Hallo zusammen,
Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (leider stehe ich auf Kriegsfuß mit der korrekten Schreibweise russischer/slawischer Namen) ist hier im Forum reichlich unterrepräsentiert. Weder gibt es bisher einen Thread zu seinen sämtliche Sinfonien, noch zu den Sinfonien 1 und 3 (zumindest nicht laut Alfreds Themenverzeichnis). Ein wenig unverständlich, denn die Werke scheinen doch recht populär. Anders ist zumindest die Anzahl verfügbarer Aufnahmen nicht erklärbar.
Dieser Thread soll zunächst nun der 3. Sinfonie gewidmet sein. Das Zusammenkopieren von Infos aus dem Netz halte ich grundsätzlich für mühsam und auch vergleichsweise unnötig. Daher an dieser Stelle nur ein paar Punkte verbunden mit den Hinweisen auf den englischen, wie deutschen Wikipedia-Artikel (deutsch, englisch).
Rachmaninow schrieb die Sinfonie zwischen 1935 und 1936. Eine Revision erfolgte 1938. Die Uraufführung 1936 in Philadelphia leitete Leopold Stokowski mit seinem Philadelphia Orchestra. Das Werk hat drei Sätze:
I. Lento—Allegro moderato (a-moll)
II. Adagio ma non troppo—Allegro vivace
III. Allegro—Allegro vivace—Allegro (Tempo primo)—Allegretto—Allegro vivace (A-Dur)
Das Echo bei der Vorstellung der Sinfonie war mäßig, was zumindest dahingehend nachvollziehbar erscheint, als dass es zwar keine sonderlich moderne Musik ist (die Erwartungen eher avantgardistischen Publikums wurden nicht getroffen), die Komposition anderseits - obwohl tonal komponiert - aber auch nicht so direkt und „süffig“ ins Ohr geht, dass sie unmittelbar in Erinnerung bleibt. Jedenfalls erscheint sie mir nicht als "sofort identifizierbarer Hit".
Die Noten sind bspw. hier einsehbar: KLICK
Auf Tonträger ist sie mehr als ausreichend gut dokumentiert - und zwar nicht bloß im Rahmen von Gesamtaufnahmen der Sinfonien. Nachstehend eine (nicht vollständige) Liste modernerer (= Stereo) Interpretationen auf CD (Einspielungen im Rahmen von Zyklen sind in Klammern mit „GA = Gesamtaufnahme“ gekennzeichnet):
2015: London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (LPO)
2014: London Symphony Orchestra, Valery Gergiev (LSO Live)
2014: Orchestre de Paris, Paavo Järvi (Erato/Warner)
2012/13: Gürzenich-Orchester Köln, Dmitri Kitaenko (OEHMS) (GA)
2011/12: Detroit Symphony Orchestra, Leonard Slatkin (Naxos) (GA)
2011: Singapore SO, Lan Shui (BIS)
2010: BBC Philharmonic Orchestra, Gianandrea Noseda (Chandos)
2010: Royal Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Warner)
2007: London Philharmonic Orchestra, Osmo Vänskä (LPO)
2001: Royal Scottish National Orchestra, Owain Arwel Hughes (BIS) (GA)
1999: Russian National Orchestra, Mikhail Pletnev (DG) (GA)
1996: National SO of Ireland, Anissimov (Naxos) (GA)
1992: St. Petersburg Philharmonic Orchestra, Mariss Jansons (Warner/EMI) (GA)
1991/92: BBC National Orchestra of Wales, Otaka (Nimbus)
1989: London Symphony Orchestra, Neeme Järvi (Chandos)
1983: Concertgebouw Orchestra, Vladimir Ashkenazy (Decca) (GA)
1982: Berliner Philharmoniker, Lorin Maazel (DG) (GA)
1976-79: Saint Louis Symphony Orchestra, Leonard Slatkin (Vox) (GA)
1974: London Philharmonic Orchestra, Walter Weller (Decca) (GA)
1968: USSR Symphony Orchestra, Yevgeni Svetlanov (Regis/Melodia)
Darüber hinaus sind natürlich die historischen und frühen Mono-Aufnahmen unter Leitung des Komponisten bzw. mit dem Uraufführungsorchester und den mit diesem besonderst assoziierten Dirigenten Stokowski und Ormandy interessant.
Und da der Aufhänger für diesen Thread ein Anhören der 3. unter Leitung von Owain Arwel Hughes war, kopiere ich meine diesbezüglichen Eindrücke einfach mal hier hinein :):
Symphonie Nr.3
Royal Scottish National Orchestra, Owain Arwel Hughes
BIS, DDD, 2001
Ich bin zwar kein großer Kenner der Rachmaninoff-Sinfonien, die in zahlreichen Einspielungen vorliegen, dennoch hier ein paar kurze Eindrücke. Die CD hat mir insgesamt gut gefallen. Hughes und sein hervorragend spielendes Orchester liefern eine etwas distanziertere Darbietung, vermutlich gestützt durch die leicht entfernte Klangtechnik, die ein wenig Direktheit vermissen lässt. Weder sind die Aufnahmen unmittelbar zupackend, noch werden Hörer bedient, die nach überschwänglichem Pathos und „russischer Seele“ suchen mögen. Dafür geht Hughes trotz getragener Tempi etwas zu nüchtern mit den Werken um. Für die Aufnahme spricht die Orchesterleistung und wie schön eine Vielzahl von Stellen herausgearbeitet werden. Das ist IMHO klasse musiziert. Der selten eingespielte "Sinfonische Satz in d-Moll" (als "Jungendsinfonie" überschrieben) ist ein weiterer Pluspunkt dieser Scheibe. Meinen Eindrücken ein wenig entgegen stehen die im Netz auffindbaren Besprechungen. Diese sind durchwachsen, wenn natürlich auch nicht „schlecht“: ClassicsToday.com, MusicWeb, Grammophon (zur 2.), BBC-Music-Magazine (zur 1.).
Viele Grüße
Frank
TAMRUSINFO