Tschaikowsky: Die Symphonien — Welcher Zyklus ist der beste?

  • Wie ich ungläubig feststellen musste, haben wir zwar jetzt zu allen sechs Symphonien (plus Manfred-Symphonie) einzelne Threads, aber keinen vergleichbaren für Gesamtaufnahmen, wie sie für die meisten anderen Komponisten seit Jahren bestehen.


    Tschaikowsky zählt zu den am häufigsten aufgeführten Symphonikern der Spätromantik, zumindest auf seine drei letzten Symphonien bezogen. Die Nummern 1 bis 3 hört man in Konzertprogrammen im deutschsprachigen Raum hingegen selten (vermutlich ist die Situation in Russland tendenziell besser).


    Es gibt eine kaum überschaubare Zahl an zyklischen Einspielungen der sechs Tschaikowsky-Symphonien, teilweise noch um die Manfred-Symphonie ergänzt. In diesem Thread soll es lediglich um Gesamtaufnahmen gehen (der Manfred ist natürlich nicht verpflichtend, sonst würden doch viele unterschlagen werden).


    Welche Gesamtaufnahmen kennt ihr? Welche schätzt ihr besonders? Bei welchen sind zumindest einige der Symphonien vorbildlich gelungen? Von welchem würdet ihr eher abraten?


    Auf eine spannende Diskussion!
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Herbert von Karajan hat eine erquickliche Zahl an Aufnahmen von Tschaikowsky-Symphonien hinterlassen. Am häufigsten wohl die „Pathétique“, deren erste Einspielung er bereits 1939 machte. Gleichwohl kam nur ein einziges Mal, Mitte bis Ende der 70er Jahre, eine Gesamtaufnahme aller sechs Symphonien zustande. Die Deutsche Grammophon wollte wohl ein vergleichbares Produkt zum 60er-Jahre-Zyklus von Bernstein auf CBS. So spielte Karajan auch die ersten drei Symphonien ein, die er m. W. sonst nie dirigiert hat.


    Soviel zur Vorgeschichte. Bereits hier wird recht deutlich, dass die drei frühen Werke nicht gerade die Wertschätzung Karajans genossen, wobei man zu seiner Verteidigung hinzufügen muss, dass dies seinerzeit die mehrheitsfähige Meinung war. Entsprechend sprechen die Aufnahmen nicht unbedingt ein Plädoyer für „Winterträume“, „Kleinrussische“ und „Polnische“ aus.


    Was die drei „Schlachtrösser“ Nr. 4, 5 und 6 angeht, ist Karajan durchaus unter die empfehlenswerten Interpreten zu rechnen. Allerdings empfinde ich die entsprechenden DG-Aufnahmen Mitte der 60er doch im Vergleich als noch deutlich gelungener.


    Karajans Tschaikowsky ist sicherlich als „westlich“ zu charakterisieren, von der Tempogestaltung eher auf der flotten Seite, ohne freilich den Wahnwitz eines Mrawinsky auch nur annähernd zu erreichen.


    Insgesamt würde ich für diesen Zyklus, der mein erster war, auch heute noch eine Empfehlung aussprechen, auch wenn er für mich schwerlich auf den vordersten Plätzen in einem Ranking landen würde. Für Einsteiger, die keine Extreme schätzen, ist er gut geeignet, die Berliner Philharmoniker sind zudem ein Top-Orchester und noch dazu ist das Ganze in guter Klanqualität eingefangen.


    Hier noch die entsprechenden Einspielungen der drei letzten Symphonien von 1964—1966:


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    – Luís de Camões

  • Jewgeni Swetlanow wird man ohne Frage zu den größten Tschaikowsky-Dirigenten aller Zeiten rechnen müssen. Sein Ausnahmerang wurde bereits zu Zeiten des Kalten Krieges auch im Westen anerkannt, was durch auch in nichtsozialistischen Ländern geschätzten Schallplattenaufnahmen und zahlreiche Tourneen zum Ausdruck kam.


    Geht man die alten Beiträge im Forum durch, wird im Allgemeinen stets auf zwei Tschaikowsky-Zyklen unter Swetlanows Stabführung referiert: Zum einen jenen für Melodiya im Studio entstandenden von 1967, kurz nach Übernahme des Staatlichen Symphonieorchesters der UdSSR zwei Jahre zuvor. Zum anderen auf den für Canyon 1990 in Tokio live mitgeschnittenen mit demselben Orchester (später bei Warner neu aufgelegt). Allerdings gibt es tatsächlich noch zwei weitere: Einer von 1985 wurde sogar auf Video gebannt, erschien in Japan auf DVD und kursiert auch bei YouTube. Beim letzten Zyklus von Juni 1993, wiederum für Canyon, hieß das Orchester in Folge des Zusammenbruchs der Sowjetunion bereits Staatliches Symphonieorchester der Russischen Föderation, war in seiner Zusammensetzung indes identisch. Kürzlich wurde diese lange vergriffene letzte Gesamtaufnahme von Exton neu herausgebracht.


    Worin liegen nun die Unterschiede? Am ohrenfälligsten erst einmal in der Tontechnik. Die 60er-Aufnahmen sind zwar in Stereo, können jedoch ihr Alter nicht ganz verbergen. Mit modernen Produktionen können sie nicht mehr mithalten. Den Video-Zyklus aus den 80ern kenne ich nur von YouTube. Der Klang ist nicht gerade berauschend, auch wenn es faszinierend ist, Swetlanow mal dirigieren zu sehen. Der Live-Zyklus aus Japan ist bereits in sehr gutem Stereo eingefangen. Gleichwohl werden alle von der formidablen Klangqualität des letzten Studio-Zyklus überstrahlt, der noch räumlicher und detailreicher ist und zudem ohne Nebengeräusche.


    Was die Interpretationen angeht, könnte man verkürzt sagen: Swetlanow wurde ganz am Ende langsamer. Das werden hier einige wohl eher negativ auffassen, aber so ist das nicht gemeint. Die Intensität und Emotionalität sind stetig gestiegen, der Höhepunkt wurde in der letzten Gesamtaufnahme erreicht. Die Orchesterleistung ist in den beiden späten Zyklen am besten, war das Orchester nach einem Vierteljahrhundert doch gewissermaßen mit seinem Chefdirigenten in einer Symbiose idealtypisch verschmolzen.


    Swetlanow und Canyon hatten wohl ihre Gründe, trotz des bereits überragenden Live-Zyklus noch einmal ins Studio zu gehen. Gewissermaßen handelt es sich hier um das Tschaikowsky-Vermächtnis dieses Dirigenten, das er noch einmal in jedem Detail ganz nach seinen Vorstellungen unter Studiobedingungen für die Nachwelt festhalten durfte. Anhand gewisser Kleinigkeiten merkt man, dass die von Swetlanow angestrebte Perfektion wohl doch im Studio noch besser erzielt werden konnte. Nimmt man etwa den berühmten Finalsatz der 5. Symphonie als Beispiel: Die abschließende Apotheose in der fulminanten Coda übertrifft 1993 sogar noch 1990 live. Ich könnte mich nicht entsinnen, das jemals formvollendeter gehört zu haben. Keine Nuance geht unter, alles ist vorbildlich eingefangen.


    Die reinen Spielzeiten blieben über die Jahre hinweg erstaunlich konstant, abgesehen von den letzten Aufnahmen. Hier wiederum am Beispiel der 5. Symphonie*:


    1. Satz:
    1967: 15:00
    1985: 14:18
    1990: 14:01
    1993: 15:43


    2. Satz:
    1967: 14:13
    1985: 14:15
    1990: 14:16
    1993: 15:18


    3. Satz:
    1967: 5:46
    1985: 5:14
    1990: 5:17
    1993: 6:02


    4. Satz.
    1967: 12:30
    1985: 11:50
    1990: 11:35
    1993: 13:38


    (* Spielzeiten vom Video 1985 gemäß der YouTube-Wiedergabe)


    Der Vergleich des „russischen Bernstein“ mit dem amerikanischen drängt sich fast auf. Auch dessen Tschaikowsky-Aufnahmen wurden immer langsamer, aber auch noch packender und mitreißender. So extreme Exzesse wie einen 17-minütigen Finalsatz der „Pathétique“ veranstaltete der alte Swetlanow indes dann doch nicht, obwohl er unbestreitbar in den letzten zehn Jahren seines Lebens einen unverkennbaren Altersstil entwickelte, der kaum mehr vergleichbar war mit dem aus seinen jungen Jahren.


    Insgesamt gebührt die Krone m. M. n. dem Studio-Zyklus von 1993, gefolgt vom Live-Zyklus 1990. Den Ausschlag geben die noch höhere Intensität sowie die noch bessere Klangqualität. Die früheren Zyklen fallen hier tontechnisch ab, was sie trotzdem nicht obsolet macht. Ich würde nach Durchhören aller sechs Symphonien in der Studio-Einspielung von 1993 sogar soweit gehen und behaupten, dass es sich hier um die beste Gesamtaufnahme überhaupt handelt.


    Mir liegt die alte Canyon-Ausgabe vor. Wie erwähnt, legte Exton den Zyklus 2016 neu auf. Der Preis ist zwar hoch, aber angesichts der interpretatorischen und klanglichen Qualität vertretbar. Der Live-Zyklus ist, wie ich gerade sah, mittlerweile bereits vergriffen und wird sogar nur mehr zu noch höheren Preisen gehandelt.


    Zur besseren Übersicht, noch einmal die drei auf CD erschienen Zyklen:



    Melodiya, Studio 1967



    Canyon/Warner, live 1990



    Canyon/Exton, Studio 1993

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    – Luís de Camões


  • Eine ziemliche Neuerscheinung ist ein kompletter Zyklus des Tschaikowsky-Symphonieorchesters (Moskauer RSO) unter Wladimir Fedossejew. Die Aufnahmen entstanden offenbar während Konzerttourneen nach Wien im Goldenen Saal des Musikvereins. Als Dreingabe gibt es weitere Orchesterwerke, die ab 1984 aufgenommen wurden.


    Da könnte es sich um eine interessante Gesamtaufnahme handeln. Kennt sie vielleicht sogar jemand?

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    – Luís de Camões

  • Die Fedossejew-GA fiel mir dieser Tage auch als Bestelloption ins Auge, als wir das Thema Fedossejew im entsprechenden Thread hatten.


    Überrascht war ich von Swetlanows letztem Zyklus EXTON-1993 zu lesen. Dieser war mir bisher noch nie aufgefallen. Da ich aber vom Warner-LIVE-Zyklus-1990 incl. der Einzel-CD Manfred-Sinfonie bereits so begeistert bin - und dieser für mich meine persönliche Favoriten-GA darstellt, bin ich eigentlich derzeit nicht bereit für die drei Jahre spätere EXTON-GA an die 59,-€ zu löhnen.
    Er mag ja das Machbare rausgeholt haben, aber die geniale Umittelbarkeit gepaart mit der LIVE-Atmosphäre (anders ausgedrückt = der absolute Wahnsinn) ... ob er das nochmal erreicht hat, wage ich zu bezweifeln.


    :thumbsup: Jedenfalls sind wir Beide auf der Line, das Swetlanow wirklich unsere Referenz für die Tschaikowsky-Sinfonien darstellt !
    Und ich sage es auch ganz deutlich: Mir lieber als die sicherlich auch hoch geschätzte Mrawinsky - Aufnahmen der Sinfonien Nr. 4-6 (DG, 1960).



    Die Karajan-GA (DG) war auf CD auch meine Erste GA. Und ich finde er hat es insgesamt schon fabelhaft gemeistert. Die Pathetique hat er jedoch nie wieder so packend hin bekommen wie in seiner 1. DG-Aufnahme (1964). Die in der GA ist die aus den 70ern. Der 3. Satz ist referenzwürdig und nur von wenigen anderen Dirigenten so gut umgesetzt worden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Letztes Jahr als Gesamtbox erschienen:



    Das Besondere hieran ist, dass Kitajenko wirklich sämtliche Symphonien eingespielt hat, d. h. die sechs regulären plus Manfred-Symphonie plus die rekonstruierte 7. Symphonie, die ich bislang nur in der alten Ormandy-Aufnahme habe.


    Die Kritiker waren im Allgemeinen sehr gewogen könnte also auch eine spannende Neueinspielung sein.


    »Der hochgelobte und mehrfach ausgezeichnete Tschaikowsky-Zyklus mit Dmitrij Kitajenko und dem Gürzenich-Orchester Köln ist abgeschlossen. Für die letzte CD haben sich die Kölner echte Raritäten aufgehoben: die Sinfonie in Es-Dur (Nr. 7) und das aus dem ersten Satz dieser Sinfonie entstandene Klavierkonzert Nr. 3 mit Lilya Zilberstein als Solistin.« (Stereoplay, April 2014)

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    – Luís de Camões

  • Man hat es ja kaum auf dem Schirm, wenn man von Tschaikowsky redet, aber die von Dir angesprochene Tschaikowsky-GA mit Ormandy ist auch erste Klasse.


    Hätte man die Vergleichsaufnahmen von Swetlanow, Bernstein, Solti, Mrawinsky, Karajan nicht, so würde ich sagen: " Man könnte alleine mit Ormandy schon voll zufrieden sein". Ormandy hat voll das russische Feeling drauf.
    Die Sinfonie Nr.1 "Winterträume" gehört zusammen mit Bernstein (SONY), und Swetlanow (Melodia, 1964) zu meinen Lieblingsaufnahmen.
    Ausserdem wird seine GA um die ausgezeichnete Aufnahme der Sinfonie Nr.7 und der Manfred-Sinfonie ergänzt. Gut ... der Wahnsinn von Swetlanow ist bei Ormandy´s Manfred nicht hörbar, trotzdem eine sehr gute Int, die man gerne mit Spannung bis zum Ende durchhört.
    * Zudem werden von Ormandy noch drei grossen Ballettsuiten (umfangreiche Auswahl aus den Balletten und nicht die Tschaikowsky-Suiten) geboten, die ich lieber höre als alle anderen Aufnahmen.
    * In der GA ist eine exqusite Aufnahme des Klavierkonzertes Nr.1 mit Ted Joselson enthalten, die alle Register zieht und so manche langweile Westaufnahme aus unseren Breiten absolut in den Schatten stellt.
    * Das Zweite Klavierkonzert mit Graffmann ist ebenfalls eine meiner Lieblingsaufnahmen ( Beide wählen die Kurzfassung für den 2.satz, was ich ausdrücklich befürworte.). Die Klavierkonzerte sind hier mit Ormandy auf dem hohen Niveau wie die Tschaikowsky-Wettbewerb-Gewinner Sokolow/Järvi (1.) und Shukow/Roshdestwensky (2.).
    * Das Klavierkonzert Nr.3 habe ich ebenfalls nie besser gehört als mit Graffman/Ormandy.


    Eine höchst empfehlenswerte Tschaikowsky-GA auf 12CD, die 2013 ganz klar meine Best Buy war:



    SONY, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Leider ist Swetlanow nur noch teuer zu finden; gerade die ersten 3 Sinfonien in der Melodiya-Einspielung würden mich interessieren. Aber meine Begeisterung für diese Werke insgesamt hält sich in Grenzen, daher bin nicht bereit für gebrauchte CDs Vollpreis zu zahlen. Mein einziger kompletter Zyklus ist Markevitch/London (Philips), wobei sich natürlich von 4-6 noch viele weitere Aufnahmen angesammelt haben.


    Meiner vagen Erinnerung müsste/könnte es noch einen älteren (70er?) Zyklus mit Fedossejew geben und auch einen oder gar zwei mit Roschdestwjenskij (daraus hatte ich 2,5,6 auf LP). Die russischen Dirigenten haben dieses Repertoire sehr gut beackert...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • und auch einen oder gar zwei mit Roschdestwjenskij (daraus hatte ich 2,5,6 auf LP).


    Hallo Johannes,


    den Roshdestwensky-Tschaikowsky-Zyklus mit Manfred hatte ich früher mal als LP-Box (Melodiya/Eurodisc).
    Ich war zu der Zeit schon verwöhnt von Swetlanow, ja und auch von Karajan. Roshdestwensky scheint mir in Tschaikowsky eher den Klassiker zu sehen und liefert ihn mit zu wenig Temprament. Gewiss nicht übel, aber im Vergleich zu Swetlanow, war das wie Feuer und Wasser ... habe die LP-Box als entäuschter Hörer später wieder abgesetzt.


    Für mich sind diese Tschaikowsky-Int von ihm eigentlich kaum nachvollziehbar, wenn ich an Roshdestwensky´s Schostakowitsch- und Prokofieff-Zyklen oder denke, denn mehr geht kaum ... aber Tschaikowsky dagegen .. wie Tag und Nacht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Leider ist Swetlanow nur noch teuer zu finden; gerade die ersten 3 Sinfonien in der Melodiya-Einspielung würden mich interessieren.


    Hallo Johannes,


    wie ich heute feststellte, gibt es die Gesamtbox von 1967 doch noch neu:



    EUR 28,99 für 5 CDs ist wohl vertretbar.

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    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner


  • Eigentlich schwer zu glauben, aber der bis heute einzige komplette Tschaikowsky-Zyklus der Wiener Philharmoniker ist bereits über 50 Jahre alt.


    In den Jahren 1963 (Fünfte) und 1964 vom häufig unterschätzten Lorin Maazel für Decca eingespielt, soll er seine Meriten haben (ich kenne ihn nicht).

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    – Luís de Camões

  • Tamino hat wieder für den Bestellklickfinger gesorgt.


    Die von Josef abgebildete Melodiya-CD-Box entspricht dem neusten Remastering.
    Ich habe diese Aufnahmen noch auf den Melodiya/Eurodisc-LP´s ... und die sind im Prinzip klangtechnisch für mich heute nicht mehr brauchbar; angesichts meiner anderen TOP-Aufnahmen auf CD. Die Winterträume habe ich als Melodiya-CD ... :wacko: welch ein Klangunterschied zur LP!


    In der Tschaikowsky - GA (WARNER, LIVE 1990) ist die Manfred - Sinfonie, zwar in einer absoluten Hammeraufnahme zu hören, aber leider in der Version ohne Orgel.
    Die Manfred-LP in der alten Aufnahme (Melodiya, 67) ist für mich ein Goldschatz, da hier die Originale Version ebenso begeisterungswürdig von Swetlanow geboten wird. Besser habe ich die Komplettversion mit Orgel nie gehört, als mit Swetlanow ... die ohne Orgel auch nie besser als mit Swetlanow.


    *** Ich habe heute mal in die neuen GA von Kitaenko aus Köln (OEMS), Fedossejew (RELIEF) reingehört (in mehrere Sinf.)... Fazit: Alles nicht das was man bei Swetlanow findet.
    8-):jubel: Keine Frage, die alte 1967er-Swetlanow-GA muss ich auch noch haben (schon wegen der kompletten Manfred-Sinfonie in gut aufbereiteter Klangqualität) ... ich habe sie für nen Zwanni bestellen können. Da ich den Inhalt ja kenne, ist mir heute schon klar, dass das ein Best Buy 4.Q/2016 wird.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Der Zyklus aus Amsterdam dürfte schon um des Orchesters willen von Interesse sein, auch wenn man bei Haitink in seinen älteren Aufnahmen zuweilen eine gewisse Anteilnahmslosigkeit feststellt.


    In den Rezensionen wird er jedenfalls überwiegend gelobt und zu den besseren unter den westlichen Gesamteinspielungen gezählt. Die Dreingaben sind älteren Datums.

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    – Luís de Camões


  • Ein russischer Dirigent, der hauptsächlich als Cellist bekannt wurde, und ein englisches Orchester? Klingt erst einmal etwas kurios, aber auch dieser Zyklus soll seine Meriten haben. Auch die relativ selten aufgenommene Manfred-Symphonie ist dabei.


    Mir ist eine sensationell zu nennende "Pathétique" von Rostropowitsch mit dem National Symphony Orchestra (Washington, D.C.) aus den frühen 90er Jahren bekannt, die dafür spricht, dass er durchaus dirigieren konnte. Die bilde ich auch mal gleich mit ab:


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    – Luís de Camões


  • Bei den Tschaikowsky-Dirigenten oft übersehen wird Claudio Abbado. Dabei hat er ziemlich viel von diesem Komponisten aufgenommen.


    Die Gesamtaufnahme für Sony entstand mit dem hervorragenden Chicago Symphony Orchestra und dürfte somit von Belang sein. Es handelt sich wohl um den einzigen Zyklus des CSO, da Solti und Barenboim nur die letzten drei Symphonien aufnahmen.

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    – Luís de Camões

  • Wo Du beim Aufzählen von lohnenswerten Tschaikowsky-Sinfonien-GA bist, solltst Du Leonard Bernstein nicht vergessen.


    Mit dieser SONY-GA hatte ich nach dem Kauf vor ca. 8 Jahren auch sehr viel Freude und Spass beim Hören. Bernstein´s Emotionen kann man hier voll auskosten. Die Winterträume sind auch auch ein Traum !
    Jedenfalls ist mir diese New Yorker-GA lieber, als das lange Auskosten, was er bei aller Wertschätzung in seinen Spätaufnahmen - hier auch mit den New Yorker PH ( DG ) an den Tag legte. Seine wesentlich rhythmischere frühere Sichtweise aus New York kommt bei mir weit besser an.


    Ich habe seine DG-Aufnahmen von den Sinfonien Nr. 4 und 6 auch vorliegen. Die Sinfonien Nr. 5 fand ich fürchterlich - die Pathetique ist ja schon der "unrealistische" Emotionshammer und behaltenswert; und die DG-CD mit der Sinfonie Nr. 4 behalte ich nur wegen der überbordenden Aufnahme von Francesca da Rimini, wie man es sonst nur von Mrawinsky und Swetlanow so umwerfend gehört hat.



    SONY, 1957 - 1975, ADD


    Klangtechnisch sind die Sinfonien - Aufnahmen voll OK.
    Hier die Aufnahmedaten:
    Nr.1 = 1970
    Nr.2 = 1967
    Nr.3 = 1970
    Nr.4 = 1975
    Nr.5 = 1960
    Nr.6 = 1964

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ja, lieber Wolfgang, den Bernstein hätte ich sicher noch genannt, aber besser als Du hätte ich es gar nicht vorstellen können. ;)


    Mir gefallen die späten Aufnahmen (übrigens auch mit dem New York Philharmonic) eigentlich sehr gut. Natürlich sind das extreme Interpretationen, die man einem Anfänger eher nicht als erste Aufnahmen empfehlen würde. Trotzdem habe ich bei Bernsteins Tschaikowsky immer das Gefühl, dass der Dirigent genau weiß, was er will und etwas zu sagen hat. Dies trifft beileibe nicht auf jeden Dirigenten zu.


    Hier ist das Corpus Delicti:



    Eine Gesamtaufnahme ist das, wie gesagt nicht, da Nr. 1-3 fehlen.

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    – Luís de Camões


  • Bei den Tschaikowsky-Dirigenten oft übersehen wird Claudio Abbado. Dabei hat er ziemlich viel von diesem Komponisten aufgenommen.


    Die Gesamtaufnahme für Sony entstand mit dem hervorragenden Chicago Symphony Orchestra und dürfte somit von Belang sein. Es handelt sich wohl um den einzigen Zyklus des CSO, da Solti und Barenboim nur die letzten drei Symphonien aufnahmen.


    Abbado hat noch einen älteren Beinahe-Zyklus (2,4-6) aus den 1970ern (DG) und noch mal die 5. (u. evtl. mehr) mit den Berliner Philharmonikern nach dem Chicagoer. Für einen "westlichen" Dirigenten also ziemlich viel. Wobei Mussorgsky der russische Komponist gewesen sein dürfte, für den sich Abbado am auffälligsten eingesetzt hat.

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  • Der Zyklus aus Amsterdam dürfte schon um des Orchesters willen von Interesse sein, auch wenn man bei Haitink in seinen älteren Aufnahmen zuweilen eine gewisse Anteilnahmslosigkeit feststellt.

    Lieber Joseph,


    wenn ich Deine Aussage lese, dann frage ich mich spontan: Wer tut denn sowas? ;)


    Zugegeben, ich kenne nicht jede von Haitinks "älteren Aufnahmen", aber z.B. bei seinen Interpretationen der Werke von Mahler (Concertgebouw), Schumann, Brahms (Boston), Vaughan Williams, Beethoven (Klavierkonzerte mit Brendel und Perahia) oder Tschaikowsky (um den es hier geht) kann ich beim betsen Willen keine "gewisse Anteilnahmslosigkeit" erhören.


    Die von Dir genannte Gesamtaufnahme ist natürlich auch, aber nicht nur wegen des hervorragend aufspielenden Orchesters empfehlenswert. Prädikat Weltklasse. ;)



    Zitat

    In den Rezensionen wird er jedenfalls überwiegend gelobt und zu den besseren unter den westlichen Gesamteinspielungen gezählt. Die Dreingaben sind älteren Datums.

    Das Lob verdient sich Haitink imo zurecht. Kein einzelnes Tempo, das er wählt, wirkt deplatziert oder gibt Rätsel auf. Der musikalische Fluss ist in jedem einzelnen Satz gewährleistet, je nach Stimmungslage ist Temperament, Melancholie, Walzerfreude, Ruhe oder Trauer hörbar.
    Ein weiteres großes Plus ist die Akribie der Interpretationen. Viele Nebenstimmen oder Rhythmen, die gerne einmal im Überschwang oder in der Schluderei untergehen, sind hier hörbar. Die Orchesterbalance ist ebenso ausgezeichnet wie die -dynamik.


    Diese Box kann ich jedem bedenkenlos ans Herz legen, egal, ob sie für jemanden gedacht sein soll, der sich das erste Mal mit Tschaikowsky beschäftigt oder ob sie eine Sammlung ergänzen bzw. erweitern soll.


    Noch keine Erwähnung fand Igor Markevitch:



    Die Aufnahmen entstanden zwischen 1962-1966 und wurden von mir als "sehr empfehlenswert" im Gedächtnis abgespeichert. Detailliertere Informationen habe ich leider keine, da ich die Einspielungen lange nicht mehr gehört habe.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe Markevitch evtl oben en passant erwähnt, weil es mein einziger vollständiger Zyklus aus einer Hand ist (in einer Box mit noch mehr Tschaikowsky). Die Aufnahmen sind etwas einseitig "lean and mean", ähnlich Toscanini und den frühen Fricsay-Aufnahmen. Ein gutes "Gegengift" gegen übertriebene Larmoyanz, aber vielleicht auch etwas zu "cool".

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  • Lieber Joseph,


    wenn ich Deine Aussage lese, dann frage ich mich spontan: Wer tut denn sowas? ;)


    Also zumindest hier im Forum las ich schon öfter so Sachen wie "der Langweiler Haitink". Ich würde das nicht unterstreichen, auch wenn mir gerade seine späten Aufnahmen als die eigentlich interessanten erscheinen (Mahlers Dritte aus Chicago, Bruckners Fünfte aus München z. B.).

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  • Seinen ersten Tschaikowsky-Zyklus als Dirigent legte Mikhail Pletnev bereits im Jahre 1995 bei der Deutschen Grammophon vor.


    Ich habe die "Pathétique" daraus in recht guter Erinnerung. Ein eher schlanker und vorwärtsdrängender Zugang, keine allzu großen emotionalen Ausbrüche.

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  • Ein zweiter Zyklus Pletnevs mit "seinem" Orchester erfolgte anderthalb Jahrzehnte später für das audiophile Label Pentatone.


    Einerseits wird der sehr gute Klang in den Rezensionen gelobt, andererseits liest man aber auch, es handle sich um einen lauen Aufguss der ersten Gesamtaufnahme.

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  • Auch Mariss Jansons hat einen kompletten Zyklus der Tschaikowsky-Symphonien eingespielt, und zwar für Chandos Mitte der 80er Jahre.


    Die Bewertungen fallen sehr positiv aus und bescheinigen Jansons, eine der besten Gesamtaufnahmen überhaupt vorgelegt zu haben.

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  • Eine Gesamteinspielung aus dem hohen Norden lieferte uns Neeme Järvi mit den Göteborgern, Anfang des Jahrtausends eingespielt für BIS.


    Sein Vorsatz war es, "den Komponisten vom Pathos und süßlichen romantischen Zuckerguss zu befreien", was laut Kritikermeinung auch weitgehend gelungen scheint, wenn man einen solchen Ansatz bevorzugt.

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  • Seinen ersten Tschaikowsky-Zyklus legte Gennadi Roschdestwensky in den frühen 70er Jahren für Melodiya vor.


    Vom Ansatz her bewegt er sich zwischen Mrawinskys todnüchterner Herangehensweise und Swetlanows hochemotionaler Interpretation.

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    – Luís de Camões


  • Ganz streng genommen handelt es sich bei Roschdestwenskys neuerem Zyklus um keine Gesamtaufnahme, fehlt doch die Erste (die von Iwanow beigesteuert wurde). Dafür ist aber die Manfred-Symphonie unter ihm enthalten. Zudem ist noch die rekonstruierte 7. Symphonie unter Fedossejew beigefügt.

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  • Außerhalb der USA dürfte dieser Zyklus kaum jemals Bekanntheit erlangt haben. In Amerika aber gelten die Aufnahmen von Maurice Abravanel als Geheimtipps.


    Die Gesamtaufnahme entstand Anfang der 70er Jahre für Vox und beinhaltet noch weitere Orchesterwerke.

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    – Luís de Camões


  • Der Tschaikowsky-Zyklus von Doráti ist ein gutes Beispiel für eine verfehlte Veröffentlichungspolitik. Sowohl die Gesamtaufnahme als auch die einzelnen CDs sind nur mehr schwer erhältlich.


    Glaubt man einigen Rezensenten, handelt es sich hierbei um eine Referenzaufnahme. Auch die Klangqualität soll überragend sein.

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    – Luís de Camões


  • Nicht vergessen werde sollte der Londoner Zyklus, den Riccardo Muti mit dem New Philharmonia Orchestra bzw. ab 1977 wieder Philharmonia Orchestra für EMI aufnahm.


    Fono Forum urteilte 1981: "Ein in allem geglückter Wurf!"

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    – Luís de Camões

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