Die großen Schallplattenaufnahmen des 21. Jahrhunderts

  • Dieser Thread stellt das Pendant zum hier gezeigten aus dem Jahre 2004 dar, welcher intern die ID-Nr 44 trägt und bei Bedarf natürlich fortgeführt werden kann.


    Die großen Schallplattenaufnahmen des 20. Jahrhunderts


    Unser momentaner Thread har beinahe den gleichen Titel, nur das Jahrhundert ist ein anderes - ebenso die Thread ID, sie hatt die Nr 19377. Puristen mögen einwenden, es wären ja jetzt CDs und keine Schallplatten über die hier diskutiert werden solle, aber ich halte das für belanglos Cds sind in letzter Konsequenz auch "Schall-Platten"


    Es wurde schon vor einigen Jahren der Versuch gemacht den Fokus auf Aufnahmen des 21. Jahrhunderts zu lenken, aber das musste scheitern, das Angebot war noch zu klein, die Erinnerung an verflossene Dirigenten - und Interpretengrößen noch zu dominierend. Dereit haben wir Aufnahmen innerhalb eines Zeitrahmens von 16 Jahren. Wenn wir das Jahr der Einführung der Sterefonie mit 1955 annehmen, dann befänden wir uns vergleichsweise im Jahr 1971, ein Zeitpunkt zu dem das meiste, was heute zu den Stereo-Referenzeinspielungen gezählt wird, bereits aufgenommen war.


    Natürlich kam auch später "Grosses" dazu, aber das wird ja auch hier der Fall sein. (Zumindest hoffe ich das)


    Die Spielregeln - sie haben sich nur wenig verändert. SECHS CDs pro Mitspieler sind erlaubt UND ZWEI Boxen mit zyklischen Gesamtaufnahmen (z.B alle Beethoven Sinfonien unter EINEM Dirigenten), ungeachtet der CD- Anzahl der Box.
    Bereit von einem anderen Mitglied nominierte Aufnahmen dürfen getrost erneut gewählt werden.
    Alle Genrers sind zulässig - ausser Oper
    JEDE NOMINIERUNG SOLLTE EINEN EIGENEN BEITRAG erhalten um die Übersicht zu bewahren und mit einem kurzen (oder langem) Statement versehen, welches begründet, warum diese Aufnahme genannt wurde. Die Nominierungen können ab verschiedenen Tagen gemacht werden -solange der Thread eben läuft.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ich habe die Befürchtung, dass es immer noch zu früh ist, für einen solchen Thread.
    Weniger "mangels Masse", sondern vielmehr, weil ich denke, dass es noch ein paar Jahre an Rückschau brauchen wird, damit sich die wirklich großen und Bedeutsamen Aufnahmen klar und deutlich vom Durchschnitt der Produktionen herausheben.


    Wenn ich jetzt bspw. Paavo Järvis Beethoven-Zyklus aus Bremen anführte (den ich nicht kenne), wie könnte ich da sicher sein, dass er überhaupt die Zeit überdauert? Schau z. B. nur einmal auf die Beethoven-GA von David Zinman. Die wurde seinerzeit hoch gelobt, scheint mir aber deutlich an Wahrnehmung und Bedeutung verloren zu haben.


    IMHO wird man die wirklich bedeutsamen und überdauernden Aufnahmen des 21. Jahrhunderts vielleicht erst ab Mitte des 22. Jahrhunderts benennen können - wenn man bis dahin über Einspielungen und deren Konservierung bzw. Reproduktion nicht vielleicht sowieso ganz anders denkt.


    Viele Grüße
    Frank


    PS: Ich will Dein Anliegen, über bedeutende Aufnahmen ins Gespräch zu kommen, natürlich nicht torpedieren und bin selbstverständlich gespannt über Nennungen hier im Faden :).

  • Da wir noch keine Nominierungen haben, bin ich in der Lage auf Deine (berechtigten) Zweifel einzugehen.
    Prinzipiell ist es ja so, daß solche "Bestenlisten" stets nur temporär Gültigkeit haben. Gut zu beobachten bei den Interpreten der akustischen Ära (in den Trichter - bis 1924) Natürlich hat man bis spät in die 90er Jahre diese Aufnahmen aufgelegt. Aber ein Großteil jener, die diese Künstler noch live erleben konnten ist weggestorben. Die Tonkonserven indes sind für heutige Ansprüche kaum genügend, sodaß sich für diese Interpreten kaum jemand interessiert, es sei denn für Caruso.
    Bei den Pianisten ist es ebenso - selbst dann, wenn sie auf Welte-Mignon konserviert wurden.
    Daher wäre es vielleicht angebracht von den "großen Schallplattenaufnahmen UNSERER ZEIT" zu reden. Indes ist dieser Begriff recht schwammig und könnte dazu führen ältere Aufnahmen in den Thread hinüberzuretten.
    So begnügen wir uns mit der volkstümlichen Definition, frei nach "der grösste Komponist aller Zeiten"....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wo man diese Zuordnung relativ einfach machen kann, sind hochkarätige Ersteinspielungen von bedeutenden Werken. Auch die Ersteinspielungen der Schostakowitsch-Symphonien (als Zyklus) durch Kondrashin oder der Vaughan-Williams-Symphonien durch Adrian Boult geniessen bis heute den Nimbus "Grosse Schallplatten-Aufnahmen" zu sein.


    Aus diesem Grund erlaube ich mit als erste Box die GA der Streichquartette von Mieczyslav Weinberg durch das Danel Quartett zu nominieren. Dieser Streichquartettzyklus ist m.E. neben denen von Bartok und Schostakowitsch und vielleicht dem von Rihm der gewichtigste Zyklus, der für dieses Genre im 20. Jahrhundert geschaffen wurde (die Komponisten mit wenigen Quartetten wie Berg, Schönberg, Ligeti, Lachenmann lasse ich jetzt mal außen vor). Und die Darbietung durch das Danel Quartett ist exzeptionell und dürfte für lange Zeit unübertroffen bleiben. Ein Dauerseller im cpo Angebot (heute Platz 7).


  • Die Spielregeln - sie haben sich nur wenig verändert. SECHS CDs pro Mitspieler sind erlaubt UND ZWEI Boxen mit zyklischen Gesamtaufnahmen (z.B alle Beethoven Sinfonien unter EINEM Dirigenten), ungeachtet der CD- Anzahl der Box.


    Gerade habe ich mal meine CD-Sammlung durchgeschaut ... und da komme ich klar zu der Überzeugung:
    Keiner kommt beim 21.Jhd auf 6 CD´s. Und wenn doch, würde ich das nicht ernst nehmen, dass es bei einem User so viele "grosse Schallplattenaufnahmen" geben soll/kann !!!


    Voraussage: Dieser Thread wird erst mal nicht sehr lang werden !


    Ich komme (heuer) gerade mal auf EINE GA, die ich hier nominieren würde:
    Paavo Järvi hat um 2006 mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen bei RCA eine GA der Beethoven - Sinfonien gestartet von der ich zunächst nicht so ganz überzeugt war, denn da war mir einiges zu abgehackt, teils zu dünn besetzt und ungewohnt. Ich habe die Aufnahmen durch Empfehlung eines Klassikhörers von ihm vorliegen, höre diese CD´s aber nicht mehr ... mir gefallen sie auch heute immer noch nicht so ganz ...


    *** Paavo Järvi hat in den Folgejahren einiges dazugelernt und die Beethoven - Sinfonien LIVE immer wieder mit den Bremern in aller Welt mit grossem Erfolg aufgeführt. Dabei entstand mit der Zeit eine Perfektion mit seinen Bremern, die sich in der atemberaubenden Vollendung beim Beethovenfest Bonn 2010 LIVE aus der Beethovenhalle wiederspiegelt. Da wirkt nichts mehr zu dünn besetzt, trocken oder abgehackt. Das ist Emotion pur mit einer Spielfreude des Bremer Kammerphilharmonie, die man in kaum keiner Beethoven-GA so wiederfindet. Gänsehaut pur !


    :!: Ich denke diese fabelhafte GA auf DVD wird auch in vielen Jahrzehnten noch Bestand haben. Man kann diese auch auf CD (also Platten) haben, aber ich finde mit Bild wirken die Aufnahmen (auch wenn die Bildregie nicht gerade rühmlich gelungen ist (zu viele Bildwechsel)), noch mehr.
    :angel: Diese Beethoven-Sinfonien-GA auf DVD gehören bei mir zu den grössten Schallplattenaufnahmen des 21.Jhd:



    SONY; LIVE aus der Beethovenhalle Bonn 2010, DTS 5.1

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • "Die großen Schallplattenaufnahmen des 21. Jahrhunderts", das klingt für mich wie so zeitgemäß wie "Die großen Feldherren des 21. Jahrhunderts"...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich denke, auf jeden Fall kann man die Aufnahmen anführen, die Marc Minkowski und Felicity Lott für Jacques Offenbach vorgelegt und in denen sie Wegweisendes geleistet haben - stellvertretend sei diese "Belle Helene" genannt- hier vereinen sich hervorragende Musiker mit einer einfallsreichen, espritvollen szenischen Umsetzung. Diese Aufnahmen brachten wirklich einen neuen Schwung und stellten ein Highlight der Offenbach - Diskographie dar. Ich hege keinen Zweifel daran, dass für jeden Freund der Musik Jacques Offenbachs diese Aufnahmen einen besonderen Stellenwert auch in Zukunft haben werden.

  • Ich starte mit einer der beiden "erlaubten" Boxen (bleibt mir dann eine weitere und 6 Einzel-Cds)
    Und wieder ist es ein Beethoven Zyklus in einer Box. Quasi als Gegenspieler zu Paavo Järvis Gesamtaufnahme aller Sinfonien nominiere ich die vieldiskutierte Aufnahme unter Christian Thielemann, die eine andere Klientel bedient. Oft mit Furtwängler, dann wieder mit Karajan verglichen wurde sie bejubelt und angefeindet zugleich. Eigentlich hat sie mit den Beiden Erstgenannte - die noch dazu persönlich verfeindet waren - nicht viel gemeinsam. Das wäre auch gar nicht möglich - so groß ist der Unterschied zwischen den Beiden. Dennoch - Thielemanns Lesart gilt manchen als "rückwärtsgewandt", und allein das genügt, um ihr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Und natürlich das Spitzenorchester der Wiener Philharmoniker. Abgesehen davon gilt die Aufnahme als "klangschön" und "deutsch" - was immer man darunter verstehen mag. Sie wird sicher in den nächsten Jahren (Jahrzehnten) als eine der Referenzen für Beethoven Sinfonien Bestand haben, denn sie bedient die harmoniesüchtigen, die auch eine gewisse "Größe" bei Beethoven suchen. Eine "große" Aufnahme zeichnet sich ja nicht unbedingt durch allgemeine Zustimmung aus, sondern darf - ja soll sogar - kritisch hinterfragt werden. Bei Karajans Einspielung war das bei ihrem Erscheinen nicht der Fall, das wurde nach dem Ableben des Meisters allerdings nachgeholt...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So - das ist nun meine zweite Box (bleiben noch die 6 Einzelaufnahmen)Artur Schoonderwoerd und sein Ensembel Cristofori spielen Beethovens Klavierkoinzerte. Die Aufnahme wurde bei ihrem Erscheinen teilweise begeistert gefeiert, teilweise vernichtend kritisiert. Sie polarisierte, Das ist IMO ein gutes Zeichen, denn sie hat für Gesprächsstoff gesorgt und für die erneute Auseinandersetzung mit Beethovens Klavierkonzerten. Sie ist eine "große" Schallplattenaufnahme deshalb, weil sie andere Einblicke ins Werk und ein anderes Klangerlebnis bietet. Sozusagen ein "Aussenseiter" Allein die verschiedene Positionen zu dieser Aufnahme werten sie IMO immens auf - keine Fließbandproduktion....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !