Hallo!
Irgendwie habe ich heute Nacht einen Hang zur Poesie. Liegt vielleicht an den "Lyrischen Stücken" von Edvard Grieg (Gilels), die ich gerade höre.
Es wäre schön, wenn hin und wieder ein Gedicht hier eingestellt würde, das demjenigen, der den Beitrag einbringt, etwas (Positives) bedeutet. Das muss nicht groß erklärt werden, kann aber.
Auch Kommentare sind zugelassen - allerdings nur solche, die das Positive verstärken.
Achtung: Das ist ein Harmonie-Thread!
Ich mache den Anfang mit dem Gedicht "Stufen" von Hermann Hesse, das - zumindest auszugsweise - sicherlich jeder kennt. Hesse hat es im Mai 1941 nach langer Krankheit geschrieben. Ich kenne bislang kein Gedicht, das so positiv der Melancholie des Abschieds die Sinnhaftigkeit des Wandels und der Weiterentwicklung gegenüberstellt.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Gruß WoKa