Nikolai Golowanow


  • Nikolai Semjonowitsch Golowanow (russ. Николай Семёнович Голованов; international Nikolai Golovanov), geboren am 21. Jänner (jul.)/2. Februar (greg.) 1891 in Moskau, gestorben am 28. August 1953 ebendort (oder nach anderen Quellen im Dorf Nikolina Gora bei Moskau), war ein sowjetischer bzw. russischer Dirigent und Komponist.


    Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Golowanow absolvierte 1914 die Kompositionsklasse am Moskauer Konservatorium unter Sergei Nikiforowitsch Wassilenko und Michail Michailowitsch Ippolitow-Iwanow und debütierte 1915 als Dirigent in einem Symphoniekonzert des Bolschoi-Theaters. Er hatte einige der wichtigsten musikalischen Positionen innerhalb der Sowjetunion inne, darunter Chefdirigent des Rundfunk-Symphonieorchesters der UdSSR (1937—1953) und Musikdirektor des Moskauer Bolschoi-Theaters (1948—1953). Bereits zwischen 1919 und 1928 sowie zwischen 1930 und 1936 war er als Gastdirigent dort tätig.


    Golowanos Diskographie ist reichhaltig und individuell. In ihr finden sich alle außer eine Tondichtung von Franz Liszt, die Symphonien und Klavierkonzerte von Skrjabin, die Symphonien Nr. 1 und 6 von Tschaikowski, die Symphonien Nr. 2 und 3 sowie die Oper "Aleko" von Rachmaninow, die Symphonie Nr. 1, das Violinkonzert und das Tripelkonzert von Beethoven, die Scheherazade und die Opern "Sadko" und "Die Nacht vor Weihnachten" von Rimski-Korsakow, "Bilder einer Ausstellung" und "Boris Godunow" von Mussorgski, die Symphonien Nr. 5, 6 und 7 von Glasunow sowie weitere Werke von Mozart, Grieg, Wagner und anderen.


    Der Stil von Nikolai Golowanow zeichnete sich durch einen sehr vollblütigen, beinahe vehementen Tonfall, eine fast überladene Klangfülle und eine enorme Flexibilität bezüglich Tempi, Phrasierung und Dynamik aus. Zu seinen Schülern gehörte unter anderem der Dirigent Jewgeni Swetlanow.


    Nach Angaben der Sopranistin Galina Wischnewskaja starb Golowanow an den Folgen der Erniedrigung infolge seiner Absetzung als Musikdirektor des Bolschoi-Theaters. Angeblich habe Golowanow entgegen den Wünschen Stalins den jüdischen Bassisten Mark Reisen in seiner Aufnahme der Mussorgski-Oper "Boris Godunow" vorgesehen. Später wurde Reisen durch Alexander Pirogow ersetzt.


    Obwohl er am Ende seines Lebens in Ungnade fiel, erhielt Golowanow zahlreiche hohe und höchste Auszeichnungen der UdSSR: Volkskünstler der RSFSR (1943), Volkskünstler der UdSSR (1948), Stalinpreis 1. Klasse (1946, 1949, 1950, 1951), Leninorden (1951), Orden des Roten Banners der Arbeit (1937), Medaille "Für die Verteidigung von Moskau" (1949), Medaille "Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941—1945" (1945), Medaille "Zum Andenken an das 800. Jubiläum von Moskau" (1947).


    Nikolai Golowanow dirigierte eine Reihe von Uraufführungen, darunter die 5., 6., 20., 22. und 23. Symphonie von Mjaskowski, die 2. Symphonie von Chrennikow, die 3. Symphonie von Rachmaninow sowie die 4. Symphonie und das 5. Klavierkonzert von Prokofjew. Er war daneben auch selbst als Komponist tätig und schrieb die Oper "Prinzessin Jurata", eine Symphonie und weitere Orchesterwerke.


    Golowanow war mit der Sopranistin Antonina Wassiljewna Neschdanowa (1873—1950) verheiratet.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões