Die eine Stelle, die alles verdirbt

  • Was ich mit dem Threadtitel meine? Vielleicht geht es nur mir so, aber vielleicht kennen es auch andere: Eine eigentlich tolle Interpretation (bei generell schlechten fällt es nicht ins Gewicht) weist an einer bestimmten Stelle einen "unverzeihlichen", zumindest aber gravierenden interpretatorischen Fehler auf, der den Gesamteindruck verdirbt.


    Mein Lieblingsbeispiel dafür ist die legendäre Einspielung des "Lied von der Erde" unter Klemperer, wo bei ja eigentlich magischen Ende es auf einmal klingt wie bei venezianischen Gondoliere (und das, wo das Stück ein eher chinesisches Kolorit haben sollte): Kitsch pur, wie schlechter Italo-Western, und so habe ich das auch noch bei keiner anderen Einspielung gehört.


    Hier der YouTube-Link direkt zu entsprechenden Stelle.


    Dies ist für mich ein echter Wermutstropfen in dieser Aufnahme, der mich aus dem Schluss doch immer wieder herausreisst, weswegen ich diese Aufnahme nicht als Referenzaufnahme schätzen kann.


    Wie geht es euch? Habt ihr auch so eure "Stellen"?


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Die Mandoline (oder was das ist) ist ein wenig hervorgehoben, weil sie sonst leicht untergehen würde. Da das die Einspielung des Werks ist, die ich am längsten und am besten kenne, bin ich es so gewohnt und es hat mich nie gestört. Die Zupfinstrumente sind bei dieser Aufnahme durchweg hervorgehoben, etwa auch im Mittelteil "Von der Schönheit", für mich eher problematisch, nicht deswegen, sondern weil Klemperer hier zu breit und wuchtig ist.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ein Stück verderben kann auch der Komponist selber. Die 9. von Dvorak hat einen, wie ich finde, sehr hässlichen Schluss. Auch der Schluss von Dessaus "Lukullus" mit einer heulenden Maschine unbekannter Herkunft ist kein Meisterstück.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)