GASPAR CASSADÓ - LIEBLINGSSCHÜLER VON PABLO CASALS - Ein GROSSER CELLIST VON Spanischer GRANDEZZA

  • Obwohl Cellisten in unserem Forum wohl keinen grossen Stellenwert besitzen, und es über diese nur ganze zwei Threads existieren - und selbst die Beiträge über Geiger sind recht überschaubar - ist es mir ein Bedürfnis, dem weltberühmten Cellisten GASPAR CASSADÓ einen Thread zu widmen.


    GASPAR CASSADÓ, geboren am 30.09.1897 in Barcelona (Willy erinnerte kürzlich an dessen 119 Geburtstag) - und denkwürdigerweise wurde auch DAVID OISTRACH am 30. September geboren!!)), gestorben am 24. 12. 1966 in Madrid (Am Heiligabend wird sich sein 50. Todestag jähren), zählte neben PABLO CASALS und ENRICO MAINARDI zu den größten Cellisten seiner Zeit. Er war der Sohn des Komponisten, Organisten und Dirgenten JOAQUÍN CASSADÓ VALLS, der ihn auch zunächst unterrrichtete. Bereits als Siebenjähriger trat er in das Konservatorium Las Mercedes in Barcelona ein. Schon als 9-Jähriger gab er sein erstes Konzert. 1908 erhielt er ein Stipendium und ging nach Paris zu seinem Landsmann PABLO CASALS, der den Knaben gehört hatte und ihm anbot, ihn zu unterrichten, und dessen Lieblingsschüler er schließlich wurde, und der ihn gerne als seinen "fils spirituel" bezeichnete. 6 Jahre lang lernte er bei CASALS. Weiteren Kontakt unterhielt er zu MANUEL DE FALLA, MAURICE RAVEL und ALFREDO CASELLA, was seinen Kompositionsdrang beflügelte. Nach seiner Studienzeit spielte er zunächst im Trio seines Vaters, bevor er sich dann seiner eigenen Konzerttätigkeit zuwandte. Als Kammermusiker musizierte er in früheren Jahren im Trio mit MENUHIN und KENTNER, und später in der berühmten Formation mit SCHRÖTER und ROSTAL. Als Solist trat er u. a. mit SIR THOMAS BEECHAM, FELIX VON WEINGARTNER und WILHELM FURTWÄNGLER auf und erlangte mit seinen Konzerten Weltruhm. Er spielte mit großen Pianisten wie HAROLD BAUER; ARTUR RUBINSTEIN, MYRA HESS und GERALD MOORE. und MOORE sagte über CASSADÓ's Spiel: "Vielleicht hat mich CASSADO's Spiel mehr fasziniert als das jedes anderen. Er war voller Ideen und Originalität." Regelmäßig wirkte er auch an den Musikfesten von MENUHIN in Saanen mit. Seine Aufführungen von BRAHMS' Doppelkonzert mit MENUHIN wurden damals zu Sternstunden der Musik Große Beachtung fand auch seine introvertierte Interpretation von DVORAK's Cellokonzert h-moll op. 104 mit den Münchner Philharmonikern in den Sechzigerjahren. Bereits 1935 hatte er dieses Konzert mit den BERLINER PHILHARMONIKERN unter HANS SCHMIDT-ISSERSTEDT aufgenommen, später dann nochmals gegen Ende der Fünfzigerjahre mit dem PRO MUSICA ORCHESTER WIEN unter JONEL PERLEA.


    Sehr stark belastete CASSADÓ sein späteres Zerwürfnis mit PABLO CASALS, der CASSADÓ übelnahm, daß dieser ab 1936, als der Spansiche Bürgerkrieg begann und CASALS sein Orchester auflösen und 1939 ins französische Prades fliehen mußte, weiter mit wachsendem Ruhm außerhalb Spaniens konzertierte. 1936 debutierte er in New York bei den PHILHARMONIKERN unter JOHN BARBIROLLI mit HAYDN's D-dur-Konzert, und 2 Tage später mit seiner Transkription von WEBER's Klarinettenkonzert op. 74, und 1937 gab er in der Town Hall ein Recital, mit dem er Begeisterungsstürme auslöste. CASALS warf CASSADÓ vor, daß er sich politisch zu gleichgültig und opportunistisch verhalten habe; was CASSADÓ nicht gelten ließ. Es war schließlich MENUHIN zu verdanken, daß CASSADÓ sich 1955 nach Prades begab, um sich mit CASALS auszusprechen, und es dann schließlich auch zu einer Versöhnung kam.


    GASPAR CASSADÓ erwies sich auch als hervorragender Pädagoge und leitete seit 1946 die Künstlerklassen an der Academia musicale Chgiana in Siena. Ab 1958 wirkte er an der Staatlichen Musikhochschule in Köln. Seit 1959 war er mit der japanischen Pianistin CHIEKO HARA verheiratet und wohnte in Florenz. GASPAR CASSADÓ starb am Heiligabend des Jahres 1966 in Madrid an einem Herzanfall.



    CASSADÓs eigentliche Karriere, die 1914 begann, dauerte fast ein halbes Jahrhundert an. Seine Zuhörerschaft begeisterte er durch seinen kräfitgen, männlichen, sonoren Celloton in der Tiefe, und die Zartheit seines Spiels in hohen Lagen, die singuläre Differenzierung zwischen lyrischen und dramatischen Passagen, und die wunderbaren Bögen, die er durch die Tragfähigkeit seines Tones auch in Pianissimo-Stellen zu spannen vermochte. Sein Celloton vermittelte Sehnsucht und Melancholie, was sich in der Zeit des Zerwürfnisses mit CASALS noch verstärkte. Als Mensch bestach er durch eine vornehme Liebenswürdigkeit und Großzügigkeit. Viele seiner Schüler unterstützte er selbstlos. Die Stadt Florenz schuf als Andenken an diesen großen Künstler und großartigen Menschen den "Internationalen Cellowettbewerb Gaspar Cassadó"


    CASSADÓ war auch als Komponist tätig und schuf u. a. ein Cellokonzert, éine "Sonata nello stile antico spagnolo", wie auch Werke kleineren Zuschnitts, wie "Danse du Diable Vert", "Lameneto de Boabdil", "Requiebros", eine "Sonata breve" für Klavier und Kammermusik, sowie ein Oratorium über zwei Psalmen Davids, und nicht zuletzt realisierte er zahlreiche Bearbeitungen von Werken MOZARTs, SCHUBERTs und WEBERs. Ferner widmeten ihm viele zeitgenössische Komponisten Werke für Cello, die er z. T. auch zur Uraufführung brachte.


    Meine absolute Lieblingsaufnahme mit GASPAR CASSADÓ ist seine alte Vox-Mono-Aufnahme mit seiner genialen Transkription und Orchesterfassung der SCHUBERT-Sonate für Arpeggione und Klavier a-moll D 821, die er ebenso kongenial mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN unter JONEL PERLEA einspielte, wie auch SCHUMANN's a-moll Violoncello-Konzert op. 129 in der gleichen Besetzung. Beide Werke spielt CASSADÓ hinreißend, mit kraftvoller Intensität, dann wieder mit beeindruckender Innigkeit und seltener Differenzierung der so verschiedenen Stimmungsabschnitte. Ich habe beide Konzerte nie mehr mit so männlichem und bohrendem Ton gehört. Er spielte übrigens auf einer Stradivari von 1709, die früher im Besitz von LUIGI BOCCHERINI war!


    Gaspar Cassado - Cello Masterpieces