....ist für mich ein unbeschriebenes Blatt....

  • Das wurde heute hier im Forum in Bezug auf das Boston Symphony Orchestra geschrieben. Und es hat einige verwundert.
    Mich persönlich wundert das überhaupt nicht. Zum einen ist der Europäer eher an europäischen Orchestern interessiert, als an amerikanischen, zum anderen gibt es hier zahlreiche andere Faktoren, wie beispielsweise Fixierung auf gewisse Dirigenten und Orchester und noch da zu auf gewisses Repertoire. Wer Beispielsweise auf Mozart und seine Umgebung fixiert ist kennt vermutlich wenige Pianisten, deren Schwerpunlt bei Rachmaninow, Debussy oder skriabin liegt. Die klassische Welt ist in jeder Hinsicht so groß, daß es quasi unmöglich ist auch nur die wichtigsten Interpreten zu kennen. Einer ist Spezialist für Interpreten der 60er bis 80er Jahre, der andere kennt alle Dirigenten, welche auf Nischenrepertoire spezialisiert sind. Kaum jemand hier liest englische oder amerikanische Zeitungen.....
    In einem Klassikforum sind theoretisch die Schwerpunkte anders gewichtet, praktisch indes gibt es auch hier mehr Abneugung und Desinteresse gegen "fremdes" Repertoire auch solchen Interpreten. Prinzipiell genügt es sich eine Sammlung von 8-10 Orchestern und ebensovielen Dirigenten, Pianisten und Geigern zuzulegen. In der Regel gibt man seinen Lieblingsorchestern und -Künstlern den Vorzug - und man löässt die anderen links liegen. Seit ich dieses Forum leite haben sich meine Gewohnheiten in dieser Richtung stark verändert, aber ohne Forum würde ich manche Formation gar nicht kennen.....


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Seit ich dieses Forum leite haben sich meine Gewohnheiten in dieser Richtung stark verändert, aber ohne Forum würde ich manche Formation gar nicht kennen.....


    Siehst Du, lieber Alfred, und das ist der Grund meiner Verwunderung, die ich geäußert habe. Zumindest die "big Five" tauchen doch bei Tamino immer wieder auf, ebenso die Dirigenten, die dem BSO vorstanden. ich dachte einfach, da kommt man nicht vorbei. Natürlich können die Präferenzen auf einem festen Repertoire liegen und ich höre ja auch bevorzugt das GWO Leipzig oder die Dresdner (was wiederum andere nicht verstehen werden), bin also ganz auf meine "Umgebung" fixiert. Aber ich versuche auch zu schauen, was bei den großen Orchestern passiert. Bei einem anderen Orchester hätte es mich vermutlich nicht gewundert, bei den Bostonern aber schon.
    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Leider hat man oft den Eindruck, daß Artikel über Sänger, Solisten und Dirigenten, aber auch Orchester gar nicht wahrgenommen werden, denn das "unbeschriebene Blatt" trifft auch oft auf Namen zu, die öfter hier im Forum erwähnt wurden und werden. Andrerseits - ich bin mir erst neulich dessen bewusst geworden als ich sah, wie wenig ich über Andrew Manze wusste, bzw daß mir das - zugegebenermaßen eher spärliche - Vorhandensein in meiner eigenen Sammlung gar nicht wirklich bewusst war. Es ist halt die Kehrseite einer an sich sehr erfreulichen Medaille: Es gibt und gab eine ganz Flut von hervorragenden Interpreten- quer durch das Raum-Zeit-Kontinuum - und ständig strömen neue nach. Wir wollen hoffen, dass es die Besten sind die sich in unserm Bewusstsein verankern - aber ich glaube, daß es die mit dem zähesten PR Management sein werden - von glücklichen Ausnahmen einmal abgesehen....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !