Eure schlimmsten Konzert- und Opernerlebnisse

  • Vermutlich gab es einen ähnlichen Thread bereits irgendwann irgendwo. Egal. Vielleicht eher ein Sommerloch-Thema, aber womöglich tragen wir ja doch dieses oder jenes zusammen, was auch für andere interessant sein könnte.


    Hattet ihr bereits Konzert- und/oder Opernerlebnisse, die ihr am liebsten wieder vergessen würdet? Wo sich das Orchester massive Patzer erlaubte oder wo Instrumental- oder Gesangssolisten einen ganz üblen Tag erwischten? Oder vielleicht auch aus ganz anderen Gründen Veranstaltungen, die euch negativ in Erinnerung geblieben sind?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.,


    ich finde, dass dieser Thread eine sehr schöne Idee ist, und daher möchte ich gleich etwas dazu beitragen.


    Das schlimmste Opernerlebnis hatte ich im Theater Wolfsburg, als ein Tourneetheater aus Bulgarien mit Puccinis Turandot ankam. Nachdem ich bereits einmal eine hervorragende Aufführung dieser Oper von einem Tourneetheater aus Italien hörte, freute ich mich auch auf diese Aufführung. Das Bühnenbild war sehr schön, die Sänger auch ganz in Ordnung, aber das Orchester...Orchester ist fast noch zuviel gesagt. Man spielte die Oper mit insgesamt 5 Geigen, ein paar anderen Streichern, jeweils eine Trompete, Horn, Posaune und ein paar Holzbläsern - der Klang war einfach scheußlich. Der Höhepunkt was jedoch das Schlagwerk, welches aus Pauken und "Gongs" bestand. Die Gongs sind in Anführungszeichen, da man einfach eine Haltestange nahm und an diese (ich übertreibe nicht!!!) drei unterschiedlich große Farbeimer hängte, die immer lautstark schepperten...naja, das Publikum war zufrieden. Für mich das schlimmste Opernerlebnis...


    LG
    Christian

  • Ich erinnere mich an eine Poppea-Aufführung in Duisburg. Ich saß im Rang, weil ich da auch immer das Orchester gut sehen kann. Aber was war dort zu sehen: die Musiker unterhielten sich, lasen Zeitung und schlichen während des wunderbaren Schlussduetts schon mal raus, nicht ohne einigen Lärm. Noch schlimmer war, dass man von oben die Beleuchter deutlich lachen und reden hören konnte, und zwar die ganze Vorstellung (die Poppea dauert drei Stunden) lang. Irgendjemand hatte da eine Tür offengelassen. Sänger und Orchester waren eigentlich wunderbar, daher habe ich dem Intendanten eine heftifge Beschwerde geschickt, die wohl genützt hat. Die nächste Vorstellung lief tadellos.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Aber was war dort zu sehen: die Musiker unterhielten sich, lasen Zeitung


    Ich saß neulich im Konzerthaus beim Bundesjugendorchester, da hatte ein Bengel auf seinem Pult neben seinen Noten ein Foto von einer Dame in Strapsen und freiem Oberkörper zu liegen. Von vorne aus war das natürlich nicht zu sehen, vom voll besetzten Chorbalkon aus hingegen sehr deutlich. Ich habe selten erlebt, dass um mich herum bei einem laufenden Konzert so viel fotografiert wurde... :D :hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Besagtes Szenario erinnert mich, äh, vage an meine Jugendorchesterzeit.
    Derlei war aber doch eher in Proben als im Konzert üblich. Vielleicht hatte der Knabe nur vergessen, das Bild rechtzeitig vor Konzertbeginn aus den Noten zu entfernen.


    Zitat

    Konzert- und/oder Opernerlebnisse, die ihr am liebsten wieder vergessen würdet?


    fallen sämtlich in die Kategorie "Selbstbeteiligung" (insbesondere, was Opern betrifft :untertauch: ). Die Probleme anderer sind schließlich nicht so amnesiebedürftig...

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  • fallen sämtlich in die Kategorie "Selbstbeteiligung" (insbesondere, was Opern betrifft :untertauch: ).


    Das hört sich interessant an ... :angel: - Das Schlimmste, was ich erlebt habe, ist das Schlimme, was ich fast jedesmal erleben muss: Husten, Schnaufen, Stöhnen, Plappern, Rascheln (Bonbonpapier!), Handyklingeln, zu spät kommen oder früher gehen, voller Ellenbogeneinsatz an der Armlehne, sowie in der Pause am Getränkeausschank usw. usf. Das Ganze fast immer dargebracht von Menschen, die ob ihrer fortgeschrittenen Lebenserfahrung gerne bereit sind, der "Jugend von heute" fehlendes Benehmen und zu wenig Respekt vor dem Alter vorzuhalten :cursing:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Im Nachhinein ist es eher ein lustiges Erlebnis, damals war es schlimm. Abonnementkonzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters. Auftritt des Orchesters, alle Musiker im Frack.
    Nur ein Aushilfsschlagzeuger im hellen Straßenanzug, in seiner erhöhten Position selbstverständlich für alle Zuschauer gut zu sehen. Dirigent tobt, das geht auf keinen Fall.
    Kein weiterer Frack da. Wie immer wenn es brennt wird der 1. Vorsitzende hinter die Bühne geholt. - Was tun? Ich zog meinen Smoking oder dunklen Anzug aus, der Musiker zog ihn an. Kleidung allerdings etwas groß für ihn, aber weit besser als vorher.Während des ganzen Konzerts saß ich in der Unterwäsche hinter der Bühne, vom Roten Kreuz liebevoll mit einer Decke zugedeckt. Ende gut - alles gut, da es ein erfolgreiches Konzert war.


    Herzlichst
    Operus


    der noch über X weitere ähnlicher Vorfälle berichten könnte.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Woka,


    leider nicht. aber es gibt genügend andere, z. B. bei einem Faschingskonzert wo ich in einem viel zu engen Kostüm auf einem klitzekleinen Mini-Schwan auf die Bühne gefahren wurde, um dann in einer Lohengrin-Parodie mitzuwirken.


    Herzlichst
    Operus


    Übrigens habe ich Dich zu einem Konzert eingeladen. Schau doch einmal unter hn-sinfonie.de nach. ob Dir etwas gefallen würde. Du wärst dann mein persönlicher Gast. Besondere Ereignisse dürften das Weihnachskonzert mit der fabelhaften jungen Geigerin Hyuon Park mit dem Tschaikowsky Violinkonzert und Bernd Glemser mit Rachmaninoff werden.

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  • Mein schlimmstes Erlebnis war in Düsseldorf bei einer Tannhäuser Aufführung. Leider sitze nicht nur ich sondern auch Schulklassen gerne im 3. Rang und man hat vor der Aufführung schon an ihrem Verhalten gesehen das sie nicht grade grosse Lust auf grosse Oper hatten, sodas sie sich während der 1. Aktes lautstark unterhielten und mit ihren Handys zugange waren. .Als ich mich in der Pause bei der Lehrerin beschweren wollte fragte sie mich ob ich denn niemals jung gewesen wäre. Ich hab mich dann einfach ins Parkett gesetzt.

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  • Hallo Operus!


    Die Einladung habe ich natürlich nicht vergessen.


    Wenn es für Dich passt, würde ich gerne die jungen Sänger am 18.10. hören.


    Würde mich sehr freuen, einen Konzertabend mit Dir zu verbringen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo,


    ich erinnere mich mit Grauen an einen "Holländer" in Berlin, der an der Börse spielte. Eine fürchterliche Inszenierung (natürlich ohne Pause, sonst wären ja 90 % der Zuschauer gegangen), bei der man sich richtig nach dem Buhkonzert am Ende sehnte, das dann natürlich auch kam und sehr einhellig ausfiel. Nichts gegen Musiker und Sänger, die waren gut und mußten den berechtigten Unmut ertragen, aber mir bleibt dieser Abend auf jeden Fall als schlechteste Operninszenierung von den über 500 bisher gesehenen in Erinnerung.


    Schöne Grüße
    wega

  • Hallo,
    ich erinnere mich mit Grauen an einen "Holländer" in Berlin, der an der Börse spielte. Eine fürchterliche Inszenierung (natürlich ohne Pause, sonst wären ja 90 % der Zuschauer gegangen), bei der man sich richtig nach dem Buhkonzert am Ende sehnte, das dann natürlich auch kam und sehr einhellig ausfiel. Nichts gegen Musiker und Sänger, die waren gut und mußten den berechtigten Unmut ertragen, aber mir bleibt dieser Abend auf jeden Fall als schlechteste Operninszenierung von den über 500 bisher gesehenen in Erinnerung.
    Schöne Grüße
    wega


    Also in der Vorstellung, in der ich war (Wiederaufnahm im September 2009) hätten gar nicht 90% zur Pause gehen können, weil mindestens 60% der Plätze von Anfang an leer geblieben waren - die Inszenierung verschwand dann auch ganz schnell wieder vom Spielplan - ich habe aber eine ganze Reihe von Inszenierungen gesehen, die ich noch viel ärgerlicher fand als diese, beim "Holländer" etwas die Bayreuther von Claus Guth mit dem Missbrauch seiner Tochter Senta durch Daland, den vielen Doubles etc - furchtbar!!!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wenn es für Dich passt, würde ich gerne die jungen Sänger am 18.10. hören.


    Würde mich sehr freuen, einen Konzertabend mit Dir zu verbringen.


    Lieber Woka,


    natürliich geht dies. Nun möchte ich nicht alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln des Forums verletzen und diesen Thread für Privatkontakte zu sehr nutzen. Ich bitte Dich, mir privat ein Mail mit Deinen Kontaktdaten zu senden. Ich melde mich dann telefonisch bei Dir und wir sprechen dann falls Du willst ein lockeres Programm für Deinen Heilbronn-Besuch ab. Ich wage es jetzt einmal, meine Mailadresse offen ins Forum zu stellen: hey-erfolgstraining@yahoo.com. Falls der Eintrag "sittenwidrig" sein sollte bitte ich, ihn nach einer Orientierungszeit für Dich zu löschen. :untertauch: Nun hoffe ich, dass unsere Verbindung klappt.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wenn ich meine Gehirnwindungen aktiviere um irgendwelche "schlimmsten" Erlebnisse in Konzert und Oper zu finden - fallen mir keine ein. Dass sich 1970 im Salzburger großen Festspielhaus nach der Ouvertüre zur "Zauberflöte" der Vorhang nicht heben (oder teilen?) wollte, dass es erst beim dritten Anlauf funktionierte, und Wolfgang Sawallisch zweimal sichtlich verärgert das Podium vor dem Orchester verließ - ist ein technisches Problem "schlimm"?


    Im Schauspiel war es allerdings einmal "schlimm", denn in einer Klassikeraufführung für Schulen (ich weiß nicht mehr genau welches Stück, auf jeden Fall aber die Schauspieltruppe aus Bochum) musste einer der Protagonisten hinterrücks einen Mord mit einem Dolch begehen - und in die Szene hinein rief ein Mitschüler "Feigling". Alle haben laut gelacht - ich auch, und die, die es genauer sehen konnten, berichteten, die Schauspieler hätten sich nur mit Mühe und Not halten können. Bei Schulaufführungen, glaube ich, haben die alle damit gerechnet...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • An schlimmste Konzert- oder Opernerlebnisse kann ich mich auch nicht erinnern, von einigen missratenen modernen Inszenierungen mal abgesehen. Aber an eine eher amüsante Anekdote kann ich mich erinnern, die mir gezeigt hat, das alle - auch die berühmtesten Musiker - nur Menschen sind, denen auch mal ein Missgeschick im Konzert passieren kann.
    Es muss in den frühen 80ern gewesen sein, Hamburger Musikhalle - Brahms Doppelkonzert mit Mstislav Rostropowitsch und einem Geiger, der mir entfallen ist. Gleich nach der kurzen Orchestereinleitung kommt ja die Passage, wo das Cello einsteigt. Und just an dieser exponierten Passage rutscht dem Meistercellisten eine Saite unter den Fingern weg und es gibt einen deutlich hörbaren Missklang. Alle halten kurz die Luft an, aber der Routinier lässt sich nicht beirren und spielt natürlich den Rest des Konzertes traumwandlerisch sicher und wunderbar weiter.

  • Im Prinzip gibt es bei mir auch keine "schlimmen Konzerterlebnisse".
    Man nimmt es so wie es kommt ... und alleine das LIVE-Erlebniss hat doch auch "das gewisse Etwas".


    Als ich mal vor Jahrzehnten in der Beethovenhalle Bonn die Messiaen - Turangalia Sinfonie (war noch nie mein Favorit) gehört hatte, hat mich das Soloinstrument Ondes Martenot genervt. Ich war froh als die Sinfonie zu Ende war. Ich weis, ich weis, das können jetzt viele die das Werk schätzen nicht nachvollziehen ... so isses eben !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wenn ich von misslungenen Inszenierungen absehe, die mir einen Abend in der Oper zur Qual gemacht haben, dann kann ich mich nur an ein schlimmes Erlebnis erinnern: ein Symphoniekonzert im Palau de la Música Catalana in Barcelona vor einigen Jahren. Gespielt hat ein mir völlig unbekanntes Orchester aus einem der GUS-Staaten, das ich mir unter normalen Umständen niemals angehört hätte. Aber da ich nur ein paar Tage in Barcelona war und unbedingt einmal ein Konzert in diesem besonderen Saal erleben wollte, habe ich eine Karte gekauft, und es war - schlimm. Ich habe sowohl den Namen des Orchesters als auch das Programm verdrängt, auf jeden Fall ging da nichts zusammen, und ich war froh, als es vorbei war.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.