Juri Fajer — großer sowjetischer Ballettdirigent


  • Juri Fjodorowitsch Fajer (russ. Юрий Фёдорович Файер; international Yuri Fayer bzw. Faier), geboren am 5. (jul.)/17. (greg.) Jänner 1890 in Kiew, gestorben am 3. August 1971 in Moskau, war ein russischer Dirigent, der insbesondere im Ballettbereich berühmt wurde und 40 Jahre lang Chefdirigent der Ballettaufführungen am Bolschoi-Theater in Moskau (1923—1963) war.


    Bis 1906 besuchte er die Musikschule in Kiew, danach wechselte er ans Moskauer Konservatorium und erlernte das Geigenspiel bei Georgi Nikolajewitsch Dulow. Zudem begann er, als Geiger und später auch als Konzertmeister in verschiedenen Orchestern zu arbeiten. 1909/10 war er Konzermeister und Dirigent an der Oper von Riga, 1914/15 war er Mitglied des Orchesters der Simin-Oper in Moskau.


    Sein Debüt am Moskauer Bolschoi-Theater erfolgte im Jahre 1916 mit dem Ballett „Coppélia“ von Léo Delibes. Zwischen 1923 und 1963 amtierte er vier Jahrzehnte lang als Chefdirigent der Ballettaufführungen am Bolschoi-Theater. Er unternahm als Leiter des Bolschoi-Balletts Tourneen nach Frankreich, England, Belgien und in die Vereinigten Staaten. In seinem Repertoire befanden sich mehr als 50 klassische und zeitgenössische Ballette. Er arbeitete eng mit den Komponisten Reinhold Glière und Sergei Prokofiew zusammen, deren Werke teilweise erstmals am Bolschoi-Theater erklangen. Er leitete zudem die Bolschoi-Uraufführungen von Chatschaturjans Balletten „Gayane“ (1957) und „Spartacus“ (1958).


    Fajer spielte etliche Tonaufnahmen ein, darunter Tschaikowskis „Schwanensee“, Gautiers „Giselle“, Glières „Der rote Mohn“ und Delibes‘ „Coppélia“. Zudem existiert ein Live-Videomitschnitt des „Schwanensee“ mit Maja Plissezkaja von 1957. Zudem dirigierte er die Aufnahmen für Paul Czinners dokumentarischen Musikfilm „Bolschoi-Ballett“ aus dem selben Jahr, in welchem ein Gastauftritt in London im Mittelpunkt steht.


    Zusammen mit seinem langjährigen Assistenten Gennadi Roschdestwenski (zwischen 1951 und 1961) wurde Juri Fajer 1958 für einen Oscar in der Kategorie „Best Music, Scoring of a Musical Picture“ nominiert.


    Er erhielt zahllose hohe und höchste Auszeichnungen: Verdienter Künstler der RSFSR (1934), Volkskünstler der RSFSR (1937), Volkskünstler der UdSSR (1951), vier Stalinpreise (1941, 1946, 1947, 1950), Leninorden (1937), Orden des Roten Banners der Arbeit (1951, 1959).


    Fajer erblindete im Alter nahezu, dirigierte gleichwohl weiter. 1963 trat er von seinem Amt als Ballettchefdirigent zurück und starb acht Jahre später im Alter von 81 Jahren.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões