• Hallo!


    Vergangenen Sonntag vor einem sehr schönen Konzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters besuchten die beste Ehefrau von allen und ich die Einführung in die Konzertstücke. Mit dabei das 4te Klavierkonzert Beethoven. In dem Zusammenhang wurde die Rondo-Form erläutert, was mich später dazu bewog, mich etwas damit zu beschäftigen.
    Natürlich war eines der Beispiele der 3te Satz aus Beethovens Violinkonzert (ich hörte ihn in der Interpretation von Janine Jansen), aber auch die 22te Klaviersonate Beethoven (Rudolf Buchbinder). Als Grundlage meiner Aufmerksamkeit diente eine schöne Definition aus der Musikalischen Formenlehre von Hugo Leichtentritt:


    "Dem Rondo ist das Pathos der feierlichen Rede ebenso fremd wie die schüchterne Schlichtheit der täglichen Umgangssprache; man kann es eher vergleichen mit dem Konversationston einer gewählten Gesellschaft: munteres Geplauder, witzige Aperçus, geistreiche Pointen, steter Fluss der Rede ohne Stocken, taktvolles Vermeiden ungehöriger Themata, kurz die Kunst der geselligen Unterhaltung ins Musikalische übertragen, machen die Kunstform des Rondos aus."


    Damit konnte ich - zumindest bei den genannten Beispielen - etwas anfangen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ein Rondo ist erst einmal nur eine Abfolge unterschiedlicher Abschnitte, wobei ein Refrain wiederkehren muss. ABACADA... oder auch symmetrisch ABACABA.


    Ob die Musik den von Leichtentritt beschriebenen Charakter besitzt, ist m.E. von dieser Form unabhängig. Das "Rondeau" als vorletzter Satz der c-moll-Clavierpartita Bachs ist ein sehr energischer, beinahe ruppiger Satz. Die barocken Rondeaus, z.B. auch das Finale von Bachs E-Dur-Violinkonzert und ein Satz in der h-moll-Ouverture/Suite und meiner Erinnerung auch Charpentiers "Eurovisionsprelude" zeigen normalerweise noch die "Urform" ohne Überleitungen und mit oft wörtlich wiederholtem Refrain, zwischen den mehr oder minder kontrastierende Abschnitte geschoben werden.


    In der Klassik gibt es auch noch einige ähnlich "blockartige" Rondos (z.B. bei Haydn das "Kolo"-Finale im Quartett op.33/3, bei Beethoven die Finali des c-moll-Quartetts op.18/4 und der "Pathetique"-Sonate op.13, das ist aber schon freier), aber sehr häufig (wie etwa im 4. Beethovenkonzert) ist das sog. Sonatenrondo mit durchführungsartigen Abschnitten.
    Eine andere Variante könnte man "Variationsrondo" nennen; das gibt es vermutlich auch schon im Barock, aber mir fallen zwei brillante Beispiele Mozarts ein: Ein Satz mit Violinsolo aus der Haffner-Serenade, in dem die Geige beim widerkehrenden Refrain immer leicht abgewandelte Figurationen spielt (wenn ich recht erinnere, es ist jedenfalls mein Lieblingssatz aus der Serenade) und das Finale das Klavierkonzerts K 449 (auch einer meiner Lieblingssätze). Die entsprechen, wie viele Rondos der Klassik, auch im Charakter einigermaßen Leichtentritts Ausführungen.
    Aber es gibt eben auch schon in der Klassik Rondosätze, die zwar der Form, aber im Charakter kaum "munterem Geplauder" entsprechen: die Finali von Mozarts d-moll und Beethovens c-moll-Konzert (und m.E gehen auch die des 4. und 5. weit über munteres Geplauder hinaus), später Brahms d-moll-Konzert oder die "Rondo-Burleske" in Mahlers 9.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)