Friedrich Rückert zum 150ten Todestag

  • Hallo!


    Es ist bereits einige Zeit her - am 31.1.2016 jährte sich der Todestag von Friedrich Rückert zum 150ten mal.


    Aus diesem Anlass sendet SWR2 von 12. - 16.12. jeweils von 9 bis 10 Uhr eine Musikstunde. 5 Stunden Informationen und Musik zu einem Dichter, der heutzutage wohl ausschließlich Liebhabern der klassischen Musik bekannt sein dürfte. Gibt es doch immerhin mehr als 2000 Vertonungen der rund 10000 Gedichte, die der Professor für Orientalistik verfasste.


    Hier ein Link zum ersten Teil der Reihe: Friedrich Rückert Teil 1


    Als ich die Sendung während der Fahrt hörte, kam mir die Idee, zwischen den Jahren einen Tamino-Liederabend mit Rückert-Vertonungen zusammen zu stellen. Wer Lust hat, sich mit Ideen zu beteiligen, hat also Zeit, sich schon mal Gedanken machen :hello:


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Da bin ich bestimmt dabei, etwa mit dem Gedichtband "Liebesfrühling".

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo!


    Zur Vorbereitung eines solchen Friedrich Rückert - Liederabends könnte ich im Vorfeld etwas Unterstützung gebrauchen. Ich habe mich in den letzten Stunden damit beschäftigt, herauszufinden, welche Rückert - Lieder mit Klavierbegleitung ich auf CD besitze. Ich arbeite mich auch durch Tamino, insbesondere durch Helmuts Beiträge, die ich mit dem Stichwort finde.


    Ich wurde in meiner Sammlung durchaus fündig - logischerweise bei Gustav Mahler, Richard Strauss, Schubert, Reger... Allerdings bei einigen Komponisten nur vereinzelt. Eine Reinthaler-CD habe ich eben bestellt.


    Habt Ihr Tipps für CDs anderer Komponisten (Loewe, Draeseke etc.) die vertonte Rückert-Gedichte enthalten?


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo! WoKa,


    die meisten Mörike-Vertonungen wirst Du bei Hugo Wolf finden, nämlich 53 Stück. Der Schweizer Othmar Schoeck brachte es auf 46. Details dazu sind in Helmut Hofmanns Thread Hugo Wolf und Eduard Mörike nachzulesen, da bleiben diesbezüglich keine Wünsche offen ...


    Ja, Felix Draeseke hat auch Texte von Eduard Mörike vertont. Fünf solcher Lieder findest Du auf einer cpo-Aufnahme, die 22 Stücke verschiedener Dichter bietet, zum Beispiel Heine, Geibel, Strachwitz, W. Müller, Uhland ...


    Die folgenden Mörike-Gedichte werden auf dieser CD angeboten:
    (4) Das verlassene Mägd´lein - op. 2 [1] Früh, wenn die Hähne krähn
    (19) Die Schwester - op. 81 [1] Wir Schwestern zwei wir schönen
    (20) Agnes - op. 81,2 [1] Rosenzeit wie schnell vorbei
    (21) Ritterliche Werbung - op. 81,3 [2] Wo gehst du hin du schönes Kind?
    (22) Denk es, o Seele - op. 81,4 [1] Ein Tännlein grünet wo


    Die in runde Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die Reihenfolge der Lieder
    Das Booklet hat 43 Seiten. Draeseke wird im Text als »Ein Suchender zwischen Tradition und Moderne« vorgestellt. Es sind alle Liedtexte in Deutsch und Englisch abgedruckt.
    Die Interpreten sind die Altistin Ingeborg Danz und der Bariton Roman Trekel - Die beiden werden von Cord Garben (Piano) begleitet.



    Diese CD ist bereits 2007 erschienen.

  • Hallo hart!


    Vielen Dank für die Hinweise zu den Mörike-Vertonungen. Ich will versuchen, an die Draeseke-CD zu kommen.


    Der Thread, den ich plane, bezieht sich auf Gedichtvertonungen von Friedrich Rückert. Hast Du hier auch wertvolle Hinweise?


    Danke und Gruß
    WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber WoKa,


    Mein Beitrag war natürlich absoluter Blödsinn - der Draeseke hat mir so ins Auge gestochen, dass ich die Dichter verwechselt habe, dafür brauchst Du Dich wirklich nicht auch noch zu bedanken ...


    Jetzt haben wir den richtigen Dichter - auf all diesen CDs finden sich Rückert-Texte, aber meist handelt es sich dabei um diese fünf Rückert-Lieder, die durch den Komponisten eine so große Verbreitung gefunden haben. Diese Lieder sind auf der gezeigten Plattenauswahl in einer großen Bandbreite der Interpretationen erhältlich.



    Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert Nr. 1-5


    Liebst Du um Schönheit
    Um Mitternacht
    Ich atmet einen linden Duft
    Blicke mir nicht in die Lieder
    Ich bin der Welt abhanden gekommen
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    Aber auch Robert und Clara Schumann haben Rückert-Texte vertont. In dem Liedzyklus Myrten op. 25, findest Du mit »Widmung« eines der bekanntesten Schumann-Lieder.
    »Du bist die Ruh« ist zum Beispiel ein ganz bekanntes Schubert-Lied, von dem es unzählige Aufnahmen gibt.

  • Hallo hart!


    Vielen Dank.


    Es ist tatsächlich ziemlich aufwändig, Rückert-Vertonungen zu identifizieren, sofern sie nicht zu den bekannten Zyklen gehören.


    "Du bist de Ruh" habe ich in u. a. einer schönen Version von Nicolai Gedda.


    Einige Mahler-Vertonungen finden sich auch bei Angelika Kirchschlager:



    Lob des hohen Verstandes
    Rheinlegedchen
    Verlor´ne Müh
    Wer hat dies Liedlein erdacht
    Wo die schönen Trompeten blasen


    Heute habe ich diese Scheibe erhalten:



    Abendlied
    Gruß aus derFerne
    Abschied
    Ständchen
    Gute Nacht
    An die Sterne
    An den Sturmwind


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • "Es ist tatsächlich ziemlich aufwändig, Rückert-Vertonungen zu identifizieren, ..."


    Nein, das ist es keineswegs, lieber WoKa. Es sei denn, Du bist in erster Linie an Aufnahmen davon interessiert.
    Ich will Dir ja nicht den Spaß an der Sache verderben, aber Du machst Dir unnötige Mühe. Alle - wirklich alle! - Vertonungen von Rückert-Lyrik findest Du hier. Du muss nur auf die Sparte "Text Authors" klicken und den Buchstaben "R" anwählen.


    https://www.google.de/url?sa=t…Hw&bvm=bv.141536425,d.d24

  • Hallo Helmut!


    Vielen Dank - Das hilft mir weiter. So kann ich ausgehend von den Vertonungen nach konkreten Aufnahmen suchen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Schön, wenn man eine Frau hat, die die Interessen des Gatten mit Geschenken zu unterstützen weiß:



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Obwohl der Anlass, dem dieser Thread gewidmet ist, schon eine Weile zurückliegt, bleibt das Interesse an Rückert und jenen musikalischen Werken, denen Texte von ihm zugrunde liegen, hoffentlich gewahrt. Auf eine CD, die mir gefallen hat, möchte ich zu sprechen kommen.


    "... von sanftem Traum umflossen": Die Wörter "Ich lag…" vorangestellt, wird aus dem Zitat, mit dem der Tenor Malte Müller seine CD titelt, der Beginn eines Liedes aus dem so genannten vierten Strauß der umfänglichen Gedichtsammlung "Liebesfrühling" von Friedrich Rückert. Sämtliche zweiundzwanzig Lieder der sind auf Texte dieses Dichters, der zwischen 1788 und 1866 lebte, komponiert. Wäre er nicht so oft vertont worden, dürfte sich die Erinnerung an ihn in deutlich engeren Grenzen halten als es ohnehin der Fall ist. Zwar sind Straßen nach ihm benannt, Denkmäler an seinen Wirkungsstätten errichten worden. Das Geburtshaus in Schweinfurt und das Wohn- und Sterbehaus in Neuses, das inzwischen ein Stadtteil von Coburg ist, gehören dort zu den ersten Adressen. Auf seinem Grab liegen manchmal frische Blumen. Vom Volksmund aufgeschnappt ist das geflügelte Wort vom "lieben Freund und Kupferstecher", das auf Rückert zurückgeht. Damit leitete er seine Briefe an den Kupferstecher Carl Barth ein, mit dem er befreundet war und der eines der bekanntesten Konterfeis des Dichters mit den schulterlangen Haaren, der auch Italien bereiste und Teile des Korans ins Deutsche übersetzte, schuf.


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    Vor allem aber lebt Rückert als Textdichter fort. Für seine CD wählte der Sänger Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Carl Loewe, Franz Liszt, Richard Strauss, Alban Berg, Modest Mussorgsky, Robert Radecke, Giacomo Meyerbeer, Wilhelm Kienzl, von dem das Titel gebende Lied stammt, sowie von Hannah Mathilde von Rothschild (1832-1924), die sich vornehmlich als Mäzenin betätigte und nur gelegentlich komponierte, aus. Es hätten noch viel mehr sein können. Denn auch Brahms, Cornelius, Marschner, Lachner, Silcher, Hiller, Sinding, Nietzsche, Hindemith und wie sie alle heißen, bedienten sich bei Rückert. Am nachhaltigsten dürfte dessen Wirkung auf Gustav Mahler gewesen sein. Der griff in seinen erschütternden "Kindertotenliedern" auf Verse Rückerts zurück, mit denen dieser den Verlust seiner eigenen Kinder verarbeitete. Eine Sammlung von fünf Liedern Mahlers ist unter den Namen des Dichters zusammengefasst. Diese so genannten "Rückert-Lieder" finden sich denn auch bei Malte Müller. Sie beschließen das Programm seiner CD. Eingeleitet wird es mit Berg, dessen Lied "Ich will die Fluren meiden" den Sänger von der Realität in seine thematische Traumwelt, die viele Entdeckungen bereithält, führt. Im Booklet sind alle Texte abgedruckt. So ist stets ein schneller Abgleich der Vertonungen mit den literarischen Vorlagen möglich, die auch für sich allein Bestand haben – und umgekehrt. Eine der erfreulichen Nebenwirkungen der CD ist die Anregung, sich Rückert wieder mehr zuzuwenden.


    Müller legt hörbar großen Wert darauf, die Texte sehr deutlich zu vermitteln. Er will immer genau verstanden werden. Bei den zu Extremen neigenden Strauss-Titeln ist das nicht immer einfach. Hier und da hätte sich ein flotteres Tempo angeboten. Das Lied "Aus der Jugendzeit" von Radecke, das ein Volkslied geworden ist, gewinnt nicht durch seine Bodenlastigkeit. Besonders gut gelingt Müller die anrührende Ballade "Des fremden Kindes heil’ger Christ" von Loewe, die in jüngster Zeit bei Sängern wieder Aufmerksamkeit findet, nachdem sie über Jahrzehnte nur in einer gekürzten Aufnahme von Karl Erb vorgelegen

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine lesenswerte Biografie samt einer nach meinem Geschmack kurzweiligen Einführung in das dichterische Werk meines Namensvetters...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER