Glyndebourne zeigt uns wieder einmal, wie man Oper auch heute lebendig inszenieren kann, ohne die Handlung zu versetzen oder völlig zu verdrehen. Alles in allem endlich mal wieder eine Inszenierung, in der sich die Regie an die Handlung des Librettos hielt und die auch in realistischer Kulisse und Kostümen das hielt, was man sich unter dieser Oper vorstellt. Die Sänger waren gut und textverständlich, am besten gefiel mir Tobias Kehrer als Osmin. Lediglich der Darsteller des Bassa war schlecht zu verstehen.
Sehr lebendig war etwa die Szene Blondchen - Osmin, in der im wahren Sinne die Fetzen flogen.
Die Dialoge habe ich im Einzelnen nicht im Kopf. Sie schienen mir sachte modernisiert.
In Bezug auf die Person der Konstanze war ich anderer Auffassung. Sie schwankte doch sehr zwischen Zuneigung und Abneigung gegenüber dem Bassa. Sie ließ ihn - als sie noch nicht wusste, dass Belmonte bereits im Hause war - oft sehr nahe an sich herankommen, kam ihm teilweise sogar entgegen, so dass mir das Misstrauen Belmontes durchaus berechtigt erschien.
Der Bassa selbst war nicht nur der starke und am Ende großmütige Herrscher, sondern wankte - sehr menschlich - zwischen Wut und Enttäuschung.
Gesanglich habe ich nichts auszusetzen. Insgesamt also eine Inszenierung, die man vom Anfang bis zum Ende mit Freude ansehen mochte, was sich dann auch im Jubel des Publikums ausdrückte.
Wer von euch hat die Inszenierung gesehen und was ist eure Meinung?
Es gibt diese Inszenierung übrigen noch auf arte concert zu sehen.
Liebe Grüße
Gerhard