Ernst von Gemmingen (1759-1813): Die Violinkonzerte

  • Hallo,


    Ernst von Gemmingen (1759-1813)
    Violinkonzerte Nr.1 & 2 (A-Dur & C-Dur)
    + Sperger: Symphonie Nr. 39 F-Dur "Ankunftssinfonie"

    Kolja Lessing, Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer
    CPO, DDD, 2010


    Ernst von Gemmingen war Autodidakt und schrieb vier Violinkonzerte, die - nicht zuletzt aufgrund seiner Bekanntschaft zu Mozart - musikalisch in die Nähe von Mozart und Viotti gerückt werden. Angenehm zu hörende Klassik, gut gearbeitet und mit den Ausdrucksmitteln ihrer Zeit versehen. Über weitere Kompositionen ist nichts bekannt, was den Komponisten in ein etwas geheimnisvolles Licht rückt.
    Kolja Lessing meistert die Werke mühelos und spielt mit schlankem, schönen Ton und wird dabei unaufgeregt begleitet durch das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer. Auch die anderen beiden Konzerte liegen dankenswerter Weise bei CPO vor.


    Viele Grüße
    Frank

  • Ernst von GEMMINGEN: Violinkonzert Nr 1 in A-dur


    Heute habe ich - vermutlich nach fast 20 jähriger Pause Das Violinkonzert Nr 1 in A-dur erstmals wieder gehört. Mich wundert, daß es mir nicht in Erinnerung geblieben ist, denn es ist einfach exzepionell gut !!

    Vermutlich wird deshalb von Gemmingen mit Mozart verglichen. Angeblich wurde er der „Mozart des Neckartales“ genannt. was ich für nicht passend empfinde. Zumindest das Konzert Nr 1 ist zwar an Schöneit durchaus ebenbürtig, aber doch unterschiedlich. Eine spur emotioneller und unbekümmerter in den Ecksätzen und kompakter und dunkler im Mittelsatz. Das ölässt sich schwer beschreiben. Um bei Mozart zu bleiben. Das Konzert Nr 1, wurde - ebenso wie das 3. etwa um 1795 geschrieben. Mozart war da bereits einige Jahre tot und der Stil war im Wandel begriffen.

    Das Konzert ist dreisätzig, wobei der Kopfsatz länger ist als 2. und 3. Satz miteinander. Neben dem Vergleich mit Mozart gibt es auch immer wieder solche mit Viotti. Dazu kann ich momentan nichts sagen, es ist schon lange, daß ich Viotti gehört habe.

    Auf jeden Fall ist dieser Komponist hochinteressant, auch wenn er (soweit wir wissen) nur 4 Konzerte geschrieben hat. Diese 4 Konzerte wurden erst 1992 in der Bibliothek der Burg Hornberg (vom 17.Jahrhunderrt bis heute im Besitz der Familie vonGemmingen) entdeckt.



    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 481

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ernst von GEMMINGEN: Violinkonzert Nr 2 in C-dur


    Ich habe mich ein bisschen "umgehört" um zu betätigen oder zu verneinen, daß die Konzerte in Viotti Nähe seien.

    Dennoch habe ich nicht viel von Viotti gehört, wennglich ich einige Aufnahmen habe. Mein Eindruck ist indesß daß ich den Konzerten von Gemmingen den Vorzug gebe, Bei Viotti finde ich immer einen Anflug von Sperrigkeit oder Langeweile - was aber durchaus an den Interpretationen liegen kann. Da muß ich mich mal näher damit befassen - voraussichtich 2027.....;)

    Mein persönlicher Eindruck des Violinkonzerts Nr 2 ist, wie schon Hüb im Erffnungsbeitrag schrieb, daß es sich um gut gemachte, angenehm zu hörende Musik handelt. Ich würde stellenweise einen Hauch von Süsslichkeit heraushören, etwa wie die Cellokoncerte von Boccherin und eine aufrtriuphierende Brillianz, wei wir sie bei Paganini finden, gepaat mit einem Hauch Melancholie. Dieser Mix macht den Reiz aus.

    Besonders interessant ist IMO der liebliche Mittelsatz, der einen gewissen Wiedererkennungswert von Anbeginn aufweist.



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ernst von GEMMINGEN: Violinkonzert Nr 3 in D-dur


    Während die ersten beiden Violinkonzerte um etwa nach 1790 datiert werden, entstand das dritte um 1800. Ich überlegte, ob ich es - so ich den Komponisten nocht wüsste, allenfals Mozart oder Viotti zuschreiben würde. Die Antwort war in beiden Fällen: nein. Wunderbare Musik, aber etwas plakativ vordergründiger als Mozart. Un da war was, was ich schon oft gehört hatte. Waren das "Doppelgriffe" die diesen fast süsslichen Klang produzierten ? An wen erinnerte mich diese Musik ? Ich kam zumSChluss daß es Paganini war. Aber, da ich kein Musiker bin,zweifle ich immer an meine Kompetenz bei solchen Gedanken. Im konkreten Fall völlig unbegründet, Der Bookletautor schrieb mit ähnlichen Worten fast dasselbe - und auch das hatte ich - wenn auch unbewusst - bemerkt, daß das dritte Konzert noch raffinierter und eindrucksvoller sei als die beiden ersten.

    Die Bekanntschaft mit Mozart über dessen Onkel ist indessen unbestritten, dieser ebnete Mozart den Weg zu den Freimaurern...


    mfg aus Wien

    Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ernst von GEMMINGEN: Violinkonzert Nr 4 in A-dur

    Mit der heutigen Hörsitzung des 4. Violinkonzerts endet vermutlich dieser Thread. Viel ist nicht zu sagen über das 4.Konzert, mit Ausnahme vielleicht, daß das Adagio besonders eindrucksvoll gestaltet ist. Ansonst, wie schon die anderen hier vorgestellten Konzerte, über alle Maßen klangschön und dazu noch einem Touch von Frühromantik. Man kann nur bedauer , daß Ernst von Gemmingen sich begnügt hat vier Konzerte zu schreiben.

    Ich würde sie nur entfernt mit Mozarts Konzerten vergleichen (was immer wieder geschieht), stellenweise (allerdings nicht das 4.) erinnern mich Passagen an Paganini. Überraschenderweise fand ich heute beim Nachlesen im Booklet (Autor Kolja Lessing, der Solist dieser Aufnahme) diese Vermutung bestätigt.

    Die CD ist - auch eine Überraschung - noch erhältlich und zwar zum Preis von 7.99 Euro


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !