Jonathan Meese und die Wiener Festwochen

  • Hallo und schönen guten Abend/Nacht liebe Taminos,


    Euer Traubi schreibt euch zu so später Stunde weil er mitten in der Prüfungszeit mal wieder verabsäumt schlafen zu gehen :wacko:
    Ich sah mir gerade noch die ZIB an (Zeit im Bild, eine österreichische Nachrichtensendung) und im Kulturteil der Sendung wurde ich dann schockiert :untertauch:
    Jonathan Meese inszeniert 2017 Parsifal!


    Hier der Beitrag der ZIB den ich gesehen habe mit Meese im Interview:


    ZIB von heute Der Beitrag kommt relativ zum Schluss, also vielleicht einfach in der Leiste neben dem Video nach unten scrollen und den Einzelbeitrag abspielen.


    Hier ein Presse-Artikel dazu: Jonathan Meese und die Wiener Festwochen


    Ehrlich gesagt bin ich schockiert und traurig über diese Entscheidung. Er will die Idee Wagners Parsifal "neu interpretieren", schon alleine bei der Betrachtung seiner Gemälde im Hintergrund schwant mir Übles.
    Neuinterpretation ist sinnvoll und wichtig, aber ich hab jetzt schon Angst was er mit Wagners geliebten Parsifal tun wird....
    Bin ich vielleicht noch zu sehr im Anfängerstadium und seh das nicht richtig? Bin ich vielleicht zu intolerant? Denn ehrlich gesagt halte ich den Herren jetzt schon für eine Fehlbesetzung...Ich sehe schon panzerfahrende, Maschinengewehr schwingende Nazis auf der Bühne herumgeistern....
    Wie seht ihr das, ihr erfahrenen Taminos?


    Lg. ein panischer Traubi

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Jonathan Meese inszeniert 2017 Parsifal!

    Neuinterpretation ist sinnvoll und wichtig, aber ich hab jetzt schon Angst was er mit Wagners geliebten Parsifal tun wird....

    Lieber Traubi,


    wenn ich richtig informiert bin , geht es bei diesem Projekt nicht primär um eine Neuinterpretation von Wagners "Parsifal", sondern dieser Meese-"Parsifal" soll wohl ein neues, eigenständiges Werk mit neuem Text und neuer Musik werden. Die Schaffung neuer Werke mit neuem Text und neuer Musik halte ich erst einmal für völlig legitim - unabhängig davon, ob mir dann das Ergebnis gefallen wird oder nicht (ich gehe mal fest davon aus, dass mir Meeses "Parsifal" weit weniger gefallen würde als der Wagnersche...).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Traubi,
    es war schon einmal die Rede davon, dass Meese in Bayreuth den (wagnerschen) Parsifal inszenieren sollte. Das Projekt ist glücklicherweise nicht zustande gekommen. Die Diskussion darum kannst du unter "Bayreuth 2016" nachlesen. Wie dieser Parsifal ausgesehen hätte, zeigt dir das folgende Interview mit der "Welt".
    http://www.welt.de/kultur/bueh…r-das-sind-ja-Penner.html
    Wenn aber das Projekt in Wien mit eigenem Text und eigener Musik (also ein neues "Kunst"werk, keine Verschandelung Wagners) entstehen soll, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Da mag dann hingehen, wer will!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • Danke für den Link. Ich habe mich mit Jonathan Meese noch nicht ausführlich beschäftigt. Meese sagt im Interview: »Ich kann keine Partituren lesen, na und? Ein Glück ist das. Partituren lesen können Millionen.« Was soll man darauf antworten? Partituren nicht lesen können Milliarden, damit ist er nicht allein. Vermutlich will er ja nur zum Ausdruck bringen, dass ihm, dem »unbedarften Tor«, dadurch ein besserer Zugang zu Wagners Oper möglich ist. Ob das für das Publikum ein Glück wäre oder nicht, ist damit freilich nicht gesagt. Mit seiner Äußerung »Der Gral ist die Projektion dessen, was man in ihm sieht« sagt er ja selbst noch nichts über seine Projektion, den Gral betreffend. Und die im verlinkten Artikel gezeigten Skizzen, die Meese für seine Parsifal-Inszenierung angefertigt hat, geben da auch nicht viel Aufschluss außer dass sie auf mich technisch unbeholfen und künstlerisch banal wirken. Meese selbst sagt ja: »Ich bin leicht zu malen. Deshalb hab’ ich auch Hitler so oft gemalt. Das ist der am einfachsten zu malende Mensch der Weltgeschichte« und »Ich mal’ auch Richard Wagner gerne, weil der auch so leicht zu malen ist mit seiner Mütze, mit seinem klaren Gesicht. Warum soll ich auch etwas malen, was schwer zu malen ist? Warum? Gibt’s doch keinen Grund.« Kann Meese nicht malen und beschränkt sich deshalb auf »einfache« Motive? Oder will er nicht? Sagt er das einfach so, um zu provozieren? Bei Zeichnungen etwa von Paul Klee oder Joseph Beuys habe ich jedenfalls einen ganz anderen Eindruck, nämlich dass auch bei dem, was vielleicht auf den ersten Blick wie Kritzelei ausschaut, sehr wohl auch technische Beherrschung dahinter steckt, aber vor allem, dass dabei etwas in mir zum Schwingen kommt. Das geht mir bei Meese überhaupt nicht so (ich will aber nicht entscheiden, ob mir nur das spezifische Sensorium fehlt oder ob das, was Meese macht, banaler Unsinn ist).

  • Jeder Wort über Meese ist eines zuviel.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Danke für den Inteviewlink. Ich kam leider erst jetzt dazu ihn mir durch zu lesen und ich fühle mich in der Meesepanik bestätigt wenn ich das mal so ausdrücken darf.
    Ich meine es ist doch reichlich fragwürdig, dass ein Künstler mit Hitlergruß auffällt und das dann als Kunst tarnt.
    Habt ihr euch die Zeichnungen im Interview angesehen? So etwas malte die kleine Julia auch als ich vor vier Jahren ein Praktikum im Kindergarten machen durfte.
    Und noch etwas stößt mir bei der Zeichnung auf: Warum sollte Parsifal einen Alienkopf tragen? Er erklärt es zwar ansatzweise im Interview aber das ist doch keine Begründung. Das ist doch einfach nur total entrückt von den Parsifalstoffen die ich gelesen habe...Das hat ja auch gar nichts mit Modernisierung zu tun, wenn man Parsifal einen Alienkopf aufsetzt?
    Das die Herren und Damen in Bayreuth angesichts dieses Gekrixels enttäuscht waren wundert mich nicht.
    Auch seine leicht ulkige Verschwörungstheorie mutet seltsam an...Ich meine selbst wenn es stimmt, was wäre Schlimmes daran? Logischerweise versuchen Politiker und Verantwortliche einen Hitlergrußschwingenden Meese zu verhindern.


    Mir fällt zu den Entwürfen von Meese nur eines ein: Degeneration, totale Degeneration die sich unter dem Mäntelchen der Modernisierung und "Neuinterpretation" ausbreitet oder: Perversion im Wagnermantel?


    Lg. Stefan/Traubi

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