Nachdem PETER FRANKL am 2. Oktober seinen 81. Geburtstag feierte - Willi hat sich dankenswerterweise an diesen erinnert - erscheint es mir an der Zeit, endlich einmal einen Thread über diesen englischen Pianisten ungarischer Herkunft zu starten! Ich hatte früher schon an anderer Stelle wiederholt einen Anlauf gemacht, diesen meines Wissens immer noch konzertierenden Pianisten auch in unserem Forum ins Gespräch zu bringen, doch leider mit überschausbarer Resonanz.
PETER FRANKL wurde am 02.10.1935 in Budapest geboren, und keine geringeren als ZOLTÁN KODALY und LEO WEINER waren seine prägendsten Lehrer, und ihnen verdankt er nach eigener Aussage einen wesentlichen Teil seines pianistischen Reifestils. Schon früh spielte er in brillanter Weise die Werke CHOPINs , besonders das e-moll Konzert, in bravouröser Manier spielte erLISZT, und mit besonderem persönlichem Bezug die Werke SCHUMANNs.
Er gewann die Wettbewerbe in Bukarest, Warschau und Brüssel. 1957 gewann er in Brüssel den Marguerite Long-Jacques Thibaud-Wettbewerb, anschließend den Münchner Rundfunk-Wettbewerb. 2 Jahre später gewann er den Internationalen Wettbewerb in Rio de Janeiro. Mit seinem Partner, dem Geiger GYÖRGY PAUK, gründete er noch in seiner Studienzeit bei WEINER ein famoses Duo und wurde mit ihm prompt 1. Preisträger beim ARD-Wettbewerb in München. Seit 1972 spielten sie mit dem erstklassigen Cellisten RALPH KIRSHBAUM als Trio.
PETER FRANKL ließ sich zunächst für einige Jahr in Paris nieder und bereiste von dort aus alle europäischen Großstädte, und wurde auch international aktiv. Dann ging der nach London und nahm1967 die britische Staatsbürgerschaft an. Sein Debut in den USA gab er in Dallas 1965, und 1967 machte er sich mit GEORGE SZELL bekannt. Danach trat er häufig in den USA auf, reiste nach Südafrika, Japan, Korea, Australien und Neuseeland, gab Konzerte und und trat in wichtigen Musikzentren zunehmend auch als Kammermusiker. Als Solist konzertierte er mit fast allen großen Orchestern, wie in den USA in CHICAGO, PHLADELPHIA, BOSTON, WASHINGTON, LOS ANGELES, SAN FRANCISCO, PITTSBURG, in Europpa mit den BERLINER PHILHARMONIKERN, dem GEWANDHAUSORCHESTER LEIPZIG, dem ORCHESTRE DE PARIS, dem CONCERTGEBOUW, mit allen LONDONER ORECHSTERN, des weiteren mit dem ISRAEL PHILHARMONIC ORCHESTRA. Er trat unter so berühmten Dirigenten auf wie ABBADO, BARBIROLLI, BLOMSTEDT, BOULEZ, CHAILLY, DAVIS, DORATI, HAITINK, KEMPE, KERTÉSZ, LEINSDORF, MAAZEL, MASUR, MUTI, SOLTI, und weiderholt unter SZELL auf, um nur einige zu nennen. Häufiger Gast war er bei den PROMS in London und bei den MUSIKFESTIVALS in EDINBURGH, HOLLYWOOD BOWL, MARLBORO und vielen anderen. Höhepunk bei den Festivals in EDINBURGH war für ihn wohl die Aufführung des BRITTEN-Konzerts unter Leitung des Dirigenten, wie auch das TV-Konzert des PHILHARMONIA ORCHESTERA unter MUTI. Auch bei einem der letzten Konzerte, die MENUHIN bei dem ENESCU FESTIVAL in BUKAREST dirigierte, war FRANKL Solist. Kammermusikalisch musizierte er viel mit KYUNG-WHA CHUNG, RALPH KIRSHBAUM, ANDRÁS SCHIFF, TAMAS VÁSÁRY, ferner dem BARTOK-, BORODIN-, FINE ARTS-, GUANERI-, LINDSAY- , TOKYO STRING QUARTET und anderen. Des weiteren ist FRANKL ein weltweit gesuchter Professor für Meisterklassen.
PETER FRANKL hat das gesamte Klavierwerk von SCHUMANN und DEBUSSY eingespielt. daneben Werkgruppen von CHOPIN und SCHUBERT aufgenommen, nicht zuletzt auch Werke für Violine und Klavier von MOZART, SCHUBERT, und BARTÓK Ab 1990 kam es dann zu Recitals mit Werken von BARTÓK, LISZT. und mit TAMÁS VÁSÁRY spielte er alle vierhändigen Werke von MOZART ein. Einen hohen Stellenwert hatten für ihn seine Aufzeichnungen mit dem LINDSAY QUARTET, dem Geiger PÉTER CSABA und dem Klarinettisten MICHEL COLLINS.
PETER FRANKL kennt offenbar in keiner seiner zahlreichen Konzerte und Einspielungen manuelle Schwierigkeiten, sein Spiel ist äußerst flexibel, rund und unaufdringlich, und er trifft stets den Nerv einer jeden Komposition, die er sich vornimmt. Er ist wohltuend frei von jeglichen Manierismen und selbstgefälligen Gesten, und dennoch ist sein Spiel kultiviert, empfindsam und nobel. Zu einem ähnichen Urteil kam damals schon die bekannte Musik-Kritikerin Herta Piper-Ziethen in fono forum Heft 3/1970, als sie sich für dessen Interpretation der Mozart-Klavierkonzerte KV 175 und 271 mit dem ORCHESTER DER WIENER VOLKSOPER unter GEORG FISCHER geradezu begeistert äußerte, und diese klar über das Spiel von DANIEL BARENBOIM mit dem ENGLISH CHAMBER ORCHESTRA stellte und dazu schrieb: "Nichts ist über den Daumen gepeilt, sein MOZART stimmt von vorne bis hinten, sein Spiel hat erstklassiges Ebenmaß und Kontur. Die von ihr gerühmten Attribute heißen ....kultiviert....empfindsam-intensive Wärme....runder, praller Ton...etc.". Auch "Baker's Biographical Dictionary of Musicians" nennt PETER FRANKL einen "brillanten Pianisten".
Von fast allen Kritikern unisono gerühmt wird seine Gesamteinspielung der Werke von ROBERT SCHUMANN, und in der Tat kann man sich seine Wiedergabe der "Humoreske" oder von "Aufschwung" kaum schöner und ausdrucksvoller vorstellen. Mehrfach von Kritikern hoch gepriesen wurde auch sein feinnerviges, unaufdringlich-virtuoses Debussy-Spiel, gepaart mit höchstem Klangsinn.
PETER FRANKL ist auch mein Favorit unter den Einspielungen von LISZT's Ungarische Fantasie für Klavier und Orchester mit dem INNSBRUCKER SYMPHONIEORCHESTER unter ROBERT WAGNER! Eine herausragende Interpretaton durch den Solisten, und ähnliches kann man auch von seinem Spiel in CHOPIN's Konzert-Rondo für Klavier und Orchester F-Dur op 14 "KRAKOWIAK", wie auch des Andante Spianato et Grande Polonaise Es-Dur op. 22, die ebenfalls auf dieser Vox-LP zu hören sind, sagen. So verwundert es mich nicht, daß ich schon viele begeisterte Kommentare zu FRANKL's CHOPIN-Spiel gelesen habe, insbesondere seiner Polonaises, Balladen und seiner Fantasie op. 49. Er spielt seinen CHOPIN wunderbar feinnervig und mit sensiblem Klangsinn, jede auffällige Virtuosität meidend. Er glänzt durch Linie und Kontur. Sein Spiel ist schlank, klar und und diszipliniert. Wo angebracht, spielt er auch intensiv, mit prallemTon, aber gleichzeitig mit einfühlsamer Wärme.
"Warum kennt man ihn in Deutschland kaum?" Schon öfter hörte ich diese Frage, die ich mir auch schon so oft stellte. Tatächliche konzentrierte sich sein Wirken hauptsächlich auf den englischsprachigen Raum, abgesehen von Frankreich, wo er in den ersten Jahren seiner frühen Karriere lebte, und in diesen Ländern nahm man auch von den vielen internationalen Preisen, die er erspielte, offenbar mehr Notiz und erkannte und förderte seine außergewöhnliche pianistische Begabung. Und so mußte ich mir auch meine oben beschriebene Vox-LP 1975 aus den USA kommen lassen, da in Deutschland zu diesem Zeitpunkt nur wenige von diesem Pianisten gehört hatten. . Auch dem vortrefflichen englischen Piansiten CLIFFORD CURZON, von dem man ja ebenfalls heute viel zu wenig hört, erging es ja ähnlich. Vielleicht gelingt es mir ja aber, mit diesem Beitrag doch das Interesse des einen oder anderen für diesen in Deutschland viel zu wenig beachteten Pianisten zu lenken!
wok
youtube.com/watch?v=TxRjRSrVGXI
.com/watch?v=v3eh6mla_-E
youtube.com/watch?v=BOLslSM6H64
youtube.com/watch?v=ZxV_oIn2lAY
.youtube.com/watch?v=13F0MqdHjbI
youtube.com/watch?v=olfAnyiSDzc