Gelegentlich - wenn ich mich über weniger bekannte Komponisten des 19. Jahrhunderts und ihre Kompositionen informieren möchte - lande ich in einem englischsprachigen Forum, das sich speziell dieser Epoche widmet. Dort bin ich vor kurzem auf den Begriff "Carl Dahlhaus Gap" gestossen. Carl Dahlhaus war - wie viele hier wissen - einer der führenden deutschen Musikwissenschaftler des 20. Jahrhunderts und er hat wohl in einer seiner Publikationen (ich konnte bisher nicht herausfinden in welcher) von einer 25-jährigen Lücke (eben dem Dahlhaus-Gap) zwischen 1851 (Schumanns 4., revidierte Version) und 1876 (Brahms 1.) gesprochen, in der keine erwähnenswerte Symphonie im deutschsprachigen Raum komponiert worden sei.
Nun ist zu berücksichtigen, dass Carl Dahlhaus 1989 mit nur 60 Jahren sehr früh verstarb und zu dieser Zeit zumindest die diskographische Aufarbeitung dieser Epoche noch an den Anfängen stand. Viele der Label, die uns diese Epoche näher gebracht haben, cpo, Naxos, Hyperion, Chandos... gab es noch gar nicht oder sie steckten in den Kinderschuhen. Deshalb stellt sich die Frage, ob Herr Dahlhaus das heute immer noch so sehen würde.
Der englische Musikwissenschaftler und Dirigent Chris Fifield hat jedenfalls kürzlich ein Buch gerausgebracht, in der genau diese Epoche neu beleuchtet und bewertet wird. Leider gibt es das Buch bisher nur auf Englisch und leider ist es auch ziemlich kostspielig. Trotzdem steht es auf meiner Wunschliste für die nahe Zukunft.
Meinungen zur Carl-Dahlhaus-These und Vorschläge für Symphonien, die aus Tamino Sicht seine These partiell oder komplett widerlegen, sind willkommen.