Neue Wagner-Biografie von Ulrich Drüner

  • Ich stelle diese Buch absichtlich nicht im Lesethread vor (dort wurde es m.E. auch schon erwähnt), sondern im allgemeineren Rahmen dieses Threads, da ich von der Bedeutung des Buches überzeugt bin und es jedermann, insbesondere den Wagnerfreunden unter uns sehr empfehlen möchte.


    Der Autor ist Berufsmusiker (Bratschist im Orchester der Stuttgarter Oper) sowie Inhaber eines Musikantiquariates, weiß also. worüber er schreibt, hat auch schon andere Werke veröffentlicht.


    Er beschreibt u.a. die zahlreichen Selbstmystifikationen Wagners, mit dener er eine bruchlose Entwicklung seines Charakters und musikalischen Genies vom Beginn bis zur Reife suggerieren wollte, und denen leider auch die biografische Wahrheit (wenn es so etwas überhaupt gibt) zum Opfer fiel.. Dies zeigt sich gut am Beispiel Meyerbeers, der Wagner in dessen früheren Jahren stark gefördert hat, von diesem aber als alberichartiger Erzfeind hingestellt wurde.
    Aud differenzierte und faire Weise geht Drüner auch auf Wagners Antisemitismus ein und stellt diesen in den historischen Zusmmenhang der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, weist aber auch -nach meiner Meinung recht überzeugend- Spuren des Antisemitismus in verschiedenen Figuren der Opern Wagners nach (was von den Apologeten Neu-Bayreuths stets geleugnet, bzw. marginalisiert wurde).


    Die Werke Wagners werden von Drüner ausführlich besprochen und Interpretationshinweise gegeben.


    Amüsant ist die Beschreibung von Wagners lebenslanger Finanzmisere, die der in der Regel sehr gut verdienende Künstler vor allem seiner grotesken Verschwendungssucht verdankte (hier waren Wagner und sein Adorant Ludwig II sicher Seelenverwandte).


    Zum Schluß noch die genaue Bezeichnung des Buches:


    Ulrich Drüner: Richard Wagner, die Inszenierung eines Lebens, Blessing-Verlag, ISBN 978-3-89667-563-7


    MfG


    Joachim

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)