Grazyna Bacewicz - Orchesterwerke und Konzerte

  • Neben zahlreichen Werken für ihr Instrument - die Geige - und den 7 Streichquartetten hat Grazyna Bacewicz ein umfangreiches Schaffen für Orchester vorgelegt. Davon sind noch grössere Teile nicht diskographisch erschlossen, so gibt es z.B. von den 4 zwischen 1945 und 1953 komponierten Symphonien nur eine einzige Aufnahme und zwar von Nr. 3.


    Die Werke in der Übersicht:


    Orchesterwerke
    Overture (1943)
    Symphony No. 1 (1945)
    Concerto for String Orchestra (1948) – Polish State Prize, 1950
    Polish Capriccio for violin and orchestra (1949)
    Symphony No. 2 (1951)
    Symphony No. 3 (1952)
    Symphony No. 4 (1953) – Polish Ministry of Culture Prize, 1955
    Partita for orchestra (1955)
    Variations for orchestra (1957)
    Muzyka na smyczki, trąbki i perkusję (Music for Strings, Trumpets, and Percussion) (1958) – Third Prize, Tribune Internationale (UNESCO), Paris 1960
    Pensieri notturni, chamber orchestra (1961)
    Concerto for Symphony Orchestra (1962)
    Musica sinfonica in tre movimenti (1965)
    Divertimento, string orchestra (1965)
    Contradizione for chamber orchestra (1966) – commissioned by Hopkins Center for the Arts, Hanover, New Hampshire
    In una parte (1967)


    Konzerte
    Concerto No. 1 for Violin and Orchestra (1937)
    Concerto No. 2 for Violin and Orchestra (1945)
    Concerto No. 3 for Violin and Orchestra (1948) – Polish Ministry of Culture Award, 1955
    Concerto for Piano and Orchestra (1949) – Second prize, Chopin Composition Competition, Warsaw, 1949
    Concerto No. 4 for Violin and Orchestra (1951)
    Concerto No. 1 for Cello and Orchestra (1951)
    Concerto No. 5 for Violin and Orchestra (1954)
    Concerto No. 6 for Violin and Orchestra (1957) – unpublished and never performed
    Concerto No. 2 for Cello and Orchestra (1963)
    Concerto No. 7 for Violin and Orchestra (1965) – Belgian Government Prize, Gold Medal – Concours Musical International Reine Elisabeth de Belgique, Brussels, 1965
    Concerto for Two Pianos and Orchestra (1966)
    Concerto for Viola and Orchestra (1968)


  • Die dritte Symphonie von Grazyna Bacewicz entstand 1952. Sie hat vier Sätze und dauert 30 min: Drammatico - Andante -Vivace - Finale: Moerato. Sie beginnt wie der Titel des ersten Satzes vorgibt tatsächlich ziemlich dramatisch und auch ganz schön dissonant. Insgesamt aber ist es ein Werk, dass mich am ehesten an die Musik von Prokofieff erinnert, an den Prokofieff der 5. Symphonie. Die Orchesterbehandlung ist ähnlich brilliant und auch einige Themen stehen dem Russen nahe. Sehr hörenswert.
    Die m.W. einzig existierende Aufnahme stammt von 1994, Roland Bader dirigiert die Staatsphilharmonie Krakau. Die spielt engagiert, aber es gibt sicher noch Luft nach oben. Diese Musik würde ich gerne mal von einem Spitzenorchester gespielt hören. Die CD gibt es übrigens derzeit zweimal gebraucht über den Marktplatz für relativ wenig Geld.


    Naxos hat kürzlich eine weitere CD mit Orchestermusik herausgebracht, was vielleicht darauf hoffen lässt, dass auch die anderen Symphonien in Zukunft greifbar werden. Ich würde es mir wünschen.


    Wie ich gerade entdeckt habe, gibt es eine Aufnahme der 4. Symphonie auf youtube. Auch die 3. ist dort zu finden.


  • In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Ich bin ja nun bekanntermaßen kein Freund der Musik des 20. Jahrhunderts, aber als "Forenpapst":P möchte ich, daß auch jene Schäfchen zufriedengestellt werden, die diese Musik mögen. Es haben in der Vergangenheit einige User beklagt, daß das umfangreiche Euver von Grazyna Bacewicz am Tonträgermarkt unterrepräsentiert sei - und sie unterschätzt. In der Tat war es dann auch so, daß nach einer Welle um ca. 2010 kaum mehr Neuaufnahmen erschienen. Scheinbar hat die Corona-Krise einen Effekt gehabt, den ich falsch eingeschätzt habe. Ich hätte vermutet, daß nun jegliche Aufnahmetätigkeit -im allgemeinen - zum Erliegen käme: Das GEGENTEIL war der Fall. Scheinbar haben einige Künstler aus der Not eine Tugend gemacht und sind ins Studio gegangen. Und nun bekommen wir nach und nach die Ergebnisse dieser Arbeit zu sehen. Im Falle von von Gracyna Bacewicz werden die auf die ihr gewidmeten Threads aufgeteilt.


    Hier nun mal eine frohe Botschaft an all, die beklagt haben, daß man die Sinfonien nicht kaufen könne (und obendrein ist die oben empfohlene Aufnahme der dritten Sinfonie unter Roland Bader längst gestrichen!)

    Aber hier kommt der Hoffnungsstrahl: Das Label cpo hat begonnen eine Gesamtaufnahme alle Sinfonien von Bacewicz herauszugeben. Mehr noch - von allen sinfonischen Werken !!!

    Es spielt das WDR Sinfonieorchester unter Lukas Borowicz.

    Schon bei den Demo Clips kann man hören, daß die Tontechnik überzeugend ist - ein Muß bei dieser Art von Musik.


    Folge 1 ist am 14. 11, 2022 erschienen. Sie enthält die Sinfonien Nr. 3 (1952) und Nr. 4 (1953)

    Die Sinfonie Nr 4 wurde 1955 mit dem Preis des polnischen Kultusminsteriums ausgezeichnet


    Auf der jpc Website schreibt der sehr kompetente und rührige User "Meiernberg" - den ich gern als Verstärkung hier im Forum hätte, folgendes: (nur auszugsweise zitiert)

    Zitat

    Interessant - aber anstrengend
    Das ist sicherlich eine gute und verdienstvolle Tat von cpo, das sinfonische Werk der Grazyna Bacewicz in einer Edition komplett zu veröffentlichen. Nur: Man muss eine Antenne für Musik dieser Art haben. Es handelt sich um eine aufwühlende, gewaltige und zuweilen sehr spröde Musik, eine im weitesten Sinne an Hindemith, stellenweise an Bartok erinnernde Musik, die sich nur in den langsamen Sätzen mal etwas Ruhe gönnt. Ansonsten treibt sie mit geballten und oft dissonanten Klängen ruhelos nach vorne.

    Das sind klare Worte. Eine Empfehlung - aber eben nur für die passende Klientel - ohne Behübschungen und Verfälschungen um einen Publikumskreis zum Kauf zu verführen, dem diese Musik mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gefallen wird...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • n der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Ich bin ja nun bekanntermaßen kein Freund der Musik des 20. Jahrhunderts, aber als "Forenpapst" :P möchte ich, daß auch jene Schäfchen zufriedengestellt werden, die diese Musik mögen.

    Ich möchte mich ganz herzlich beim Papst bedanken .... (Hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Satz mal schreiben würde ;) )


    Grażyna Bacewicz war nicht nur eine Virtuosin der Violine sondern eine der bedeutendsten polnischen Komponist(inn)en des zwanzigsten Jahrhunderts. Weil sie aber eine Violinvirtuosin war, verdanken wir ihr eine Reihe hervorragender Violinkonzerte, deren Komposition sich über den Zeitraum von 1937 bis 1965 erstreckt. Es gibt sehr überzeugende Einspielungen der polnischen Geigerin Joanna Kurkowicz, die beim Label chandos erschienen sind



    und



    Wer beim Nachzählen das sechste Violinkonzert vermisst, den verweise ich auf den Beitrag unseres werten Kollegen lutgra


    Concerto No. 5 for Violin and Orchestra (1954)
    Concerto No. 6 for Violin and Orchestra (1957) – unpublished and never performed
    Concerto No. 2 for Cello and Orchestra (1963)


    Der Spätstil der Komponistin unterscheidet sich nicht unerheblich von ihrem Frühstil. Es gibt eine Hinwendung zur sogenannten Atonalität. Alle ihre Konzerte erweisen sich aber als sehr originell, auch, wenn die Beschäftigung mit Bartók und dem französischen Impressionismus deutlich zu hören ist.


    Ich zeige hier ihr letztes Violinkonzert in der Einspielung mit Joanna Kurkowicz und dem polnischen Radiosinfonieorchester unter der Leitung von Lukasz Borowicz



    Ich habe eine sehr hübsche Aufnahme gefunden einer Studentin der texanischen Rice University mit Klavierreduktion. Beim Hören muss man sich schon ein klarmachen, dass sich die junge Dame Mary Grace Johnson wohl noch im Studium befindet, aber dafür alle Achtung!:hello:


  • Erscheint am 03.11.23 - und wahrscheinlich folgt noch mehr, da die Aufnahme den Zusatz Vol. 1 trägt.


    Chandos sei Dank.


    SACD

  • Es ist schon bemerkenswert, daß nach Jahrelangem Schweigen - sich gleich ZWEI hochkarätige Label sich um das Sinfonische Werk von Grazyna Bacewicz bemühen. Die Aufnahmen von cpo dürften ja bereits im Kasten sein, da offenbar vom WDR in Cooperation übernommen - wir bekommen sie dann -taktisch völlig richtig - löffelweise verabreicht.....

    Ahh -Ich sehe soeben das BBC-Symphony Orchestra auf der Chandos CD prangen - soll heissen - auch DIESE CD wurde auf Initiative des Orchester, bzw der BBC gemacht. Somit ist die Gefahr, daß - wie wir das bei CHANDOS' RAFF Sinfonien erleben durften - der plötzliche Stop der Serie - wegen zuwenig Nachfrage oder aus anderen Gründen - eher unwahrscheinlich ist.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !