JUDITH RASKIN - eine beeindruckende amerikanisiche Sängerkarriere verkürzt durch Krankheit und frühen Tod

  • Zu urteilen nach den wenigen Beiträgen über die großartige amerikanische Sopranistin JUDITH RASKIN in unserem Forum, gewinnt man den Eindruck, daß diese offenbar nur wenigen Insidern bekannt ist, denn an deren Gesangsleistung kann diese Enthaltsamkeit kaum liegen.


    JUDITH RASKIN wurde am 21.06.1928 in Bronx/New York als einziges Kind jüdischer Eltern geboren. Ihr Vater und ihre Mutter waren sehr musikliebend, und der Vater ein ausgezeichneter Pianist. Über ihn wurde auch ihr Interesse an der Musik geweckt, und sie übte sich schon frühzeitig im Klavier- und Violinspiel. Sie erhielt ein Musikstipendium am Smith College und nahm Gesangsunterricht bei ANNA HAMLIN in New York. Diese erkannte schon bald ihre große stimmliche Begabung und die Ausdruckskraft und Wärme in ihrer Stimme. Schon mit ihren ersten Konzerten war sie sehr erfolgreich. Bereits 1952 und 1953 wurde ihr der Marian Anderson Preis verliehen. Später, 1967, erhielt sie auch den London Grammy.

    Ihr Bühnenauftritt begann 1956, als sie die Titelpartie in DOUGLAS MOOREs Oper "The Ballad of Baby Doe" als Uraufführung in Central City, Colorado sang. Ein Jahr später gastierte sie mit der WASHINGTON OPERA SOCIETY in Santa Fé als Susanna in Figaros Hochzeit. 1959 wurde sie Mitglied der NEW YORK CITY CENTRE OPERA, wo sie die Despina in Cosi fan tutte sang, und 1961 sang sie in RAMEAU's "Les Indes galantes".


    Ihre eigentliche Karriere begann 1962, als sie Mitglied der METROPOLITAN OPERA wurde und am 23. 02.als Antrittspartie die Susanna in Figaros Hochzeit sang und ihre Leistung mit stürmischen Beifall bedacht wurde. Zuvor hatte sie schon ein breites Publikum für sich gewonnen durch ihre Auftritte in den regelmäßigen Sendungen von NBC Television Opera mit Werken von Poulenc, BEETHOVEN, MOZART und MENOTTI, wie auch mit verschiedenen amerikanischen Opern-Orchestern. International bekannt wurde sie auch durch ihre Teilnahme am Gedächtniskonzert für Dag Hammarskjöld 1961 bei den Vereinten Nationen. Im Sommer 1963 sang sie beim Glyndebourne Festival die Pamina in der Zauberflöte. Ihr Debüt mit dem CLEVELAND ORCHESTRA gab sie am 17. 01. 1963 mit MAHLER's 4. Sinfonie und MOZART's Motette "Exsultate, Jubilate". Mit diesem Orchester trat sie auch am 11.02.1963 in einem Konzert in der Carnegie Hal auf. Die Presse berichtete euphorisch von diesem Konzert und rühmte die großartigen sängerischen Attribute von JUDITH RASKIN. An der MET sang sie während 11 Spielzeiten bis 1974 in sieben Partien und 88 Vorstellungen, und vor allem als Pamina, Nannetta in VERDIs Falstaff, und als Sophie im Rosenkavalier wurde sie dort gefeiert. An der Oper von Dallas sang sie als Partnerin von MARIA CALLAS in "Medea" von CHERUBINI, des weiteren sang sie die Despina in Cosi fan tutte. Auch sang sie in STRAUSS' Fledermaus, und viele hielten sie für die beste und attraktivste "Adele" aller Zeiten. 1971 wirkte sie in der amerikanischen Premiere von HÄNDEL's Oper "Ariodante" in einer konzertanten Aufführung in der CARNEGIE HALL mit .


    JUDITH RASKIN beendete ihre Karriere 1972. Bereits 1962 war sie an Krebs erkrankt, und das Leiden verschlimmerte sich 1982 gravierend. Nach ihrem Abritt von der Bühne war sie noch an der Manhattan School of Music, und ab 1976 am Mannes College als Gesangsprofessorin tätig, und sie gab nur noch gelegentlich Konzerte. Sie starb am 21. Dezember 1984 in New York.


    JUDITH RASKIN beherrschte eine große Anzahl von Opernpartien der verschiedensten Stilrichtungen, und sie sang in vielen Oratorien und gab auch Lieder-Recitals. Man rühmte an ihr nicht nur ihre hohe Gesangskunst, die Präzision der Linienführung, ihre Diktion, die Wärme ihrer Stimme und die Verinnerlichung des interpretierten Werkes, sondern auch ihre schauspielerische Kunst und ihre Erscheinung im allgemeinen.
    Obwohl sie sängerisch mit fast allen Musikepochen von MONTEVERDI bis STRAWINSKY vertraut war, fühlte sie sich besonders zu MOZART und RICHARD STRAUSS hingezogen. Besonders hoch eingeschätzt wurden ihre Aufnahmen als Despina in Cosi fan tutte, ihre Aufnahme von MAHLER's 4. Sinfonie mit dem CLEVELAND ORCHESTRA unter GEORGE SZELL, ihre Anne Truelove in STRAWINSKYs "The Rake's Progress" unter STRAWINSKYs Leitung, ihre Sophie im Rosenkavalier von 1970, u. a. mit CHRISTA LUDWIG unter Leitung von KARL BÖHM, ihre Micaela von 1969 in BIZET's Carmen unter ZUBIN MEHTA, ihre Aufnahme von PERGOLESIs Stabat Mater und von GLUCK's Orpheus. ´Mit GIORGIO TOZZI und LISA DE LA CASA sang sie auch eine wunderbare Susanna in Die Hochzeit des Figaro.


    Eine meiner Lieblingsaufnahmen mit JUDITH RASKIN ist ihre Interpretation von MOZART's Motette für Sopran Streicher, Oboe und Horn "Exsultate Jubilate KV 165 mit Mitgliedern des CLEVELAND ORCHESTRA unter GEORGE SZEL. Ich ließ mir diese LP des Labels Columbia 1971 extra aus den USA kommen, da mir schon einige Jahre zuvor diese Sängerin in Rundfunkaufnahmen aufgefallen war. JUDITH RASKIN singt dieses ansprechende Frühwerk MOZARTs fast überirdisch schön und mit imponierender Sicherheit und großem Wohllaut in den Koloraturen. Ich habe dieses Werk in vergleichbarer Vollendung bisher nur von ELLY AMELING in iher Philips Einspielung mit dem ENGLISH CHAMBER ORCHESTRA unter RAYMOND LEPPARD gehört, wobei das CLEVELAND ORCHESTRA schon mit noch etwas mehr Drive aufwartet.


    JUDITH RASKIN war auch eine gesuchte Konzertinterpretin. Ihre Aufnahmen erschienen bei vielen Platten-Firmen wie RCA Victor, Decca, Columbia, London, C.R.I., Epic Rcords etc.


    Für mich ist eigentlich nicht verständlich, warum JUDITH RASKIN's Name so selten in unserem Forum auftaucht, denn ihre Stimme sollte doch auch für deutsche Ohren nicht weniger attraktiv sein. Ich hoffe deshalb, mit diesem Thread einige Forianer etwas neugierig zu machen. Vor allem möchte ich auch etwas dazu beitragen, daß ihr Name auch für Liebhaber des lyrischen Belcanto in Deutschland zu einem festen Begriff wird.









    youtube.com/watch?v=8Xh9eOcPPQw



    youtube.com/watch?v=3exFuI4gTko


    youtube.com/watch?v=SzGRu-RO9Kc


    youtube.com/watch?v=wjCC7jNUaNs


    youtube.com/watch?v=xdqdyDRQp7w


    youtube.com/watch?v=5F4qgfy2UUE


    youtube.com/watch?v=7FdUlvkMLYI


    youtube.com/watch?v=wOUZ_gL333I


    youtube.com/watch?v=tiihsJDVoLc


    youtube.com/watch?v=H426lVN_cCk


    www.youtube.com/watch?v=JbpR1p6C2ks



    youtube.com/watch?v=R294tX7HQRk


    youtube.com/watch?v=Qc-Z2yab5kw


    wok

  • Lieber Wok,
    wenn ich mich richtig erinnere, haben wir uns in Ölbronn kurz gesehen und begrüßt.


    Und jetzt lese ich deine Vorstellung von Judith Raskin, die mir durchaus ein Begriff war - und jetzt in der Erinnerung wieder hochsteigt. Leider habe ich sie nie live gehört. Aber allein die 3 CD-Cover, die du eingestellt hast, lassen mir das Wasser im Munde zusammen laufen, und sogar der Klang ihres glasklaren Soprans klingt in meinem inneren Ohr an. Das veranlasste mich, meine CD-Sammlung zu durchforsten, und siehe da: Ich fand die 4.Mahler unter Szell mit Judith Raskin!


    Jetzt bekomme ich auch Appetit auf die Così unter Leinsdorf - ein Dirigent, der sich nicht scheute, auch große Mozart-Partien mit großen Stimmen zu besetzen: L. Price, Troyanos, Milnes, Flagello! Das gilt zwar im Zuge der modischen Verschlankung des Klangs und der vibratoarmen Stimmen als out; aber wer den Moden nicht nachläuft, weiß es nach wie vor zu schätzen. Ich werde mir diese Così besorgen - dank deiner Anregung!


    Herzliche Grüße von Sixtus


  • Mit seinem Beitrag über Judith Raskin hat wok meinem lückenhaften Wissen über Gesangskünstler einen Namen hinzugefügt, der mir tatsächlich völlig entfallen war. Dabei habe ich die Sopranistin in der obigen - auch als CD erhältlichen - Aufnahme im Regal stehen; sie singt den Amor mit dem schon beschriebenen glockenreinen Ton in ihrer Stimme. Im übrigen geht es mir nun wie Sixtus und ich stelle die Richtigkeit der Aussage


    Ein Wunsch, sobald er ist erfüllt, kriegt augenblicklich Junge


    fest. Ich hatte nämlich über eine Bekannte aus den Niederlanden gerade wieder ein Packerl Musik-CDs ergattert - und muß nun wegen Judith Raskin schon wieder ins Portomonnaie greifen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Wok,


    dass Du einen Thread für Judith Raskin angelegt hast, war für mich eine Überraschung.
    Live habe ich sie nie gehört (obwohl ich wohl zu ihrer Zeit in New York die Gelegenheit gehabt hätte) und sie ist mir eigentlich auch nur durch die Gesamtaufnahmen von Glucks "Orfeo e Euridice" und von Mozarts "Cosi" bekannt. Aber: an die Stimme habe ich keine Erinnerung! Natürlich habe ich gleich mal ein paar Takte Cosi gehört, aber die haben nicht überzeugt, dass ich die Stimme zu Unrecht vergessen hatte.


    Da habe ich erst mal in den einschlägigen Sänger-Büchern nachgeschlagen. Das heißt: ich habe nachzuschlagen vesucht. Weder bei Fischer oder Kesting, noch bei Steane oder Celletti wurde ich fündig. Selbst in "The Record Collector" fand ich Raskin nicht. Nur zweimal wird sie in "Opera on Record" erwähnt: als Amor und als Despina. Aber auch nur erwähnt.


    Das hat mich natürlich jetzt neugierig gemacht und ich nehme mir vor, die verschiedenen Aufnahmen, die Du besonders gerühmt hast, mal anzuhören. Danach will ich mich gerne wieder melden.


    Bis dahin beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Sixtus,


    Über Deinen Kommentar zu meinem Thread habe ich mich sehr gefreut. Es kommt nicht so oft vor, daß man ein feed-back zu einem Thread oder Bericht über einen Interpreten bzw. eine Interpretin erhält, der oder die hierzulande nicht zu den ganz bekannten oder gar berühmten zählt! Und noch mehr erfreut es mich, wenn ich damit einen Anstoß geben konnte, Judith Raskin einmal etwas mehr ins Blickfeld unseres Forums zu rücken und dazu, daß sich der eine oder andere einmal mit dieser vortrefflichen Sängerin beschäftigt, zumal wenn es ein solcher Opern-Kenner und Gesangsliebhaber ist wie Du es bist!


    Ja, JUDITH RASKINS's sängerische Leistung in MAHLER's 4. Sinfonie unter Szell wurde allgemein sehr gelobt und ist wohl bis heute noch nicht vergessen.


    Auch ich schätze übrigens Erich Leinsdorf als Dirigenten sehr. Seine Dirigate bürgen meist nicht nur für Brillianz und Präzision, sondern auch für absolute Partiturtreue, und nicht zuletzt hat er auch ein besonderes Gespür für den natürlichen Ablauf des musikalischen Geschehens. Besonders gut gefällt er mir auch als Sinfoniker, und seine Einspielung der frühen MOZART- Sinfonien Nr. 21, 22, 23 und 24 mit den LONDONER PHILHARMONIKERN hat für mich Referenz-Charakter.


    Es kann leider nicht sein, daß wir uns in Ölbronn gesehen haben. Ich wohne schon seit 2001 in Málaga/Spanien und komme nur relativ selten nach Deutschland.


    Nochmals vielen Dank für Deine Antwort und interessanten Ausführungen zu JUDITH RASKIN, und herzliche Grüße aus dem heute noch sonnigen Málaga!


    wok

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  • Hallo Musikwanderer,


    Vielen Dank für Deinen so netten Kommentar zu meinem Thread über JUDITH RASKIN! Wie schön, daß es mir offenbar damit gelungen ist, Dir diese großartige amerikansiche Sängerin wieder in Dein Gedächtnis zu rufen!


    Die Orfeo-Aufnahme ist mir zwar bekannt, doch konnte ich diese weder im Link zu Amazon, noch zu JPC, und auch nicht bei youtube finden, was nicht ganz zu verstehen ist wenn Du sagst, daß die Aufnahme auch noch als CD erhältlich ist. Aber ich habe schon festgestellt, daß nicht alles, was in Deutschland im Internet erscheint, auch von Spanien aus zu bekommen ist.


    Tut mir ja leid, daß ich durch die nun in Dir erzeugte Neugier auf noch mehr von J.R. offenbar dazu beitrage, daß Du Dich damit in noch mehr Ausgaben stürzt! :)


    Viele Grüße
    wok

  • Lieber wok,


    ich habe jetzt auch diesen Thread gesehen und natürlich sofort hinein geschaut. In meinen Listen war Judith Raskin bisher nicht vertreten, weil sie nur einen englischen Wikipedia-Artikel hat und deswegen nicht in den deutschen Sängerlisten auftaucht, und die sind wiederum mit den entsprechenden Wikipediaartikeln verlinkt. Aber vor englischen Artikeln mache ich mich, wie du ja weißt, nicht bange. Nun sit jedenfalls Judtih Raskin mit beiden Daten in meinen Listen, so dass ich erstmals am 21. Dezember an ihren Todestag denken kann und dann am 21. Juni an ihren Geburtstag. Das ist m. E. auch das ersten Mal, dass ich eine Sängerin habe, die am Sommeranfang geboren wurden und am Winteranfang gestorben ist.


    Da ich bisher keine Aufnahmen von ihr hatte, habe ich umgehend die von dir geposteten "Cosi fan Tutte" und "Mahler 4" sowie dazu noch ein besonderes Lieblingswerk von mir, das Oratorium "Christus am Ölberge" unter Eugene Ormandy bestellt:


    [timg]https://images-na.ssl-images-a…8_.jpg;l;300;300;*;Amazon[/timg]


    Sobald sie eingetroffen sein werden, werde ich sie durchhören und dann kurze Hörberichte in diesem Thread einstellen. Ich halte das für zielführender, als sie im allgemeien "Was höre ich gerade jetzt?"-Thread einzustellen. Da list man doch sehr schnell drüber hinweg, zumal die meisten Beispiele dort ganz ohne Berichte über den Inhalt auskommen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat von Caruso41

    lieber Wok,


    dass Du einen Thread für Judith Raskin angelegt hast, war für mich eine Überraschung. Live habe ich sie nie gehört (obwohl ich wohl zu ihrer Zeit in New York die Gelegenheit gehabt hätte) und sie ist mir eigentlich auch nur durch die Gesamtaufnahmen von Glucks "Orfeo e Euridice" und von Mozarts "Cosi" bekannt. Aber: an die Stimme habe ich keine Erinnerung! Natürlich habe ich gleich mal ein paar Takte Cosi gehört, aber die haben nicht überzeugt, dass ich die Stimme zu Unrecht vergessen hatte.

    Hallo Caruso,


    Vielen Dank für Deinen Kommentar zu meinem Thread über JUDITH RASKIN.


    Es ist auch für mich nicht ganz zu verstehen, daß Du als so großer Opern- und Gesangskenner in New York nicht von JUDITH RASKIN gehört hast. Spätestens seit ihrem Debüt an der MET 1962 in der Rolle der Susanna in Figaros Hochzeit erregte sie dem Vernehmen nach in der amerikanischen Musikszene als neuer lyrischer Sopran-"Star" ziemliches Aufsehen, und von da an sang sie in allen großen amerikanischen Opernhäusern meist Titelrollen.
    In "Cosi fan tutte" hat sie Dich nicht überzeugt, oder ist dies ein Schreibfehler und das "nicht" muß "mich", heißen, was ich mir schon eher vorstellen könnte??.



    Zitat

    Da habe ich erst mal in den einschlägigen Sänger-Büchern nachgeschlagen.Das heißt: ich habe nachzuschlagen vesucht. Weder bei Fischer oder Kesting, noch bei Steane oder Celletti wurde ich fündig. Selbst in "The Record Collector" fand ich Raskin nicht. Nur zweimal wird sie in "Opera on Record" erwähnt: als Amor und als Despina. Aber auch nur erwähnt.

    Es ist leider so, daß viele amerikanische Interpreten in Deutschland, und generell in Europa, oft nicht die Beachtung finden, die ihnen eigentlich zusteht. Der große amerikaniche Pianist JACOB LATEINER z. B., oder auch der geniale Geiger BRONISLAW GIMPEL sind dafür ein kleines Beispiel, wie selbst größte Könner hierzulande oft einfach übersehen werden.


    Zumindest ist im Kutsch-Riemens Sängerlexikon ziemlich ausführlich über JUDITH RASKIN zu lesen, und natürlich wird auch im amerikanischen Baker's Biographical Dictionary of Musicians über sie berichtet. Und in früheren Ausgaben des Fono Forum waren so bekannte Musikkritiker wie Carl-Heinz Mann voll des Lobes über ihre vortreffliche Gesangsleistung in BEETHOVEN's "Christus am Ölberg" mit dem PHILADELPHIA ORCHESTRA unter ORMANDY, oder Arno Forchert über ihre Mitwirkung in MAHLER's 4. Sinfonie unter Szell, ebenso wie Klaus L. Neumann über ihre Gesangspartie in STRAWINSKYs "The Rake's Progress" unter STRAWINSKYs Leitung - Kommentar: "Ihm standen so ausgezeichnete Sänger wie JUDITH RASKIN und ALEXANDER YOUNG zur Verfügung".
    So ganz unbekannt war sie also auch in Deutschland nicht! Über KESTING's Bewertung von Sängern kann man ohnehin oft etwas verwundert sein. Manch vortrefflicher Sänger kommt bei ihm m. E. viel zu kurz, wie z. B. JOSEF TRAXEL, andere dagegen erscheinen mir überbelichtet. Aber kaum irgendwo anders gehen die Meinungen oft so auseinander wie bei Sängern!



    Zitat

    Das hat mich natürlich jetzt neugierig gemacht und ich nehme mir vor, die verschiedenen Aufnahmen, die Du besonders gerühmt hast, mal anzuhören. Danach will ich mich gerne wieder melden.

    Da ich manche Aufnahmen von JUDITH RASKIN, die ich erwähnte oder abbildete, noch nicht kannte bzw. diese noch nicht abhörte - mir war bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewußt, daß es neuerdings so viele Aufnahmen von ihr auf youtube gibt - konnte ich diese im einzelnen bis jetzt auch noch nicht selbst beurteilen, sondern in meinem Thread bezieht sich das Lob über ihre Auftritte und Aufnahmen meist auf Meinungen von Zeitgenossen und Musikkritikern. Wo ich ihre Stimme ganz großartig finde, ist eben z. B. ihre Aufnahme der Exsultate, Jubilate Motette von MOZART unter GEORGE SZELL, mit dem sie viele Konzerte gab.


    Solltest du von JUDITH RASKIN in Zukunft Aufnahmen anhören, so würde mich Deine Expertenmeinung natürlich ganz besonders interessieren!


    Viele Grüße
    wok

  • Lieber Wok,


    Es ist auch für mich nicht ganz zu verstehen, daß Du als so großer Opern- und Gesangskenner in New York nicht von JUDITH RASKIN gehört hast. Spätestens seit ihrem Debüt an der MET 1962 in der Rolle der Susanna in Figaros Hochzeit erregte sie dem Vernehmen nach in der amerikanischen Musikszene als neuer lyrischer Sopran-"Star" ziemliches Aufsehen, und von da an sang sie in allen großen amerikanischen Opernhäusern meist Titelrollen.

    Muss ich mich dafür entschuldigen?
    In den späten 60er Jahren und den frühen 70er Jahren war ich noch nicht länger in NY, aber mehrmals eine Woche. Nach meiner Erinnerung hätte ich sie im Rosenkavalier und im Giovanni hören können. Hab ich aber nicht. Geld? Andere Prioritäten? Ich weiß es nicht. Ich kann mich auch nur erinnern, dass man mir sagte, ich müsse Crespin als Marschallin unbedingt erleben (Kannte ich aber schon aus Berlin!), zu Raskin hat mich niemand gedrängt.



    In "Cosi fan tutte" hat sie Dich nicht überzeugt, oder ist dies ein Schreibfehler und das "nicht" muß "mich", heißen, was ich mir schon eher vorstellen könnte??.

    Bei "Cosi" kommt es für mich auf die Ensembleleistung an. Immerhin wußte ich, dass sie dazu gehört. Im Vordergrund aber stehen eindeutig Price, Troyannos, Shirley und Milnes. In Opera of Record wird denn auch über die ausführlicher geschrieben und dann heißt es: "Judith Raskin and Ezio Flagello complete the cast." Da muss es nicht verwundern, wenn ich schrieb, "ein paar Takte Cosi .... haben nicht überzeugt, dass ich die Stimme zu Unrecht vergessen hatte". (Kein Schreibfehler!)


    Lass gut sein. Ich melde mich, wenn ich nach dem Hören meine Meinung revidieren muss.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!