Liebe Freunde der Oper und des Kunstlieds!
Immer wieder fällt mir auf, dass in Berichten über Opernaufführungen an den Stellen Unsicherheit auftritt, wo es um die Einschätzung von Stimmen und die Beurteilung von Sängern geht. Die Berichte sind im Ganzen informativ und spannend, aber wenn es ums Singen geht, reduzieren sie sich auf Gefallen / Nichtgefallen - mit dem Hinweis, man sei hier Laie. Das kann man nicht von heute auf morgen ändern. Doch in einigen Punkten kann man sich doch etwas mehr Klarheit verschaffen und im Urteil zu mehr Sicherheit gelangen.
Häufig habe ich bei Freunden der Vokalmusik den Eindruck, sie halten Opern-, Lied- und Oratoriengesang für weitgehend voneinander unabhängige Arten des Singens. Dem kann ich, mit guten Gründen, ein ganz entschiedenes JEIN! entgegensetzen. Um das zu konkretisieren, muss ich etwas ausholen:
An anderer Stelle habe ich nicht verschwiegen, dass ich selbst eine Art Initialzündung erlebt habe, was das Singen betrifft. Das war vor zwei Generationen, mit 15 Jahren.
Der Sänger des König Philpp im Zittauer Stadttheater, also ein Bassist, der mich tief beeindruckt hatte, gab kurz darauf einen Liederabend mit Schuberts Winterreise. Beides zusammen löste in mir (der ich immer schon gern und nicht schlecht gesungen hatte), den Entschluss aus, Sänger zu werden. Und das bedeutet ja in aller Regel: Opern- und Konzertsänger. Meine bald folgende Gesangsausbildung lehrte mich dann peu à peu, dass ein begrenztes stimmliches Material nicht beliebig vergrößert bzw. verbessert werden kann. Ich gab (nach knapp bestandener Opernprüfung) das Vorhaben auf - und sang weiterhin, bis heute, im stillen Kämmerlein Opern- und Konzertarien - und Lieder. Dass es dabei Unterschiede zu beachten gibt, lernte ich erst allmählich.
(Jetzt muss ich erst mal eine halbe Stunde unterbrechen, sonst gibt es Ärger mit der Küche. Also bis gleich...)