Ravel: Gaspard de la Nuit

  • Hallo erstmal,
    ich bin auf der suche nach guten deutschen interpretationen aller drei stücke von Gaspard de la Nuit. Hat vielleicht jemand wirklich gute sekundär Literatur zur hand?? Wichtig sind vorallem die damaligen kontextzusammenhänge der stücke.
    Eine wirklich gute deutsche übersetzung wäre auch schonmal ein großer fortschritt, da mein französisch doch eher mangelhaft ist...und die englischen übersetzungen wohl sehr vom original abweichen.
    Danke schonmal im vorraus.

  • Hallo und Willkommen im Forum!
    Hier werden sie geholfen (hoffe ich zumindest):


    a)
    Die Suite Gaspard de la nuit wurde nach drei Prosagedichten Aloysius Bertrands komp. In Ondine liegt das Gewicht im Melodischen, in Gibet (aufgebaut über einem einzigen Ostinatoklang) im Harmonischen, in Scarbo im Rhythmischen. Die Grimassen des diabolischen Zwerges malt Ravel in einem brillanten Kl.-Stück aus.


    oder vielleicht hilft Dir
    b)


    Prosagedichte von Aloysius BERTRAND. Entstanden etwa 1827-37; Erstausgabe Angers/Paris 1842; Übs. von W. Berthold (Auswahl) 1954, von H. Bodeck 1958, von J. Buchmann 1978, C. Schad 1982; Teilvertonung von M. Ravel 1909.
    Mit Bertrands Hauptwerk löst sich die moderne Form des Prosagedichts von den traditionellen Spielarten 'poetischer' Prosa. Die nach Motivschwerpunkten in sechs 'Büchern' (Flämische Schule, Alt-Paris, Die Nacht und ihre Phantasmagorien, Die Chroniken, Spanien und Italien, Silvae) angeordneten Stücke benutzen die geläufige romantische Szenerie von Spätmittelalter und Renaissance, um in einer für die französische Romantik ungewöhnlichen Knappheit und Brillanz der Diktion, in einer Prosa voll suggestiver Metaphern, rhythmischer Umschläge und kunstvoller Dissonanzen aus dem Bereich des Niedrigen und scheinbar Alltäglichen eine sinnenhaft-pittoreske und von bunter Bewegung erfüllte, traumhaft verfremdete Welt des Bizarren und Überraschenden erstehen zu lassen.



    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Dieses dreisätzige Klavierwerk wird von uns sehr geschätzt. Wird aber auch von den Pianisten sehr gerne gespielt und auf CD aufgenommen.


    Das westschweizer Radio espace 2 hatte kürzlich einige Aufnahmen verglichen.


    Samson François
    enr. 22.03.1967 - 21.07.1967
    Monte-Carlo (Salle de l'Alcazar);Paris (Salle Wagram)
    EMI


    Arturo Benedetti-Michelangeli
    London (BBC Studios)
    enr. 30.06.1959
    BBC Legends



    Martha Argerich
    enr. 07.05.1978
    Amsterdam (Concertgebouw)
    EMI


    Vlado Perlemuter
    enr. 1979
    Nimbus



    Pierre-Laurent Aimard
    enr. 07.02.2005 - 11.02.2005
    Wien (Konzerthaus, Grosser Saal)
    Warner Classics



    Andrew Rangell
    enr. 07.1985
    Ipswich
    Dorian


    Dabei wurde der Aufnahme von Vlado Perlemuter den Vorrang gegeben.


    Wir selber kennen diese Aufnahme nur aus dieser Sendung.
    Welches sind Eure Lieblingseinspielungen?


    Gruss


    romeo&julia

  • wenn du mit "Gaspard de la nuit" auf google gehst, dann erscheint an erster Stelle ein Hinweis zu einer umfangreichen Buchrezension der folgenden Übersetzung der Gedichte:


    Gaspard de la Nuit. Fantasiestücke
    Französisch und Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Rainer G. Schmidt

  • Es gibt außerdem eine sehr gute Orchester-Fassung von Marius Constant.
    Auf CD bei Ondine unter Christoph Eschenbach. Darauf sind auch die zugrunde liegenden Gedichte rezitiert!

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  • Ein Vorschlag zum Weiterdenken: Auch wenn dieser Thread von Kaser offensichtlich angelegt wurde, damit (deutschsprachige) Deutungen der Gedichte von Aloysius Bertrand vorgestellt werden können, würde es sich doch anbieten, von diesem eng gefassten Thema abzuweichen und sich hier zu allen Fragen auszutauschen, die Ravels Klaviertriptychon und Bertrands Gedichte betreffen. Allerdings wäre es dann wahrscheinlich ratsam, das Ganze aus dem Expertenforum heraus zum Beispiel ins Klavierforum zu verlegen.

  • Auf Wunsch von Thomas Pape aus dem Pogorelich-Thread, dem ich gerne nachkomme, stelle ich hier einige Bemerkungen zur Interpretation von >Le Gibet< (>Der Galgen<) ein.


    Wer über >Gaspard< von musikwissenschaftlicher Seite lesen möchte: Sehr empfehlenswert ist der Aufsatz von Theo Hirsbrunner (""Gaspard de la Nuit" von Maurivce Ravel", in: Arch. f. Musikwiss., XLIV Jahrg. 1987).


    Von Maurice Ravel existiert eine Rollenaufnahme (Welte Mignon) von >Le Gibet< (CD "Ravel plays Ravel"), die es sich wirklich lohnt zu studieren. Ravel war im Unterschied zu Debussy ein eher mittelmäßiger Pianist, was einige Holprigkeiten erklärt (manche der Dezimengriffe arpeggiert er, er kann sie offenbar nicht greifen). Was auffällt, ist einmal die von ihm kompromißlos hart, geradezu steinhart gespielte B-Oktave sowie das im Text zweimal notierte expressif (Takt 6 u. 10), das Ravel sehr expressionistisch extrovertiert ausspielt: Akzente werden zu wahren, aus dem Inneren hervorbrechenden Schmerzensschreien. Man versteht nun das sans expression Takt 28 als Kontrast dazu. Zudem arbeitet Ravel die dynamischen Spannungsbögen deutlich heraus. Ravels Auffassung eindeutig am nächsten kommt Benedetti Michelangeli -- und dann Walter Gieseking. ABMs 1973er Vortrag (Lugano) ist rhythmischer und flüssiger als der von Ravel (und natürlich pianistisch wie immer unfehlbar!), das Uhrwerk tickt auch hier unerbittlich weiter: bohrende Penetranz, eine Fixierung auf das Unüberwindliche. ABM übergeht das vorgeschriebene expressif nicht, wie die meisten anderen Pianistenkollegen. Im Gegenteil! Akkorde werden zum Aufschrei, zu dem, was Adorno eine >Akkordschleuder< genannt hat, noch konsequenter und stringenter als bei Ravel selbst. Zudem besticht ABM mit einer unglaublich ausgefeilten Klangabstufung. Die Aufnahme aus dem Vatikan von 1987 geht in dieser Richtung sogar noch weiter mit ihrer sehr >sprechenden< Phrasierung (ABMs Spätstil!) und zudem einem fabelhaften Legatospiel der Akkorde. Nur -- leider -- ist die Aufnahmetechnik dieses letzten Mitschnitts von 1987 ein einziger Jammer! Die Tontechniker von Radio Vatikan hätten vorher doch besser göttlichen Beistand erbeten! Ähnlich überragend gelungen ist die Aufnahme von Walter Gieseking (EMI 1954), dessen Vortrag eine Spur unpräziser gerät als bei ABM mit einem vielleicht manchmal ein klein wenig übertriebenem Rubato. Das sind aber nur Nuancen!


    Alle anderen Aufnahmen fallen gegenüber ABM und Gieseking doch merklich ab! Vlado Perlemuter (Nimbus 1979) wählt ein deutlich langsameres Tempo und versucht so eine monotone Stimmung zu erzeugen auf Kosten des Expressivo. Ravel notiert nicht ohne Grund auf dem jeweils ersten Anschlag der B-Oktave einen Betonungsakzent, einen Keil, das sollte die Pianistenzunft doch bitte beachten! Robert Casadesus (Dez. 1953) eliminiert diesen Akzent und weicht den Rhythmus damit auf, ansonsten ist sein Vortrag zwar durchaus klar, aber auch ausdruckslos nüchtern. Friedrich Guldas Vorstellung (Decca 2/1953) wirkt halbherzig und ohne schlüssiges interpretatorisches Konzept. Die B-Oktave kommt weder akzentuiert noch rhythmisch. Er spielt dieses Stück mit seiner Routine relativ flüssig durch (eine Schwäche, die er ja auch bei Beethoven in den langsamen Sätzen bisweilen zeigt!) -- die Musik hat bei ihm keinerlei Gewicht und hinterläßt deshalb auch keinen bleibenden Eindruck. Dieselbe Schwäche, den Rhyrthmus aufzuweichen, zeigt auch die Studioaufnahme (EMI) von Andrei Gawrilow.


    Wie wichtig auch in >Le Gibet< der uhrwerksartige, streng durchgehaltene Rhythmus ist, das offenbart der gänzlich mißlungene Interpretationsansatz des großen Svjatoslav Richter (Moskau 1954). Das Tempo wird von ihm zeitlupenartig zerdehnt, was an seine berühmte Aufnahme des 1. Satzes der B-Dur Sonate (D 960) von Schubert erinnert. Er will damit offenbar Todesverfallenheit als eine Lähmung des Bewußtseins zum Ausdruck bringen. Doch was bei Schubert so überzeugend wirkt, geht bei Ravel einfach schief: Statt eine die Sukzession aufhebende Fixierung auf das Gegenwärtige hervorzurufen wird die Sukzession nur gedehnt, man stolpert gleichsam auf die Zukunft fixiert von einer Klang-Episode zur nächsten. Zudem wird durch Richters Zeitlupentempo der klare Aufbau des Stücks unkenntlich. Wie viele andere weicht Martha Argerich in ihrer Studioaufnahme (DGG) die B-Oktave auf, aber nicht aus Verlegenheit, sondern mit einem intuitiv verwirklichten, klaren interpretatorischen Konzept: einer ganz bewußten impressionistischen Versinnlichung. Niemand sonst spielt Le Gibet mit solch atmosphärischen Schwebeklängen. Aber man fragt sich da: Ist das überhaupt noch der Tod oder nicht vielmehr nur ein allzu schönes Klangbild im vollen Saft des Lebens? Auch sie nivelliert das von Ravel notierte Expressivo --mit Ausnahme einiger >lisztender< Passagen. Tokarews neue Aufnahme (Sony 2008 ) ist wiederum sehr solide, er macht nichts wirklich völlig falsch; sie bleibt aber letztlich etwas unverbindlich. Und wieder muß man sagen: Mangels Anschlagsdifferenzierung fehlt es oftmals an einer deutlicheren Klangabstufung im Piano und Pianissimobereich. >Gaspard de la nuit< und im besonderen >Le Gibet< ist freilich durchaus nicht >impressionistisch< zu spielen, also die klare Zeichnung sollte sich in ein sinnliches Spiel von Nuancen nicht einfach auflösen. Doch dort, wo Nuancierungen erforderlich sind, da muß sie der Interpret auch realisieren können. Nicht umsonst existiert von >Le Gibet< die Fama, wonach der Pianist hier über 30 Anschlagsarten benötige!


    Eine ganze Gruppe von Interpreten geht den -- sehr fragwürdigen -- Weg einer romantischen Subjektivierung des Ausdrucks -- fragwürdig deshalb, weil dies der symbolistischen Intention, die Subjektivität in der Erfahrung reiner Präsenz auszulöschen, von Grund auf widerspricht. Claudio Arrau (Lugano 20.3.1963) imaginiert in der B-Oktave Glockengeläute und versucht auf diese Weise eine deprimierende Stimmung zu erzeugen -- auch er weicht den strengen Rhythmus auf. Ashkenazy (Decca 1982) wählt ein sehr zügiges Tempo und erzeugt gleich zu Beginn den Eindruck von quälender Unruhe. Eine gewiß nicht uninteressante, aber letztlich doch verfehlte Interpretation. Auch bei ihm bleibt des Expressivo blaß. Ivo Pogorelichs Vortrag (DGG 1983) ist ein einziges Ärgernis! Ravel begleitete Robert und Gaby Casadesus auf ihren Konzertreisen und von ihnen ist überliefert, daß er im Falle von Le Gibet auf der strikten Einhaltung eines gleichsam starren Tempos bestand. Unter der Tempobezieichnung >Tres lent< steht es auch geschrieben als unmißverständliche Anweisung an den Pianisten: "Sans presser ni ralentir jusqu`a la fin". Pogorelichs egomanischer Manierismus ignoriert das einfach: Was er macht ist nichts anderes als presser und ralentir -- ein schon fast kläglicher Ausdruck interpretatorischer Ratlosigkeit. Musikalischer Zusammenhang löst sich auf in eine willkürliche Aneinanderreihung von Assoziationen! Völlig indiskutabel!


    Zum 20jährigen Bestehen des Labels >Ondine< 2005 brachten dieses eine CD heraus, die eine von Marius Constant orchestrierte Fassung von >Gaspard de la nuit< enthält. Es spielt das Orchestre de Paris unter Christoph Eschenbach. Die Gedichte werden rezitiert von Carole Bourquet, sehr schlicht und ohne Pathos, wie es dieser Prosadichtung auch angemessen ist. Diese Version ist ihre Entdeckung wahrlich wert! Eine wirklich meisterhafte Orchestrierung, die Ravels würdig ist, ungemein sinnlich-farbig: ein impressionistisches Feuerwerk! Das Problem ist -- ähnlich wie bei der impressionistischen Sicht von Martha Argerich auf dem Klavier -- Le Gibet. Die B-Oktave wird -- das Orchester imaginiert zwangsläufig dort, was das Klavier naturgemäß abstrakt bleibt -- zum sinnlich erlebbaren Arme-Sünder-Glöcklein, das im Klangschwall der Melodiestimme bisweilen untergeht. Das ist natürlich eine Verkehrung der Verhältnisse, wie sie der Notentext vorsieht. In Ondine -- als Sinnbild für das Leben - - dominiert die Melodie das Perpetuum mobile der Tremoli, in Le Gibet kehrt sich diese Dominanz um: Der Tod, der absolut starre Pendelschlag der Uhr im Vordergrund und die Melodie im Hintergrund -- >en dehors< (Takt 28: "un peu en dehors mais sans expression", >en dehor< bedeutet zugleich hervorgehoben und aus der Ferne tönend bei Debussy und Ravel) -- wie das Ravels eigene Interpretation deutlich zeigt.



    Beste musikalische Grüße
    Holger

  • Angeregt durch Holgers Ausführungen habe ich gerade gezielt drei Versionen von „Le Gibet“ angehört: Eine Einspielung von Alexander Jenner aus 1980, sodann einen live-Mitschnitt von ABM aus London vom 4.3.1957 und die Einspielung von Samson Francois, die auch Romeo und Julia schon erwähnt hatten. Die letze ist mit einer Spielzeit von 5:20 min auch die zügigste. Mangels musiktheoretischer Kenntnis fällt es mir schwer, diese Einspielungen auf die Angaben von Holger hin zu überprüfen, dem Höreindruck nach scheint im direkten Vergleich der drei die Aufnahme von Jenner die schwächste zu sein. Der Rhythmus geht verschiedentlich verloren, das von Holger als unerbittlich bezeichnete Uhrwerk tickt am penetrantesten bei Francois. Bei der Jenner-Aufnahme legt übrigens der vom Pianisten verfasste Covertext eine gewisse Skepsis nahe: Jenner verwendet einen Bösendorfer-Flügel mit erweitertem Baßumfang, der es ermöglicht, „die tiefen Töne in „Scarbo“ so zu spielen, wie sie von Ravel selbstverständlich gemeint sind, wegen der zu begrenzten Baßregion fast aller Flügel nicht gespielt werden können“. Aha. Jenners „Galgen“ dauert 20 sek. länger als bei Francois, gefühlt ist es deutlich mehr. Durch das Unterbrechen des durchgängigen Rhythmus verliert das Stück seinen bedrohlichen Charakter, gerät zu einem fahlen Nocturne. Die ABM-Aufnahme ist tontechnisch nicht eben top –den Vorteil hat immerhin die Einspielung von Jenner vor den beiden anderen- hat mit jener von Francois aber gemein, daß immer wieder Akkorde fast grell herausgestochen werden. Daneben legt ABM Wert auf das Erzeugen unterschiedlicher Klangfarben, Francois betont stärker die Motorik des Stückes.


    Richtig stark ist die Einspielung des „Gaspard“ von Samson Francois bei ihrem dritten Teil „Scarbo“. (nicht ganz ohne Grund hat man einen Roman über diesen Pianisten, dessen Plattenkarriere 1948 mit einer Aufnahme dieses Stückes begann „Scarbo“ betitelt).


    Die ältere Perlemuter Einspielung könnte ich jetzt noch hinzuziehen, habe die Platte aber im Moment nicht im Zugriff. Was Holger über die 1973er Einspielung schreibt, trifft aus meiner Erinnerung auch auf die ältere Aufnahme zu: Perlemuter wählt hier ein sehr langsames Tempo. Um die von Holger genannten Einspielungen von Gieseking und ABM werde ich mich mal bemühen.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Thomas,


    von ABM ist der wirkliich studioreife Mitschnitt aus Lugano von 1973 (Mono, aber klangtechnisch sehr gut!) im Moment wohl leider nicht zu bekommen. Dafür gibt es aber ebenfalls aus London den BBC-Mitschnitt von 1959 (in der BBC-Reihe, klangtechnisch in Ordnung!). sowie einen Mitschnitt aus Prag von 1960 (technisch auch gut) und dann natürlich die Vatikan-Aufnahme von 1987, klangtechnisch eher mäßig, dem außergewöhnlichen musikalischen Ereignis leider nicht entsprechend!


    Den Samson Francios werde ich mir bei Gelegehnheit zu Gemüte führen. Ich hätte gerne auch noch die Aufnahme von Monique Haas zum Vergleich herangezogen, doch ist auch die im Moment wohl leider vergriffen!


    Beste Grüße - ich bedanke mich herzlich für Dein Interesse! :hello:

    Holger

  • Lieber Holger,


    das ist ein wunderschöner Beitrag über eins der Stücke, das sicher einen absoluten Spitzenplatz in der Klavierliteratur hat. Erst seit kurzem bin ich auf die Einspielung durch André Gavrilov von 1978 gestoßen, die mich seither stärker fesselt als alle anderen Aufnahmen, selbst die von ABM. Ihre Faszination geht sicher vom letzten Satz, dem "Scarbo" aus. Fast immer wurde es mir bei diesem Satz streckenweise ein wenig langweilig, was unmöglich am Komponisten oder am Werk liegen konnte, so dass ich an meiner eigenen Hörfähigkeit zu zweifeln begann. Gavrilov ist der erste, der in diesem Satz meine Aufmerksamkeit von Anfang bis Ende ansprechen, ja steigern kann.


    Das hängt mit der fast mechanischen Kälte und der zugleich weit stärkeren Rhythmisierung als in allen anderen Aufnahmen zusammen, und damit, dass er kunstvoll alle Sätze ineinander verschachtelt. In der "Ondine" klingt schon der "Scarbo" an und umgekehrt. Nur der mittlere, von dir besprochene "Le Giget" erhält eine besondere Bedeutung. Gavrilov setzt die Gewichte zwischen den Sätzen ganz anders, als ich es sonst gehört habe. Er beginnt diesen Satz so leise, fast an der Hörbarkeitsgrenze, und entwickelt daraus eine Musik, die sich wie ein leeres Gebet entfaltet, und das unter der Satzbezeichnung "Der Galgen"!


    Ich glaube, er wählt bewusst eine Abweichung von der wörtlichen Notation durch Ravel. Wenn du ihn in die Gruppe derer einreihst, die den Rhythmus aufweichen, ist das wörtlich gesehen sicher zutreffend. Aber der übergeordnete Gedanke ist die "symbolistische Intention, die Subjektivität in der Erfahrung reiner Präsenz auszulöschen", worin ich dir völlig zustimme. (Später hat Ravel zweifellos anders komponiert.) In diesem Sinn bekommt der 2. Satz eine Schlüsselrolle, ist doch im 1. Satz die Nixe und im 3. Satz der Scarbo die "handelnde" Person. Hier dagegen spricht das Subjekt selbst, sofern von Sprechen die Rede sein kann. Gavrilov kehrt daher die Anweisung um: Während er etwa im "Scarbo" den Rhythmus weit stärker betont und ihm melodiösen Charakter verleiht, stellt er hier die Glocke fast unhörbar in den Hintergrund und die Melodie in den Vordergrund.


    Doch ist das eine raffinierte Scheinwirkung. Die Glocke, der Ton B, ist kaum zu hören, bei weitem nicht so präsent wie in anderen Aufnahmen, sondern wirkt völlig transparent, wie ein Medium, das unhörbar alles begleitet und verwandelt. Die Melodie klingt seltsam entrückt, und erst bei genauerer Beobachtung ist zu erkennen, wie dies durch den penetranten Anschlag des Tons B hervorgerufen wird. Erst bei genauerer Analyse zeigt sich damit, dass der starre Pendelschlag zwar von der Lautstärke und der direkten Aufmerksamkeit her gesehen nur im Hintergrund klingt, aber eine dominierende Wirkung hat. Diese Wirkkraft ändert sich während des Stücks nicht, sondern bleibt ständig erhalten. Das macht ihre unheimliche, geradezu lähmende Kraft aus, die diesen Satz durchzieht. Hier wird ein Subjekt gezeigt, dass nicht mehr aufschreien kann, sondern in seiner Auslöschung den Aufschrei im Ganzen zerstreut hat.


    Viele Grüße,


    Walter

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  • Zitat

    Original von Walter.TErst seit kurzem bin ich auf die Einspielung durch André Gavrilov von 1978 gestoßen, die mich seither stärker fesselt als alle anderen Aufnahmen, selbst die von ABM. Ihre Faszination geht sicher vom letzten Satz, dem "Scarbo" aus. Fast immer wurde es mir bei diesem Satz streckenweise ein wenig langweilig, was unmöglich am Komponisten oder am Werk liegen konnte, so dass ich an meiner eigenen Hörfähigkeit zu zweifeln begann. Gavrilov ist der erste, der in diesem Satz meine Aufmerksamkeit von Anfang bis Ende ansprechen, ja steigern kann.


    Das hängt mit der fast mechanischen Kälte und der zugleich weit stärkeren Rhythmisierung als in allen anderen Aufnahmen zusammen, und damit, dass er kunstvoll alle Sätze ineinander verschachtelt. In der "Ondine" klingt schon der "Scarbo" an und umgekehrt.


    Hallo Walter,


    genau so sehe ich das auch. :yes: Das ist auch für mich die schlüssigste Interpretation. Überall - in Ondine, Le Gibet und Scarbo tickt das Ravelsche Uhrwerk! Von Gawrilow gibt es auch noch eine zweite Aufnahme von >Gaspard de la nuit< bei der DGG aus den 90igern. Die hätte ich auch gerne gehabt für den Vergleich - sie ist leider vergriffen! Ich nehme an, dort ist sein Anschlag weniger hart (das geht ja bis an die Schmerzgrenze in Scarbo!) als in der 78iger EMI-Aufnahme. Ich habe ihn selbst vor eineinhalb Jahren hier in Bielefeld live gehört mit dem Tschaikowsky-Konzert (ein toller Abend!), sein Anschlag ist heute viel sinnlicher und hat nicht mehr diese brutale Härte. Das sagt er auch selbst, daß er an seiner Klangkultur in den letzten Jahren intensiv gearbeitet hätte!


    Ondine kann man legitimer Weise auf zwei verschiedene Arten spielen: die Tremoli als Klangfäche oder rhythmisch als Uhrwerk. Benedetti Michelangeli hat beide Versionen im Konzert vorgetragen. In seiner 1973iger Aufnahme in Lugano und 1987 im Vatikan ist er der rhythmischste von allen - noch rhythmischer als Gawrilow! Im Konzert in Düsseldorf 1986, das ich erleben durfte, spielte er die Tremoli unglaublich dicht wie eine Klangfläche (klaviertechnisch ist das mirakulös!). Leider ist das nicht als Mitschnitt dokumentiert. Gawrilow gehört allerdings zu den vielen (Gieseking u.a.), die bei Ondine Tremoli und Melodie nicht als getrennte Ebenen betrachten, die Tremoli werden so zur bloßen Begleitung der Melodie. (Das widerspricht Ravels Notierung der Bögen der rechten Hand, welche die Melodie in der linken übergreifen!) Die Ebenen trennen hier Vlado Perlemuter, Benedetti Michelangeli und Martha Argerich.


    Einen schönen Sonntag wünscht :hello:
    Holger

  • Die schönen Anregungen, die ich hier bekomme, haben mich veranlaßt, am stillen Sonntagmorgen mich ebenfalls dem geheimnisvollen Gaspard zuzuwenden. Im Moment ist für mich nur die Aufnahme mit Angela Hewitt greifbar, aus ihrer Gesamteinspielung (2000/01):



    Mein Eindruck: gelassen, unspektakulär, unprätentiös, ein sensibles Sich-Einlassen auf ein offensichtlich hochvirtuoses Stück, das hier überhaupt nicht virtuos klingt (außer natürlich Scarbo, aber da muß es wohl so sein), sondern von Melancholie und Leichtigkeit durchzogen: gefällt mir gut und spricht mich sehr an! Ich habe beim Hören den eindruck, die Pianistin geht ganz in dem, was sie spielt, auf - nichts an Selbstdarstellung und pianistischer Eitelkeit!


    Angela Hewitts Spiel erinnert mich in der Ruhe und Klarheit etwas an Alain Planès, im feinen Spinnen der Klänge an Pierre-Laurent Aimard; allerdings beziehe ich mich hier nicht auf Ravel, sondern auf deren Debussy-Interpretationen, so daß mein Vergleich sicher problematisch ist.


    Aufschlußreich und interessant finde ich die Werkerläuterungen im Booklet: Die Künstlerin setzt sich ausführlich mit Ravels Klavierwerken auseinander, betont beim Gaspard die Bedeutung der Textvorlagen: Ravel habe darauf bestanden, daß jedes der drei Gedichte von Aloysius Bertrand (1807-1841) als Vorwort zum jeweiligen Stück abgedruckt würde. Die Texte sind erfreulicherweise sowohl im französischen Original als auch in deutscher Übersetzung enthalten.


    Übrigens: Dies ist meine erste bewußte Begegnung mit A. Hewitt, kenne sonst nichts von ihr. Die Ravel-Box fiel vor wenigen Tagen bei einem Besuch der Stadtbibliothek Weinheim spontan in meine Hände.

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha


    genau so sehe ich das auch. :yes: Das ist auch für mich die schlüssigste Interpretation. Überall - in Ondine, Le Gibet und Scarbo tickt das Ravelsche Uhrwerk! r


    Damit ich nicht mißverstanden werde: Bei mir ist ABM eindeutig die Nr.1 - seine ausgefeilteste und bohrenste Aufnahme (Scarbo) ist die von 1973 aus Lugano, die z. Zt. leider nicht erhältlich ist!


    Beste Grüße
    Holger

  • Zitat

    Original von bubba
    Prosagedichte von Aloysius BERTRAND. Entstanden etwa 1827-37; Erstausgabe Angers/Paris 1842; Übs. von W. Berthold (Auswahl) 1954, von H. Bodeck 1958, von J. Buchmann 1978, C. Schad 1982; Teilvertonung von M. Ravel 1909.
    Mit Bertrands Hauptwerk löst sich die moderne Form des Prosagedichts von den traditionellen Spielarten 'poetischer' Prosa. Die nach Motivschwerpunkten in sechs 'Büchern' (Flämische Schule, Alt-Paris, Die Nacht und ihre Phantasmagorien, Die Chroniken, Spanien und Italien, Silvae) angeordneten Stücke benutzen die geläufige romantische Szenerie von Spätmittelalter und Renaissance, um in einer für die französische Romantik ungewöhnlichen Knappheit und Brillanz der Diktion, in einer Prosa voll suggestiver Metaphern, rhythmischer Umschläge und kunstvoller Dissonanzen aus dem Bereich des Niedrigen und scheinbar Alltäglichen eine sinnenhaft-pittoreske und von bunter Bewegung erfüllte, traumhaft verfremdete Welt des Bizarren und Überraschenden erstehen zu lassen.


    Nicht uninteressant dürfte es sein, die drei Gedichte, die Ravel aus diesem Zyklus ausgewählt hat, näher kennenzulernen. Ich habe gestern im Netz deutsche Fassungen gefunden, die mich ansprechen. Sie stammen von Wilfried Käding ("www.seiten-der-dichtung.de"), und er hat mir auf meine Frage hin freundlicherweise erlaubt, seine Übersetzungen hier einzustellen (die Auflagen: Quellenangabe und keine Veränderung des Textes, erfülle ich natürlich gern):



    Auch wenn ich, da ich des Französischen nicht mächtig bin, nicht beurteilen kann, wie nah diese Übertragungen am Original liegen, halte ich sie für dichterisch ambitionierter und sprachlich befriedigender als die eher nüchtern-prosaischen Übersetzungen im Booklet der Gesamtaufnahme Angela Hewitts.

  • Nun, was Gaspard de la nuit angeht, bin ich mit der Gavrilov_ Einspielung groß geworden. Daher hat mich seine Art am meisten gepärgt. Und auch wenn es nach wie vor viele gute und interessante Einspielungen gibt, so finde ich gehört Gavirlovs Einspielung von 1978 zu den besten unter den besten.


    Ich finde die Einspielung von Lusi Lortie (im Rahmen seiner Gesamteinspielung des Ravelsachen Klavierwerk 1990) nocht sehr gelungen. Sein Ondine ist geschmackvoll und seine Scarbo hat es auch in sich. Über sein Spiel weht ein Hauch "nobelesse"....und eine gewisse Kühle, die der ravelschen Sprache sehr gut liegt.


    Man möge mich hier steinigen....aber mir gefällt auch die (wahrschenlich völlig unbekannte) Einspielung des Japaners Yukio Yokoyama (Sony 1993?); sein direkter und packender Zugriff mag etwas befremdlich erscheinen, doch seine Art Ondine zu spiele hat mich an Gavrilov erinnert. Besondes in der großartige Steigerung vermag er seinen Flüge zum klingen zu bringen...Die excellente Aufnahmetechnik ergibt ein großartiges Hör-erlebnis! Wenn mann diese Aufnahme mit seinem Beethoven Einspielungen vergleicht, so möchte man sagen, wäre er nur bei Ravel geblieben!


    Kennt jemand die Aufnahme von Gulda?


    Niko

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  • Meine Lieblings-Aufnahmen von Ravels Gaspard de la Nuit halten wohl keine Überraschungen bereit (ausser, dass es mir nicht leichtfällt, mich zwischen den beiden Michelangeli-Mittschnitten zu entscheiden - sooo ähnlich, wie man das bei ihm erwarten würde, sind sie sich nämlich nicht: der aus Prag klingt doch deutlich agressiver, oder wie anderer es vielleicht nennen würden, "dämonischer", dadurch aber auch willkürlicher):


    • Ravel/Michelangeli: Gaspard de la Nuit (London 1959) – BBC Legends/Philips GPOC
    • Ravel/Michelangeli: Gaspard de la Nuit (Prague 1960) – Music&Arts


    und der Klassiker:


    • Ravel/Gieseking: Gaspard de la Nuit (1937/38?) – HMV/Philips GPOC


    gefolgt von:


    • Ravel/François: Gaspard de la Nuit (1967) – EMI GROC


    Folgende höre ich mir (vergleichsweise) kaum mehr an, würde ich aber bei einer Empfehlung an unbekannt nie ausser acht lassen wollen (die jeweilige Fangemeinde könnte es mir übelnehmen):


    • Ravel/Pogorelich: Gaspard de la Nuit (1982) – DG Originals
    • Ravel/Argerich: Gaspard de la Nuit (1974) – DG Originals


    Unverzichtbar, aber halt leider "nur" Scarbo:


    • Ravel/François: "Scarbo" aus Gaspard de la Nuit (1947) – EMI


    Liebe Grüsse aus der Schweiz, David.

  • Ein wirklich lohnenswertes Stück.


    Nicht allein wegen der technischen Schwierigkeiten, die die erste Hürde für den Pianisten darstellen.


    Hinter jedem der 3 Sätze steht eine konkrete Handlung/Situation, die in Musik transformiert wird.


    Für eine Beurteilung halte ich es für notwendig, diese grotesken Traumerscheinungen in mir nachzuempfinden, nachzubilden.


    Wie würde ich mich im Halbschlaf dabei fühlen, ohne Bezug zur realen Welt?



    Ein Gespräch mit einer Meerjungfrau, der ich ins kalte Nass folgen soll.


    Eine Totenglocke, ein Gehängter im Abendlicht.


    Ein Nachtalb, der mich im Schlaf unentwegt stört.

  • Holla!


    Man begegnet als Leser hier dem - gewiss kühnen! - Versuch, im Gestus und mit den Mitteln des sprachlichen Expressionismus das Wesen eines genuin impressionistischen musikalischen Werks zu erfassen, ...
    ...und man ist beeindruckt.


    "Man", - das ist einer, der das bei liedmusikalischen Werken seit Jahren hier auf die Weise versucht, dass er deren kompositorische Faktur in analytischem Zugriff auf das Werk in möglichst detaillierter Weise beschreibt, -
    und permanent dabei scheitert.

  • Was nimmt sich Ravel von der Dichtung, warum diese 3 Teile?


    Undine: Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Todesahnung


    Le Gibet: Abenddämmerung, Glocke und Galgen


    Scarbo: Quälgeist in einer Dauerschleife



    Lust-, Lebens- und Todestrieb, anschließend andauernde Angst und Qual.



    Hieronymus Bosch kommt mir dabei unwillkürlich in den Sinn.

  • Die grundsätzliche Herangehensweise an dieses Meisterwerk der Klavierliteratur ist mir sehr vertraut.


    Text - Bild - Musik.


    Das kennen wir doch.


    Natürlich, die 4 Jahreszeiten von Vivaldi.

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  • Für den Einstieg habe ich mir aus der Vielzahl der Einspielungen


    • Ravel/Pogorelich: Gaspard de la Nuit (1982) – DG Originals
    • Ravel/Argerich: Gaspard de la Nuit (1974) – DG Originals


    ausgewählt.


    Das sind nicht unbedingt die allgemein anerkannten Referenzen, bieten aber einen guten Ausgangspunkt für weitere Exkursionen.


    Schwierig für die Beurteilung erscheint mir die Gewichtung der Merkmale:


    - Partiturtreue
    - Tiefe der Musik
    - Klang


    Was sofort auffällt, ist die unterschiedliche Intonation der Flügel.


    Bei Pogorelich recht dunkel.


    Damit kann er insbesondere bei Scarbo punkten: von unten baut er ein bedrohliches Szenario wirkungsvoll auf.


    Was dabei zu kurz kommt ist der spezielle Klang, der Ravel für mich so einmalig macht.


    Die Töne sind mir zu stumpf und breit angelegt.



    Bei Argerich ist das anders.


    Heller und klarer, teils grazil und funkelnd.


    Gelegentlich einen Tick zu warm und melodiös.


    Aber eine in sich stimmige und dem ravelschen Klang eher folgende Interpretation.



    Die beiden Werke zeigen damit auf, was ich in diesem Werk suche, wo werde ich es finden?


    Wo ist z.B. diese kühle Eleganz, die bezaubert, aber mich trotzdem auf Distanz hält?

  • Für den Einstieg habe ich mir aus der Vielzahl der Einspielungen


    • Ravel/Pogorelich: Gaspard de la Nuit (1982) – DG Originals
    • Ravel/Argerich: Gaspard de la Nuit (1974) – DG Originals


    Bitte nicht Pogorelich, lieber Karl! Dazu meinen Beitrag 7 lesen! Argerich ist natürlich toll, es sind ja kürzlich auch ihre frühen Aufnahmen von der DGG veröffentlicht worden, da sieht man, dass sie für die Studioaufnahme der DGG (Ondine!) sehr viel geübt hat. :) Die Argerich zu ihrer Studioaufnahme (für mich war ihre Ravel-Platte immer vielleicht ihre beste): "Ich spiele das wie eine Hausfrau!" Sie war damals nämlich schwanger. :D Deshalb sollte man auf jedenfall ihren dämonisch-explosiven Konzertmitschnitt aus Amsterdam hören, besonders wegen Scarbo. :hello:




    Letztere Aufnahme gibt es gebraucht geschenkt für 58 Euro-Cent!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Freut mich von dir zu hören Holger, dem Gaspard hast du - auch in anderen Foren - einiges an Aufmerksamkeit gewidmet.


    Für mich eine große Hilfe, letztendlich muss man aber selbst hindurch.


    Pogorelich bringt für mich das Dunkle, Bedrohliche gut rüber, ein Aspekt, den ich beim Gaspard nicht missen möchte.


    Deshalb ist er für meine Entscheidungsfindung doch von Wert.

  • Danke für den Tip, Argerich ist für 3,58€ gekauft.


    Die nächste gehörte Aufnahme des Gaspard war von Benjamin Grosvenor.
    Die hat ja teilweise recht gute Kritiken bekommen.
    Gelegentlich sind es ja die unbefangenen Nachwuchskünstler, die einen ins Erstaunen versetzen.
    Erstaunt war ich schon.
    Was macht der da?
    Ravel in seiner strengen Form scheint im nicht zu liegen.
    Runde Bögen, artefaktreiches aufgeweichtes Geklimpere, nein danke.


    Das ist weder klanglich noch von Thema her angemessen.

  • Die nächste Aufnahme stammt von einem ebenfalls noch jüngeren Pianisten, dem Franzosen Bertrand Chamayou.


    Ravel ist dabei sein Fachgebiet.


    Die Aufnahme mußte ich mir öfters anhören, weil sie mich irritierte.


    Chamayou spielt das diszipliniert und korrekt, aber irgendwie hat es mich so gar nicht berührt.


    Es liegt etwas in diesem Gaspard versteckt, das zum Leben erweckt werden muss.


    Nein, hier finde ich es nicht.

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  • Für mich eine große Hilfe, letztendlich muss man aber selbst hindurch.


    Danke, Karl, genauso ist es.


    Die letzte Aufnahme von einem der Jüngeren, die ich erworben habe, ist von Lucas Debargue - habe ich hier besprochen:


    Die jungen Pianisten


    Das hat mich aber auch nicht vom Stuhl gehauen. Unbedingt kennen von den "Alten" sollte man - neben den von mir schon erwähnten Titanen - Samson Francois (der Inbegriff des "Scarbo") und die beiden großen alten Damen Monique Haas und Alicia de Larrocha.


    Vor nun 8 Jahren habe ich mal etwas Längeres zum "Gaspard" verfaßt - mal sehen, ob ich daraus einen Kolumnenartikel mache! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Die in Beitrag Nr. 3 erwähnte Aufnahme mit Vlado Perlmutter ist immer noch erhältlich. Leider habe ich keine anderen Besprechungen und Beurteilungen seines Spiel in diesem Thread nachlesen können.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hallo!


    Die Beschäftigung mit Gaspard de la nuit steckt wohl an.


    Daher höre ich diese Aufnahme:



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Letztere habe ich, lieber Lutz.



    Der Perlemuter-Ravel ist exemplarisch - und er zudem eine äußerst sympathische Musikerpersönlichkeit.


    Erstaunlich diese Filmaufnahme von Gaspard de la nuit im hohen Alter gemacht, wirklich hörens- und sehenswert:



    Es gibt auch eine sehr lustige Szene aus der Meisterklasse, wo er "Gaspard" unterrichtet. Die junge Asiatin spielt "Ondine" vor. Er: Wie machen sie das? Das kann ich nicht. Und dann zeigt sie. Er lacht. Ach so! Sie haben gepfuscht!


    Schöne Grüße
    Holger

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