Paolo Fanale - What a Tenor!



  • Als ich vor ein paar Jahren Paolo Fanale in Modena als Romeo zum ersten Mal hörte, war mir eines sofort klar: dem Mann werde ich bald in den großen Zentren der Opernwelt wieder begegnen. Ich behielt Recht! Inzwischen habe ich ihn als Mozarts Tito Vespasiano in Paris und als Donizettis Nemorino in Berlin gehört. Er singt längst auch in Venedig, Paris, London und New York. Kommenden Monat ist er in Wien angekündigt als Lucio Silla, bei den Salzburger Festspielen wird er den Don Ottavio singen und im September wird er an der Deutschen Oper Berlin als Ferrando in der Neuinszenierung der Cosi fan tutte zu hören sein. Ein flotter Aufstieg.


    Was ist das für ein Sänger, der da scheinbar aus dem Nichts auftaucht und auf den Opernbühnen reüssiert? Welche Talente und Fähigkeiten bringt er ein? Was zeichnet ihn aus?
    Nach meinen bisherigen drei Begegnungen kann ich natürlich erst mal nur einige vorläufige Beobachtungen mitteilen:

    Zunächst einmal hat Paolo Fanale ein glänzendes Aussehen und eine fabelhafte Bühnenpräsenz. Er ist ein Strahlemann und Herzensdieb, ein Typ, der sofort sein Publikum für sich einnimmt. Das Bild, das man gleich zu sehen bekommt, wenn man seine Homepage (http://paolofanale.com/) aufruft, vermittelt etwas von seiner Präsenz und seinem Charisma. Er bewegt sich sicher und verfügt über beachtliches darstellerische Vermögen. Als jungendlicher Held und Liebhaber ist er eine Traumbesetzung, aber auch als der Kaiser Titus vermag er zu überzeugen, weil er der Figur Autorität und Größe gibt, aber auch die Gefühlstiefe und die so wichtige Humanitas nicht schuldig bleibt.


    Die Stimme ist angenehm - auch wenn sie etwas wenig Schmelz und Süße besitzt. Sie ist technisch bestens beherrscht und wird kunstvoll und stilsicher geführt. Vor allem auch mit viel Geschmack. Wie er die messa di voce einzusetzen versteht, wie er mit weit gesponnenen Pianophrasen die Zeit still stehen lässt, wie er seiner eher hellen klaren Stimme Nuancen und Farben abgewinnt, das verspricht schon einiges! Natürlich gibt es auch Schwächen, - etwa in der Intonation, in der rhyhmische Stabilität, im Timing, vielleicht auch in dem guten Sitz der Höhe. Noch gibt es also manches zu verbessern oder zu erarbeiten. Hoffen wir, dass der Mann sich dafür Zeit nimmt und auch die Korrepititoren und Dirigenten, Regisseure und Spielleiter findet, die ihn weiter voranbringen.


    Allerdings sollte er sich durch den gerade um ihn entstandenen Hype nicht irre machen lassen. Ein von ihm gesungener Ausschnitt aus Rossinis „Stabat Mater“ (begleitet von dem Orchestre de Paris unter Jesús López Cobos) fand seit September auf Youtube 1,3 Millionen Zuschauer und wurde in den sogenannten sozialen Netzen zigtausenfach weitergereicht. Das sind sicher nicht alles Opernfreunde. Viele fahren wohl eher auf den Typ ab. Schon wird ihm das Etikett „Sexiest Man Alive“ angeheftet. Und Zeitungen und Zeitschriften In Italien, Frankreich und Spanien reißen sich darum, ihn zu portraitieren oder zu interviewen.


    Hoffen wir, dass Paolo Fanale auf dem Teppich bleibt - oder besser: auf den Brettern der Opernbühnen. Seine bisherige Biofgrafie sieht eigentlich richtig solide und zielstrebig aus:
    Geboren 1982 in Palermo. Studium zunächst dort am Conservatorio “Vincenzo Bellini”, dann bei Domenico Sanfilippo und Miquel San Moreno. 2006 Debut in Kurt Weills "Die sieben Todsünden". Dann Auftritte an vielen kleineren italienischen Bühnen in Mozart- und Gluckpartien, im Belcantofach und in französischen Opern. Mit dem Fenton und dem Duca hat er seine ersten Verdipartien gesungen, Alfredo wird noch in diesem Jahr folgen. Seit 2011 trat er zunehmend auch in Frankreich und Spanien auf, so in Valencia und Barcelona, Straßburg, Marseille und Paris. An der Met hat er den Fenton, an der Scala den Hylas und in Covent Garden den Rinuccio gesungen.


    Schallplattenaufnahmen oder Videomitschnitte sind von ihm meines Wissens noch keine im Handel. Ich bin froh, dass ich die Rundfunkübertragung von Ambroise Thomas' "Mignon" mitgeschnitten habe, da singt Fanale neben Damrau und Koch einen sehr hörenswerten Wilhelm Meister.
    Bei Youtube sind inzwischen einige Videos zu finden, die ihn in kurzen Szenen vorstellen. Nicht durchweg in guter Qualität. Ja, und dann gibt es vor allem natürlich das immer wieder angeklickte Video:



    Bin gespannt, wer noch was über den Tenor berichten kann.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Danke, dass Du diesen Sänger vorgestellt hast, lieber Caruso. Ich hatte bislang nur mal so seinen Namen gehört. Der sieht ja wirklich sehr gut aus und kommt sympathisch rüber. Für den weiteren Verlauf seiner Karriere dürfte das eine passable Voraussetzung sein. Wir leben im Zeitalter der Bilder. Da hört das Auge gern mit. Für die perfekte äußere Erscheinung werden gern stimmliche Defizite in Kauf genommen. Wenn aber beides stimmt, ist es gut so. Mir klingt die Stimme etwas hart. Das kann sich ändern, wenn er sich nicht verbraten lässt. Die Gefahr besteht immer. Neuerdings verschweigen junge Sänger gern ihr Alter, was sie doch nicht nötig hätten. Sicher ist er schon etwas älter als er aussieht. Auch die Stimme spricht dafür. Im September singt er in Berlin den Ferrando in der "Cosi". Die wollte ich mir ohnehin anschauen. Auch ich bin immer auf der Suche nach neuen musikalischen Eindrücken. Indessen gibt es schon eine Aufnahme mit Fanale, nämlich diese:



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mir klingt die Stimme etwas hart. Das kann sich ändern, wenn er sich nicht verbraten lässt.


    Ja, lieber Rheingold,
    die Stimme klingt in den Aufnahmen etwas hart. Allerdings im Opernhaus war das weniger störend. Trotzdem hatte ich ja auch schon in der Vorstellung geschrieben:


    Die Stimme ist angenehm - auch wenn sie etwas wenig Schmelz und Süße besitzt.


    Neuerdings verschweigen junge Sänger gern ihr Alter, was sie doch nicht nötig hätten


    Also von Paolo Fanale wird das Geburtsdatum nicht verschwiegen. Er ist 1982 in Palermo geboren!
    Er ist also 34 Jahre alt.


    Der sieht ja wirklich sehr gut aus und kommt sympathisch rüber. Für den weiteren Verlauf seiner Karriere dürfte das eine passable Voraussetzung sein. Wir leben im Zeitalter der Bilder. Da hört das Auge gern mit. Für die perfekte äußere Erscheinung werden gern stimmliche Defizite in Kauf genommen.


    Ich denke, dass viele Opernbesucher wirklich primär mit den Augen hören. Manche Karrieren wären sonst schwer zu verstehen. Da möchte ich jetzt keine Namen nennen. Ich denke allerdings, dass Fanale zu seiner prächtigen Erscheinung auch eine gute Stimme und viel Technik und musikalische Qualitäten hat.


    Auf seinen Ferrando in der Cosi an der Deutschen Oper Berlin bin ich neugierig, zumal er da neben Nicole Carr singt! What a couple!
    Er hat ja an der Deutschen Oper Berlin schon den Nemorino gesungen - neben Ailyn Pérez.


    Hier ein Mitschnitt aus Marseilles von 2015.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Danke, lieber Caruso, für Deine Ergänzungen, die ich gern lese. Urteile und Eindrücke wie Deine sind mir persönlich die liebsten. Warum? Weil sich darin Erfahrung und Neugierde auf Neues mischen. Du wirst manchen Tenor dieses Faches noch selbst gehört haben, vor denen wir heute auf Knien liegen, ziehst daraus aber nie den Schluss, dass früher alles besser gewesen ist. ;) Dieser Ansatz scheint mir persönlich sinnvoll - und gerecht. Nun werde ich - so Gott will - ja diesen Ferrando bald hören. Den wünsche ich mir in der Tat etwas weich, denn die Figur ist ein ein bisschen das, was ich eine Memme nenne. :untertauch: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er im Opernhaus anders klingt als auf diesen Youtube-Clips. Die sind immer mit Vorsicht zu genießen, obwohl ich auch gern davon Gebrauch mache. Die Plattfom ist in ihren Vielseitigkeit wunderbar, demokratisch und unersetzlich. Aber sie liefert eben meist nur eingeschränkte Abbilder. Da darf nmichts verwechselt werden. Das Theater ist durch nichts zu ersetzen. Die RODELINDA, die ich verlinkte, kenne ich nicht, bin aber versucht, sie anzuschaffen. Mal sehen, ob man bei Spotify hineinhören kann.


    Schöln, dass Fanale sein Geburstdatum öffentlich macht. Ich fand es nicht. Da wird sich Willi freuen - und kann ihm in seine Liste aufnehmen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Danke, lieber Caruso, für Deine Ergänzungen, die ich gern lese. Urteile und Eindrücke wie Deine sind mir persönlich die liebsten. Warum? Weil sich darin Erfahrung und Neugierde auf Neues mischen. Du wirst manchen Tenor dieses Faches noch selbst gehört haben, vor denen wir heute auf Knien liegen, ziehst daraus aber nie den Schluss, dass früher alles besser gewesen ist. Dieser Ansatz scheint mir persönlich sinnvoll - und gerecht.


    Ja, lieber Rheingold, ich habe so im Laufe der Jahre wirklich viele großartige Tenöre gehört - und werde ja auch nicht müde, die Erinnerung an sie wach zu halten.


    Aber: ich mag nicht der Paul aus Korngolds Toter Stadt sein. Ich bin und bleibe daran interessiert, wer denn in unserer Gegenwart die Partien in den mir so lieb gewordenen Opern singt. Und da gibt es immer wieder wunderbare Entdeckungen. Natürlich sind in manchen Fächern heute die Partien nicht mehr auf dem Niveau zu besetzen, an das ich mich in den 50er und 60er Jahren gewöhnt hatte. Beispiel: im italienischen Baritonfach gibt es seit Jahren keinen einzigen Sänger, der es auch nur mit der "zweiten Garnitur" der 50er und 60er Jahre aufnehmen könnte.
    Andererseits - da wir gerade im Tenorfach sind - wo gab es in früheren Jahrzehnten so viele wundervolle Belcanto-Tenöre wie zur Zeit? Ich habe ja hier im Forum verschiedene Versuche unternommen, auch darauf hinzuweisen, dass es heute nicht einen oder drei Sänger gibt, die in der Lage sind, die Ansprüche Rossinis, Bellinis und Donizettis zu erfüllen, sondern mehr als ein dutzend! Und ich füge hinzu: sie tun das allesamt entschieden überzeugender als all die Sänger, die in den 50er oder 60er Jahren in dem Fach eingesetzt wurden.


    Ob Fanale auch dazu gehört, möchte ich einstweilen nicht entscheiden. Da würde ich ihn doch erst mal öfter hören wollen. Natürlich - und da hast Du auch recht - live!


    Einen schönen Abend noch und ein frohes Osterfest!


    Caruso41

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  • Mozart: Lucio Silla


    Ilse Eerens (Sopran) Celia
    Olga Pudova (Sopran) Giunia
    Chiara Skerath (Sopran) Lucio Cinna
    Paolo Fanale (Tenor) Lucio Silla
    Franco Fagioli (Countertenor) Cecilio
    Le jeune choeur de Paris
    Insula Orchestra
    Laurence Equilbey Dirigent
    Rita Cosentino Regisseur


    27 April 2016 um 20:00
    Theater an der Wien


    2 Mai 2016 um 20:00
    Château de Versailles: Royal Opera House

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  • Lieber Caruso, auch von meiner Seite vielen Dank dafür, dass Du immer wieder auf neue Stimmen hinweist. Für mich, der ich nicht der große Stimmenexperte bin und auch keinen Überblick über die aktuelle Sängerriege habe, sind diese Hinweise sehr wertvoll.


    Für Lucio Silla hätte ich sofort Karten gebucht, aber leider ist das nur eine konzertante Aufführung - schade. :(

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Für mich, der ich nicht der große Stimmenexperte bin und auch keinen Überblick über die aktuelle Sängerriege habe, sind diese Hinweise sehr wertvoll.


    Für Lucio Silla hätte ich sofort Karten gebucht, aber leider ist das nur eine konzertante Aufführung - schade. :(


    Lieber Bertarido, nun stapelst Du aber tief. ;) Aus Deinen Berichten höre ich sehr wohl Sachverstand über Gesang heraus. Auch ich möchte Dich zum Besuch der konzertanten Auführung von "Lucio Silla" ermuntern. Und zwar aus dem Grunde, dass man bei so einer Gegelegenheit eine sehr genaue Vorstellung davon bekommt, ob wer singen kann oder nicht.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen habe ich einen Don Giovanni gehört, den man schnell wieder vergessen würde, wäre da nicht ein wirklich außergewöhnlicher Don Ottavio zu erleben gewesen: Paolo Fanale. Ein echter Edelmann vom Scheitel bis zu Sohle. Er singt mit sehr feiner Stimmführung und Hingabe diese Partie, die dramatisch ja so wenig hergibt und kaum Chancen zur Charakterisierung bietet, männlich und kraftvoll dabei aber ungemein sensibel. In "Dalla sua pace" verzauberte er mit feiner Phrasierung und schönen Farben, vor allem mit einer sinnlichen voix mixte.
    Der Ernst, mit dem er die undankbare Partie anlegte, stach erfreulich gegen d'Arcangelos - auch gesanglich - ziemlich eindimensionalen Macho-Giovanni und Pisoronis - auch gesanglich merkwürdig undisziplinierten - Kasper-Leporello ab.


    Eine wirklich erfreuliche Wiederbegegnung mit dem Tenor


    Das Bild zeigt ihn mit der Donna Anna von Carmela Remigio.


    Caruso41

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  • Lieber Caruso,


    herzlichen Dank für die Vorstellung von Paolo Fanale. Klingt alles sehr interessant und vielversprechend. Hoffen wir, dass der Strahlemann die Erwartungen auch auf Sicht einlösen kann. Deine Analyse seiner stimmlichen und darstellerischen Fähigkeiten ist selbstverständlich zunächst einmal eine gute Empfehlung.
    Junge italienische Tenöre sind ja rar wie Juwelen und meist nach kurzer Zeit auch in ähnlicher Preislage. "Zauber der italienischen Oper" wird in diesem Jahr im Konzert des Künstlertreffens der Gottlob-Frick-Gesellschaft geboten. Als Solist hatte ich den von mir im Forum bereits vorgestellten Tenor Vincent Schirrmacher bereits verpflichtet. Dann kommt unerwartet seine Absage, weil er in Wien nicht freibekommt. Nach langer schwieriger Suche wurde uns Riccardo Rados
    aus befreundeten Künstlerkreisen empfohlen.
    Die Vita dieses gerade mal 24jährigen Tenors ist naturgemäß noch sehr dünn: " Riccardo Rados wurde 1992 in Triest geboren und schließt zur Zeit sein Gesangsstudium am Konservatorium "Giuseppe Tardini" in Triest ab. Er gastiert
    bereits an bekannten Opernhäusern in bedeutenden Partien. Seine erfolgreiche Europa-Tournee, in der er den Cavaradossi in Puccinis "Tosca" sang, hat ihn laut Presseberichten schlagartig als einen wunderbaren Tenor mit einem himmlischen Belcanto bekannt gemacht. Aufgrund dieses Erfolges wurde er zu einer Sommertournee in Griechenland und einer zweiten Euopa-Tournee als Pinkerton in "Madame Butterfly" verpflichtet."
    Wir hörten ihn nur in technisch nicht gut gelungenen Aufnahmen aus einem italienischen Opernabend in der Philharmonie Berlin. (Weitere Aufnahmen sind uns nicht bekannt.) Was wir hier jedoch hörten, hat uns alle elektrisiert: Ein für dieses Alter kaum glaubliches Volumen der Stimme, leichte Höhe mit großer Strahlkraft und dem typischen italienischen Schmelz, dazu noch erstaunliche Belcantokultur und ein betörendes Timbre. Trotz dieses ausgezeichneten ersten Höreindrucks blieben bei uns Restzweifel, ob der "Junge" das anspruchsvolle Programm bei uns auch schafft. Sicherheitshalber haben wir die vorgesehenen Arien und Duette aus "Othello" gestrichen und durch einen Programmblock aus "La Bohème" ersetzt.
    Haltet uns bitte die Daumen, dass alles am Konzertabend auch wirklich klappt. Da es bei der Gottlob-Frick-Gesellschaft eine vordringliche Zielsetzung ist, junge, hochbegabte Sänger durch Auftrittsgelegenheiten zu fördern, haben wir diesen Teil der Aufgabe dann auf jeden Fall erfüllt. Wobei es immer ein Stahlbad für junge Sänger ist, vor den zahlreich anwesenden Sängerlegenden zu bestehen. Ist dies gelungen, werden die jungen Sängerinnen und Sänger von den Großen liebevoll verstärkt, motiviert und gelegentlich auch gefördert.
    Da eine ganze Reihe von Taminos bei diesem Konzert anwesend sein werden, wird sicherlich über Auftritt und Ankommen von Riccardo Rados berichtet. In jedem Fall ist es schön, dass am Opernhimmel neue italienische Sterne aufsteigen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Riccardo Rados wurde 1992 in Triest geboren und schließt zur Zeit sein Gesangsstudium am Konservatorium "Giuseppe Tardini" in Triest ab. Er gastiert
    bereits an bekannten Opernhäusern in bedeutenden Partien.


    Lieber Operus
    von dem Mann habe ich bisher nichts gehört.
    Bei Operabase ist er noch nicht mit Einträgen notiert.
    Aber wenn er Dir empfohlen wurde, werdet Ihr sicher viel Freude an ihm haben.


    Paolo Fanale scheint es ja inzwischen schonin die vorderste Reihe geschafft zu haben. Er singt nicht nur in Rom, Florenz und Palermo. Er ist in der Deutschen Oper Berlin , an der Covent Garden in London und eben bei den Salzburger Festspielen aufgetreten. Im September wird er in Berlin bei der Neuinszenierung von Cosi fan tutte mitwirken.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen habe ich einen Don Giovanni gehört, den man schnell wieder vergessen würde, wäre da nicht ein wirklich außergewöhnlicher Don Ottavio zu erleben gewesen: Paolo Fanale. Ein echter Edelmann vom Scheitel bis zu Sohle. Er singt mit sehr feiner Stimmführung und Hingabe diese Partie, die dramatisch ja so wenig hergibt und kaum Chancen zur Charakterisierung bietet, männlich und kraftvoll dabei aber ungemein sensibel. In "Dalla sua pace" verzauberte er mit feiner Phrasierung und schönen Farben, vor allem mit einer sinnlichen voix mixte.

    Lieber Caruso41, diesen deinen Live-Erindruck kann ich so leider nicht teilen (ich war in der Vorstellung am 7.8 drin) und der großteil des anwesenden Publikums wohl auch nicht. Gerade "Dalla sua pace" war viel zu robuust und mit nur wenig Noblesse gesungen, der Applaus war mäßig. Die zweite Arie gelang ihm dann wesentlich besser (tolle mühelose Kadenz nach dem langen Ton ohne zwischeatmen, hier klnag die Stimme wirklich frei und weich) und für mich war es auch der beste Sänger des Abends, aber am Ende war der Applaus für ihn geringer als für die beiden Donnas und vor allem den Donnerbass von Hildebrando d'Arcangelo (der meiner Meinung nach langsam mal auf den Komtur und den Giovanni seinem Diener Leporello überlassen sollte...)
    Vielleicht gelang ihm das "Dalla sua pace" in deiner Aufführung besser als in meiner, das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, aber von einem wirklich sensationell guten Ottavio scheint er mir noch ein ganzes Stück entfernt, auch den Ensembles, er wirkte auf mich noch etwas unfertig.


    P.S.: Beim Pisaroni ist die ein Schreibfehler unterlaufen, vielleicht kann das ein Moderator noch korrigieren. (Ich kenne deine Signatur, aber bei Eigennamen bin ich etwas pingelig.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Schön, dass Du auch Deine Eindrücke mitgeteilt hast, lieber Stimmenliebhaber!
    Sie sind ja nicht so ganz unterschiedlich zu meinen.

    ....und für mich war es auch der beste Sänger des Abends, .....


    Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen habe ich einen Don Giovanni gehört, den man schnell wieder vergessen würde, wäre da nicht ein wirklich außergewöhnlicher Don Ottavio zu erleben gewesen: Paolo Fanale.


    Dann schreibst Du:

    ...., aber von einem wirklich sensationell guten Ottavio scheint er mir noch ein ganzes Stück entfernt, auch den Ensembles, er wirkte auf mich noch etwas unfertig.....


    Da würde ich nicht mal wiedersprechen.
    "Wirklich sensationell gute Ottavios" - also je auf ihre Art soetwas wie das Ideal - waren unter den Ottavios, die ich gehört live habe, vielleicht Burrows, Wunderlich. Gimenez und Kraus, auch noch Gedda und Cesare Valletti.


    In dem "Don Giovanni" ins Salzburg - bot nach meinem Eindruck - Paolo Fanale die einzige sängerische Leistung des Abends, die ich erwähnenswert fand. Darum habe ich auch keinen Bericht über die ganze Aufführung geschrieben, sondern nur angemerkt, dass ich einen "wirklich außergewöhnlichen Don Ottavio" in Salzburg gehört habe. Und im Feld der Tenöre unserer Tage ist er doch "außergewöhnlich"?
    "Sensationell gut" würde ich ihn noch nicht nennen.
    Du hast Recht, wenn Du vor allem darauf verweist, dass er in den Ensembles "noch etwas unfertig" wirkte. Aber in der Produktion, in der alles holzschnitthaft wirkte, mag das nicht verwundern.


    Mit besten Grüßen


    Carus041

    ;) - ;) - ;)


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  • Ja, er war auch der einzige Sänger, der mich interessierte (die drei Damen zum Beispiel gar nicht, der Komtur war eine Frechheit, zu Herr und Diener habe ich schon etwas angedeutet), aber bis zur Pause war ich nach dem Youtube-Bohei doch etwas enttäuscht von ihm. Die zweite Arie ("Il mio tesoro") war dann aber wirklich lohnend. Wenn er die ganze Partie so singen kann wie diese Arie an diesem Abend, ist er ein ganz Großer. Trotzdem fand ich die doch fast demonstrative Zurückhaltung des Publikums bei ihm beim Applaus bemerkenswert - ich weiß nicht, wie das bei dir war.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • "Wirklich sensationell gute Ottavios" - also je auf ihre Art soetwas wie das Ideal - waren unter den Ottavios, die ich gehört live habe, vielleicht Burrows, Wunderlich. Gimenez und Kraus, auch noch Gedda und Cesare Valletti.


    Fehlt hier nicht einer der ganz großen Interpreten des Ottavios, nämlich Anton Dermota, der doch gerade mit dieser Rolle immer wieder in Verbindung gebracht wird?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Fehlt hier nicht einer der ganz großen Interpreten des Ottavios, nämlich Anton Dermota, der doch gerade mit dieser Rolle immer wieder in Verbindung gebracht wird?


    Herzlichst
    Operus

    Für mich nicht. Für mich fehlen da zwei ganz andere: Leopold Simoneau (Salzburg 1957 unter Mitropoulos, dafinde ich ihn wesentlich besser als Dermota 1954 unter Furtwängler) und Peter Schreier (in zahlreichen Aufnahmen). Dass Schreier mitunter etwas "fleischlos" und "neutral" klingt, passt zum Charakter des Don Ottavio ganz hervorragend.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Fehlt hier nicht einer der ganz großen Interpreten des Ottavios, nämlich Anton Dermota, der doch gerade mit dieser Rolle immer wieder in Verbindung gebracht wird?


    Für mich nicht. Für mich fehlen da zwei ganz andere: Leopold Simoneau (Salzburg 1957 unter Mitropoulos, dafinde ich ihn wesentlich besser als Dermota 1954 unter Furtwängler) und Peter Schreier (in zahlreichen Aufnahmen). Dass Schreier mitunter etwas "fleischlos" und "neutral" klingt, passt zum Charakter des Don Ottavio ganz hervorragend.




    Lieber Operus, lieber Stimmenliebhaber!
    Sorry: In der Partie des Ottavio habe ich weder Dermota noch Simoneau live gehört. Wenn es denn aber generell um ideale Interpreten des Ottavios ginge, würde ich Simoneau selbstverständlich nennen.
    Dermota? Da gefällt mir, was Henscheid über seinen Ottavio geschrieben hat, besser als die Aufnahmen, die ich von ihm kenne (Furtwaegler, Böhm, Krips).
    Live gehört habe ich hingegen Schreier. Wenn auch nur in einer Aufführung. Ihn habe ich schlicht vergessen in meiner Aufzählung.
    Auch vergessen habe ich Haefliger. Aber vielleicht gehört er auch nicht ganz in diese Liga - so kultiviert und intelligent er die Partie auch gesungen hat.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Sorry, ich möcht nicht unbedingt das Aussehen eines Sängers in den Vordergrund stellen, aber wenn hier schon drüber geschrieben wurde, dann kann ich zum Attribut "Sexiest man alive" nicht schweigen. Das trifft durchaus auf die wunderbaren Portraitaufnahmen eines Meisters seines Fachs zu (oder sind die vielleicht schon etwas älteren Datums ?)- Beim Youtube Clip in Beitrag 3 ist indes nichts davon zu bemerken. Hier würde ich eher eine Neigung zu Übergewicht sehen und der Gesichtsuadrucj ist auch nicht so unterschwellig erotisch wie auf den Fotos.
    Kommen wir zur Stimme. In der Tat ist auch mein erster Eindruck, sie wäre etwas "hart" und "vordergründig" - Genau das mag aber auf der Opernbühne als Vorteil wirken. Bei gut vorbereiteten Studioproduktionen bekommt man das ohnedies optimal in den Griff....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Jetzt werde ich aber langsam neugierig auf den Wundermann.


    Wenn die Stimme etwas Härte besitzt, muss das kein Nachteil sein. Die Geschmeidigkeit kann auch bis zu einem gewissen Grade erlernt werden. Wichtiger scheint mir, dass die Stimme ein persönliches Timbre besitzt, dass es keine voce bianca ist, was leider oft vorkommt. Den Rest machen eh die Managar.


    Wir dürfen uns aber in jedem Fall freuen, wenn neue Talente nachwachsen. Also drücken wir dem schönen jungen Mann die Daumen!


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Wenn die Stimme etwas Härte besitzt, muss das kein Nachteil sein. Die Geschmeidigkeit kann auch bis zu einem gewissen Grade erlernt werden. Wichtiger scheint mir, dass die Stimme ein persönliches Timbre besitzt, dass es keine voce bianca ist, was leider oft vorkommt


    Lieber Sixtus! Hast Du die Youtube-Aufnahmen gehört oder beziehst Du dich nur auf unsere Charakterisierungen?
    Was waren denn Deine Eindrücke?


    Den Rest machen eh die Managar.


    Was macht denn der Manager? Ich denke, dass für die Geschmeidigkeit und das Timbre eher der Gesangslehrer oder -coach zuständig ist.


    Gute Nacht
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,


    die Stimme verspricht für die Zukunft einiges, vor allem an Wachstum an Volumen - und damit an das Hineinwachsen in das Lirico-Spinto-Fach. Ob die persönliche Farbe einem Edgardo gewachsen ist, wird sich zeigen. (Das Timbre ist doch weitgehend unveränderlich, kann allenfalls veredelt werden.) Aber der Rest ist doch abhängig von einer ruhigen, unforcierten Entwicklung. Wenn er sich nicht verheizen lässt, werden wir noch viel von ihm hören.


    Zumindest kann ich in den nächsten drei Wochen noch die istrische Adria genießen, nachdem die Saison vorüber ist. Dann sehen wir weiter...


    Also bis Mitte September! Herzliche Grüße von Sixtus

  • Auf Youtube habe ich tatsächlich eine Aufnahme gefunden, in der Paolo Fanale neben Javier Camarena singt und Abbado dirigiert!



    Salzburg 2012


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!



  • Jetzt habe ich Paolo Fanale in der neuen Produktion der Deutschen Oper Berlin von "Cosi fan tutte" hören können und will kurz meinen Eindruck mitteilen.


    Paolo Fanale singt einen aussergewöhnlich lyrischen Ferrando; sein geschmeidiger, sehr angenehm timbrierter und ausgeglichener Tenor wird mit wunderbarem Legato und feinem Stilgefühl geführt. Schon in der Mittellage aber vor allem in der Höhe entwickelt er eine herrlicher Strahlkraft. In einigen dramatischen Momenten kann er auch kraftvoll auftrumpfen und dramatische Akzente setzen; da deutet er sein Potenzial für größere Partien an. Aber da scheint es ihn nicht hin zu drängen. Er genießt förmlich, Mozarts wunderbare melodische Einfälle nachzumodellieren. Besonders die fein gesponnenen, leicht melancholisch umflorten Pianophrasen verzauberten.
    Zudem ist Fanale ein fabelhafter Ensemble-Sänger, der seine Stimme seinen Partnern - das waren insbesondere Nicole Carr (Fiordiligi) und John Chest (Guglielmo) - trefflich anzupassen weiß.
    Eine Leistung, die den Vergleich mit großen Rollenvorgängern nicht zu scheuen braucht.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Orfeo!

    Am Sonntag, 27.09. um 20.00 Uhr im live-stream und danach 48 Stunden abrufbar


    Maria Stuarda mit Diana Damrau, Salome Jicia und Paolo Fanale

    Hab besten Dank für diesen Hinweis. Das ist ja gleich wegen zwei Sängern interessant:

    Einmal wegen Paolo Fanale, von dem es noch wenig Aufnahmen im Belcanto-Fach gibt, das seiner Stimme ganz besonders gut zur Geltung bringt.

    Leider gehört die Maria Stuarda allerdings nicht zu den stärksten Werken Donizettis - und der Roberto bietet dem Tenor keine besonderen Möglichkeiten.

    Aber dann freue ich mich auch auf die Georgierin Salome Jicia, die ich mit der Dorliska und der Fiordiligi gehört habe. In beiden Partien hat sie mir ganz vorzüglich gefallen.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Schallplattenaufnahmen oder Videomitschnitte sind von ihm meines Wissens noch keine im Handel. Ich bin froh, dass ich die Rundfunkübertragung von Ambroise Thomas' "Mignon" mitgeschnitten habe, da singt Fanale neben Damrau und Koch einen sehr hörenswerten Wilhelm Meister.
    Bei Youtube sind inzwischen einige Videos zu finden, die ihn in kurzen Szenen vorstellen. Nicht durchweg in guter Qualität. Ja, und dann gibt es vor allem natürlich das immer wieder angeklickte Video:


    Da will ich doch mal dieses Thema aktualisieren.


    Lieber Caruso41,

    Mignon in Genf habe ich am 13. Mai 2012 gesehen, natürlich nicht wegen Fanale sondern wegen Damrau. Damals zumindest war sein Französich noch nicht 100% perfekt, aber er hat mir gut gefallen.


    zu den Mitschnitten, da gibt es einige Gesamtaufnahmen)


    Berlioz : "Roméo et Juliette"

    "Falstaff" (Fenton) in Wien


    Im Handel sind zwei Aufnahmen

    Georg Friedrich Händel (1685-1759): Rodelinda, 2 CDs  Giuseppe Verdi (1813-1901): Falstaff, DVD jpc.de


    "O Blonde des Cérès" Les Troyens Wien 2018

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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