Das Tamino Klassikforum als verlängerter Arm der Plattenproduzenten ?

  • Unlängst wurde in unserem Forum der Vorwurf (?) erhoben, man habe gelegentlich den Eindruck, Tamino sei der verlängerte Arm der Tontträgerindustrie - vor allem weil einzelne Artikel nicht ausreichend in die Tiefe gingen.
    Obwohl dieses Statement erst vor kurzem gemacht wurde, konnte ich es bei meiner Recherche nicht finden, vermutlich wurden doch andere Schlüsselwörter benutzt.
    Hieraus ergeben sich 2 Fragen:
    1) stimmt dieser Vorwurf ?
    2) und wenn ja - was ist so schlimm daran ?


    Persönlich würde ich Punkt eins mit JA beantworten, wobei ich es nicht als Vorwurf sehe, sondern als Analyse, welche allerdings negativ gefärbt ist.
    Punkt 2 - hier würde ich mich dazu bekennen, daß ich gerne den Handlanger für die (klassische) Tonträgerindustrie abgebe - allerdings nur so lange, wie deren Ideologie mit meiner in Einklang zu bringen ist. Ich lasse mich ungern für mittelmäßige Imterpreten einspannen, die auf eine bestimmte Zielgruppe "designed" ist - bin aber jederzeit bereit Kleinlabels durch sachbezogene Artikel zu unterstützen, wenn das jewilige Produkt meine Zustimmung findet, bzw mein Gefallen erregt hat.


    Letztlich ist es ja so, dass wie beispielsweise einen unbekannten Komponisten der Vergangenheit noch so intensiv promoten können, wenn die Tonträgerindustrie uns nicht das entsprechende Material zur Verfügung stellt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke ähnlich wie du, lieber Alfred, und ich glaube, dass ich zu denjenigen zähle, die, zumindest in den letzten eineinhalb Jahren, hier im Forum im Rahmen meiner Erinnerungstätigkeit die meisten Empfehlungen ausgesprochen haben. Dabei habe ich aber alle, die ich empfohlen habe, wenn dies möglich war, vorher gehört, oder in vielen Fällen Aufnahmen empfohlen, die ich in meiner Sammlung habe und von daher immer empfehlen kann.
    In meinem zweiten Hauptbetätigungsfeld, der Besprechung von Beethoven-Klaviersonaten, sieht es ein wenig anders aus. Da kann es auch schon mal passieren, dass ich eine Aufnahme in all meiner laienhaften Kompetenz als weniger empfehlenswert einstufe.
    Ansonsten kann ich aber feststellen, dass ich bei Anschaffungen aufgrund von Empfehlungen anderer Forianer bisher eigentlich immer gut gefahren bin.
    Dass ich bisher Aufnahmen von verschiedenen "überprotegierten" Musikern nicht empfohlen habe, zeigt, dass ich mich keineswegs als verlängerter Arm der Plattenindustrie ansehe, zumindest, was minderwertige Aufnahmen anbetrifft.


    Liebe Grüße


    Willi


    P. S.: Eine Aufnahme, die ich in den letzten vier Stunden gehört habe und die ich vorbehaltlos empfehlen kann, ist diese:

    Eine grandiose Aufführung mit einer jederzeit auf der absoluten Höhe der Darstellungskunst befindlichen Sängerschar, einem formidablem Orchester und Dirigenten und einem grandiosen Chor.
    Was das vielleicht auch in der Darstellung von Opernaufführungen in den letzten Jahren Wichtigste ist:
    die Regie von Peter Stein, verbunden mit dem äußerst zutreffenden kargen Bühnenbild, wodurch der Fokus auf die reine Darstellung gelegt wurde, war m. E. über jeden Zweifel erhaben und legte mit den Grundstein dafür, dass trotz der Riesenbühne und der großen Darstellerzahl in vielen Szenen ein beklemmend intensives Kammerspiel zustande kam.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Unlängst wurde in unserem Forum der Vorwurf (?) erhoben, man habe gelegentlich den Eindruck, Tamino sei der verlängerte Arm der Tontträgerindustrie - vor allem weil einzelne Artikel nicht ausreichend in die Tiefe gingen.
    Obwohl dieses Statement erst vor kurzem gemacht wurde, konnte ich es bei meiner Recherche nicht finden, vermutlich wurden doch andere Schlüsselwörter benutzt.
    Hieraus ergeben sich 2 Fragen:
    1) stimmt dieser Vorwurf ?
    2) und wenn ja - was ist so schlimm daran ?

    Lieber Alfred,


    vielleicht meinst Du diese Bemerkung von mir, die ich unlängst in einem Sängerthread gemacht habe:

    Zitat von Caruso41

    Auf CD-Aufnahmen eines Sängers hinzuweisen hat doch meines Erachtens nur den gewünschten Effekt, wenn auch Höreindrücke, vielleicht sogar detaillierte Beschreibungen und sorgfältige Analysen mitgeteilt werden.


    Viele Threads sind ja zu Sammlungen von Cover-Bildern geworden. Mal um zu sagen, was man sich gekauft hat, und mal um mitzuteilen, was man gerade hört (wie genau hört man eigentlich, wenn man gleichzeitig im Forum chattet?). Ich frage mich schon: Wem nutzt das, wenn man sich so zum verlängerten Armen des Plattenhandels macht?
    Ich mag solche Threads gar nicht mehr ansehen.

    Und nun zu Deinen Fragen:
    ad 1: ob es ein Vorwurf ist, lasse ich mal dahin gestellt sein. Aber es ist eine Feststellung, die schon begründet ist.


    ad 2: schlimm finde ich es nicht. Nur einfach uninteressant. Warum soll ich einen Thread aufmachen, auf dem ich erfahre, was jemand gerade hört, wenn er nicht auch sagt, warum er das ausgewählt hat, was ihn daran interessiert und wie es ihm gefällt?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Bei allem Respekt vor dem Tamino-Klassik-Forum, um in irgendeiner Form Einfluss auf die Tonträgerindustrie zu nehmen sind wir - auch weil wir viele Chancen, uns zu profilieren nicht nutzen - leider viel zu schwach. Jeder Musikfreund, der die Empfehlungen hier im Forum liest und Kritiken und Rankings in den Fachmedien beachtet wird von diesen Urteilen beeinflusst. Deshalb sind die Empfehlungen - besonders auch kritisch vergleichende Betrachtungen - hier im Forum zumindest für mich eine Entscheidungshilfe, für die ich dankbar bin.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Unlängst wurde in unserem Forum der Vorwurf (?) erhoben, man habe gelegentlich den Eindruck, Tamino sei der verlängerte Arm der Tontträgerindustrie - vor allem weil einzelne Artikel nicht ausreichend in die Tiefe gingen.


    Diesen Eindruck habe ich nicht. Wenn ich es richtig verstehen, gibt es ja eine Werbepartnerschaft mit zwei großen Anbietern von offiziellen Tonträgern. Erträge fließen in den Betrieb dieses Forums und entlasten hoffentlich den Betreiber. Also muss und sollte auch Werbung sein. Die Einkaufslisten, die hier gelegentlich veröffentlicht werden, finde ich ehr verstörend. Aber ich kann verstehen, wenn jemand diesen Mitteilungsdrang hat. Daraus sprechen ja auch Begeisterung und Leidenschaft. An mir würde die Tonträger-Industrie verhungern. Ich kaufe inzwischen viel zu wenig, und wenn, dann meistens auf dem Amazon-Markplatz oder bei eBay. Wenn es hoch kommt, eine CD im Monat. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Das war nicht immer so. Deshalb hat sich mit den Jahren eine ganze Menge CDs angehäuft, was ich heute als Last empfinde. Peu à peu wanderten und wandern hunderte CDs zu den Gebrauchtverwertern, die auch immer weniger Titel haben wollen, oder sie werden schlicht verschenkt oder gar entsorgt, wenn sich keine Interessent findet. Diesen Weg werden früher oder später alle Sammlungen gehen. Sie sind nicht vererbbar. Darauf würde ich Gift nehmen! ;) Immerhin habe ich aber die CDs einmal gekauft und also der Industrie und den Finanzbehörden mit Mehrwertsteuer gedient. Was daraus wird, interessiert in diesem Kreislauf nicht mehr. Umsatz ist alles, nicht die kulturelle Bewahrung. Dies halte ich für nachdankenswert. Grundsätzlich bin ich aber dafür, dass CDs gekauft werden. Ich würde immer die Werbetrommel rühren. Auch wenn ich sie wieder ausrangiere. Schließlich hatte man ja seine Freude daran. Das ist doch was. :) Aber auch Freude hat ihre Zeit.


    Was hört Ihr gerade jetzt? An diesem Thread habe ich mich noch nie beteiligt. Wen interessierte es schon, was ich höre? ?( Zumal es da nur um offizielle Aufnahmen geht, die nur einen Teil dessen abbilden, was den Markt und das Erbe ausmacht. Ich finde es aber höchst achtbar und gut, wenn begründet wird, warum es sich denn lohnt, diese oder jene CD zu hören. Ich habe so meine Lieblings-Taminos, auf die ich gern vertraue, auch wenn ich dass nur selten äußere. Was ich höre, gibt es meistens gar nicht auf offiziellen Tonträgern. Was also dann? Ich habe eben beim Deutschen Rundfunkarchiv für nicht umsonst ;) an die hundert Balladen und Lieder von Carl Loewe in Rundfunkproduktionen erworben. Dafür gebe ich mein Geld aus. Aber auch diese Aufnahmen werden eines Tages in der Tonne landen - zumindest als mein Bestand. Im Archiv leben sie ja fort.


    Außerdem gibt es noch viele andere Möglichkeiten, etwas zu hören. ohne dass man es gleich als CD anschaffen muss.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Der verlängerte Arm der Tonträgerindustrie zu sein, wäre sogar ein Kompliment für unser Forum. Aber wir sind mit all unseren Käufen - manche mehr, manche weniger - viel zu unbedeutend. Selbst wenn jeder von uns monatlich die Hälfte seines Einkommens für Tonträger ausgeben würde, wären wir - bei all den großen und kleinen Labels die es derzeit gibt - immer noch völlig unbedeutend.


    Daher ist diese Meinung, wenn sie ernstgemeint wäre, nur eine Schmeichelei (die vielleicht manche freut).


    Herzliche Grüße -


    Erich

  • Hallo Caruso!


    Ich habe Deinen Beitrag seinerzeit nicht wahrgenommen. Jetzt da Du ihn erneut postest und Deine damalige Bewertung der von Dir abgelehnten Threads noch verstärkst, bin ich es mir schuldig, darauf zu reagieren.


    Das rührt zum Einen daher, dass ich diese von Dir nicht geschätzten Threads als äußerst kurzweilig empfinde und wie viele andere auch gerne bediene. Auch die Komponistenkette ist in Deinem Sinne sicherlich oberflächlich gestrickt. In erster Linie reagiere ich allerdings, um zu verstehen, was Dich leitet, diese Haltung derart geringschätzend zu äußern.


    Es wäre schön, wenn in einem Forum wie diesem jeder in einem abgesteckten Rahmen das leben könnte, was er möchte, ohne dass andere Mitglieder, dieses individuelle Interesse bewerten. Um dann noch (ich weiß, so hast Du es nicht geschrieben) die Rechtschaffenheit des anderen als Musikhörer in Frage zu stellen, wenn er gleichzeitig postet. Ist das nicht überhaupt meine Sache?


    Ich spüre durchaus den Impuls, auf all das einzugehen und "mich zu rechtfertigen" warum ich auch diese Threads gut finde. Aber - nimm´s mir nicht übel - ich sehe es nicht ein. Die Tatsache, dass Du eben diese Threads sehr häufig wahr nimmst, hat damit zu tun, dass einige (nicht wenige) offenbar gerne und regelmäßig dort einstellen und lesen.


    Es gibt viele Bereiche in Tamino, die auch mich nicht interessieren, die ich häufig geradezu als belanglos empfinde. Es käme mir allerdings nicht in den Sinn, eine grundsätzlich negative Bewertung dieser Threads zu kommunizieren (positiv sehr wohl!). Wer solche Abwertungen vornimmt, läuft immer Gefahr, den Eindruck zu erwecken, sich und seine Haltung über die anderer erheben zu wollen.


    Ich lese soweit ich sie wahr nehme all Deine Beiträge zu verschiedensten Diskussionen (auch in Diskussionen, die mich ansonsten nicht interessieren). Das hat einmal damit zu tun, dass sie inhaltlich meist sehr wertvoll und von umfangreichem Wissen getragen sind, was mir die Möglichkeit vermittelt, Wissen zu erwerben. Andererseits hat es auch damit zu tun, dass Du von mir als häufig ausgleichend, tolerant und bislang immer wertschätzend wahrgenommen wurdest.


    Vor dem Hintergrund dieser (meiner) Wertschätzung irritiert mich Deine Einlassung sehr. ?(


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Zitat

    Bei allem Respekt vor dem Tamino-Klassik-Forum, um in irgendeiner Form Einfluss auf die Tonträgerindustrie zu nehmen sind wir - auch weil wir viele Chancen, uns zu profilieren nicht nutzen - leider viel zu schwach.


    Das sehe ich völlig anders. Allerdings gibt es Einschränkungen, die andere Ursachen haben.


    Inwieweit ein "schwaches" Medium Wirkung ausübt hat - die dann letztlich doch keine Auswirkungen haben, mag folgende Geschichte erläutern.
    1998 startete die Erzdiözese Wien einen Klassiksender namens "Radio Stephansdom", der vor allem zu Beginn alles andere als professionell wirkte und zudem nur über einen relativ kleinen Tonträgervorrat verfügte.
    Die zuletzt beschriebene Schwäche war auch den Betreibern des Senders und denjenigen, die die Sendungen zu gestalten hatten, bewusst. Aber wie so oft bei solchen Projekten, war das Budget limitiert und man ersuchte um Spenden in Form von Klassik CDs. Man spendete - Allerdings vorzugsweise auslaufende Titel, gute CDs die man aber schon lange nicht verkauft hatte, und die man als "Ladenhüter" bezeichnen konnte.
    Diese CDs wechselten nun ihren Besitzer und wurden regelmäßig gesendet.
    Es ist anzumerken, daß der Sender in seinen Gründertagen (er sendete in Sachen Musik ausschliesslich Klassik - aber in Häppchen - wie bei einem Wunschkonzert) in Klassikkreisen gern belächelt wurde, ein Fakt der sich später ändern sollte.
    Plötzlich orientierten sich immer mehr Leute an den Programmen und jenen Interpreten, die bei Radio Stephansdom zu hören waren. Sie verwiesen beim CD-Kauf auf den Sender, der "das kürzlich gespielt" oder "empfohlen" hatte.
    Wiens Klassikläden standen nun vor der Situation, daß es genau jene CDs waren, nach denen die Leute verlangten, die man vor kurzem "ausgemustert" hatte.
    Dazu ist zu sagen, daß Radio Stephansdom zu jenem Zeitpunkt nur in Wien und Teilen Niederösterreichs zu empfangen war.


    Kommen wir zur Wirkung Taminos auf die Tonträgerindustrie. Letztere ist eigentlich nicht das Problem, das Problem sind die Klassikhörer. Waren sie in meiner Jugend auf die Wiener Klassik fixiert, so präferieren sie heute eher Bruckner, Wagner uns Schostakowitsch. Das ist natürlich übertrieben, stimmt aber im Kern. An eher unbekannten Kompinisten der Vergangenheit besteht - ebenso wie an der zeignössischen Musik wenig bis kein Interesse - ausgenommen sind natürlich "Randgruppen". Die werden von einigen Kleinlabeln (wobei "Klein" hier nur realtiv zu verstehen ist, gemessen an den internationalen Großkonzernen) ohnedies vorbildlich abgedeckt. Ob man damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit vorstossen kann . da habe ich so meine Zweifel.
    Tamino - in letzter Konsequenz doch eher ein "elitäres" Medium hat vielleicht das Problem, daß es für Otto Normalverbraucher zu intellektuell ist, daß ein bestimmter Kreis, der eigentlich zu uns passen würde, leider den Umgang mit Internet und Computer nicht beherrscht, und daß zahlreiche Eigenbrötler in der Szene sind, die einfach nicht "forentauglich " sind.
    Zum Ausgangspunkt des Threads: In gewisser Weise sind wir (hoffentlich positiv) in der Tat der verlängerte Arm der Tonträgerindustrie, das beweisen immer wieder die E-Mails mit an mich gerichteten Wünschen. Allerdings ist man nicht bereit, irgend etwas zum Nutzen des Forums beizutragen - und so suche ich mir genau aus, WESSEN verlängerter Arm wir sein wollen, abgesehen von anderen Aspekten, muß hier nicht nur die Qualität stimmen, nein das "Produkt" muß auch zu meinem Geschmack kompatibel sein, in mein musikalisches "Weltbild" passen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Caruso

    Zitat

    Lieber Alfred,
    vielleicht meinst Du diese Bemerkung von mir, die ich unlängst in einem Sängerthread gemacht habe:
    "Auf CD-Aufnahmen eines Sängers hinzuweisen hat doch meines Erachtens nur den gewünschten Effekt, wenn auch Höreindrücke, vielleicht sogar detaillierte Beschreibungen und sorgfältige Analysen mitgeteilt werden.


    Viele Threads sind ja zu Sammlungen von Cover-Bildern geworden. Mal um zu sagen, was man sich gekauft hat, und mal um mitzuteilen, was man gerade hört (wie genau hört man eigentlich, wenn man gleichzeitig im Forum chattet?). Ich frage mich schon: Wem nutzt das, wenn man sich so zum verlängerten Armen des Plattenhandels macht?
    Ich mag solche Threads gar nicht mehr ansehen."

    Lieber Caruso


    Besten Dank für Dein Feedback. Ja das war der Auslöser für diesen thread.


    Und ich nehme meinerseits gerne Stellung:


    Ich verstehe einerseits Deinen Standpunkt, vertrete aber eine eher pragmatische Sichtweise.
    Diese Threads werden sehr gerne auch von Aussenstehenden gelesen. Die Aussagekraft ist höher als allgemein angenommen. Wenn beispielsweise 5 Tamino Mitglieder eine gewisse Aufnahme in diesem Thread (kommentarlos) erwähnt haben, dann muss man sich schon fragen, was an dieser CD Besonderes ist - und ich gestehe, hier schon manche Anregung erhalten zu haben. Gelegentlich werden sogar einige Bemerkungen über eine Bestimmte Aufnahme gemacht.


    Erich Ruthner schrieb:

    Zitat

    Der verlängerte Arm der Tonträgerindustrie zu sein, wäre sogar ein Kompliment für unser Forum. Aber wir sind mit all unseren Käufen - manche mehr, manche weniger - viel zu unbedeutend. Selbst wenn jeder von uns monatlich die Hälfte seines Einkommens für Tonträger ausgeben würde, wären wir - bei all den großen und kleinen Labels die es derzeit gibt - immer noch völlig unbedeutend.

    IMO ist das eine völlige Fehleinschätzung, bzw Interpretation.


    Die Bedeutung eines Forums liegt nicht darin, wie viele CDs seine MITGLIEDER kaufen, sondern wie existierende CDs von ihnen BEURTEILT werden.
    Natürlich werden wir seichte "Crossover-Künstler" nicht desavouieren können. Zum einen ist ihr Anhang zu groß und ausserdem nicht unsere Zielgruppe. Solche Leute holen sich ihre Klassikanregungen nicht im Tamino Klassikforum, sondern in einer der unsäglichen (ich meinte natürlich "unzähligen".....) Showsendungen für Kreti und Plethi im Fernsehen.
    Aber die anspruchsvolleren Sammler werden mit hoher Wahrscheinlichkeit hier mitlesen, und teilweise ihr Konsumverhalten modifizieren.
    Internetforen sind eine stille, aber nicht zu unterschätzende Medienmacht. Ein deutsches Gericht stufte Internetforen sogar als "potentiell gefährlich" ein......


    Und in gewisser Weise sind sie das auch. So ist beispielsweise tendenziell zu beobachten, daß Ratschläge aus Foren mehr Glauben geschenkt wird als professionellen Kritikern....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es wäre schön, wenn in einem Forum wie diesem jeder in einem abgesteckten Rahmen das leben könnte, was er möchte, ohne dass andere Mitglieder, dieses individuelle Interesse bewerten. Um dann noch (ich weiß, so hast Du es nicht geschrieben) die Rechtschaffenheit des anderen als Musikhörer in Frage zu stellen, wenn er gleichzeitig postet. Ist das nicht überhaupt meine Sache?

    Lieber WoKa,


    ich empfehle, mal den Zusammenhang anzuschauen, in dem ich die hier zitierte Bemerkung gemacht habe.


    Alfred hatte einen Thread für Raúl Giménez begonnen. Da er nicht mehr zu diesem großartigen Tenor geschrieben hat, als man bei Wikipedia nachlesen kann, hatte ich diese Threaderöffnung als lieblos bezeichnet.


    Dies konnte er verstehen, hat dann aber argumentiert:

    Zitat von Alfred_Schmidt

    « Da die Tonträgerindustrie eigentlich recht wenig tut, ihre verdienten Sängergrößen im Gedächtnis der Stimmenliebhaber wach zu halten, sind wohl Eigeninitaivene angezeigt. In Hinkunft sollten wir noch intensiver recherchieren und auf Sängergrößen. wie Raul Gimenez eine ist, hinzuweisen.


    Daraufhin habe ich geantwortet:

    Zitat von Caruso41

    ....... Inzwischen haben ja Gioconda, Manfred, Gaiferos und andere angedeutet, was die Qualität der Aufnahmen von Raul Gimenez ausmacht und warum es sich lohnt, sie zu hören. Da anzuknüpfen, habe ich Lust!
    Auf CD-Aufnahmen eines Sängers hinzuweisen hat doch meines Erachtens nur den gewünschten Effekt, wenn auch Höreindrücke, vielleicht sogar detaillierte Beschreibungen und sorgfältige Analysen mitgeteilt werden.


    Viele Threads sind ja zu Sammlungen von Cover-Bildern geworden. Mal um zu sagen, was man sich gekauft hat, und mal um mitzuteilen, was man gerade hört (wie genau hört man eigentlich, wenn man gleichzeitig im Forum chattet?). Ich frage mich schon: Wem nutzt das, wenn man sich so zum verlängerten Armen des Plattenhandels macht?
    Ich mag solche Threads gar nicht mehr ansehen.


    Ich hatte nicht die Absicht, eine Diskussion über Was-höre-ich-gerade-Threads loszutreten. Mir ging es allein darum, klar zu machen, dass wir die Erinnerung an Sängergrößen nicht wachhalten, wenn wir einfach ihre CD-Cover abbilden und nichts mitteilen über unsere Erfahrungen mit ihnen oder über unsere Meinung zu ihrer Kunst und ihren Qualitäten. Das war mein Punkt!!!


    Dann habe ich - nur um den Punkt abzugrenzen - die Zusatzbemerkung über Was-höre-ich-gerade-Threads gemacht. Das war aber nicht mein Punkt. Nicht ich, sondern Alfred hat daraus ein Thema gemacht. Meinetwegen soll ruhig jeder mitteilen, was gerade auf seiner Steroanlage läuft. Nachdem ich festgestellt habe, dass niemand sagt, warum er das ausgewählt hat, was er daran mag und wie es ihm gefallen hat, mag ich - wie ich geschrieben habe - solche Threads gar nicht mehr ansehen.


    Wenn Du das als Vorwurf gelesen hast, ist das Dein Problem! Sorry!!


    Vielleicht ist das Verfolgen dieser Threads ja für Musikkonsumforscher spannend. Es könnte ja helfen zu klären, wie viel dicke Brocken von Sibelius, Mahler und Elgar oder Schostakovitsch der Mensch an einem Vormittag direkt nacheinander verträgt! Es könnte auch Hinweise auf Moden und Konjunkturen geben...


    Bitte "Chacun à son goût" oder wie ich als Berliner sage: „Jeder nach seinem Chacun.“
    Und das war ja auch Dein Anliegen! Oder?


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso, ist hat sein Gutes, wenn Beiträge nicht gelesen werden. :) Jedenfalls ist es niemandem aufgefallen, dass ich in Beitrag 5 ein Zitat von Alfred Schmidt Dir zugeschlagen habe. Wir wissen, wie das passiert. Das Zitat im Zitat, welches dann wiederum von einem Dritten zitiert wird, löst sich gern von seinem ursprüngliche Verfasser - wenn nicht aufgepasst wird. Obwohl kein Anstoß daran genommen wurde, ist mir eine Richtigstellung dennoch wichtig, auch wenn in dem falsch gebrauchten Zitat Deine Auffassung zumindest inhaltlich angerissen sein mag.


    Um Nachsicht bittet Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Tamino sei der verlängerte Arm der Tontträgerindustrie [...] stimmt dieser Vorwurf ?


    Ich denke, die Frage ist eindeutig mit "nein" zu Beantworten.


    Das liegt meiner Einschätzung nach zuvorderst daran, daß die Tonträgerindustrie als solche nicht in einer solch einheitlichen Form existiert, als daß ein Online-Forum als 'Arm' zur Verwirklichung ihrer Unternehmensziele (also hauptsächlich: Platten verkaufen) herhalten könnte. Eher möglich wäre das schon für einzlene Plattenlabels. Das würde dann aber bedingen, daß Du oder Deine Moderation entweder auf dem Gehaltszettel dieser Labels stünden oder sich aber, etwa aus persönlicher Sympathie, freiwillig verpflichtet fühlten, deren Verkäufe durch wohlwollendes Erwähnen der hauseigenen Veröffentlichungen anzukurbeln.


    Ich wage anzunehmen, daß dem nicht so ist.


    Dessen unbeschadet dürfte manches Klassiklabel dem Tamino-Forum als Meinungs-Multiplikator quasi mit Kompetenz-Bonus (etwa verglichen mit dem 08/15-"Tolle Platte!"-Amazon-Rezensenten) aber durchaus freundlich gegenüberstehen, denke ich. Nur daß von Seiten der Labels eben keine Steuerung erfolgt, womit das Bild vom Arm verfehlt ist. Zumindest hoffe ich das... ;)

  • Lieber Caruso, ist hat sein Gutes, wenn Beiträge nicht gelesen werden. Jedenfalls ist es niemandem aufgefallen, dass ich in Beitrag 5 ein Zitat von Alfred Schmidt Dir zugeschlagen habe. Wir wissen, wie das passiert. Das Zitat im Zitat, welches dann wiederum von einem Dritten zitiert wird, löst sich gern von seinem ursprüngliche Verfasser - wenn nicht aufgepasst wird. Obwohl kein Anstoß daran genommen wurde, ist mir eine Richtigstellung dennoch wichtig, auch wenn in dem falsch gebrauchten Zitat Deine Auffassung zumindest inhaltlich angerissen sein mag.


    Lieber Rheingold,


    genau so hatte ich mir das auch vorgestellt.
    Also: kein Problem!!!
    Ich amüsiere mich eher, wie jetzt aus einer Nebenbemerkung eine Diskussion entwickelt wird, in der der ursprüngliche Kontext, in dem die Bemerkung stand, gänzlich ausgeblendet wird. Vielen reicht ein Stichwort, um ihre Meinung zu schreiben.


    Dabei wäre mir gerade dieser Kontext eine echte Herzensangelegenheit. Was jetzt diskutiert wird, interessiert mich eher weniger.


    In dem Thread, in dem ich diese jetzt von Alfred und anderen zitierte Bemerkung gemacht habe, habe ich heute endlich - wie versprochen - mal ein bisschen was über Raúl Giménez geschrieben. Wenn darüber diskutiert würde, das würde mich viel mehr interessieren.


    Na, warten wir's ab!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Nun ja, das Schöne an einem forum ist ja, dass es (hoffentlich) für alle interessante Ecken bietet.
    Die Relevanz des Forums für Tonträgerindustrie vermag ich nicht einzuschätzen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Aufnahmen, die ansonsten nicht gerade häufiger besprochen werden, weil es z. B. Nischenrepertoire ist, eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren. Und man muss doch auch ehrlich sagen, dass es eine Reihe großartiger Aufnahmen gibt, die es verdient haben, zumindest einmal erwähnt zu werden. Natürlich ist es schön, die Gründe zu erfahren, warum einem etwas an der Aufnahme oder an einem bestimmten Werk liegt, aber ich denke, dass man nicht unterschätzen darf, dass es ja eine Reihe von Mitlesen gibt, die ein Interesse daran haben, einen Eindruck vom Spektrum der Neuerscheinungen etc. zu erhalten. Und wenn jemand mitteilen möchte, was er soeben erworben hat, warum denn nicht? Ich kann es mir meist nicht verkneifen, von Zeit zu zeit auf neue Erwerbungen hinzuweisen oder zu vermerken, was ich gerade eingelegt oder zu Ende gehört habe. Manchmal schreibe ich wenige Sätze, warum ich es gehört habe/ hören werde, meist aber nicht, weil ein großer Teil dieser Einspielungen ohnehin früher oder später auch in einem anderen thread landet ...


    Um auf die Eingangsfrage einzugehen. Mag sein, ist m. E. nicht schlimm und geschieht auch eher unbewusst. Wenn das Ergebnis ist, das Werke, die einem persönlich wichtig sind, auf diesem Wege zumindest eine andere Person erreichen, so hat es sich doch schon gelohnt.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich schaue die "Was höre ich gerade" und "Neuerwerbungen"-Threads zwar durch und hole mir die eine oder andere Anregung dort. Interessanter fände ich es aber auch, wenn nicht nur Cover-Bilder gepostet, sondern zumindest ein paar Sätze dazu geschrieben würden. Daher warte ich mit Ungeduld auf die von Alfred angekündigte Forenrubrik, in der man Kurzrezensionen von CDs und hoffentlich auch DVDs verfassen kann. Da diese Rezensionen dann sicherlich nicht nur positiv ausfallen werden, hätte sich auch der Vorwurf erledigt (wenn es denn einer ist), der verlängerte Arm der Plattenindustrie zu sein.


    Ansonsten sehe ich es wie Alfred: ein Label, das eine lobenswerte Veröffentlichungspolitik betreibt, durch positive Erwähnung zu unterstützen, empfinde ich durchaus als eine Aufgabe eines solchen Forums. Wenn dadurch ein paar Käufe von Mitlesenden erzeugt werden, ist das umso besser. Die Majors werden es nicht spüren, kleinere Labels aber vielleicht schon.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Bertarido schrieb:

    Zitat

    Ich schaue die "Was höre ich gerade" und "Neuerwerbungen"-Threads zwar durch und hole mir die eine oder andere Anregung dort. Interessanter fände ich es aber auch, wenn nicht nur Cover-Bilder gepostet, sondern zumindest ein paar Sätze dazu geschrieben würden

    Ich sehe das ähnlich, aber selbst ohne erläuternde Texte haben die geposteten Beiträge einen gewissen Aussagewert. Zum einen sieht man die Interessen der Mitglieder - was mir die Erstellung neuer Threads erleichtert. Zum anderen finde ich immer wieder neue (oder aber auch alte) CF- Veröffentlichungen, die mir bei der Recherche entgangen sind - oder auf die ich vergessen habe. Das dürfte vielen Leuten ausserhalb des Forums auch so gehen - deshalb ist die Einschaltquote bei diesem Thread auch so signifikant hoch.....



    Zitat

    Daher warte ich mit Ungeduld auf die von Alfred angekündigte Forenrubrik, in der man Kurzrezensionen von CDs und hoffentlich auch DVDs verfassen kann

    Die Verzögerung hat 2 Gründe:
    Erstens bin ich mir über die künftige Struktur nicht im klaren
    Zweitens lähmt eine schwere Erkrankung meiner Mutter (88plus) derzeit meinen Geist.


    Ich werde aber noch im Februar diesen Bereich einrichten.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !