Tristan & Isolde/ Karl Böhm Bayreuther Festspiele

  • Guten Abend Taminos,


    Ich hörte mir gerade folgende Aufnahme von Tristan und Isolde an:



    Also was Böhm da aus dem Orchester heraus geholt hat es war unglaublich :hail: . So mitreißend habe ich Wagner noch nicht erlebt kann ich euch sagen. Die Ouvertüre packte mich bereits und gab mich nicht mehr frei bis die CD mit dem ersten Akt vorbei war.
    Ich war ja schon vorher ein Fan, insbesondere von Tristan & Isolde, denn hier gefällt mir die Geschichte am Besten.
    Diese Aufnahme ist ein äußerst gelungenes Werk. Die blanke Entrückung von Brigit Nilsson und Wolfgang Windgassen, sie ergfreift einen selbst und ist im ganzen Raum greifbar, man hört sie nicht nur man spürt sie auch in sich selbst aufsteigen.
    Aber nicht nur Nilsson und Windgassen haben sich mit ihrem Gesang hervor getan, auch die anderen Rollen, Kurwenal gesungen von Eberhard Waechter oder Melot von Claude Heater sind wunderbar. So klar, verständlich und überaus wohltuend im Klang. Ich kann euch diese Aufnahme (wenn ihr sie nicht schon kennt) nur ans Herz legen :)


    Ich muss euch ja gestehen, dass ich Wagner bei der ein oder anderen Ringaufnahme manchmal als etwas schwulstig und trocken wahrnehme, was jetzt keine Kritik am Werk sein soll, ich Unwissender empfinde es manchmal eben so. ;) Das ist mir aber bei Tristan und Isolde noch nie passiert.
    Hier sind die Klänge etwas "leichter" finde ich. Geht das jemandem noch so? Also ich meine ob jemand Tristan und Isolde klangmäßig/melodisch auch anders findet als z.B. den Ringzyklus?? :)
    Wie sehen eure Erfahrungen mit dieser Oper aus?


    Lg. euer Traubi (der im Geiste gerade in Bayreuth weilt) :hello:

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Lieber Traubi,


    danke für deinen Bericht, aber du kannst getrost davon ausgehen, dass ALLE Wagner-Fans hier diese Aufnahme kennen, denn sie ist absolut eine Referenzaufnahme.
    Die beiden Frauen, Birgit Nilsson als Isolde und Christa Ludwig als Brangäne, dürften dort gesanglich schier unüberbietbar sein, aber auch Talvela als König Marke ist große Klasse. Windgassen muss man mögen, schlägt sich dort allerdings mehr als wacker...
    Böhm ist sehr transparent und bleibt dem Werk dennoch oder vielleicht gerade deshalb nichts schuldig. Ein großes Erlebnis war die Seite 10 der Schallpaltten-Box-Ausgabe, wo eine Probe von Böhm mit dem Bayreuther Festspielorchester zu "Tristan" aufgezeichnet war. Hoch interessant!


    :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Was meinst du damit, er ist transparent? :-)


    Hm naja, vielleicht meldet sich bald ebenfalls ein junger Student an der die Aufnahme noch nicht kennt, da ist er dann sicherlich mit dem Tipp hoch beglückt ;)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Danke, Traubi, dass Du einen neuen Thread zu einer berühmten Aufnahme aufgemachst hast. Es tut dem Forum gut, wenn frischer Wind hereinweiht und sich auch die Jüngsten unter uns zu Wagner bekennnen. ;)


    Die Böhm-Aufnahme ist wirklich einer der großen Klassiker bei dieser Oper. Ich finde ja durchaus, dass Böhm hier etwas Referenzträchtiges geschaffen hat, das zumindest in der Stereoära wohl kaum übertroffen wurde. Wenn ich jetzt auf Knappertsbusch und Furtwängler verweise, muss man eben einschränkend sagen, dass es sich da um Monoaufnahmen handelt, die erstere sogar live.


    Birgit Nilssons Leistung kann man kaum hoch genug loben. Womöglich ist das ihre beste Isolde auf Tonträger. Wolfgang Windgassen war 1966 zwar nicht mehr so jugendlich wie zehn Jahre davor, aber natürlich ist auch er keine Schwachstelle. Der Rest ist auch fabelhaft besetzt.


    Eine der großen Wagner-Aufnahmen, keine Frage!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was meinst du damit, er ist transparent? :-)


    Lieber Traubi,


    damit meine ich, dass er nicht auf monströne Klangschwälle und Lautstärke-Orgien setzt wie manch anderer, sondern eher flüssig und "durchsichtig" und damit durchaus sehr sängerfreundlich dirigiert. (Auch, wenn er im Umgangston gegenüber den Sänger nicht immer sehr freundlich gewesen sein soll... 8-) )


    Ich mag diese Art des Wagner-Dirigierens sehr, andere bevorzugen hingegen wieder die bleierne Schwere oder das extreme Pathos... :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich muss euch ja gestehen, dass ich Wagner bei der ein oder anderen Ringaufnahme manchmal als etwas schwulstig und trocken wahrnehme, was jetzt keine Kritik am Werk sein soll, ich Unwissender empfinde es manchmal eben so ;) . Das ist mir aber bei Tristan und Isolde noch nie passiert.
    Hier sind die Klänge etwas "leichter" finde ich. Geht das jemandem noch so? Also ich meine ob jemand Tristan und Isolde klangmäßig/melodisch auch anders findet als z.B. den Ringzyklus?? :)
    Wie sehen eure Erfahrungen mit dieser Oper aus?


    Ich muss gestehen, dass ich mich persönlich bezüglich der Wagner-Opern mit dem "Tristan" und der "Walküre" anfangs am schwersten tat. In den Untiefen des Forums findet man diesbezügliche Äußerungen wohl noch, wo ich mich vor Jahren zu der Aussage hinreissen ließ, dass ich vom gesamten "Ring" ausgerechnet "Die Walküre" am schwächsten finde. :whistling: Eigentlich ein Unding, was ich damals aber wirklich so empfand. Dagegen bin ich sofort auf den "Siegfried" abgefahren, was noch heute so manchen Wagner-Kenner verwundert, gilt der doch vielen als eine der am schwersten zugänglichen seiner Opern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dagegen bin ich sofort auf den "Siegfried" abgefahren


    Ich auf die ersten beiden Akte auch, und immer noch, denn sie halte sie für viel runder und geschlossener als den 2. und 3. Akt "Walküre", wo ich neben vielen beglückenden Stellen auch einiges finde, was mich nicht beglückt.


    Mit dem 3. Akt "Siegfried" tue ich mich hingegen am schwersten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dieser TRISTAN behauptet seine Sonderstellung immer noch. Und das ist völlig angemessen. Er wurde 1966 mitgeschnitten, also vor 50 Jahren. Das muss man sich ersteinmal klar machen. Der Mitschnitt erfolge unter auch für Bayreuth idealen Bedingungen. Das gewöhnliche Publikum war ausgeschlossen. Aufgenommen wurde jeder Aufzug für sich - also über mehrere Tage verteilt nach Abschluss des offiziellen Programms. Die Sänger hatten also genug Zeit, um sich zu erholen. Im Saal saßen ausgewählete Leute, vornehmlich Studenten, die diszipliniert genug waren, nicht ständig zu husten oder anderen Krach zu machen. Publikum musste sein, weil es für die spezielle Akustik unerlässlich ist. Der Produzent des Mitschnitts war Otto Gerdes, der eigentlich von der Unterhaltungsmusik herkommt, später aber auch selbst dirigierte. Er hat an der Aufnahme starken Anteil, weil er so viel von Musik und Klangmöglichkeiten verstand und ein gutes Gehör hatte. Der Dirigent Karl Böhm leitete den TRISTAN 1966 im vierten Jahr. Er sollte noch bis 1970 bleiben. Das Ensemble - es war immer Wolfgang Windgassen als Tristan, als Isolde alternierte Birgit Nilsson manchmal mit Martha Mödl, Astrid Varnay und Gladys Kuchta - hatte viel Zeit, eng zusammenzuwachsen. Als Tristan und Isolde verabschiedeten sich Windgassen und Nilsson denn auch 1970 von Bayreuth. Beide traten in dem Werk überall in der Welt gemeinsam auf. Wenn zwei Künstler miteinander konnten, dann sie. Nur manchmal wünschte ich mir etwas mehr Wortverständlichkeit. Da hätte es schon noch Reserven.


    Also, Traubi, Du hast Dir die richtige Aufnahme herausgesucht, wenngleich es auch noch andere ganz vorzügliche Produktionen gibt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Danke sehr für die ausführlichen Hintergrundinformationen!


    Der Produzent des Mitschnitts war Otto Gerdes, der eigentlich von der Unterhaltungsmusik herkommt, später aber auch selbst dirigierte. Er hat an der Aufnahme starken Anteil, weil er so viel von Musik und Klangmöglichkeiten verstand und ein gutes Gehör hatte.


    Eine etwas tragische Figur. Gerdes durfte für die Deutsche Grammophon ja einige Aufnahmen machen, darunter der noch immer im Katalog befindliche "Tannhäuser" mit ziemlich guter Besetzung, u. a. ebenfalls Nilsson und Windgassen (m. E. eine Aufnahme, die deutlich besser ist als ihr Ruf), und eine 9. Symphonie von Dvořák mit den Berliner Philharmonikern, die es wohl nicht auf CD geschafft hat. Später sorgte Herbert von Karajan für seinen Rauswurf bei der DG.


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    – Luís de Camões

  • Lieber Traubi,


    Mit dieser Aufnahme rennst Du bei mir offene Türen ein, vor allem da ich auch die Wieland Inszenierung des öffteren live erleben durfte. Neben Windgassen auch mit Ligendza unter Kleiber in Stuttgart. Etwas besseres habe ich seither weder gesehen noch gehört. Darf ich Dich auch darauf aufmerksam machen, dass eine (leider nur schwarzweisse!) Aufnahme mit demselben Protagonisten-Paar (leider mit Boulez) aus Osaka 1967 existiert, in welcher Du auch sehen kannst, wie damals interagiert wurde?! Tempi passati! Leider!

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  • (m. E. eine Aufnahme, die deutlich besser ist als ihr Ruf)


    Findest du wirklich? Nilsson finde ich im Gerdes-"Tannhäuser" eigentlich in beiden Rollen fehlbesetzt, Windgassen ist deutlich über den Zenit und FiDi als Wolfram auch nicht mehr das, was er mal war, auch orchestral überzeugt mich die Konwitschny-Aufnahme weit mehr. Ich war damals ziemlich enttäuscht, als ich die Gerdes-Aufname höre, muss aber gestehen, sie nun auch seit fast 25 Jahren nicht mehr gehört zu haben. Vielleicht wäre mein heutiger Eindruck ein anderer, so richtig glaube ich aber nicht dran...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dank Traubi endlich mal wieder ein Thema, bei dem ich meinen amateurhaften Senf beisteuern kann. Ich bin (oft und an vielen Stellen habe ich es erwähnt) kein Wagner-Fan (Musik zu laut, Aufführungen zu lange und zu ermüdend, so äußern sich viele Amateure, auch ich). Aber aus mir unerfindlichen Gründen (vielleicht könnte es mir ein Psychologe verraten, andererseits ist es mir nicht wichtig, raubte mir möglicherweise sogar jede Illusion) war mir die Musik zum Tristan immer nahe. Und gerade die Böhm-Einspielung hat daran maßgeblichen Anteil, deshalb habe ich sie auch bei den "Besten Empfehlungen" eingestellt.


    Es mag angesichts meiner Wagner-Phobie verwundern, dass ich sogar noch eine zweite Aufnahme dieser Oper habe, nämlich die bei Teldec herausgekommene unter Daniel Barenboim. Sie kam nach einem Besuch in den Niederlanden, wo ich einer Bekannten helfen konnte, ihre riesige CD-Sammlung zu verkleinern, weil sie aus Altersgründen in eine Seniorenresidenz umziehen will, in meinen Besitz. Wie man so sagt, tatsächlich "fürn Appel und 'n Ei". Hier singen ja u.a. Jerusalem, Salminen, Meier, Botha, Struckmann, Lipovsek. Ich kann auch diese Aufnahme ohne Schwierigkeiten hören, aber die Liebe führt halt immer wieder zu Böhm!


    Wie alle schon gesagt haben: Du hast eine gute Wahl getroffen.


    @Rheingold: Von meiner Seite vielen Dank für die Zusatzinformationen, was die technische Seite der Böhm-Aufnahme angeht.


    Joseph II.: Auch da möchte ich wegen der Informationen zu Gerdes Dank sagen. Mir fiel sofort der Name C. A. Bünte ein, als ich las, dass HvK da eine unrühmliche Rolle gespielt hat.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Findest du wirklich? Nilsson finde ich im Gerdes-"Tannhäuser" eigentlich in beiden Rollen fehlbesetzt, Windgassen ist deutlich über den Zenit und FiDi als Wolfram auch nicht mehr das, was er mal war, auch orchestral überzeugt mich die Konwitschny-Aufnahme weit mehr. Ich war damals ziemlich enttäuscht, als ich die Gerdes-Aufname höre, muss aber stehen, sie nun auch seit fast 25 Jahren nicht mehr gehört zu haben. Vielleicht wäre mein heutiger Eindruck ein anderer, so richtig glaube ich aber nicht dran...


    Ich will nur kurz darauf eingehen, weil es eigentlich nicht Thema des Threads ist. Vor Jahren wurde ich regelrecht vor dieser Aufnahme gewarnt. Als ich dann mal eines Tages hineinhören konnte, musste ich feststellen, dass diese Verrisse doch einigermaßen übertrieben waren. Angeblich sorgte auch hier Karajan dafür, dass die Gerdes-Aufnahme nur kurz als LP erhältlich war. Die CD-Veröffentlichung erfolgte auch erst erstaunlich spät: 2002.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tristan gilt vermutlich als die "schwerste" der Wagner-Opern, jedenfalls "schwerer" als Rheingold und Walküre. Die Handlung und die Personen sind allerdings etwas übersichtlicher, vielleicht fiel es Dir deshalb leichter... aber es gibt da natürlich auch immer persönliche Unterschiede, was einem mehr liegt.
    (Ich besitze diese Aufnahme auch in einer Box, aber habe sie vermutlich noch nie richtig gehört. Kennengelernt habe ich das Werk in einem Live-Mitschnitt (Orange 1973) mit Nilsson und Vickers unter Böhm. Der war Anfang der 1990er erheblich billiger und klanglich trotz live und einigen Windgeräuschen durchaus akzeptabel...)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Was es doch für Zufälle gibt:


    Ausgerechnet diese Aufnahme schenkte mir meine Frau, die eigentlich wenig Ahnung von klassischer Musik hat, vor vielen Jahren zu Weihnachten, und sie wunderte sich noch, wie sehr ich mich darüber gefreut hatte. Ich kann alle hier gemachten Aussagen über diese Aufnahme nur ausdrücklich bestätigen, hörte ich doch noch am späten Heiligabend die ganze Aufnahme bis mitten in die Nacht hinein.
    Damals hatte ich meine Chorgesangstätigkeit noch nicht wieder aufgenommen und konnte mich anschließend ausschlafen.
    Seitdem habe ich diesen Tristan etlich Male wieder gehört und bin mal gespannt, ob ich ihn auch noch mal live erleben darf.


    Dir auch noch mal Dank für die Eröffnung dieses Threads, lieber Traubi.


    Liebe Grüße


    Willli :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Seitdem habe ich diesen Tristan etlich Male wieder gehört und bin mal gespannt, ob ich ihn auch noch mal live erleben darf.


    Diesen Tristan wohl nicht mehr, lieber Willi :untertauch:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Der war Anfang der 1990er erheblich billiger und klanglich trotz live und einigen Windgeräuschen durchaus akzeptabel...)

    War da nicht auch permanentes Grillengezirpe oder vewechsle ich da gerade was? Insgesamt finde ich den Bayreuther "Tristan" von Böhm schon besser als den aus Orange, trotz Vickers, der mich da aber auch nicht so überzeugt wie im Studio unter Karajan.



    hörte ich doch noch am späten Heiligabend die ganze Aufnahme bis mitten in die Nacht hinein.

    Na, das ist ja mal ne Weihnachtsmusik! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Bertarido: Diesen Tristan wohl nicht mehr, lieber Willi :untertauch:

    Das wäre es noch gewesen, lieber Bertarido!



    Zitat

    Stimmenliebhaber: Na, das ist ja mal ne Weihnachtsmusik! :D

    Wenn man so will, ein "Weihnachtswunder", lieber Stimmenliiebhaber!



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Kennengelernt habe ich das Werk in einem Live-Mitschnitt (Orange 1973) mit Nilsson und Vickers unter Böhm. Der war Anfang der 1990er erheblich billiger und klanglich trotz live und einigen Windgeräuschen durchaus akzeptabel...

    Auf seine Weise stellt dieser Mitschnitt schon ein wundersames Dokument dar. Es ist der Mistral, der durch die Nacht bläst. Das antike Freilichttheater mit seinen siebentauschend Plätzen liegt direkt in der Einflusssphäre dieses Windes. Er ist bekanntlich immer etwas unberechenbar und spielt bei den Aufführungen quasi mit. Vom TRISTAN gab es nicht nur die Tonkonserve, auf der er teilweise ziemlich stark zu hören ist, sondern auch die filmische Version, die im TV gesendet wurde. Da gibt es magische Momente, wenn Tristan und Isolde diesem Wind entgegengehen und die Gewänder wie Segel flattern.



    Mit den Jahren sind etliche Mitschnitte von dort über uns gekommen. Meistens mit Mistral. In einer NORMA erheben sich Monsterrat Caballe und Jon Vickers im Windschatten wie antike Statuen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Gern geschehen! Das ist übrigens eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte ;)



    Tristan gilt vermutlich als die "schwerste" der Wagner-Opern, jedenfalls "schwerer" als Rheingold und Walküre. Die Handlung und die Personen sind allerdings etwas übersichtlicher, vielleicht fiel es Dir deshalb leichter... aber es gibt da natürlich auch immer persönliche Unterschiede, was einem mehr liegt.


    Ja das kommt wohl immer auf das persönliche Befinden an. Bei Rheingold hatte ich überhaupt keine Probleme, war auch von der Geschichte und der Musik sehr gefesselt. Bei der Walküre habe ich mir sehr schwer getan, die Musik hat mich etwas geschlaucht muss ich sagen. Als die Oper vorüber war, war ich richtig ermattet (Die einzige Ausnahme war der Walkürenritt, wie in einem anderen Thread schon erwähnt hüpfte ich dabei durchs ganze ZImmer ;) )
    Lohegrin fand ich auch sehr schön von ihm, das war auch nicht schwer :-)
    Im Moment traue ich mich aber nicht über Tannhäuser und die Meistersinger drüber. Bis auf kleine Lohegrin und Tristaneinschübe werde ich Wagner vielleicht mal ein wenig pausieren um ein wenig darüber nach zu denken.....
    Danke übrigens an Johannes/ :jubel: Rheingold, das mit dem antiken Freilichtheater hört sich interessant an. Ich wette aber die Aufnahme kann die Amtosphäre von damals gar nicht richtig wiedergeben oder?
    Na vielleicht krieg ich die Aufnahme noch, muss aber dieses Monat aufs Geld schauen, hab als Student schon zu viel bestellt! :D

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • war ich richtig gehend ermattet

    Das ist wieder ein schönes Beispiel für den Sinn von Rechtschreibregeln, denn wer geht ermattet schon richtig? :hahahaha:


    Na vielleicht krieg ich die Aufnahme noch, muss aber dieses Monat aufs Geld schauen, hab als Student schon zu viel bestellt! :D

    Kleiner Tipp: Youtube ist ein kostenloses Fass ohne Boden! :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tristan gilt vermutlich als die "schwerste" der Wagner-Opern, [...]

    Hierzu einer der vielleicht grandiosesten Fehleinschätzungen der Musikgeschichte: Ein gewisser Komponist schrieb an das Verlagshaus Breitkopf & Härtel, Leipzig bzgl. des Tristan, es handle sich um eine Oper von "sehr bescheidenem Rahmen, keiner Schwierigkeit für Dekoration und Chor, leichter Möglichkeit einer vollendet guten Aufführung und Aussicht auf eine sehr schnell, durch nichts gehemmte(n) Verbreitung über die Theater."

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Na vielleicht krieg ich die Aufnahme noch, muss aber dieses Monat aufs Geld schauen, hab als Student schon zu viel bestellt! :D


    Das spricht dafür, dass Du ein gesetzestreuer Bürger bist, findet man doch heutzutage nahezu jede CD als kostenlosen Download im Internet :stumm:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Hierzu einer der vielleicht grandiosesten Fehleinschätzungen der Musikgeschichte: Ein gewisser Komponist schrieb an das Verlagshaus Breitkopf & Härtel, Leipzig bzgl. des Tristan, es handle sich um eine Oper von "sehr bescheidenem Rahmen, keiner Schwierigkeit für Dekoration und Chor, leichter Möglichkeit einer vollendet guten Aufführung und Aussicht auf eine sehr schnell, durch nichts gehemmte(n) Verbreitung über die Theater."

    Ja, und nachdem dieser dann als unaufführbar galt, pries er Schott(?) eine kleine komische Oper an, die jedes kleine Haus problemlos spielen könne: "Die Meistersinger von Nürnberg"! :D


    Wobei abgesehen von der Länge die Orchesteresetzung im Wesentlichen der des "Freischütz" entspricht und kaum darüber hinaus geht! (Die Spieldauer allerdings ist etwa doppelt so lang wie "Freischütz"...)


    Aber dass ein Komponist seine Werke einem Verlag als in jeder Hinsicht erfolgversprechend anpreist, würde ich niemals als "Fehleinschätzung" bezeichnen, sondern als Geschäftstüchtigkeit... ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich muss euch ja gestehen, dass ich Wagner bei der ein oder anderen Ringaufnahme manchmal als etwas schwulstig und trocken wahrnehme, was jetzt keine Kritik am Werk sein soll, ich Unwissender empfinde es manchmal eben so. ;) Das ist mir aber bei Tristan und Isolde noch nie passiert.


    Es ist schon recht schneidig, den Wagner von rückwärts aufzurollen. Der "normale" Weg geht sonst über den Holländer, Tannhäuser und Lohengrin. Aber was ist schon normal bei Wagner oder einem Wiener? Du bist eben ein Glückskind, dass dir der Tristan sofort gefallen hat. Manche kämpfen sich da erst nach langen Jahren mühsam heran und manche schaffen es nie. Lass ihn dir aber bitte nicht wieder ausreden.
    Witzig find ich, dass dir gerade der Walkürenritt nicht schwülstig vorkommt, der fungiert ja sonst oft als Prügelknabe für den Rest. Doch leider, wo du hüpfst, sind andere marschiert.


    Übrigens, ist in deiner Tristan-Version noch die Orchesterprobe dabei? Herrlich, wie sich der große Meister seine Interpretation zusammenjammert.

  • Hierzu einer der vielleicht grandiosesten Fehleinschätzungen der Musikgeschichte: Ein gewisser Komponist schrieb an das Verlagshaus Breitkopf & Härtel, Leipzig bzgl. des Tristan, es handle sich um eine Oper von "sehr bescheidenem Rahmen, keiner Schwierigkeit für Dekoration und Chor, leichter Möglichkeit einer vollendet guten Aufführung und Aussicht auf eine sehr schnell, durch nichts gehemmte(n) Verbreitung über die Theater."


    Es stimmt allerdings, dass keine aufwendige Dekoration nötig ist und der Chor nur eine kleine Partie im ersten Akt hat. Es stimmt auch, dass die Handlung sehr übersichtlich und aufs wesentliche reduziert ist. Für viele Einsteiger ist daher allerdings vermutlich erstmal etwas "zu wenig los", zumal die Exposition und nachträgliche Aufklärung der Vorgeschichte im ersten Akt nur erzählt wird und man zuerst gar nicht versteht, warum Isolde sich so aufregt und Tristan sich so seltsam verhält.


    Noch mehr meinte ich aber "musikalisch schwierig". Die Tristan-Harmonien mögen den Schrecken schon lange verloren haben, aber direkt eingängig ist vieles erst einmal nicht, was natürlich auch wieder mit der Vorprägung zu tun hat.


    In der Walküre hat man dagegen einen sehr eingängigen ersten Akt, der eigentlich für eine komplette romantische Oper ausreicht, danach wird es aber schwieriger und zäher. Paradoxerweise hat dann allerdings der letzte Akt die beiden bekanntesten Abschnitte überhaupt, Walkürenritt und Feuerzauber+Wotans Abschied, aber dazwischen wird es etwas länglich... ;)


    Als Nicht-unbedingt-Wagnerianer sind meine Einstiegsempfehlungen dennoch: Walküre, um sich über den ersten Akt zuerst dieses Werk und dann den ganzen Ring zu erschließen oder Tristan, sozusagen ins eiskalte (oder treibhauswarme ;)) Wasser, um mit dem Schlüsselwerk die Hürde ein für allemal überwunden zu haben. Dann kann man danach auch "Erwartung" und "Wozzeck" hören und ist sogar gleich zwei Generationen Musikdramatik weiter.

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    (Bob Dylan)

  • In der Walküre hat man dagegen einen sehr eingängigen ersten Akt, der eigentlich für eine komplette romantische Oper ausreicht, danach wird es aber schwieriger und zäher. Paradoxerweise hat dann allerdings der letzte Akt die beiden bekanntesten Abschnitte überhaupt, Walkürenritt und Feuerzauber+Wotans Abschied, aber dazwischen wird es etwas länglich... ;)


    Komisch, ich empfinde die "Walküre" überhaupt nicht als zäh, und Längen sehe ich da auch nicht. Im Dialog zwischen Wotan und Brünnhilde im 3. Akt mitzuerleben, wie dann doch die Liebe zu seinem Kind über seinen Zorn siegt, ist doch wunderschön und ergreifend. Der einzige Teil des Rings, den ich als zäh empfinde, ist der 3. Akt Siegfried, da zieht es sich zwischen Brünnhildes Erweckung und dem "Vollzug der Ehe" doch sehr in die Länge.


    Als Einstieg für den Ring würde ich immer das "Rheingold" empfehlen. Erstens versteht man den Rest nicht, wenn man die Geschehnisse dort nicht kennt. Und zweitens ist dieser "Vorabend" nur kurz, musikalisch sehr reichhaltig und - modern gesprochen - voller "Action". Lange Dialoge oder Rekapitulationszenen wie in den nachfolgenden drei Opern gibt es da gar nicht.


    Den "Tristan" fand ich damals als Wagner-Neuling am schwersten zugänglich, gerade weil mein Einstieg der "Ring" war. Aber schon lange ist der "Tristan" mein Lieblingswerk von Wagner, das Stück für die berühmte einsame Insel.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Übrigens, ist in deiner Tristan-Version noch die Orchesterprobe dabei? Herrlich, wie sich der große Meister seine Interpretation zusammenjammert.


    Nein leider nicht :-(


    Zitat von »Traubi« Ich muss euch ja gestehen, dass ich Wagner bei der ein oder anderen Ringaufnahme manchmal als etwas schwulstig und trocken wahrnehme, was jetzt keine Kritik am Werk sein soll, ich Unwissender empfinde es manchmal eben so. Das ist mir aber bei Tristan und Isolde noch nie passiert.
    Es ist schon recht schneidig, den Wagner von rückwärts aufzurollen. Der "normale" Weg geht sonst über den Holländer, Tannhäuser und Lohengrin. Aber was ist schon normal bei Wagner oder einem Wiener? Du bist eben ein Glückskind, dass dir der Tristan sofort gefallen hat. Manche kämpfen sich da erst nach langen Jahren mühsam heran und manche schaffen es nie. Lass ihn dir aber bitte nicht wieder ausreden.
    Witzig find ich, dass dir gerade der Walkürenritt nicht schwülstig vorkommt, der fungiert ja sonst oft als Prügelknabe für den Rest. Doch leider, wo du hüpfst, sind andere marschiert.


    Also meine erste Wagneroper war der Lohegrin, dann kam Tristan & Isolde. 2 Tage später zeitgleich am selben Tag der Holländer und Rheingold (weil ich so begeistert war musste es einfach weitergehen mit der nächsten Oper)
    Alle vier waren große Klasse wie ich finde. Rheingold fand ich überhaupt nicht schwer, vor allem weil die Geschichte doch recht spannend ist, es gibt ja immer wieder Szenewechsel und abenteuerliche Geschehnisse auf der Bühne.
    Bei Tristan und Isolde tat ich mir zu Anfangs nur schwer mit der Blickbegegnung, da war das Verständnis bei mir nicht gleich gegeben....
    Ich lass ihn mir natürlich nicht ausreden, wobei meine Eltern und andere Verwandte zum Teil in meiner Umgebung immer meinen "Oh Gott :thumbdown: " Das witzige ist, unter Gleichaltrigen habe ich da manchmal mehr Akzeptanz.... ;) (Die Damen kann man damit manchmal super beeindrucken :thumbsup: )

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  • (Die Damen kann man damit manchmal super beeindrucken :thumbsup: )

    Wenn wohl auch eine nicht dauerhaft, falls ich deine diesbezügliche Nachricht vor einigen Tagen richtig verstanden habe... :untertauch:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ja leider :thumbdown:
    Aber naja ich bezog mich mehr auf die allgemeine Damenwelt. Wenn man zum Beispiel jemanden kennenlernt auf einer Party/Homeparty oder einer Bar wird man ziemlich ehrfürchtig angeguckt wenn man sagt "Ich höre gerne Opern..." Das kommt gut an, weil es anscheinend einen gewissen Ruf hat (fragt mich nicht welchen) und das sehr selten vorkommt -> kurz gesagt man sticht heraus...
    Nur auf Unipartys muss man aufpassen, wenn man da den Namen Wagner fallen lässt wird man von ÖH-Fundis (Österreichische Hochschülerschaft) gleich mit einem schiefen Blick beäugt und verdächtigt Nazikollaborateur zu sein (da muss man wirklich aufpassen sonst muss man sich eine Moralpredigt anhören die Opernlänge besitzt :untertauch: )

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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