Klassik als Klingelton?

  • Vor ein paar Jahren fuhr ich im Auto gemütlich vor mich hin und hörte zum xten Male die Trauerode von Bach, als mich in der Musik ein solistisches Cembalo störte, das dort nicht hingehört. Dann wusste ich es: da klingelte mein Handy.
    Dann hatten meine Handys eine Zeitlang Klingeltöne, die alle hatten. Dann forderte ich einen Freund, einen Computerexperten auf, mir einen Klingelton aufzuspielen, den nur ich auf der Welt haben sollte.
    Dieser ist es:



    und dort die Nr. 22, ein eigener Konzertsatz (Seibel 240)


    Jetzt wollte ich mehr, nämlich auch einen durchdringenden Weckton!
    Hier ist es das Kyrie aus der Messe de Nostre Dame.
    Dies ist die legendäre Aufnahme mit dem Deller-Consort, das Kyrie, bei amazon mit € 118 notiert.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Die entsetzlichen vorprogammierten Klingeltöne gefielen meiner Frau nicht, mir persönlich ist das eigentlich schnuppe. Die Vorgehensweise von dr. pingel können wir nicht nachahmen, einen Fachmann wie er ihn zur Verfügung hat, haben wir nicht. Also sind wir noch einmal ganz langsam die ganze Palette der Klingeltöne durchgegangen - und siehe da, es gab sogar einen Klassikton: Beethovens "Freude schönen Götterfunken". Den haben wir dann genommen.


    Als mir vor wenigen Tagen der Dottore einen Besuch machte (um unserer gemeinsamen Leidenschaft für Renaissance- und Barockmusik zu frönen), klingelte das Telefon und ich bekam so einen leichten innerlichen Schrecken, weiß ich doch um die Abneigung meines Besuchers gegen den vierten Satz der Neunten.


    Die kleine innerliche Erregung war unnötig, dr. pingel nahm's leicht - auch ohne den entsprechenden Trunk, der vor vielen Jahren in der Werbung einer bekannten Brennerei vorkam...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Der bekannteste Klingelton hat seinen Ursprung in der klassischen Musik. Die Tonfolge entstammt aus dem Gitarrenstück Gran Vals des spanischen Gitarristen und Komponisten Francisco Tarrega. Er lebte von 1852 bis 1909. Er erklingt auf Nokia Mobiltelefonen, 20 000 mal pro Sekunde weltweit. Mehr darüber, kann man hier nachlesen:


    "https://de.wikipedia.org/wiki/Nokia-Klingelton"


    Die Komposition tönt so:



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928