Vergleich menschliche Stimme - Instrumente

Salut,

ich hoffe, Du bist nicht beleidigt: Ich wusste, dass Du auf diesen dummen Spruch reagieren würdest. Auch ich habe in letzter Zeit verwundert des öfteren andere instrumentale Vergleiche mit der menschlichen Stimme vernommen, wenngleich mir ad hoc keiner einfällt.

M. E. ist dieser Spruch auf die Clarinette zutreffend. Welches Instrument - bitte schön - hat soviele Ausdrucksmöglichkeiten? Und so einen umfangreichen - auf das Gesamtspektrum der menschlichen Stimme bezgogenen - Tonumfang? Ich möchte weder andere Instrumente, geschweige denn die menschliche Stimme, dadurch abwerten.

Sicherlich sind Instrumente nicht deswegen entwickelt worden, um der menschlichen Stimme möglichst nahe zu kommen - es ist lediglich ein VERGLEICH.

Ulli

Zitat

Original von salisburgensis
Eben schrieb Ulli im neuen Thread über die Klarinette:

Das wird auch von etlichen anderen Instrumenten behauptet. Ich finde es überhaupt erstaunlich, dass dieser Vergleich, menschliche Stimme vs. Instrument, immer wieder herangezogen wird. Was ist also dran an der Stimme des Menschen? Und warum müssen sich Instrumente an der menschlichen Stimme messen? Warum versucht man überhaupt Instrumeten zu machen, deren Klang so nah wie möglich an der Stimme liegt??

Ich glaube kaum, dass man versucht, solche Instrumente bewußt zu bauen. Die Klarinette entstand ja aus dem Chalumeau (Schalmei), und bekam den Namen weil sie angeblich wie ein Clarintrompete von fern klang (heute nur im Diskantregister ansatzweise nachvollziehbar).

Zur Vorbildfunktion der menschl. Stimme: Hattest Du nicht selbst dieses Telemann-Zitat in deiner Sig?

viele Grüße

JR

Salut Ulli

1.
Ich glaube, dass es wirklich der Ehrgeiz vieler Instrumentenbauer gewesen ist, möglichst viele Qualitäten der menschlichen Stimme in ihre Instrumente "einzubauen". Das sind keine leeren Phrasen.

2.

Zitat

Welches Instrument - bitte schön - hat soviele Ausdrucksmöglichkeiten?

Dasjenige, von dem ich eigentlich noch öfter den Vergleich mit der menschlichen Stimme gehört habe - das Cello!

Hallo,

ich hab mich nicht besonders mit diesem Thema befasst, aber hätt man mich ad hoc auf der Straße befragt, welches Instrument der menschlichen Stimme am nächsten kommt, hätte ich auch das Cello - und nicht die Klarinette genannt.

Freundliche Grüße aus Wien

Alfred

Salut Theo,

sicherlich hat die menschliche Stimme als eine Art "Vorlage" gedient... was läge auch näher? Welches "Instrument" ist reiner und vielfältiger? An irgendetwas muss man sich ja schon orientieren.

Aber - zur Beuhigung für Salis - eine perfekte Kopie wird es niemals geben können, es werden lediglich einzelene Elemente der menschlichen Stimme als "gutes Beispiel" herangezogen, sofern eine Imitation überhaupt Intention eines Instrumentenbauers ist. Das bezweifle ich nach wie vor.

Cello hmpf... also dann doch eher die Blasinstrumente... oder streicht jemand mit einem Bogen über die Stimmbänder???

Liebe Grüße
Ulli

Salut Ulli

Zitat

Cello verwirrt hmpf... also dann doch eher die Blasinstrumente... oder streicht jemand mit einem Bogen über die Stimmbänder???

Und welches Blasinstrument hat einen dem menschlichen Brustkasten vergleichbaren Resonanzkörper?

...immerhin wird dieselbe Luft verwendet...

Salut,

ich krieg mich nicht mehr...

Ich habe mal im google eingegeben "Der menschlichen Stimme am nächsten", Ergebnisse:

Zitat

Das Saxophon gilt als Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten kommt.

Zitat

Vasks liebt die der menschlichen Stimme am nächsten stehenden Instrumente, wie beispielsweise Flöte und Cello, am meisten

Zitat

Sein [Till Brönner] Instrument ist die Trompete, von der man sagt, daß sie der menschlichen Stimme am nächsten sei.

Zitat

Von der Arbeit der Hände eines Geigenbauers wird aus einem Stück eines Baumes der ca. 250 Jahre heranreifte ein Klangkörper, der der menschlichen Stimme am nächsten ist.

Zitat

Man sagt, die Oboe komme der menschlichen Stimme am nächsten. Tatsächlich kann man mit ihr vieles ausdrücken: Freud und Leid, Trauer und Schmerz, ...

Zitat

Tage alter Musik in Herne
Im Mittelalter zählte die Traversflöte zu den beliebtesten Instrumenten, weil sie der menschlichen Stimme am nächsten kam

Zitat

... wenn man bedenkt, daß die Posaune der menschlichen Stimme am nächsten kommt.

Zitat

Die Klarinette ist das Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten kommt.

Zitat

Die Beobachtung, daß ihre beiden Blasinstrumente [Zink und Trompete] zu ihrer Zeit jeweils mutmaßlich jene waren, welche der menschlichen Stimme am nächsten kamen und kommen, ...

Zitat

Die bundlosen Instrumente kommen dem Klang der menschlichen Stimme am nächsten,

Zitat

neu ist die Pfeifenorgel, die als Summe von Blasinstrumenten der menschlichen Stimme am nächsten steht.

Zitat

Ich spiele Alphorn, weil es das Instrument ist, das der menschlichen Stimme am nächsten kommt.

Zitat

Er spielte diesmal nicht auf der Gambe, sondern auf alten Streichinstrumenten, das älteste ein mittelalterlicher Rebab aus Afghanistan - angeblich dem Klang der menschlichen Stimme am nächsten -

Ich denke, das reicht... ich seh's ja ein.

Ulli

Zitat

Original von salisburgensis
Sehr beeindruckende Liste, danke Ulli!

@JR
Das Chalumeau hat nichts mit der Schalmei zu tun. Das Chalumeau ist Ende des 17. Jh. aus der Blockflöte entstanden. Ein wichtiger Unterschied ist z.B. die Anzahl der Rohrblätter zur Tonerzeugung, die Schalmei hat zwei, das Chalumeau nur eines. Nur so am Rande....

Ist aber offensichtlich derselbe Wortstamm. Mir war nicht bewußt, dass "Schalmei" tatsächlich eine präzise Bezeichung für ein Instrument war. Ich dachte, das wäre eher so auf dem level von "Flöte", was Block, Quer- Pan, was weiß ich noch sein kann.
Die Blockflöte hat aber doch gar kein Blatt, sondenr eine "Block"???

viele Grüße

JR

Cello und Klarinette.
Die beiden Instrumente werden imo wirklich oft als Vergleich der menschlichen Stimme aufgeführt. Aber andere Instrumente widerum auch ****

Ist es denn nicht Ansichtssache? -
Es ist doch sowieso objektiv schwer zu sagen,welches Instrument WIRKLICH der menschlichen Stimme am nächsten ist.

Desweiteren würde mich die Frequenzlage (in Hz) interessieren.
Die menschliche Stimme gegen die Instrumente.

Zitat

Desweiteren würde mich die Frequenzlage (in Hz) interessieren.

Hallo Klassikliebhaber,

der Frequenzumfang sagt nichts über den Klang aus, sondern nur etwas über die Tonlage, wie schon die Bezeichnung andeutet.

Grüsse
Walter

Ich würde sagen, auf Klarinette trifft der Vergleich in ganz besonderem Maße zu! Auch Saxophon muss daher gewisse Ähnlichkeiten mit der menschlichen Stimme haben, weil es ja der Klarinette klanglich recht nahe steht.
Und als Kronzeugen für meine Behauptung rufe ich Hector Berlioz auf: Dieser komponierte in seiner Mammutoper "Les Troyens" den Auftritt der klagenden Andromache, Witwe Hektors, als Pantomime mit Soloklarinette, anstatt die menschliche Stimme einzusetzen.

Erst später kommen Cello, Viola, Flöte, die auch ein paar Ähnlichkeiten zur Stimme haben, meiner Meinung nach.

Vermutlich ist es einfach so, dass wir Menschen auf die menschliche Stimme fixiert sind - eh klar!

Hallo,

die akustisch nächste Verwandschaft mit der menschlichen Stimme kann ich bei der Trompete feststellen.

In meinen Aufnahmen von Louis Armstrong, King Oliver und ganz besonders der alten Duke Ellington Band kann ich vom Hören her manchmal nicht mit Gewissheit entscheiden erkennen, ob gewisse Passagen zum Trompetensolo gehören oder zum Scat-Gesang des Gesangssolisten. Nahezu identisch.

Uwe

Von der Violine wurde das auch behauptet - und zumindest bei den Aufnahmen von A.S. Mutter hört sich das fast schon an, als ob hier
jemand singen würde.
Der Vergleich mit der Violine (oder generell den Streichern) ist nicht ganz unpassend, weil man (genauso wie mit der Stimme) mit der Intonation knapp daneben liegen und durch Misstöne seine Zuhörer quälen kann.

Und überhaupt: Es kommt doch ganz auf die Stimme an. Die eine Stimme
klingt wie ein Fagott, eine andere wie eine Flöte und eine dritte klingt nach Katzenflöte oder rostiger Gieskanne.

Kleiner Exkurs:
Dass Instrumente immer mit der menschlichen Stimme verglichen werden - ich persönlich find das nicht so prickelnd - , hat seinen Ursprung in der frühen Kirchenmusik, wie es heute noch in der russisch-orthodoxen Kirche zu sehen/hören ist.
Dort gibt's folgende Begründung: Es gibt keine Instrumente in der Kirche, weil Gott nur mit dem besten Instrument gelobt werden kann - das wäre dann logischerweise das von Gott selbst geschaffene Problem -und das wiederum - tadaaa - ist die Stimme. Und deswegen wiederum mussten die Musiker, die ihre Kompositionen von der Kirche und in der Kirche bewilligt haben wollten, behaupten, dass ihre Instrumente der menschlichen Stimme sehr ähneln.

Liebe Grüße,
momo

Salut momo,

dieser Gott der menschlichen Stimme dürfte aber jener selbe sein - so es denn nur einen gibt -, der auch das Ebenholz, die Därme, Pferdehaare, das Metall [...] und die menschliche Fähigkeit, daraus ein tönendes Etwas [oder etwas Tönendes?] zu bauen, auf den Plan rief...

Ansonsten aber finde ich die Erklärung sehr hübsch!

Cordialement
Ulli