Sergei Prokofieff: Sinfonie Nr 2 in d-moll op.40

  • Prokofiews 2. Sinfonie entstand 1925 und wurde im gleichen Jahr im Paris uraufgeführt. Sie war Serge Koussevitzky (1874-1951) gewidmet, welcher auch die Erstaufführung dirigierte. Das Werk ist zweisätzig.
    Schönheit des Klanges oder der Themen würde ich der Sinfonie nicht bestätigen, sie ist aggressiv und chaotisch, unschön, zerrissen und provozierend - was aber durchaus gewollt war. Im Gegenzug ist das Werk aber auch nicht langweilig, ich leugne nicht, daß es in gewisser Weise faszinierend ist. Honnegers Pazific 231 soll hier einen gewissen Einfluss auf die Komposition gehabt haben, die ich allerdings nicht als Musik, sondern als Geräusch- oder Klangpuzzle sehen würde. Der 2. Satz, ein Variationssatz sollte nach Aussage de Komponisten für Beruhigung sorgen, ich glaube das ist ihm nicht wirklich gelungen. Wenn meine Quellen nicht lügen, dann ist die Zweite von Prokofiew bis heute ein eher ungeliebtes Werk, das nur noch selten zur Aufführung kommt. Der Komponist begann kurz vor seinem Tod eine Überarbeitung der Sinfonie, die er indes nicht fertigstellen konnte.
    Die Tontechnik meiner als Hörbeispiel zur Verfügung stehenden Aufnahme ist indes superb...
    Eigentlich verlangt dieser Einführungstext nach zahlreichen Stellungnahmen....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kenne und liebe alle Prokofiew-Sinfonien, die 2. allerdings ist harte Kost. Am schönsten sind die Variationen im 2. Satz.
    Aber ich bin immer froh, wenn ich zu den Sinfonien wechseln kann.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • "Harte Kost" trifft es recht gut. Von allen sieben Symphonien von Sergej Prokofjew liegt mit die zweite am wenigsten. Beim Anhören der hochgelobten Roschdestwensky-Aufnahme überkam mich das Gefühl, einer Tortur ausgesetzt zu sein. Dass diese Symphonie auf ihre Art trotzdem ein Meisterwerk ist, soll nicht in Abrede gestellt werden. Ich kann aber nur allzu gut nachvollziehen, wieso sie Swetlanow, der sonst so ziemlich alles Russische eingespielt hat, nicht dirigiert hat. Womöglich käme mir im Falle dieses Werkes sogar eine geglättete westliche Aufnahme mehr entgegen als eine knallharte russische, die das Brutal-Gewalttätige des Werkes noch mehr betont.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Womöglich käme mir im Falle dieses Werkes sogar eine geglättete westliche Aufnahme mehr entgegen als eine knallharte russische, die das Brutal-Gewalttätige des Werkes noch mehr betont.


    Nein Josef, das glaube ich eher nicht.
    Bei fast allen Aufnahmen vermisse ich den gewünschten stahlharten Zugang. Bei Weller (Decca) bin ich gar gelangweilt und die Variationen im zweiten Satz laufen sich ziemlich langatmig tot.


    Aber bei Kitaenko (Melodiya) findest Du genau den stahlharten Ausdruck, den Prokofieff einkomponiert hat.
    Andererseits muss ich zustimmen, das diese Zweite die am wenigsten zugängliche Sinfonie ist ... aber unter Kitaenko der Hammer - auch klanglich der Wahnsinn, was durch Betonen gewisser Effekte im ersten Satz durch den Tontechniker mit Mischpult noch hervorgehoben wird. Dadurch hat die Aufnahme auch bei Klangfetischisten (die alles natürlich abgemischt haben wollen) Missfallen ausgelöst ... aber es passt - wie die Faust aufs Auge. Der TT wusste was er abmischt um DEN Effekt zu erreichen.


    Meine favorisierte Aufnahme - auch hier bei der Zweiten = :thumbsup: Kitaenko mit den Moskauern:



    Melodiya, 1985, DDD


    ^^ Der Preis dieser CD ist inzwischen heisssss ... ;(

    Gruß aus Bonn, Wolfgang