Sir Arthur Sullivan - Ivanhoe

  • Hallo liebe Taminos,


    Vor kurzem stöberte ich in der Bibliothek nach einer Oper in englischer Sprache, nach einer durch und durch englischen Oper und wurde in Sullivans Oper fündig.
    Ich interessierte mich schon länger mal für "englisches" bzw. "amerikanisches" angeregt durch meinen eigenen Thread über das Schaffen von Frauen in der Musik und durch
    den Thread "amerikanische Symphonien."
    Ich habe mir die Oper sofort ausgeborgt, auch wenn ich noch nicht wusste ob diese Aufnahme gut ist oder nicht oder gar wer Sullivan ist, denn Walter Sotts Erzählung von "Ivanhoe" war schon als Kind eine meiner liebsten Geschichten und ich habe das Buch noch immer in meinem Bücherregal.
    Die Aufnahme die ich mir angehört habe ist diese:



    Ein kleines Zitat von Sullivan aus einem Interview mit dem San Francisco Chronicle, bevor er wirklich mit der Arbeit an der Oper "Ivanhoe" begann, veranschaulicht was Sullivan dafür im Kopf hatte:


    Die Oper der Zukunft ist ein Kompromiss. Ich habe darüber nachgedacht, daran gearbeitet und mich abgemüht, davon geträumt. Nicht die französische Schule, mit ihren überzierten, grellen Melodien, ihrem strahlenden Licht und Schatten, ihrer theatralischen Wirkung und ihrer Effekthascherei, nicht die Wagnersche Schule mit ihrer Düsternis und ihren wuchtigen, ohrenbetäubenden Gesängen, mit ihrem Mystizismus und ihren unwirklichen Empfindungen, nicht die italienische Schule mit ihren fantastischen Melodien und Fiorituren und weiterhergeholten Effekten. Es soll ein Kompromiss zwischen diesen dreien werden - eine At ekletische Schule, eine Auswahl der Vorzüge der jeweiligen Tradition. Ich selbst werde den Versuch unternehmen, in dieser Schule eine große Oper zu schreiben....Ja es wird ein historisches Werk und es ist der Traum meines Lebens. Ich glaube nicht an Oper über Götter und Mythen. Das ist der Fehler der deutschen Schule. Das ist metaphysische Musik - das ist Philosophie. Was wir wollen sind Handlungen, die Figuren aus Fleisch und Blut hervorbringen, mit menschlichen Gefühlen und menschlichen Leidenschaften. Musik sollte das Herz ansprechen und nicht den Kopf...


    Nachdem ich das Beiheft über die Oper gelesen hatte, war ich spätestens mit dem letzten Satz dieses Zitats Feuer und Flamme diese Oper in den CD-Player zu schmeißen.
    Ich habe das dann auch vor etwa vier Stunden getan und mir das Werk angehört.
    Vielleicht bemerke ich es nur weil es im Beiheft stand und darauf hingewiesen wurde, ich glaube aber nicht, man konnte einen deutlichen Unterschied zischen "Ivanhoe" und den kontinentalen Opern erkennen.
    Die Musik und der Gesang bildeten eine wesentlich harmonischere Einheit was vielleicht auch auf die gute und freundliche Zusammenarbeit zwischen Julian Sturgis (der übrigens ein bekannter von Henry James war) und Sullivan zurück zu führen ist, arbeiteten die beiden doch wesentlich harmonischer zusammen als Gilbert und Sullivan zuvor.
    Besonders gefallen mir die englischen Chöre die in der Oper immer wieder in Erscheinung treten und ich bin geneigt ganz frech zu behaupten, dass es keine bessere Sprache für Chorgesang gibt als Englisch ;)
    Bei Wanger - Opern sind meine Gefühle immer eine Mischung aus ergriffen und erschlagen, einer gewissen Grundstimmung die sich durch die ganze Oper zieht und die einen den CD-Player nach dem Ende ermattet abdrehen lässt. Das soll jetzt nicht als Kritik an Wagner verstanden werden, ich möchte einen Unterschied aufzeigen.
    Bei Sullivan ist das irgendwie anders. Er und Sturgis fangen durch Musik und Libretto immer wieder verschiedenen Stimmungen ein und schaffen es eine Szene musikalisch und sprachlich als einzelnes zu behandeln ohne dem großen Ganzen zu schaden.
    Gut gefallen hat mir vor allem die erste Szene mit Ivanhoe und Rowena als die beiden alleine sind aber Rowena noch nicht ahnt wer da vor ihr steht.
    Eine wunderbar warmherzige Szene! Ebenso gut hat die Oper auch die Heiterkeit rüber gebracht, wie z.B. im ersten Akt in der Konversation zwischen Bruder Tuck und Prinz John.
    Einzigartige Interpreten, allesamt Engländer verstärken diese Authentizität der Effekte von Sullivan und dem einzigartigen Libretto von Sturgis noch.
    Irgendwie geht von der Musik Sullivans eine gewisse, wohlige Wärme aus die einen beim Hören ergreift und welche bsp. Stephen Gadd als Prinz John und Toby Spence als Ivanhoe einfangen. :)
    Wie gerne hätte ich die Erstaufführung damals gesehen, es soll ja reichlich opulent inszeniert worden sein und für volles Haus gesorgt haben (leider war das Management durch Carte unfähig und die opernüblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten kamen hinzu, was zur Absetzung in der nächsten Saison führte)


    Würde mich freuen wenn es noch weitere tolle Aufnahmen gibt, die ihr empfehlen könntet oder andere Taminos noch etwas zu der Aufnahme oder der Oper "Ivanhoe" von Sullivan als solches zu sagen haben.



    Lg. Traubi


    Ps. Hier kann mehr über Arthur Sullivan und seine Werke nachgelesen werden: http://www.sullivansociety.org.uk/biography.php

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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