Französische Orgelmusik, Alain, Jehan

  • Hallo,
    ich halte es für sehr wünschenswert, wenn dieser Link gelesen würde.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Jehan_Alain


    Nr. 1 Litanies – bis 0:13 höre ich es als Einführung zum Thema; das Thema selbst von 0:14 – 0:22, was mehrmals wiederholt und noch öfter variiert wird. Die Akkordfolge/Harmonik des Themas beeindruckt mich sehr; nachdem ich keine Noten habe vermute ich, dass es gregorianischen Ursprungs ist und einer Kirchentonart zumindest nachempfunden ist. Das ganze, kleine Werk hinterlässt bei mir einen archaischen Eindruck.


    Nr. 2 Petite Piece – anfangs meinte ich zu hören, es würde sich um weitere Variationen des Themas aus Nr. 1 handeln, was aber nicht der Fall ist. Die Ähnlichkeit beruht m. E. darauf, dass auch hier die Gregorianik zugrunde liegt; die feine, fast zarte Registrierung höre ich als sehr ansprechend.


    Nr. 3 Le Jardin Suspendu – bei dieser zu Anfang in sehr hohen, aber nicht spitz klingenden Registern ist es gut vorstellbar, ganz abschalten zu können.


    Nr. 4 Deuxieme Fantasie (die 1, Fantasie kommt auf der 2. CD) - wenn ich meiner Fantasie nun freien Lauf lasse, befinde ich mich in einer sich in der Harmonik nicht festlegenden Klangwelt, die etwas aggressiver wird und mich zum Ende hin beruhigt.


    Nr. 5 Variations sur un theme de Clement Janequin – das durch die Registrierung sich deutlich abhebende Thema, bleibt auch in den Variationen gut erkennbar.


    Deux Danses a Agni Yavishta
    Nr. 6 1. Danse – die Rhythmik kann ich in den Balkanländern verorten, die Harmonik passt für mich eher etwas weiter östlich.
    Nr. 7 2. Danse – der langsame Teil erinnert mich an meditative Tänze, das trifft auch auf den figurierten Teil zu, der sich im Rhythmus kaum ändert.


    Nr. 8 1. Prelude Profane –ich kann mir dieses Präludium auch in einem religiösen Kontext vorstellen – die Registrierung ist sehr abwechslungsreich.


    Nr. 9 2. Prelude Profane – über weite Teile gibt es einen sich leicht ändernden Orgelpunkt, sodass für mich ein etwas meditativer Klangeindruck entsteht.


    Nr. 10 Choral Cistercien – analog den ursprünglichen Kirchen des Zisterzienser Ordens handelt es sich um einen einfach strukturierten Choral, der durch die angedeuteten Pausen den gemeinsamen, einstimmigen Gesang assoziiert.


    Nr. 11 Climat - ???, die Registrierung ist klangschön.


    Nr. 12 Monodie – das Pedal erzeugt den eintönigen Klang


    Nr. 13 Ballade en mode Phrygien – ohne Noten kann ich die Kirchtorart nicht definieren.


    Nr. 14 Choral Phrygien - die angedeuteten Pausen wie in Nr. 10 fehlen hier, aber der gleichförmig bleibende Rhythmus erzeugt einen ähnlichen Klangeindruck.


    Suite
    Nr. 15 Introduction et Variations – eine gut registrierte Einführung zu abwechslungsreichen Variationen, die sowohl in unterschiedlichen/rTempi, als auch Dynamik, Rhythmik und Registrierung Freude bereiten, ganz abgesehen von der wechselnden Harmonik.
    Nr. 16 Scherzo – es dauert eine Weile, bis der Charakter des Scherzos erreicht wird; ein „variiertes Ostinato“ trägt das Scherzo.
    Nr. 17 Choral – in Rhythmik, Tempo und Registrierung gestaltet Alain diesen Choral rückblickend auf große, bedeutende Vorbilder.


    http://www.ericlebrun.com/l-or…ntoine-des-quinze-vingts/


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Trois danses
    1. Joies – 5 aufsteigende Akkorde in einer etwas eigenwilligen Harmonik sind das musikalische Thema, was bis 0:56 nur geringfügig verändert, aber in anderer Registrierung, wiederholt wird, also gut erkennbar bleibt. In verschiedenen Tonlagen und Registrierungen wird das Thema, aber ohne Akkorde, z. T. ostinato-ähnlich variiert. Die Variationsmöglichkeiten werden extensiv ausgeschöpft, wobei auch nur noch Teile des Themas oder in einstimmiger Form verarbeitet werden, immer wieder jedoch ostinato-.ähnliche Strukturen zu hören sind, es aber nie zu einem wirklichen Ostinato kommt; erst ab 5:30 zieht dann das Tempo an, aber ab 6:25 zum Anfangstempo zurückkehrt, ich kaum einen wirklichen Tanzrhythmus erkennen kann und die „Freude“ für mich „auf der Strecke bleibt“.
    2. Deuils – mit Tempo largo über einem Orgelpunkt im Manual (tiefe Lage) spielt das Pedal in extrem tiefer Lage - und deswegen - eine schwer zu identifizierende Melodie Ab 2:15 erklingt die Melodie im Oktavabstand im Manual und Pedal akkordgeführt, was dann ab 2:51 eine Oktav höher und akkord-erweitert fortgeführt wird, es ist also quasi ein Emporkommen aus der tiefen „Trauer“ und ab 3:55 in etwa zum Anfang zurückkehrt. Ab 5:20 über dem tiefen Pedal-Orgelpunkt sphärenhaft hohe Klänge im Manual (und ich meine die Anfangsmelodie zu erkennen), das nun in einen bewegten, pointierten Rhythmus übergeht, aber erneut im Largo und ff ankommt. Ab 9:24 im Largo wieder die sphärenhaften Klänge, überzeugend registriert mit Schwellereinsätzen und mit einer sehr tonalen Harmonik; mit einem tiefen Oktavakkord im Pedal endet der Satz sehr ruhig und still. (Es hat einiger Anläufe bedurft, bis ich mit dem Stück klar kam.)
    3. Luttes – mit Anklängen aus Deuils beginnt der „Streit“, was sich in ff und synkopierten Rhythmen fortsetzt und massiv ausdrückt; dabei kommt auch Joies zu Wort/Gehör (Ostinati, die keine sind). Ein überaus abwechslungsreicher Satz, mit fast jazz-artigen Passagen und einem Schluss aus kurzen, akzentuierten ff-Akkorden (ich brauche keinen Anlauf um sofort begeistert zu sein).


    4. Intermezzo - ja, so stelle ich mir ein Intermezzo (ein Verschnaufen, ein „auf dem Boden zurückkommen“) vor - nach Trois danses, insbesondere nach Luttes. Sehr abwechslungsreich registriert, mit spielerisch und impressionistisch „dahingeworfenen“ Phrasen und Akkordverbindungen; ich möchte mich nicht in Details verlieren und damit die Leichtigkeit des Klangeindruckes behindern.


    Variations sur l’hymne „Lucis Creator“
    5. Theme – ich kenne den gregorianischen Hymnus nicht, vermute aber, dass hier nur ein Teil als Thema erklingt.
    6. Premiere variation – es ist insbesondere die andere Harmonik, auch erreicht durch die Umspielungen des Themas im Manual.
    7. Deuxieme variations – das Thema wird als Fuge verarbeitet, wobei die Harmonik weit erhalten bleibt.


    8. Berceuse sur deux notes qui cornent – mir fällt nur die Monotonie auf, auch die ungewöhnliche Registrierung.


    9. Grave - ist es eine Fuge? Auf jeden Fall steigt das Grave fugiert ins Pedal ab und die nicht sehr tonale Harmonik endet in einem überraschend klaren Mollakkord


    10. Lamento - das Thema wird sehr oft monoton wiederholt (und nachdem es ein Lamento ist, können es keine Variationen sein) - daran ändert auch die Registrierung nichts.


    11. Premiere Fantasie - nach anfangs im Manual sehr heller und etwas scharfer Registrierung, kommen ab 1:15 weiche Register mit Schweller - die Umstellung des Orgelklangs beginnt, unterstützt vom Pedal, schon bei 0:53. Das Anfangsthema wird variiert (was schon ab 1:15 zu hören war), aber nun ebenfalls sehr deutlich mit Registerwechsel und deutlicher Dynamiksteigerung. Ab 3:18 kommt ein sehr meditativer Klangcharakter, in dem die Fantasie auch endet.


    Prelude et Fuge
    12. Prelude – es wird der Klangcharakter der Fantasie übernommen, das Thema hat etwas Fragendes an sich, dabei wirkt der Orgelpunkt kurz vor dem Ende wie zusammenfassend/ versammelnd.
    13. Fuge – sehr kurz, aber wie ich höre „klassisch“.


    14. Choral dorien – da ich keine Noten habe, kann ich die Zusammenhänge der Harmonik nicht erkennen. Ich meine, die Registrierung ist der Kirchentonart angemessen, ebenso dem Choralcharakter.


    15. Aria – der Anfang ist mit Ostinati „durchwebt“; das Thema, sanglich kommt mir das nicht vor, wird variiert, wieder mit „wechselnden“ Ostinati und nicht nur kurzen Orgelpunkten.


    16. Postlude pour l‘office des Complies - das Stück verbreitet mit Tempo, Dynamik, Melodie, Harmonik und Registrierung die „Anforderungen“ an ein Nachspiel zur Komplet – nachdenklich, besänftigend, ruhig, besinnlich.


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz: Damit endet für mich die Reihe (verteilt über gut 4 Jahre) „Französische Orgelmusik“ in der Nachfolge von C. Franck.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler