Folgender Ausspruch gab den Anstoß für diesen Thread:
ich sch ße auf alles, was mit Religion zu tun hat, und höre jetzt [...]
Ich bin zwar ein gänzlich unreligiöser Mensch, glaube an kein höheres Wesen und stehe auch der Kirche als Institution sehr kritisch gegenüber. Trotzdem liebe ich viele, viele Werke, die dem christlichen Glauben ihre Entstehung verdanken und einen unmittelbar religiösen Gehalt haben, ganz besonders. Das gilt für Architektur und bildende Kunst, aber auch für die Musik. Viele Messen und insbesondere Requiems gehören zu den ergreifendsten Musikstücken, die ich kenne. Ob das ein Widerspruch ist, habe ich mich oft gefragt. Kann man geistliche Musik überhaupt in all ihren Dimensionen erfassen, wenn man nicht religiös ist? Kann man die in einem Requiem in Töne gesetzten Gefühle der Angst vor der ewigen Verdammnis und des Trostes durch die Verheißung von Erlösung und ewigem Leben nachempfinden, wenn man selbst nicht daran glaubt? Ich denke schon, auch wenn bei mir eine Distanz zu dem dort Gesungenen immer vorhanden ist. Ebenso wie ich Stunden der Verzückung vor einer Bellini-Madonna verbringen kann oder vor der Erhabenheit einer gotischen Kathedrale auf die Knie sinken möchte, auch wenn ich in dem Bild nur eine Frau mit Kind sehe und nicht die Muttergottes, und in der Kathedrale ein Stück überwältigende Architektur und nicht ein Gotteshaus.
Mich würde interessieren, ob es hier noch andere Ungläubige gibt, die dennoch geistliche Musik lieben. Und wie sehen dies die Gläubigen unter uns?