Die Übertitelung von Operntexten, ein hilfreicher Service für viele, hat auch ihre Tücken. Ursprünglich erfunden, um originalsprachige Aufführungen mit der Landessprache zu versehen, wurden sie schließlich auch bei deutschen Opern für deutschsprachige Zuhörer eingesetzt, weil es die Sänger nie schaffen, den Text lückenlos verständlich über die Rampe (und über den Graben) zu befördern. So auch beim Bayreuther Parsifal-Mitschnitt auf 3SAT am 30.8.. zum Leidwesen von vielen, besonders aber von Dr.Pingel. Das ist verständlich, denn: Opernlibretti sind keine Literatur, sondern Vehikel des Musikdramas. Der Text soll nicht gelesen, sondern beim Hören verstanden und mit der Musik zusammen als Einheit erlebt werden.
Das wusste auch der junge Opernkapellmeister Richard Wagner - und litt darunter. Bei seinen eigenen Werken schrieb er deshalb den Text selbst - und hatte dabei auch immer die dazugehörige Musik im Kopf, sodass der Text gleichsam musikalisiert wurde. Er sollte deshalb weder nur gelesen noch nur gesprochen werden. Wagner selbst las zwar in Luzern seinen Freunden den ganzen Ring-Text vor; aber wir dürfen drauf wetten, dass er ihn, zumal in sächselnder Sprachmelodie, schon halb gesungen hat. Jeder, der ihn nur vorgelesen hätte, wäre von ihm mit Mimes Trank vergiftet worden - so auch der Erfinder des Übertitelns. Dies, lieber Dr.Pingel, zu deiner Beruhigung.
Vielleicht sollten wir diese einleitenden Gedanken erst mal andiskutieren, bevor ich zum Kern des Themas komme: erhaben oder lächerlich?
Auf denn, ans Werk - und herzhafte Grüße von Klingsor alias Sixtus