Franz Schubert - Klavierstücke

  • Auf nicht weniger als 4 CDs präsentiert der italienische Pianist Alberto Miodini Klavierstücke von Franz Schubert in eine Box, die "Moments Musicaux" und "Impromptus" nicht mal inbegriffen, dafür jede Menge an Variationen, Fantasien, Tänzen, Scherzos, Märschen, Fugen, Walzern und fragmentarischen Einzelsätzen. Wenn man nun die "Szene" genau betrachtet, wird hier eine ziemliche Lücke geschlossen, denn diese Stücke sind allenfalls gelegentlich als "Füller" auf Klaviersonatenaufnahmen von Schubert anzutreffen. Ich habe mir zu Beginn aus den Klavierstücken D946 die erste angehört und mit der Interpretation von Alfred Brendel verglichen, eine IMO lohnende Aufgabe. Andere Alternativausgaben wird man noch einiger Recherche vermutlich doch noch finden...
    Vielleicht gibts ein paar Liebhaber, die sich an diesem doch sehr spezifischen Thread beteiligen ??

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieser Threead ist eine sehr gute Idee, lieber Alfred.


    Ich habe eine ganze Reihe von CD's und Boxen, die sich mit diesen kleinen Formen Schuberts, allesamt Perlen der Klavierliteratur, befassen.


    Als Erstes möchte ich diese Box nennen, die Michael Endres 1997 im WDR aufgenommen hat. Es sind 5 CD's:


    Es handelt sich um 6 Werkgruppen, die insgesamt bunt auf den fünf CD's verteilt sind:
    - Deutsche Tänze
    - Eccossaisen
    - Walzer
    - Ländler
    - Menuette
    - Galoppe.


    Allein auf der 1. CD sind 108 Stücke enthalten.






    Du sprachst in deinem Eröffnungsbeitrag explizit das Klavierstück D.946 in es-moll an. In dem Zusammenhang ist schon vor vielen Jahren eine heute kaum noch erschwingliche Box (1330,00 €) von Claudio Arrau in meine Sammlung gelangt:

    und da ist mir aufgefallen, dass Arrau im Gegensatz zu Brendel

    die drei Klavierstücke D.946 ganz spielte, und ich frage, warum Brendel das nicht tat. Denn zur Gänze sind sie doch so schön, auch dir Nr. 1. Hier mal zum Vergleich die Spielzeiten:
    Arrau:... 14:47-15'21-05'37 --- 35'45 min.;
    Brendel: 08:57-09:32-04:59 --- 23:28 min;


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Jetzt wird es (zumindest für mich) interessant: Die von Dir gezeigte Box mit Schubert Tänzen gespielt von Endres habe ich sofortt dem Cover nach erkannt. Die musste in meiner Sammlung sein - aber ich konnte sie zuerst nicht finden. Schliesslich habe ich sie doch gefunden; Bei den ungespietel CDs und Boxen - sie muß ca 4-5 Jahre dort gestanden haben. Natürlich wird jetz sopert D146 Nr 1 zum Vergleich gespielt. Ich bin schon neugierig, Beim Vergleich Brendel vs. Miodini fand ich Brendel "ausgewogener" und moderater, wogegen Miodini feurifer und Dynamischer agierte, mit sehr prägnanten Höhen. Ich empfand Miodinis Schubert als sehr "italieniisch" und eher wenig wienerisch, las aber im Harenberg Klaviermusikführer nach, daß eine gewisse Wildheit in Teilen des Stückes essenziell sei....Im Harenber wird zudem behaupte die dre Klavierstücke op 146 seien eigentlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen (?)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da mich das Thema, allein schon Schuberts wegen, natürlich brennend interessiert, habe ich in die Hörschnipsel von Miodini hineingehört, und das Klavierstück Es-dur D.946 Nr. 2 hat mich so ergriffen, dass ich die ganze Box auf meine Einkaufsliste gesetzt habe, zumal auch etliche Stücke enthalten sind, die ich noch nicht in meiner Sammlung habe. Ich werde auf jeden Fall auf die Box zurückkommen.
    Noch eines: im Zuge des Beethoven-Projekts, speziell der "Hammerklaviersonate", habe ich vor einigen Monaten diese DVD erstanden:


    auf der im Rahmen des gesamten Programmes aus der Berliner Philharmonie auch die 3 Klavierstücke D.946 enthalten sind. Warum ich das erwähne, liegt einzig und allein daran, dass Sokolov genau wie Arrau die ersten beiden Stücke ganz spielt, mit allen Wiederholungen. Diese Aufnahme ist m. E. auf Grund des hohen interpretatorischen Niveaus sehr empfehlenswert.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Und ich habe inzwischen die erste Nummer von CD 1 Track 1 "34 Valses sentimentals" D 779 gehört und bin schlechthin begeistert. Hier merkt man. daß Schubert wirklich den "Wienerischen Ton" drauf hatte, und daß er in gewisser Weise unverwechselbar ist. Auf den CDs dieser Box ist 6 Stunden Klaviermusik unbekannter Schubert - Schade daß jpc sie schon aus dem Programm gestrichen hat....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bei Amazon gibt es sie aber noch, ab 11,98, und die ersten beiden Anbieter dort sind als absolut vertrauenswürdig einzustufen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • CD1 -Track Nr 5 bringt 12 Deutsche Tänze op 420. Endres meistert diese Stücke nebst formidablen schubertschem Ton vortrefflich, wenngleich er sich einige kleinere Eigenwilligkeiten gestattet.Mal sehen was wir noch im Netz zum Thema "Klavierstücke" subfiden können.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sehr schön sind auch die Sechs Deutschen Tämnze D.820, die unter der Nr. 8 aufgeführt sind:



    Hans Christoph Worbs erläutert dazu im Booklet, Seite 12 unten: "...Sechs Dentuschen Tänze D.820...eigentlich zwei "Deutsche" mit jeweils zwei Trios und führ im weiteren aus, was Schubert-Freund Moritz von Schwind dazu sagte: "Gesund und neu verjüngt durch Wonne und Schmerzen und heiteres Leben" und von Schwind meinte damit wohl Schuberts Verfassung, als er aus Ungarn zurückgekehrt war, wo er im Sommer 1824 diese Deutschen Tänze komponiert hatte.
    Ich finde, das "Österreichische" kann man in dieser Interpretation Michael Endres' heraushören.

    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Wir haben im Spezialthread über Olga Scheps diese CD bereit vorgestellt: Steter Tropfen höhlt den Stein.
    Aber vor allem gehört diese CD hierher. Demovorschlag Track Nr 10: Valses nobles
    Nach Ancklicken des Covers findet man nicht nur die jpc Soudsamples sondern auch eine hübsche musikuntermalte Trailer CD, wo Olga Scheps über ihre Verbundenheit mit Schubert plaudert....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Detlef Kraus (1919 - 2008) hat hier mit "12 Deutschen Tänzen" D790 und "6 Moments Musicaux" D780 auch seinen Beitrag geleistet. Aus meiner Sicht klingt sein Schubert ein klein wenig streng, vielleicht schimmert der Brahms-Spezialist ein wenig durch? Oder aber ich höre den Hamburger Pianisten - und nichts allzu Wienerisches ? Ansonst natürlich über jeden Zweifel erhaben !!!! Detlev Kraus war als Brahms- Interpret eine internationale, ansonst zumindest eine lokale Größe im Großraum Hamburg. Er hat vorzugsweise für das schweizer Label "Torofon" aufgenommen, die ihn zu Lebzeiten nicht so promoten konnte, wie das ein "Major-Label" getan hätte. Dafür halten sie dankenswerter Weise seine Aufnahmen bis heute im Programm (Vollpreis)
    Klavierfreunde sollten auf jeden Fall ZUMINDEST eine Aufnahme von diesem Pianisten im Schrank stehen haben...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Diese CD habe ich auch, lieber Alfred, und das Meiste seiner Brahmsaufnahmen, Haydn, Beethoven und Schumann. Was mir noch fehlt, ist Bach. Aber wie dem auch sei, da ich ja auch noch über die, wie ich glaube, etwas bekannteren Deutschen Tänze D.790 etwas sagen wollte, kann ich das, später ja noch mal mit einem Beispiel von Detlef Kraus machen. Außerdem habe ich sie neben Michael Endres auch noch von Mitsuko Uchida und 2 aus der Sammlung auch von Swjatoslaw Richter, der in dieser Box auch noch etliche andere kleine Stücke von Schubert vorgelegt hat, und zwar hier als Erstaufnahmen von ihm:

    die allerdings nur noch in einem Exemplar zum Preis von 225,25 € zu haben sind und bei JPC gar nicht mehr im Katalog.


    Liebe Grüße


    Willi

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Wirklich ganz wunderbar (und eine meiner absoluten Ashkenazy-Lieblingsaufnahmen :) ) ist diese frühe Aufnahme des jungen Vladimir Ashkenazy. Neben den beiden Sonaten spielt er die "Ungarische Melodie" D 817 und die 12 Walzer D 145.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich würde bei Schubert schon unterscheiden wollen zwischen den vielen, meist sehr kurzen Tänzen u.ä. und den umfangreicheren Stücken, die typischerweise Gewicht und annähernd den Umfang eines Satzes aus einer Sonate haben, wie etwa die drei Stücke D 946, die Impromptus D 899 und 935 und evtl. auch die Moments musicaux D 780. Etliche dieser Stücke halte ich für ebenso bedeutend wie die berühmten Klaviersonaten, während man bei den kleinen Ländlern usw. es wohl eher mit Gebrauchsmusik zu tun hat.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Natürlich - Aber in diesem Thread kommt beides zur Sprache, wobei sowohl Einzelwerke als auch ganze CDs besprochen werden können. Klaviersonaten und Impromptus haben an sich ohnedies eigenen Threads, auf Tonträger ist indes oft beides vorhanden.
    Auf der gezeigten CD mit Klavierstücken finden wir auch die Klaviervariationen D 156 mit einer Spieladuer von knapp 17 Minuten. Unter Alberto Miodinis flinken Finger perlt das eingängige Thema mit Ohrwurmqualitäten und die darauf basierenden 10 Variationen teils leichtfüßig, teils elegant dahin und bekommt gelegentlich sogar "Biß". Als ich es -auf der CDs mit Tänzen, gespielt von Michael Endres zum Interpretationsvergleich suchte, da konnte ich es nicht finden. Natürlich nicht - denn dort sind ja nur Tänze enthalten. Mir wurde erstmals richtig bewusst, wie groß der Schatz von Schuberts eher unbekannten Klavierstücken doch ist, da reichen 4 oder 5 CDs noch lange nicht. Übrigens waren diese eher "populären" Stücke eher anerkannt als die Klaviersonaten - Eigentlich unglaublich.....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Alfred Schmidt: Übrigens waren diese eher "populären" Stücke eher anerkannt als die Klaviersonaten - Eigentlich unglaublich.....


    Wiederum auch nicht, weil diese kleinen und vielfach leichteren Stücke sicherlich eingängiger waren, die er zudem vielfach im kleinen Freundeskreis spielte. Man stelle sich vor, wie verstörend das fis-moll-Andantino aus der Sonate Nr. 20 A-dur D.959 auf das muntere Völkchen gewirkt haben müsste, das Schubert für gewöhnlich umgab, wenn er denn je die ganze Sonate in einem solchen Kreis gespielt hätte.



    gespielt von ?


    und hier das Andantino, gespielt von Wilhelm Kempff:


    Liebe Grüße


    Willi :)

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