Die Dirigenten der Independent Labels

  • Dieser Thread ist sozusagen der Parallelthread zu:
    Dirigenten-Ikonen unserer Zeit - eine Bestandsaufnahme
    Wir sind tagtäglich mit Dirigenten umgeben, welche uns sehr vertraut sind, von denen wir die Mehrheit des Nischenrepertoires - aber nicht nur - serviert bekommen. Dennoch wird ihnen im Allgemeinen nicht jene Aufmerksamkeit zuteil, die sie eigentlich verdienen würden. Dem Übelstand soll durch Eröffnen eigener Threads abgeholfen werden und einige dieser Künstler werden dadurch sicher bekannter als sie derzeit sind. Einige Threads zu diesem Thema wurden bereits gestartet - mit eher mäßigem Echo. Ungeachtet dessen möchte ich dieses geplante Projekt durchziehen, bei den Sängern klappt es ja eigentlich ganz ordentlich, bei den Pianisten mit Vorbehalt, also sollte sich so etwas auch bei den Dirigenten durchsetzen lassen??


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist irgendwie typisch für Klassikhörer. daß sie sich am liebsten mit den 5 "berühmtesten" Dirigenten befassen und den Rest irgendwie negieren. Allerdings gibt es hier im Forum einige aktive Mitglieder die sich immer wieder bemüht haben unbekannte oder beinahe vergessene, ebenso wie "Newcomer" vorzustellen. Auch hier war die Resonanz eher verhalten - eupemistisch ausgedrückt. Und ich schliesse mich hier nicht aus.
    Wenn nämlich ein Dirigent nicht mal eine einzige CD aufgenommen hat und nur eine regionale Bedeutung hat, dann ist es schwierig Interese zu erwecken und Aufmerksamkeit für ihn zu bekommen.
    Daher sollte man bei der Auswahl "fast unbekannter" Dirigenten pragmatisch vorgehen und eine Auswahl treffen, nämlich von unbekannten Dirigenten mit hohem Potential. Es ist durchaus so, daß zahlreiche Dirigenten bereits Tonaufnahmen gemacht haben, aber irgendwie niemals direkt in den Fokus eines Forums, einer Zeitung oder etwas Ähnlichem geraten sind.
    cpo, Naxos, Brilliant, aber auch Chandox, Hyperion, Toccata, Oehms und Alpha sind hier ein guter Nährboden, Einige Label habe ich mit Sicherheit vergessen wofür ich um Nachsicht bitte.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    es ist schwierig, hier Namen zu benennen, denn die allerwenigsten Dirigenten nehmen heutzutage noch "exklusiv" für ein Label auf.


    Pietari Inkinen könnte ich aufführen, der für Naxos hervorragende Sibelius-Aufnahmen eingespielt hat, er hat aber auch einzelne CDs bei EMI (Warner) oder Hänssler aufgenommen.


    Zwei Namen kann ich nennen: Einmal Bela Drahos, der für Naxos u.a. die Beethoven Sinfonien aufgenommen hat. Das ist allerdings ca. 20 Jahre her. Frage also: Passt er ins "Anforderungsprofil"?


    Nächster Name: Gerd Schaller, der mit der von ihm gegründeten Philharmonie Festiva für Hänssler u.a. alle Bruckner Sinfonien, die letzten beiden Sinfonienvon Franz Schubert oder das sehr hörenswerte Requiem von Franz von Suppé auf CD veröffentlichte.
    Aber auch hier stellt sich mir eine Frage: Ist Hänssler "noch" ein "Independent Label"?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich wollte es auch nicht soo genau fixiert wissen. Mir ging es darum, da den Dirigenten der kleineren Label nicht jener PR Apparat zur Verfügung steht, einen gewissen Ausgleich zu schaffen. Von Ausnahmen abgesehen verbleiben die "Kleinlabeldirigenten" ihr Leben lang bei diesen, schaffen nicht den Sprung in die "internationale Szene" - und wollen das in vielen Fällen auch gar nicht,, Tamino ist vielleicht auch nciht so marktpräsent, wie das in solchen Fällen nötig wäre - aber dem Sorung vom "Geheimtip" bis hin zum landesweit bekannten Dirigenten . das schaffen wir.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vor allem würde ich die Antwort auf die Frage eher an den Dirigenten ausrichten. Auch darauf, dass die vielleicht noch gar keine, oder nur wenige, oder hier keine verfügbaren Aufnahmen gemacht haben. In Jena z.B. hat mich der Dirigent Nicholas Milton begeistert. Der ist ursprünglich Geiger. Und hat einige zauberhafte Violinaufnahmen gemacht. Hier nicht verfügbar. Die Dortmunder Philharmoniker hätten ihn gerne als Chef gehabt, die Stadt entschied sich für Gabriel Felz, ein weiterer Unbekannter, der exzellent musiziert. Jak van Steen war in Dortmund ein fabelhafter Dirigent, ein paar wenige Platten gibt es auch von ihm und den Dortmunden.


    Ich sehe es als problematisch an, die Verfügbarkeit eines Orchesters oder eines Dirigenten anhand von CD- oder Plattenaufnahmen festzumachen. Das hat noch nie funktioniert. Viel wichtiger wäre es zu verhindern, dass Rundfunkarchive aus Platzgründen ihrer alten Bänder löschen. Das ist der wahre Kulturverlust. Wie sieht's denn asu mit der Verfügbarmachung alter Aufnahmen mit dem großen Fritz Riger (Bruckners 9 kämen da z.B. zusammen)? Einzelne Anthologien von Yuri Ahronowitsch sind ja mittlerweile verfügbar, wie sieht's aus mit Hiroshi Wakasuki oder Wilfried Bötcher (Beides oft gehörte Namen meiner Rundfunkkindheit)? Es fiel immer schon viel unter den Tisch und wird es weiter tun. Wenn dieser Thread dazu beitragen solll, der muiskalischen Verblödung eines interessierten Publikums durch Labelgepushte Stars entgegenzuwirken bin ich gerne dabei.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas
    Ich bin nicht in allen Punkten Deiner Meinung, bestehe aber nicht darauf recht zu haben.


    Beginnen wir beim Spannungsverhältnis Live-Konzert vs Platten- oder CD Aufnahme:


    Zitat

    Ich sehe es als problematisch an, die Verfügbarkeit eines Orchesters oder eines Dirigenten anhand von CD- oder Plattenaufnahmen festzumachen. Das hat noch nie funktioniert.


    Ursprünglich war es so, daß ein Interpret (in diesem Thread der Dirigent) vorerst durch seine Leistungen im Konzertsaal (Opernhaus) seine Klasse beweisenm musste. War er berühmt, dann rissen sich die Leute um seine Aufnahmen.
    Heute ist die Tonaufnahme oder der Videoclip das Medium um sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Tonaufzeichnung ist das Geschäft - Der Liveauftritt die PR-Kampagne, mit der sich im Verhältnis zum Aufwand nur wenig Geld verdienen lässt oder der Lebensinhalt eines Interpreten, der von Stadt zu Stadt reist - üblicherweise von lokaler Provinzstadt zu lokaler Provinzstadt - und durchaus Erfolg hat - im oft selbst gesetzten Rahmen. Weltberühmt wird man indes erst, wenn man einen Vertrag mit einem Major-Label (wie immer maan das definiert) hat.


    Zitat

    Viel wichtiger wäre es zu verhindern, dass Rundfunkarchive aus Platzgründen ihrer alten Bänder löschen. Das ist der wahre Kulturverlust


    Ja und nein. Immer wieder wird beklagt, daß Aufnahmen gestrichen werden. Da gibt es dann Heuelen und Zähneknirschen.
    Und warum passiert das ? Weil gewisse Aufnahmen einfach nicht gekauft werden !!
    Der Kulturzerstörer ist also der Käufer, bzw Sammler.....


    Zitat

    Wenn dieser Thread dazu beitragen soll, der muiskalischen Verblödung eines interessierten Publikums durch Labelgepushte Stars entgegenzuwirken bin ich gerne dabei.


    Trotz meiner Skepsis weiter oben, glaube ich, daß wir auf gutem Weg sind und gewisse Teilerfolge verbuchen konnten.
    Eine gewisse Indolenz des Klassikpublikums ist allerdings ein idealer Wegbereiter für das Abwürgen von Karierren, bzw für das Zerstören von Erinnerungen an große Namen von einst.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke, dass die Bedeutung eines Dirigenten heute weitaus weniger von einem Exklusivertrag mit einem der großen Labels abhängt als noch zu Zeiten von Karajan und Co. Man sieht das schon daran, dass viele der weltweit bedeutendsten Symphonieorchester mit entsprechend renommierten Chefdirigenten inzwischen ein eigenes Label haben. Natürlich haben die drei Majors Universal, Sony und Warner in Bezug auf Vertriebswege und Marketing-Etat immer noch einen großen Vorsprung, aber ob das gerade im Klassik-Bereich mit einem durch Zeitschriften wie FonoForum und Grammophone sowie diverse Internet-Foren gut informierten Käuferkreis entscheidend ist?


    Das ändert nichts daran, dass eine Zusammenstellung der Dirigenten bei den vielen Independent-Labels ein interessantes Unterfangen ist. Beim niederländischen Label Challenge Records ist zum Beispiel Jaap van Zweden unter Vertrag, designierter Music Director des New York Philharmonic Orchestra. Ich persönlich schätze auch sehr Jan Willem de Vriend, Chefdirigent des Netherlands Symphony Orchestra (oder, wie es eigentlich seit 2014 heißt: HET Symfonieorkest), dort übrigens als Nachfolger von van Zweden.


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es gibt ja auch nicht Dirigenten der independent Labels schlechthin.
    Skrowaczewski hat Bruckner und Beethovenzyklen bei Oehms (aber die sind wohl noch bei Arte Nova produziert worden, das genau genommen ein BMG/Sony-Sublabel war), vorher und seither aber auch bei anderen Labels (Reference u.ä. audiophile).
    Zinmans Beethoven und Schumann war bei Arte Nova, vorher hatte er schon etliche Aufnahmen bei anderen Labels, der Mahler kam dann beim RCA label (was auch zu Sony gehört)
    Mackerras hat für Hyperion, aber auch Telarc, EMI/Virgin, Archiv u.a. aufgenommen.


    Drahos hat bei Naxos auch noch Schubert und einige Haydn-Sinfonien eingespielt.
    Müller-Brühl (verstorben) war ein weiterer "Naxos-Dirigent" (hauptsächl. Bach und Mozart)
    Tintners (verstorben) Bruckner-Zyklus war einer der ersten Naxos-Aufnahmen von orchestralem Mainstream-Repertoire, die gewisse Aufmerksamkeit erregten.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Vor allem würde ich die Antwort auf die Frage eher an den Dirigenten ausrichten. Auch darauf, dass die vielleicht noch gar keine, oder nur wenige, oder hier keine verfügbaren Aufnahmen gemacht haben. Ich sehe es als problematisch an, die Verfügbarkeit eines Orchesters oder eines Dirigenten anhand von CD- oder Plattenaufnahmen festzumachen. Das hat noch nie funktioniert. Viel wichtiger wäre es zu verhindern, dass Rundfunkarchive aus Platzgründen ihrer alten Bänder löschen. Das ist der wahre Kulturverlust... wie sieht's aus mit Hiroshi Wakasuki oder Wilfried Böttcher (Beides oft gehörte Namen meiner Rundfunkkindheit)?
    Liebe Grüße vom Thomas :hello:



    Dieser Beitrag und diese Sätze haben mich dazu bewogen, hier in die gleiche Kerbe zu hauen. Viele Dirigenten meiner Jugend und meiner frühen Zeit im Ruhrgebiet sind so independent, dass es praktisch gar keine Aufnahmen von ihnen gibt.
    Da ist zuerst zu nennen der große Kapellmeister der Rheinoper, der weit über 90 wurde und lange dirigiert hat: Arnold Quennet. Der konnte alles, und er konnte es gut. Jede Eitelkeit war ihm fremd; ein Grandseigneur am Pult. Hiroshi Wakasugi war eine Zeit lang Chefdirigent des Kölner Rundfunksinfonieorchesters. Ich habe ihn kennengelernt, als er mir in Düsseldorf eine Karte zu Ravels "L´enfant et les sortilèges" schenkte und er sehr glücklich war, dass ich ihn erkannte. Einige Wochen später wurde sein Ravel dann in einer deutschen Fassung im Radio gesendet, mit Helen Donath als Kind (die Traumbesetzung überhaupt). Zum Glück habe ich die noch.
    In meiner Jugend habe ich alle Telemann-Ouvertüren gehört, die der WDR mit der Cappella Coloniensis eingespielt hatte. Auch die habe ich noch und höre sie gerade alle im Auto. Hier waren die Dirigenten Hanns-Martin Schneidt, Gabriele Ferro, Hans-Martin Linde, Günter Wich, Wilfried Böttcher. Z.T. wurden sie auf CD gepresst, aber ich weiß nicht, ob sie noch angeboten werden. Auch verschiedene Haydn-Sinfonien hat die Cappella Coloniensis eingespielt, alles vor der Hogwood-Aufnahme.
    Meine Opernzeit als Hörer in Gelsenkirchen war geprägt von Samuel Bächli, einem Schweizer, und seiner Kollegin Cosima Osthoff. Ob das nun La Calisto oder der Parsifal war, es war immer spannend und gut gemacht.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Zitat

    Es gibt ja auch nicht Dirigenten der independent Labels schlechthin.


    Das ist durchaus richtig, aber was gemeint war, indes in einem Threadtitel nur schwer aussagekräftig unterzubringen ist, sind jene Dirigenten, die entweder mit einem Orchester von regionaler Bedeutung - oder aber mit gar keinem - dauerhaft verbunden sind, die aber relativ gut im Geschäft sind, teils wegen ihrer Vielseitigkeit, teils wegen ihrer Zuverlässigkeit, teils wegen ihres - wenngleich oft lediglich regionalen - guten Rufs. Oft entspricht diese Art von Karriere auch dem Wunsch des Künstlers: ein festes Stammpublikum, eine Professur an einer nahegelegenen Hochschule und gelegentlich die eine oder andere CD-Aufnahme für ein Budget- oder Independent Label. Hier in krassem Gegensatz zu jenen Kollegen gesetzt, wo der Name der Dirigenten am Plattencover oft größer gedruckt ist, als jener des Komponisten.
    Ich komme kurz zu den bereits genannten Namen
    Ich zitiere den Beginn des deutschsprachigen WIKI Artikels über Georg TINTNER:
    Georg Tintner war jüdischer Abstammung. Er studierte in Wien Musik, unter anderem bei Felix Weingartner und Joseph Marx, und wurde dort sowohl vom „Wiener Klang“ der Philharmoniker als auch von deren Repertoire geprägt, insbesondere durch die Wiederentdeckung und beginnende Pflege der Originalfassungen der Sinfonien Anton Bruckners.


    Tintner hatte also schon eine gewisse positive Vorprägung, die ihm nach seiner Emigration einen gewissen Ruhm im Ausland bescherte. Interessant ist, daß er sich nach dem Krieg nicht mehr in Europa integrieren konnte oder wollte - und dass offensichtlich keine Plattenfirma von Weltrang (Naxos wurde erst später zu einer solchen) Interesse an ihm zeigte (oder aber auch umgekehrt - wir wissen es nicht)
    Tintner ist aber ein gutes Beispiel, dass er in Insiderkreisen niemals wirklich vergessen wurde. Oder etwa doch ?
    Im Tamino Klassikforum hat er bis heute keinen eigenen Thread, obwohl Naxos ihm eine 12teilige "Tintner Edition" gewidmet hat, weit über den Rahmen von Bruckner hinaus.
    Zu Helmut MÜLLER-BRÜHL gibt es indes ein oder 2 Threads, wo über seine Vorzüge, aber auch Schwächen geschrieben werden könnte - das Interesse scheint indessen ein schaumgebremstes zu sein. Das liegt allerdings auch daran, daß Verehrer von Dirigenten mit regionaler Reichweite, dieselben eher still bewundern als sich in einem Forum für ihre Idole zu engagieren, eine selbsterfüllende Propezeihung gewissermaßen.
    Es wurde das Label "Challenge Records" genannt. Ein gutes Beispiel, da stellvertretend für einige andere.
    Ein Künstler der für solch ein "Independent Label" aufnimmt ist mit dem Problem konfrontiert, daß seine Aufnahmen im Hochpreis-Segment angesiedelt sind, seine Aufnahmen als genau so teuer sind, wie eine Aufnahme mit einem weltberühmten Dirigenten und seinem ebenso welberühmten Orchester, er aber nicht über die Werbeabteilung eines Groskonzern gepusht wird. Auf der anderen Seite stehen ebenfalls gute Dirigenten, deren Mangel an Bekanntheit durch den Budgetpreis kompensiert wird.
    Der Beitrag ist schon sehr lang, daher unterbreche ich an dieser Stelle, obwohl es von meiner Seite noch viel zu sagen gäbe - aber vielleicht hole ich einiges davon zu einem späteren Zeitpunkt nach....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Es wurde das Label "Challenge Records" genannt. Ein gutes Beispiel, da stellvertretend für einige andere.
    Ein Künstler der für solch ein "Independent Label" aufnimmt ist mit dem Problem konfrontiert, daß seine Aufnahmen im Hochpreis-Segment angesiedelt sind, seine Aufnahmen als genau so teuer sind, wie eine Aufnahme mit einem weltberühmten Dirigenten und seinem ebenso welberühmten Orchester, er aber nicht über die Werbeabteilung eines Groskonzern gepusht wird. Auf der anderen Seite stehen ebenfalls gute Dirigenten, deren Mangel an Bekanntheit durch den Budgetpreis kompensiert wird.


    Das trifft nicht nur Dirigenten, sondern auch Solisten oder Kammermusik-Ensembles bei kleinen Labels. Aber trotzdem scheinen eine ganze Reihe von hochpreisigen Independent-Labels gut zu existieren. Ich denke da an Alpha, die sich durch aufwändig gestaltete CDs und Booklets abheben, an D&G, an Tacet (mit dem Alleinstellungsmerkmal der Real-Surroound-Technik), an Channel-Records und viele mehr. Offenbar ist der Markt auch in diesem Segment vorhanden. Ich habe in den letzten Jahren erheblich mehr Hochpreis-CDs von solchen Labels erworben als von den drei großen. Da waren es vor allem die Boxen, die in geradezu inflationärer Weise auf den Markt geworfen werden.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.