Eichendorff. Sie geben den Anstoß zu den musikalischen Reflexionen. Die Worte wirken auf ihn wie Initialzündungen. Soll heißen, Reger setzt nicht die die Dichtung in abstrakte Töne um, er lässt sich inspirieren oder auch in seinen Gefühlen bestätigen. Insofern geht die Suite formal über eine sinfonische Dichtung im landläufigen Sinne hinaus. Die Satzbezeichnungen folgen nicht den Überschriften der Gedichte, auf die sich Reger auch nur teilweise bezieht. Er wählt eigene Bezeichnungen.


    Notturno (Nachtzauber)
    Hörst du nicht die Quellen gehen
    Zwischen Stein und Blumen weit
    Nach den stillen Waldesseen,
    Wo die Marmorbilder stehen
    In der schönen Einsamkeit?
    Von den Bergen sacht hernieder,
    Weckend die uralten Lieder,
    Steigt die wunderbare Nacht,
    Und die Gründe glänzen wieder,
    Wie dus oft im Traum gedacht.


    Scherzo (Elfe)
    Bleib bei uns! Wir haben den Tanzplan im Tal
    bedeckt mit Mondesglanze,
    Johanneswürmchen erleuchten den Saal,
    die Heimchen spielen zum Tanze.
    Die Freude, das schöne leichtgläubige Kind,
    es wiegt sich in Abendwinden:
    Wo Silber [auf Zweigen und Büschen rinnt,
    da wirst du die Schönste finden.


    Finale (Adler)
    Steig nur, Sonne,
    Auf die Höhn!
    Schauer wehn,
    Und die Erde bebt vor Wonne.
    Kühn nach oben
    Greift aus Nacht
    Waldespracht,
    Noch von Träumen kühl durchwoben.


    Reger hatte die ersten Anstöße zu der Komposition auf den nächtlichen Bahnfahrten zwischen Leipzig und Meiningen, empfangen: "Wenn ich da durchs Fenster in die mondbeglänzte waldige wunderschöne Gegen schaue, kam mir der Wunsch, und mit ihm kamen die Melodien." Der Wald erscheine in Regers Phantasie als idealer Ort, seinen Traumgespinsten nachzuhängen, heißt es in der neuen Biographie "Werk statt Leben" von Susanne Popp. "Die Texte Eichendorffs geben ihm mit Mondschein, und Dunkel, Rauschen und Dämmer, Marmorbildern und Zauberwesen Anregungen zu eigenen Assoziationen …" Reger liebte die nächtlichen Bahnfahrten nicht zuletzt deshalb, weil er Angst hatte, zu Bett zu gehen. Am Ende der Romantischen Suite geht die Sonne mit der Wucht eines Vulkanausbruches auf, als fürchte er sich davor. "Der ist so, wie wenn Sie jemandem den Kopf festhalten, damit er in die Sonne blickt, so hell und gleißend", schreibt er an seinen zeitweiligen Dienstherrn, den Herzog von Meiningen. Das trifft es. Ich fühle mich zwar immer an den Sonnenaufgang in der Alpensinfonie von Strauss erinnert. Wo jener mehr die Ansichtskarte komponiert hat, findet Reger zu einer unglaublichen Verdichtung, in der die Idee vom Licht musikalisch-philosophischen Ausdruck findet. Für mich ist dieses Stück eines der Schlüsselwerke die Spätromantik. Obwohl verschiedentlich im Forum erwähnt, auch ausführlich, halte ich einen eigenen Thread für angemessen.


    Reger schreibt ein großes Orchester vor, bestehend aus drei Flöten, zwei Oboen, Englischhorn, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, drei Trompeten, vier Hörner, drei Posaunen, Tuba, Harfe, drei Pauken, Becken und Streichern . Arnold Schoenberg hat eiine Kammerbesetzung erarbeitet.


    Eine Aufnahme, die ich für besonders gelungen halte, auch, weil sie diese Nähe zu Debussy betont, habe ich aus dem Netz gewählt: Hermann Scherchen dirigiert 1960 die Nordwestdeutsche Philharmonie:


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier eine weitere Aufnahme der Romantischen Suite mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks unter Esa-Pekka Salonen:



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent