Neuaufnahmen -- Top


  • Anja Harteros, Jonas Kaufmann, Ekaterina Semenchuk, Erwin Schrott, Ludovic Tezier


    Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano
    Label: Warner, DDD, 2015


    RONDO-MAGAZIN: "Echte Studioaufnahmen von Opern gönnt sich heutzutage eigentlich nur noch harmonia mundi, wenn René Jacobs eine weitere seiner erhellenden Lesarten auf Band bannen darf. Ansonsten aber handelt es sich bei Opern-Neuerscheinungen fast durchwegs um Live-Mitschnitte, denen ein Studiotag zur Fehlerkorrektur angehängt wird. Allein deshalb ist diese neue "Aida"-Produktion schon etwas Besonderes. Erfreulicherweise jedoch nicht nur deshalb, denn das Besondere setzt sich auf der künstlerischen Seite fort. Natürlich kann man derzeit mit dem Verdi-Dreamteam Harteros/Kaufmann kaum etwas falsch machen, doch garantieren illustre Namen auf der Besetzungsliste bekanntlich noch keine Sangeswonnen – hier allerdings doch.
    Anja Harteros ist ein Traum von einer Aida, völlig souverän im Einsatz ihrer gestalterischen wie stimmlichen Mittel präsentiert sie eine Titelheldin, wie man sie nicht oft zu hören bekommt, läuft dabei nie Gefahr, zu viel zu machen. Kaum zu glauben, dass sie die Partie erst für diese Aufnahme einstudiert hat. Ähnlich euphorisch lässt sich (endlich einmal wieder) auch von Jonas Kaufmann sprechen, der einem Ideal-Radames sehr nahe kommt, obwohl er – wie seine Partnerin – hier sein Rollendebüt abliefert. Ekaterina Semenchuk bringt für Amneris eine typisch russische Röhre mit, teils unausgewogen in der Tonproduktion, aber stets recht effektvoll, erinnert darin (auch klanglich) an Elena Obraztsova. Antonio Pappano schließlich erweist sich am Pult des Santa Cecilia-Orchesters einmal mehr als ein Dirigent, wie ihn sich jeder Sänger (und Opernfan) nur wünschen kann." (Michael Blümke, 10. Oktober 2015)


    Dem ist nichts hinzuzufügen - genau so sehe ich das auch!



    :hello: LT

  • Leider hat uns der Threadstarter nicht mitgeteilt wie alt denn eine hier vorgestellte Neuaufnahme sein darf, und ob es sich vorzugsweise um Neuaufnahmen von "Mainstream-Werken" handeln soll (was schwer zu finden ist) oder um Neuaufnahmen auch von Nischenrepertoire handeln darf. Ich gehe auf Nummer sicher und stelle hier eine Neuaufnahme von zwei Mozart Klavierkonzerten (Nr 9 und 21) des Spezialisten der Wiener Klassik schlechthin vor: Paul Badura Skoda ! Nein - es handelt sich hier nicht um eine Wiederveröffentlichung, sondern um eine veritable Nauaufnahme aus Cannes. Interessanterweise geht es hier auch nicht um die Fortsetzung eines in den letzten Jahren in loser Folge erscheinenden Zyklus aus Prag, sondern um eine völlig unabgängige Neuaufnahme, die auf ausdrücklichen Wunsch des Pianisten gemacht wurde. Badura-Skode ist es gelungen sich seine Kunst bis ins hohe Alter zu bewahren. Im Gegensatz zu Brendel (gleicher Geburtsjahrgang) ist er noch immer Aktiv. Beim Konzert Nr 21 hat er sogar eigene Kadenzen verwendet.
    Der Titel "Mozart on the beach" sollte originell sein - bleibt aber eine Geschmacksfrage


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn mich nicht alles täuscht, lieber Alfred, ist Paul Badura-Skoda am 6. 10. 1927 geboren und Alfred Brendel am 5. 1. 1931. Badura-Skoda ist also 3 1/4 Jahre älter. Ich konnte ihm hier im Forum vor 10 Tagen zum 88. Geburtstag gratulieren. Alfred Brendel hat Ende 2008, wenn ich nicht irre, mit einem Konzert in Wien, kurz vor seinem 78. Geburtstag mit dem Konzertbetrieb aufgehört.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Der Thread-Titel ist doch eindeutig formuliert: NEUAUFNAHMEN!


    Dazu zählen nicht: Erstveröffentlichung von Aufnahmen älteren Datums, weil das Aufnahmedatum zählt (Grenze ist etwa 2005), da es ja manchmal Produktionen gibt, die für mich unerklärlich, hin und wieder erst später veröffentlicht werden.


    Beispiele:


    - Dausgaard hat Beethovens 5. Klavierkonzert und die Chorfantasie 2001 bzw 2005 aufgenommen, erschienen ist die CD aber erst 2015 - dabei handelt es sich um eine Neuaufnahme.


    - Stokowskis Proms-Konzert von 1973 mit Tschaikowskis 5. Sinfonie wurde mitgeschnitten und erstmals 2015 veröffentlicht - dabei handelt es sich um keine Neuaufnahme.



    :hello: LT

  • Wenn wir die Neuaufnahmen der letzten 10 Jahre betrachten - grob überschlagen die Zeit seit der das Tamino Klassikforum im Internet existiert, dann gibt es jede Menge an Neuaufnahmen, die bedeutendsten indes im Bereich des sogenannten Nischenrepertoires, wobei einige Komponisten dabei sind sich ihren verdienten Platz im Mainstream-Bereich zurückzuerobern. Solch ein Komponist wäre beispielsweise Ignaz Pleyel, wo die Mehrheit der heute von ihm verfügbaren Aufnahmen in den letztn Jahren erschien, nicht zuletzt durch die Internationale Pleyel gesellschaft , aber auch durch das Label cpo betrieben. Die hier abgebildete Aufnahme von drei Instrumentalwerken, aufgenommen 2010, veröffentlicht 2014, ist nur eine von zahlreichen empfehlenswerten Pleyel - Erstveröffentlichungen der letzten Jahre.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,


    dass sind keine Neuaufnahmen, was du nennst sind Erstaufnahmen von Werken, die haben hier auch nichts zu suchen!


    Im Wesentlichen geht es mir um Mainstream-Werke, die durch Neuaufnahmen besonders gelungen sind!



    :hello: LT

  • Im Gegensatz zu Alfred finde ich überhaupt nicht, dass besonders gelungene Neuaufnahmen von Standardrepertoire aus den letzten Jahren schwer zu finden sind. Im Gegenteil, ich könnte damit problemlos mehrere Seiten füllen. Einige dieser Aufnahmen wurden natürlich schon an anderer Stelle besprochen, zum Beispiel im gerade laufenden Thread zu den Beethoven-Zyklen.


    Ich fange mal an mit den Aufnahmen von Mozart-Symphonien von Charles Mackerras und dem Scottish Chamber Orchestra - ganz hervorragend:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Rattle hat mich als Mahler-Dirigent nie zu sonderlichen Begeisterungsstürmen hingerissen. Nachdem ich das Glück hatte, im Herbst 2010 einigen Mahler-Aufführungen in der Berliner Philharmonie beiwohnen zu können, hat sich meine Meinung dazu aber verändert. Insbesondere die Aufführung der 2. Symphonie war sensationell, die Beschreibungen aus den Presseberichten beim Werbepartner sind nicht übertrieben. Auch wenn die CD nicht die Atmosphäre des Live-Erlebnisses transportieren kann, so fällt sie doch ohne Zweifel in die Kategorie "besonders gelungen":


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Und etwas noch Frischeres (Aufnahme 2012): Händels Concerti grossi op.6 in der Aufnahme von Jan Willem de Vriend und dem Combattimento Consort Amsterdam:



    Auch die ein paar Jahre zuvor entstandene Einspielung des op. 3 ist top:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Besonders gelungen/herausragend ist auch diese Scheibe:



    Beethoven, L.v. (1770-1827)
    Symphonien No 1 und No 2


    Wiener Akademie, Martin Haselböck


    Label: Alpha | 2014



    MDR Figaro: »So wird bereits mit der ersten Produktion im Rahmen des Zyklus deutlich, worum es bei diesem Projekt geht: Authentizität. Dass das Resultat solcher Intention nicht spröde klingen muss, beweisen die ›Wiener‹ mit frischem, spannungsgesättigtem, bisweilen forciertem Spiel.«

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Rattle hat mich als Mahler-Dirigent nie zu sonderlichen Begeisterungsstürmen hingerissen. Nachdem ich das Glück hatte, im Herbst 2010 einigen Mahler-Aufführungen in der Berliner Philharmonie beiwohnen zu können, hat sich meine Meinung dazu aber verändert. Insbesondere die Aufführung der 2. Symphonie war sensationell, die Beschreibungen aus den Presseberichten beim Werbepartner sind nicht übertrieben. Auch wenn die CD nicht die Atmosphäre des Live-Erlebnisses transportieren kann, so fällt sie doch ohne Zweifel in die Kategorie "besonders gelungen":



    Auch solistisch "besonders gelungen"???


    Ich habe Rattle mit der "Auferstehungssinfonie" im Januar dieses Jahres in der Philharmonie live erlebt, die Solistenbesetzung war identisch zur Aufnahme. Frau Kozena fand ich ok, aber nicht grandios, Frau Royal geradezu unerträglich.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • dass sind keine Neuaufnahmen, was du nennst sind Erstaufnahmen von Werken, die haben hier auch nichts zu suchen!


    Im Wesentlichen geht es mir um Mainstream-Werke, die durch Neuaufnahmen besonders gelungen sind!


    Da gibt es allerdings eine Schnittmenge, will heißen: eine Neuaufnahme kann durchaus gleichzeitig eine Erstaufnahme sein.


    Mir ist nicht ganz klar, was dieser Thread hier bezwecken soll, gibt es doch bereits das Neuerscheinungsthema. :?:
    Bewertungen / Besprechungen passen IMHO eh besser in andere Threads.


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Bertarido: Rattle hat mich als Mahler-Dirigent nie zu sonderlichen Begeisterungsstürmen hingerissen. Nachdem ich das Glück hatte, im Herbst 2010 einigen Mahler-Aufführungen in der Berliner Philharmonie beiwohnen zu können, hat sich meine Meinung dazu aber verändert. Insbesondere die Aufführung der 2. Symphonie war sensationell, die Beschreibungen aus den Presseberichten beim Werbepartner sind nicht übertrieben. Auch wenn die CD nicht die Atmosphäre des Live-Erlebnisses transportieren kann, so fällt sie doch ohne Zweifel in die Kategorie "besonders gelungen"


    Lieber Bertarido,


    dann haben wir in der gleichen Vorstellung gesessen, und ich kann dir, was den Gesamteindruck des Konzertes betrifft, insbesondere die Leistungen Rattles, der BPh und des Chores betrifft, voll beipflichten, was die beiden Solistinnen betrifft, die jedoch den Gesamteindruck nicht nachhaltig trüben können, hätte er tatsächlich bessere Kräfte finden können, wie Stimmenliebhaber auch ganz richtig bemerkte, aber wenn man mit der einen schon mal verheiratet ist, ist das gar nicht so einfach. :D
    offtopic: Warst du auch in der Dritten? Die fand ich noch ein Quäntschen begeisternder.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch solistisch "besonders gelungen"???


    Ich habe Rattle mit der "Auferstehungssinfonie" im Januar dieses Jahres in der Philharmonie live erlebt, die Solistenbesetzung war identisch zur Aufnahme. Frau Kozena fand ich ok, aber nicht grandios, Frau Royal geradezu unerträglich.

    Es gibt im Hinblick auf die Solisten sicher bessere Aufnahmen, aber Frau Royal singt das "Urlicht" doch ganz schön, und Magdalena Kožená gefällt mir sogar sehr gut. Da habe ich gerade beim Sopran deutlich schlechtere Leistungen in Erinnerung. Im übrigen empfinde ich die Solistinnen bei der 2. Symphonie nicht als ausschlaggebend, Orchester und Chor sind wesentlich bedeutender.



    Wie schön, lieber Willi. Ja, in der Dritten war ich dann auch, und auch dort war ich begeistert, wenn auch nicht ganz so "erhoben" wie bei der Zweiten. Aber das hatte sicher auch mit meiner Tagesverfassung zu tun. Los ging das ganze mit der 1. Symphonie, mit der Rattle damals die Saison 2010/11 der Philharmoniker feierlich eröffnet hatte - in meiner Berliner Zeit habe ich beruflich bedingt noch Freikarten für solche "Events" bekommen. Ich muss gestehen, dass ich mir die Folgekonzerte wahrscheinlich nicht angehört hätte, wenn ich nicht schon von der Ersten sehr angetan gewesen wäre. Nach der Dritten bin ich dann aus Berlin weggezogen, so dass ich die weiteren Aufführungen leider nicht mehr verfolgen konnte.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das Konzert des Belcea Quartetts letzte Woche in Stuttgart konnte ich leider nicht wahrnehmen, da ich den Umzug des studierenden Sohns nach Hamburg abwickeln musste. So muss dann vorerst diese neue CD reichen, die Kammermusik vom Feinsten erhält. Spätromantisches und Modernes von der 2. Wiener Schule hinreißend gespielt.

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  • was die beiden Solistinnen betrifft, die jedoch den Gesamteindruck nicht nachhaltig trüben können, hätte er tatsächlich bessere Kräfte finden können, wie Stimmenliebhaber auch ganz richtig bemerkte, aber wenn man mit der einen schon mal verheiratet ist, ist das gar nicht so einfach :D .

    Ja, das war in den letzten Jahren bei Volkalkonzerten Berliner Philharmonikern in den letzten Jahren in der Tat ein Problem, dass die eine quasi via Trauschein gesetzt war und dann offenbar noch verlangte, dass sie die beste zu sein habe, also nur schwächere Kolleginnen neben sich akzeptiere...



    Es gibt im Hinblick auf die Solisten sicher bessere Aufnahmen, aber Frau Royal singt das "Urlicht" doch ganz schön

    Echt? Frau Royal singt das "Urlicht"? Dann wäre das vermutlich die einzige Aufführung/Aufnahme dieser Sinfonie, in welcher der Solo-Sopran und nicht der Solo-Alt das "Urlicht" singt. Anscheinend spricht hier der Experte... :pfeif:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Echt? Frau Royal singt das "Urlicht"? Dann wäre das vermutlich die einzige Aufführung/Aufnahme dieser Sinfonie, in welcher der Solo-Sopran und nicht der Solo-Alt das "Urlicht" singt. Anscheinend spricht hier der Experte...


    Du hast natürlich Recht, Kate Royal ist die Sopranistin. Ich habe mich vertan - kein Grund für hämische Bemerkungen. Ersetze also "Frau Royal" durch "Frau Kožená".

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Du hast natürlich Recht, Kate Royal ist die Sopranistin. Ich habe mich vertan - kein Grund für hämische Bemerkungen. Ersetze also "Frau Royal" durch "Frau Kožená".


    Fällt mir schwer, das so zu ersetzen, weil dann müsste ich im Gegenzug auch Frau Kozena durch Frau Royal ersetzen, also "Frau Royal gefällt mir sogar sehr gut" und das fällt mir nach meinem Live-Erlebnis ganz schwer, das nachzuvollziehen - wobei ich zugeben muss, nicht diese Aufnahme zu kennen, sondern nur das (spätere) Live-Konzert in gleicher Besetzung erlebt zu haben. Da gab es die Aufnahme schon, angeboten im Shop in der Berliner Philharmonie und bei Dussman - aber ich konnte mich nach dem Konzert dann doch nicht zum Kauf durchringen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Künstler: David Grimal, Les Dissonances
    Label: Dissonances, DDD, 2012/2013


    Michael Wersin (Rondo Magazin, 28. März 2015):
    "Man kann das Violinkonzert von Johannes Brahms durchaus in einer der Aufnahmen Henryk Szeryngs als überbordend expressives, hochromantisches Seelendrama genießen. Oder man kann sich einer der hervorragenden neueren Einspielungen (Christina Tetzlaff, Isabelle Faust) zuwenden, in denen mit weniger pastosem Geigenton, aber nicht geringerem interpretatorischem Engagement ein vielleicht gerade für jüngere Hörerschaft zeitgemäßeres Klangbild erzeugt wird.
    Und neuerdings kann man dasselbe Werk auch in einer „historisch informierten“ Darbietung vom Tonträger abrufen – und das ist mehr als nur eine Alternative: Tatsächlich sollte ein Hörer, dem Brahms‘ Violinkonzert am Herzen liegt, die vorliegende Einspielung von David Grimal und dem Orchester „Les Dissonances“ kennen. Das erste Aha-Erlebnis bringt schon die Orchesterexposition des ersten Satzes: Nicht wenige Aufnahmen gibt es, bei denen man im „Krach“, den manche Orchester hier zu erzeugen pflegen, sehnlichst auf den Einsatz der Solovioline wartet. Die Musiker von „Les Dissonances“ hingegen machen diese Passage zu einem Klangerlebnis, von dem man keine Sekunde verpassen möchte: Keine Fortissimo-Schockeffekte schrecken das Ohr, sondern eine differenziert ausgehörte Partitur entfaltet ihre vielfältigen Reize.
    Das Orchester mit seinem angenehm dunklen Timbre ist mit gleicher Differenziertheit im weiteren Verlauf auch ein echter Partner des Geigers: David Grimal, der als Solist das Orchester auch leitet, kann sich vor solchem Hintergrund optimal entfalten. Er demonstriert überzeugend, dass man auch mit sehr sparsam eingesetztem Vibrato eine betörende Süße erzeugen kann – und dass man leidenschaftlich-dramatisch agieren kann, ohne das Holz des Bogens oder das Krachen und Kratzen allzu harsch und druckvoll angespielter Saiten zum Einsatz zu bringen. Ein runderes, geschlosseneres Bild als in vielen anderen Aufnahmen ergibt sich auf diese Weise von dem oft gehörten Werk. Sinnvoll ergänzt wird das Violinkonzert durch die Sinfonie Nr. 4 e-Moll (geleitet von Grimal am Konzertmeisterpult!), deren Interpretation alternativ auch als DVD beiliegt. Was merkwürdigerweise vollkommen fehlt, ist ein Beiheft. Aber was soll’s – so spricht die Musik ganz für sich."


    http://www.rondomagazin.de/kritiken.php?kritiken_id=9122



    :hello: LT